DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » Sa. 13.11.2010, 17:49

Hallo,

ich bin ein wenig verzweifelt. Ich habe seit mehreren Jahren V.a.DIS. Nun frag ich mich, wie kann ich raus finden ob da was dran ist. Ich habe mir schon mehrere Zusammenfassungen dieser Störung durchgelesen, aber ich habe ein Problem, und zwar habe ich zuviele Lücken in meiner Vergangenheit, an die ich mich nicht mehr Erinnern kann, vor allem aber dieses eine Hauptkriterium, dass ja schon vor dem 5. Lebensjahr was gewesen sein muss, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiss ja nicht genau, ob es nur sowas ganz total schlimm Brutales gewesen sein muss, oder ob da auch "weniger schlimme Sachen" ausreichen. Vielleicht hat jemand Ahnung davon, vllt kann mich irgendwer auf den richtigen Weg schubsen. Ich hab auch sonst noch sämtliche Diagnosen die man haben kann, aber man will mir immer nicht helfen, weil ich allen viel zu schwierig bin. Ich bin kurz vorm Aufgeben, weil ich das Gefühl habe, egal was ich tue, es ist doch eh sinnlos. :( Dabei bin ich immer zu nur am Kämpfen.

LG Herzchen.
Zuletzt geändert von Herzchen am Sa. 13.11.2010, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon planb » Sa. 13.11.2010, 18:28

Hast du irgendeine "Ahnung" vielleicht, dass da was gewesen sein könnte?

Wer stuft dich als zu schwierig ein?
planb
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » Sa. 13.11.2010, 19:01

Ja schon, aber das war eher Misshandlung. Meine Mutter schlug schnell zu, und mein Vater hat mich mal aus dem Kinderwagen geworfen. Ich weiss halt net was da noch alles eskaliert ist in ihrer Ehe. Später war ich auch immer Problemfänger von meiner Mutter. ...Missbrauch, davon hab ich jetzt keine Ahnung. Aber ich weiss, dass ich definitiv emotional vernachlässigt wurde. Aber ich weiss nicht, ob diese Punkte ausreichen?!
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Mad » Sa. 13.11.2010, 19:22

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe warum wan zu DiS neigt oder sie entwickelt. Emotionale Vernachlässigung ist da durchaus auch ein Grund
LG
Crazy
Mad
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » Sa. 13.11.2010, 19:32

Ich würd dem ganzen gern auf den Grund gehen, nur hab ich Angst, was das für eine Kette auslösen könnte. Vielleicht ist ja das der Grund, wieso mich alle als zu schwierig einstufen - Ärzte usw. . Hm. ich weiss nur nicht wo ich anfangen kann/sollte. Und wenn da nur V.a. Dis steht. Die Diagnose war schon vor über 4 Jahren genannt worden. Normaler Weise bin ich dann gleich immer dahinter und will wissen um was es geht, wie ich mir selbst helfen kann etc. pp. Aber ich habe sie komplett verdrängt. Erst durch ein Buch dachte ich "oh, manchmal geht es mir ähnlich". Und dann schaute ich in meinen Unterlagen nach, und fand das. Keiner hatte mir bisher erklärt, dass es sich da um die früher MPS handelt. macht es alles ziemlich schwierig für mich. Irgendwie will ich endlch mit mir selbst weiter kommen, nur weiss ich einfach nicht wie. :(
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Mad » Sa. 13.11.2010, 19:40

Hmm...ich für mich denke , dass es vielleicht ganz gut ist, dass ich einiges nur noch verschwommen weiß. Hat ja schon seinen Grund warum die Psyche zu dis neigt, wenns zu viel wird. Ist doch schon gut, wenn man an dem arbeitet, was man noch weiß. Dadurch wird dann auch eingiges andere klarer oder kommt ins Gedächnis zurück. Immer Schritt für Schritt.
Mad
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » Sa. 13.11.2010, 20:00

Hm da magst du recht haben. Aber für mich ist das komisch, wenn alles unter Schatten begraben ist. Mir fehlen noch soviele Antworten auf vieles. Ich weiss Sachen nicht mehr, die ein Täter später selber zugab. Da komm ich mir ziemlich albern vor, als hätte ich das nicht selbst erlebt.
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon senta » So. 14.11.2010, 00:07

nein,
albern brauchst Du Dich nicht zu fühlen, ich konnte auch lange nicht und immer noch schwer zulassen, dass es traumatisierende Zeiten und Ereignisse gibt, ohne sex Missbrauch oder körperliche Gewalt oder Krieg oder Unfall...

sich an viele Dinge, die man mit weniger als fünf Jahren erlebt hat nicht zu erinnern ist aber nicht unbedingt schlimm

bei diss Zuständen hilft traumaorientierte Therapie, auch wenn im ersten Moment kein genau zu benennendes Trauma zu erkennen ist
senta
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » So. 14.11.2010, 01:49

Da mein späteres Leben auch noch voll von traumatischen Erlebnissen ist, ist das ja ncht so schwer da erstmal rein zu kommen. Das ist ja auch schon bewiesen, auch wenn ich selbst davon noch nicht alles weiss, aber mehr, als eben noch soviel später zurück.

Darf ich fragen, wie die die DIS haben damit umgehen? Wissen eure Mitmenschen das? Merkt ihr selbst wenn ihr wechselt? Ach ich hab noch soviele Fragen, aber will nicht unverschämt sein.
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon myworld » So. 14.11.2010, 10:10

Hi Herzchen,


Wie ich im Alltag mit meinen Dis umgehe habe ich hier vor ein paar Tagen im regetrierten bereich geschrieben. Kurz zusammen gefasst ich habe Skills an der hand die mir dabei helfen in der realität zu bleiben. Beziungsweise die mich schnell in die Realität zurückholen. dazu kommt das ich in der therapie gerüche geräusche empfindungen Situation und orte rausgefunden habe die Dis verstärkend sind und habe mir Handlungsmöglichkeiten überlegt wie ich reagiern kann in solchen momenten um die Dis zu vermeiden oder so kurz wie möglich zu halten. Genauso habe ich mein Notfallkoffer gegen Dis.
Die Frage ob ander was davon wissen, ich habe es nur engen vertrauten erzählt Menschen mit den ich regelmäßig in Kontakt stehe, diese wissen auch wie sie mir im Notfall aus einer Dis helfen können aus der ich allein nicht mehr so wirklich rauskomme. Jedem x belibigem würde ich es nicht erzählen sonder nur Menschen den ich vertraue.
Nun zu der Frage ob ich selbst merke das ich wechsel ich kenne meine körperlichen Vorwarnzeichen. Den direkten Punkt Augenblick des wechsel kriege ich nie mit wenn nur weit weck so als würde es nicht zu mir gehören als würde alles wie verngesteuert ablaufen ohne das ich Handlungspielraum habe.
Die ganzen Fragen die du hast sind völlig verständlich wenn man gerad anfängt sich mit eienr Diagnosse die man hat auseinander zu setzen(finde ich super das du nicht weiter verdrängst sondern in die auseinandersetzung damit gehst), und vielleicht hilft dir der Austausch ja dabei.
myworld
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » So. 14.11.2010, 10:38

myWorld,
danke für deinen Beitrag. Das hilft mir schon mal sehr.

Für mich ist die Frage, ob ich sowas wirklich unnötig breit treten soll? Meine einzige treue Begleiterin weiss natürlich davon, aber sonst eigentlich niemand. Bisher. Ich weiss nicht ob das vielleicht auch so bleiben soll. Vielleicht könnte ich ja auch in ner Art Selbsttherapie irgendwie damit versuchen klar zu kommen. Versuche mich, bzw. die anderen im Zaum zu halten, auf sie einzureden, dass sie einfach weg bleiben müssen, weil sie mich sonst in Teufelsküche bringen. Komm mir vor wie auf nem Maskenball de Luxe. Keine Ahnung ob ihr das auch kennt? Da streitet sich dann quasi alles, ich bin dann nur noch am jonglieren das alles passt. Man wird ja zu gern, wenn man so schwierig ist in ein bestimmtes Krankheitsbild gepresst. Nur ist einem damit ja auch nicht geholfen. Für die anderen hab ich vermutlich nur einen an der Klatsche, spinn rum, übertreibe, simuliere. Ach was ich mir schon alles anhören durfte. Davon ist meine Seele so unendlich verletzt, und ich kann das nicht vergessen, die anderen Teile erst recht nicht, denn in ihnen sind die Wut und die Verletztung gespeichert. Und wenn sie dann wieder wie hinter verschlossenen Türe toben - fühlt sich schrecklich an.

Ich wünsch mir irgendwie - irgendwann ein ganz normales Leben zu führen, irgendwann mal angenommen zu werden. Aber scheinbar sind für mich alle Brücken dort hin abgerissen, was mich unendlich traurig macht. Diese Einsamkeit ist so schmerzhaft. :(
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon senta » So. 14.11.2010, 13:01

hi Herzchen,
kann mich myworld da nur anschließen, ich habe mir auch so ein paar Dinge angewöhnt, die mir helfen können gegenzusteuern oder mich zu sichern.

Du wirst in einer Therapie rausfinden, wie Du Dich da am Besten verhältst, das ist sehr individuell und jeder hat da so seine eigenen "Mittelchen" und Methoden

Aufarbeitung von traumatischem muß da nicht am Anfang stehen, erst mal kannst Du da einiges lernen Dich zu stabilisieren um das irgendwann anzugehen

erst mal kann man Dir helfen, dass diese Zustände Dir nicht mehr so viel Angst machen, und Du lernst, damit umzugehen
senta
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » So. 14.11.2010, 13:16

Darf ich mal fragen, wie lange ihr bis zu dieser Diagnose gebraucht habt? Ich bin erstmals länger in Therapie gegangen ab 2002, was ja jetzt schon 8 Jahre sind. Dann immer wieder gewesen. Ich meine, das ist ja keine Diagnose die man eben mal so nebenbei gestellt bekommt. Das ist ja schon sehr schwerwiegend. Hm. Und wie lange von dieser Diagnose an habt ihr dannn noch gebraucht, um das es euch besser ging?
Ich hab immer Angst, dass mich diese Diagnosen halt auch als doof/dumm/blöd darstellen lassen. Aber in dem Bericht wo sie drin steht, steht "formales denken eher beschleunigt". Und mindestens von normaler Intelligenz. Ich weiss nicht, ob das irgendwas aussagt. Ich weiss auch nicht, wieso ich so Angst davor habe, mein Leben davor ging ja auch irgendwie, und ich kam irgendwie immer weiter, vermutlich deswegen auch diese Abspaltungen, weil ich sonst vllt nicht mehr wäre oder so. Ach ich weiss doch auch nicht. Nun bin ich einmal in diesem Wirrwarr drin, jetzt muss ich die ganze Zeit darüber nachdenken.
Herzchen
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon senta » So. 14.11.2010, 15:43

denk immer daran, die Diagnose verunsichert vielleicht am Anfang, ändert aber ja nichts an Deinem Zustand, die Diagnose gibt Deinem Problem eben nur einen Namen und so kann Deine Therapie immer gezielter stattfinden

ich bin seit 1998 in Therapie wegen Bulimie..., erst nach für nach, nachdem ich diese Krankheit hinter mir gelassen habe, konnte ich an meinen eigentlichen Schwierigkeiten und Belastungen und Traumatisierungen in meinem Leben arbeiten, ich bin immer noch in psychotherapeutischer und psychiatrischer Begleitung und es geht auch bei mir meiner Meinung nach viel zu langsam voran, aber egal, besser als gar kein Fortschritt

die diss Zustände wurden allerdings schon recht schnell in den TheraGesprächen erkannt, war ja auch nich zu übersehen, liegt aber wohl auch daran, dass bei mir die traumatischen Erlebnisse, bzw. Re-Traumatisierungen, ganz eng mit Erfahrungen in der Psychiatrie zu tun haben, mit Gesprächen, mit Nähe und Vertrauen...

so sind die Therasituation, und -gespräche und die Termine in der Psychiatrischen Ambulanz natürlich auch ein gutes und sehr direktes Übungsfeld

wie arbeitest Du denn an den diss Zuständen, wie trainierst Du denn eine bessere Kontrolle...?
senta
 

Re: DIS? oder doch nicht DIS? das ist hier die Frage.

Beitragvon Herzchen » So. 14.11.2010, 16:14

Ich hab die Diagnose jetzt ca. 4 Jahre, und hab sie bis jetzt verdrängt, aber komplett?! Immer mal wieder kurz hab ich gedacht und gewusst, ja ich müsst mal was in die Richtung tun, aber war wohl scheinbar noch nicht bereit es zuzulassen. MIr wurde nur immer wieder wiederholt gesagt, dass ich doch oft dissoziiere. Ich wollte aber normal sein, wollt nicht so sein. Ach das ist alles so schwierig für mich.

Was ich oftmals mache, ich geh vor nen Spiegel um für mich festzustellen, dass ich ich bin, und dass alles so ist wie ich es weiss. Aber ansonsten weiss ich noch gar nix. Eben ausser auf mich selbst einreden, dass ich eben jetzt ich sein muss, und kein anderer Vorrang haben darf.

Tja, da ist halt auch ein Problem für mich. Vertrauen. Ich bin mittler Weile soweit, dass ich gar keinem mehr vertrauen kann. Das ist einfach nur schrecklich für mich. Ich wünschte, ich hätte auch Menschen an meiner Seite, und ich würde nicht ganz alleine da stehen.
Herzchen
 

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