Fragen zur Traumatherapie

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Dani91 » Do. 29.09.2016, 11:41

Hallo,
Ich habe lange überlegt ob ich dieses Thema aufmache. Aber irgendwie lässt mich die Frage keine Ruhe. Im Mai dieses Jahr habe ich ein Ereignis erlitten, was bei mir ein Traum ausgelöst hat. Nach und nach wurde mir dann eine PTBS diagnostiziert. Depression und Schlafstörungen hatte ich schon vorher.
Ich wurde dann bei einem Therapeuten zwischengeschoben der mit mir nach einer Weile EMDR gemacht hat. Da ich nach 6 Wochen wieder arbeiten ging musste ich die Therapie bei ihm abbrechen weil er nur vormittags zeit hatte.
Ich habe gemerkt das EMDR nicht die richtige Methode für mich ist.
Nun meine frage hat jemand Erfahrung oder weiss das es auch gesprächstherapien gibt um Trauma zu verarbeiten? Den ich möchte wenn ich einen Therapeuten finde, nicht nur das trauma aufarbeiten sondern auf meine depressionen eingehen.
Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Wächterin » So. 09.10.2016, 18:09

Huhu grüß dich Dani,

Ich bin derzeit in einer Tagesklinik und besuche dort die Traumatherapie. Das sind immer verschiedene Blöcke. 6 Monate hatte ich schon hinter mich gebracht und jetzt bin ich gerade in dem darauf folgendem 3 Monate Block. Oftmals ist dazwischen 3-5 Monate Pause.
Mein Therapeut und ich arbeiten viel mit der inneren Kind/Anteile Strategie und im Einzelgespräch mit ihm, arbeiten wir mit der Bildschirm Technik. Ich blicke dort auf die Wand , er sitzt neben mir, in dem Abstand der für mich In ordnung ist. Dann blicke ich auf die Wand. Und schildere mein Ereignis: "Sie lief dort lang" - also in der dritten person erzähle ich es. Es schafft Distanz zu dem Erlebten. Mein Therapeut führt mich durch das Ereignis durch. Fragt mich wie meine Gefühle und meine Gedanken waren immer in kleinen Abständen dazu. Vorher gibt es immer eine Stund in der wir besprechen um welche Situation es geht, wie es anfängt, mittelteil, endteil. Also eine kurze Zusammenfassung. Am Ende jeder Sitzung fragt er noch, wie hoch meine Anspannung jetzt ist, wenn ich jetzt direkt an die Situation denke. Und vorab haben wir einen Glaubenssatz vereinbart, wie z.b. Ich habe alles getan was ich konnte und ich bin was wert! - Und er fragt dazu dann auch noch, auf einer Skala von 1-10 oder so, wie sehr ich das schon glaube.
Ich muss sagen, dass ist die perfekte Methode für mich. Es ist natürlich auch eine Konfrontationtherapie, allerdings nicht so intensiv wie das EMDR. Mein Therapeut möchte es einmal mir mir versuchen, wenn meine Anspannung gesunken ist.
Meine Erfahrung mit der Bildschirmtechnik ist,
1. Ich bestimmt das Tempo, die Pausen, ob es unscharf wird und und und, das gibt mir Kontrolle und Sicherheit und das ist super
2. 5 Wochen bin ich da und ich denke in 2-3 Sitzungen ist die Verarbeitung so angestoßen worden, dass ich die nächste Situation besprechen kann. Natürlich mit der gleichen Methode.
=> Der Vorteil an der Tagesklinik ist. Man kommt morgens und geht nachmittags/abends wieder. Es ist wie Schulunterricht könnte man ähnlich vergleichbar sagen. Es gibt noch eine weitere Bezugsperson und eine Ärztin bei denen man jeweils ein mal in der Woche Gespräche hat. Man befindet sich in einer Gruppe mit Menschen, die auch PTBS haben und man hat Gesprächsgruppen, Interaktionsgruppen, Gestaltungsgruppen, bewegungsgruppen und man wird sehr gut begleitet. Bei diesem schwierigen Weg.

Aber ich möchte nichts schön reden. Sich aktiv mit dem Trauma zu beschäftigen ist ein sau harter Weg, mit (bei mir jedenfalls) vielen Körperlichen Symptomen, Alpträumen und Dissoziationen. Im Endeffekt bearbeitet man direkt und offen in voller Konfrontation das Ereignis und holt die Gefühle und Gedanken von damals wieder hoch. Man wird gestützt, doch den Weg muss man alleine gehen und man muss die Verarbeitung zulassen, die Gefühle zulassen. Was sagt mein Traumtherapeut immer so gerne: WUT ist gut, so beginnt die Verarbeitung. lassen sie sie zu. Sie hat eine Berechtigung da zu sein.
Und wegen dem beruf etc. sollte man sich keine großen Sorgen machen, die eigene Gesund sollte einem immer am wichtigsten sein.
Und für jedes Problem gibt es auch eine Lösung. :D

Mein Lieblingszitat in so dunklen Zeiten ist momentan: Mut ist, den Möglichkeiten mehr Glauben zu schenken als dem Erlebten.

Rechtschreibfehler bitte entschuldigen. :coolguy: LG

p.s. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen. Irgendwie.
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Dani91 » Mi. 02.11.2016, 08:38

Danke für deine ausführliche Antwort, sie hat mir sehr geholfen.
Darf ich fragen in welcher Tagesklinik du bist und wie du da hin gekommen bist?
Die Technik die du beschrieben hast sagt mir scjon mehr zu als EMDR. Das schwierige war auxh oft, dass mir die Stabilisierung dafür gefehlt hat.
Auch das, was du über den Beruf und die Gesundheit geschrieben hast, bin ixh Grade dabei zu lernen, dass man schon auf siCh selbst achten muss.
Aktuell fehlt mir einfach ein Therapeut, stehe auf vielen Wartelisten. Habe aber das Gefühl das icj wirklich dringend Hilfe brauche
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Mäuschen » Sa. 05.11.2016, 14:28

Also so ganz grundlegend verläuft eine Traumatherapie in drei Phasen:

1. Phase: Stabilisierungsphase
2. Phase: Konfrontationsphase
3. Phase: Integrationsphase

Bei dir scheint die Stabilisierungsphase nicht stattgefunden zu haben?! Bzw. hört es sich auch so an, als hättest du genau das vermisst. Man kann ein Trauma nämlich eigentlich nicht bearbeiten, solange das ganze Stabilisierungszeugs nicht geregelt ist... Ich war über drei Monate in einer Klinik und wir haben dort kein einziges Mal konfrontiert. Es ging immer nur um Stabilisierung und Beziehungsaufbau zur Thearpeutin. Sonst nichts...

Was in dern einzelnen Phasen dann gemacht wird, hängt von der jeweiligen Therapiemethode ab. Aber die Phasen sind eigentlich immer so...
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Wächterin » Do. 10.11.2016, 23:03

Huhu grüß dich Dani,

Ich bin in der Tagesklinik in Regensburg. DIe ist Teil des Bezirksklinikums.
Dort gibt es z.b. eine Gruppe 2: Erst zur Stabilisierung und nach 3-6Monaten danach kann man eine Traumatherapie beginnen. Man sollte dafür schon recht stabil sein. Sonst klappt es nicht.
Und alles kann zum Beispiel in so einer Tagesklinik statt finden. Wichtig ist dort, dass man sich alle 2 Wochen nach der Anmeldung meldet, damit das Team auch weiß, dass es einem wichtig ist, dort aufgenommen zu werden. Außerdem sollte man ständig an sich selbst arbeiten, reflektieren und analysieren.
Du musst mal bei google schauen, wo und wie es eine Tagesklinik in deiner Nähe gibt. Und ob sich da was finden lässt.
Habe heute Abend leider nicht sehr viel Zeit, darum melde ich mich bei Zeiten nochmal etwas ausführlicher zurück. Bin froh etwas geholfen haben zu können. LG :troest:
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Radiohead » Do. 15.12.2016, 15:03

Hallo Dani

Vielleicht kannst du dich bezüglich deiner Problematik/Symptomatik an eine Traumaambulanz wenden (Unikliniken haben so etwas häufig). Meist haben die mehrere Methoden drauf.
Ich hab erst letzte Woche auf Arte eine Dokumentation gesehen, in der sie die Behandlung der PTBS mit Dociton (Propanolol) beschrieben, die wohl sehr erfolgreich sein soll. Dabei wird das Trauma vorher verschriftlicht und dann nimmt über 6 oder 7 Sitzungen hinweg der Patient jeweils vor der Therapiestunde eine Propanolol Tablette ein und wenn die wirkt liest er das Traumageschehen dem Therapeuten vor. Das wiederholt sich wie gesagt mehrmals und soll zu einer deutlichen Verbesserung, sogar Heilung führen.
Ich weiß aber nicht, ob diese Methode schon voll anerkannt ist, oder noch als Studie läuft.

Viele Grüße
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Mäuschen » Do. 15.12.2016, 15:42

Krass, ich habe es inzwischen nur sehr langsam geschafft zwei Personen von dem zu erzählen, was damals passiert ist. Es irgendwo aufzuschreiben, wäre für mich etwas undenkbares... Beim Erzählen ist es nur ausgesprochen und dann wieder weg. Wenn ich es aufschreibe, ist es für immer da und nicht einfach wieder weg.
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Re: Fragen zur Traumatherapie

Beitragvon Ruby » Do. 15.12.2016, 16:05

Radiohead hat geschrieben:Ich weiß aber nicht, ob diese Methode schon voll anerkannt ist, oder noch als Studie läuft.

Scheint bei PTBS bisher wohl noch ein Off-Label-Use zu sein. Wahrscheinlich läuft die Studie noch. Wusste gar nicht, dass Propanolol solch Wirkung auf PTBS hat. Ich glaube, es soll dann wohl bei dieser Traumatherapie gegen Flashbacks helfen und die Triggeranfälligkeit mindern. Oder verstehe ich das falsch? Gleichzeitig soll es gegen Übererregbarkeit wirken. Klingt irgendwie interessant.

Lieben Gruß
Ruby
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