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Sind das Dissoziationen?

BeitragVerfasst: Do. 14.07.2016, 23:38
von Iwik
Hallo,
seit einiger Zeit habe ich seltsame Zustände in denen ich extrem tief in meinen eigenen Gedanken/in meinem eigenen "Kopf" drinstecke, währenddessen alles automatisch mache und erst, wenn diese Automatik mit einem Problem konfrontiert ist, "aufwache". Es fühlt sich tatsächlich an wie ein Aufwachen, denn die Gedanken fühlen sich (danach) erstens so unbewusst und automatisch an, als wäre es ein Traum gewesen, ich kann mich zweitens fast gar nicht oder nur schemenhaft in Grundzügen daran erinnern worüber ich nachgedacht habe, wie manchmal bei Träumen und ich bin danach seltsam verwirrt. Es ist zum Beispiel passiert, dass ich in einem solchen Zustand nach Hause gekommen bin, mein Fahrrad in die Garage gestellt habe, wozu ich meinen Schlüssel brauche, die Haustür geöffnet habe, denn Schlüssel in die jackentasche gesteckt habe und vor meiner Wohnungstür "aufgewacht" bin. Als ich meinen Schlüssel dann nicht gefunden habe, habe ich gedacht ich hätte ihn verloren. Bin dann wieder nach unten gegangen und habe geschaut ob ich mein Fahrrad in die Garage gestellt habe, wobei ich mir nicht mehr ganz sicher war, um herauszufinden ob ich meinen Schlüssel hatte. Dabei hätte ich mich fast im Glauben keinen Schlüssel zu haben "ausgesperrt" (ich hatte ja einen), wäre mir nicht kurz bevor ich wieder zur Haustür rausgegangen bin eingefallen, dass ich ja ohne Schlüssel gar nicht ins Haus gekommen wäre.
Des weiteren kann ich mich manchmal nicht mit meinen eigenen Gefühlen "identifizieren". Ich habe sie zwar und ein Teil von mir fühlt auch stark, zum Beispiel wenn es mir schlecht geht, aber ein anderer Teil ist so distanziert von diesem Gefühl, als würde es nur an mir vorüberziehen, als würde ich "taub" fühlen, obwohl das ja ein Widerspruch in sich ist. Habe bisher im Internet so einige Sachen gelesen und werde auch mal die psychiologische Beratung fragen, zu der ich ab und zu gehe, aber bevor diese mich für verrückt und hypochondrisch hält wollte ich hier mal nachfragen, ob ihr mir sagen könnt, ob das Ganze etwas mit Dissozitation zu tun hat oder reine Unkonzentriertheit/Abwesenheit ist.
Vielen lieben Dank schonmal an alle die antworten!

Re: Sind das Dissoziationen?

BeitragVerfasst: Di. 19.07.2016, 21:11
von Vanillya
Ähnliches kenne ich von mir selber auch und leide unter verschiedenen Formen von Dissoziationen bzw. Habe die dissoziative Identitätsstörung. Für mich klingt es wie eine Derealisation. So dieses Gefühl dass alles ein Traum ist aus dem ich kurz aufwache und wieder weiterträume. Unwirklich alles...und verschleiert und verwirrend...


Ich habe hier was gefunden vllt. Findest du dich da ja wieder, das sind so alle gängigen Formen von Dissoziationen und was mit denen nah "verwandt" ist.

2.1. Dissoziative Amnesie
Bei der dissoziativen Amnesie kommt es zu ausgestanzten Erinnerungslücken, die sich meist auf peinliche, erschütternde oder traumatisierende Ereignisse beziehen. So kann sich der Betroffene nach Unfällen, nachdem er gedemütigt oder misshandelt wurde, nachdem er Opfer einer Straftat geworden ist oder selbst etwas Verbotenes tat, nicht mehr an den Hergang der Ereignisse erinnern. Oder er vergisst das Ereignis überhaupt.

Fließende Übergänge bestehen zu Erinnerungsverfälschungen. Dabei besteht zwar eine Erinnerung an das Ereignis, die erinnerten Details erscheinen jedoch ebenso stark subjektiv verzerrt, wie die Deutung des Erlebten insgesamt. Untersuchungen zeigen, dass bereits die normale Gedächtnisfunktion Inhalte keineswegs objektiv abspeichert. Je länger Erlebtes zurückliegt, desto mehr verdichtet das Gedächtnis es zu einer individuellen Version, die stark von den Versionen anderer abweichen kann. Dabei scheint Verdrängung eine große Rolle zu spielen.

2.2. Dissoziative Fugue
Der Betroffene einer dissoziativen Fugue bricht plötzlich aus einer alltäglichen Situation aus und macht sich auf den Weg nach sonst wohin. Er verlässt Wohnung oder Arbeitsplatz und wundert sich Stunden oder Tage später, wie er an die Stelle kam, an der er wieder "zu sich kommt". Dabei vollzieht der Kranke von außen betrachtet ganz normale Handlungsabfolgen. Während der Reise kann sowohl die Erinnerung an seine Vergangenheit als auch an seine aktuelle Lebenssituation abgespalten sein. Im Nach­hinein besteht Amnesie für den Hergang der Fugue und die Motive, die zum Aufbruch führten.

2.3. Dissoziativer Stupor
Beim dissoziativen Stupor verfällt der Kranke in einen Zustand geistesabwesender Bewegungslosigkeit, an den er sich danach nur verschwommen erinnern kann. Während des Zustands reagiert er kaum auf äußere Reize.

2.4. Dissoziative Bewegungsstörungen
Bei den dissoziativen Bewegungsstörungen kommt es zu "Lähmungen" oder vermeintlich unwillkürlichen Bewegungen einzelner Körperglieder, die sich der Kranke nicht erklären kann.

2.5. Dissoziative Anfälle
Dissoziative Anfälle ahmen körperlich begründete, epileptische Anfälle nach. Allerdings kommt es kaum je zu den typischen Begleiterscheinungen echter Krampfanfälle, wie Zungenbiss, Einnässen oder Einkoten. Auch Verletzung sind sehr selten.

Zu den dissoziativen Anfällen ist ebenfalls ein bestimmter Typus von Kollapsneigung zu rechnen, der heute selten geworden ist. In viktorianischen Zeiten fiel so manche Dame in Ohnmacht, wenn ein peinliches Thema aufkam, das mit seinerzeit stark tabuisierten Trieben in Verbindung stand. Der Verkauf von Riechfläschchen, der damals florierte, ist heute kein Geschäft mehr.

2.6. Dissoziative Sensibilitätsstörungen
Dissoziative Sensibilitätsstörungen treten als Taubheitsgefühl oder Kribbeln in unter­schiedlichen Hautarealen auf oder sie betreffen die Funktion einzelner Sinnesorgane. Es kommt zu Seh- oder Hörverlust. Der Kranke kann plötzlich nichts mehr riechen oder schmecken.

.1. Depersonalisation / Derealisation
Bei der Depersonalisation kommt es zu einem Gefühl der Entfremdung gegenüber dem eigenen Körper oder der seelischen Selbstwahrnehmung. Die Betroffenen empfinden sich als Ganzes unwirklich, wie distanziert zu sich selbst, ohne dass sie einen Teilas­pekt ihrer selbst als konkret verändert wahrnehmen. Eigentlich ist alles wie immer, nur dass es irgendwie merkwürdig ist. Solche Zustände können heftige Ängste hervorrufen, vor allem die Angst, verrückt zu werden; die sich ihrerseits bis zur Panik steigern kann.

Bei der Derealisation bezieht sich das Empfinden von Fremdheit und Distanz auf die Außenwelt. Unterwegs in der Stadt wirken die Dinge befremdlich, unwirklich, entrückt oder fassadär, ohne dass sich an den Details erkennbar etwas geändert hätte.


Dissoziative Identitätsstörung
Bei der multiplen Persönlichkeit lebt der Kranke zu verschiedenen Zeiten verschiedene Rollen aus, ohne dass er die Eigenschaften dieser Rollen einer einzigen - widersprüch­lichen - Gesamtpersönlichkeit zuordnet. Während der gesunde Mensch weiß, dass er je nach Situation und innerem Werturteil lieb oder böse, pflichtbewusst oder gleichgültig, prüde oder sinnenfroh sein kann, geht das Bewusstsein der Widersprüchlichkeit bei der dissoziativen Identitätsstörung verloren. Die multiple Persönlichkeit deutet sich nicht als ein Sowohl-als-auch. Sie kennt sich nur als Entweder-oder.

Die verschiedenen Teilpersönlichkeiten ordnen sich meist Namen zu, so als gäbe es tat­sächlich zwölf Seelen in einer Brust. Dann ist heute die pflichtbewusste Annegret am Werk, morgen die verruchte Chantal und übermorgen die boshafte Käthe. Was aller­dings fehlt, ist eine konstante Persönlichkeitsinstanz, die Verantwortung für die Taten der Teilpersönlichkeiten übernimmt.

Re: Sind das Dissoziationen?

BeitragVerfasst: Mi. 23.11.2016, 20:16
von phine
Hallo Iwik!

Deine Thread ist ja schon etwas älter, aber ich bin neu hier und kann mich gut damit identifizieren, deswegen antworte ich mal :-)

Diese Frage stelle ich mir oft genauso und habe es noch nicht konkret herausgefunden. z.B stehe ich vor meinem Fahrrad und möchte es anschließen, doch ich habe dies grad schon getan und erinnere micht nicht mehr. Oder ich will einen Schlüssel in den Schrank stecken und stecke ihn aber in die Zimmertür. Beim Aufräumen weiß ich oft nicht was ich grade in einem Raum machen wollte.

Ich dachte immer ich hab ADS, Alzheimer oder ein Gehirntumor. Ich schon auch Hypochonda. Ich bekam die Diagnose Dissoziative Störung, aber bis heute bin ich mir da unsicher, ob dies genau das ist. Emotionale Aufgewühltheit macht doch einfach jeden Gagga im Kopf. Diagnosen machen mich nur noch unsicherer, wenn ich mich in einer bestimmten momentanen Wahrheit aufhalte. Andermale kann ich mich doch damit identifizieren. Aber die Diagnose allein hilft mir da auch nicht weiter.

Was auf jeden Fall immer hilft bei Unkonzentriertheit, egal was auch immer der Grund dafür ist, sind Achtsamkeitsübungen. Besonders bei Routinedingen wie das tägliche auf- und abschließen schaltet doch das Gehirn noch schneller ab. Man kann z.B. Gegenstände platzieren, die einem sagen sollen: Achtung, konzentriere dich auf die Gegenwart.

Falls das noch öfters auftaucht schau mal online. Es gibt sehr viele Achtsamkeitsübungen, auch andere, die man langfristig üben und machen kann. Es gibt auch viele Gruppenkurse. Achtsamkeitsübungen scheinen grad voll im Trend zu sein :mrgreen: ... auch für "Normalgestresste" zum Entschleunigen ....und ist auch oft Teil der Therapie bei Dissoziation. Kann also eigentlich nicht Schaden

Hoffe deine Konzentration ist besser geworden! viele Grüße!

Ich habe bis heute nicht den Unterschied zwischen Veträumtheit und Dossziation verstanden. Ich bin einfach immer verträumt :roll: Auch wenn es viele Menschen versucht haben mir zu erklären ...und tausend Texte aus dem Internet helfen mir da auch nicht weiter. Ich werde mich mal schauen ob ich hier ein Thread zu finde.