Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziationen?

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziationen?

Beitragvon Emotionsembargo » Fr. 19.09.2014, 11:11

Hallo zusammen,

ich bin neu hier an Board und wie in meinem Vorstellungsthread schon erwähnt, versuche ich mir Mut zuzureden, mich hier zu beteiligen.

Ich starte nun mal den 1. Versuch:

Ich komme gerade von meiner Therapie, zur Zeit befinde ich mich noch in der Diagnostik.

Meine Therapeutin hat keine Zweifel an den bereits gestellten Diagnosen (Borderlinestörung und schwere Depression).
Heute meinte sie, dass sie durch den Entlassbericht aus der Psychiatrie und den Sitzungen mit mir, vermutet, dass noch weitere Diagnosen abzuklären sind.

Im Raum steht u.a. eine posttraumatische Belastungsstörung.

Sie gab mir zwei Fragebögen mit, die ich auch direkt bearbeitet habe.
Zum einen den "Impact of Event Scale" und zum anderen den "Dissociative Experience Scale", um die Belastung eines Traumas besser einschätzen zu können und herauszufinden, in wieweit mich Dissoziationen beeinträchtigen.

Ich war recht neugierig und habe mal Google direkt angeschmissen, was meine Antworten denn nun "bedeuten". Ich weiß, meine Therapeutin wird mit mir diese Fragebögen auswerten, aber da sie nun einige Zeit im Urlaub ist, wollte ich nicht so lange mit diesem Gefühl "Was denn noch alles?!" schwanger gehen. :-|

Die Auswertungen sind laut Internet jetzt nicht so berauschend. :cry:

Aber wie viel kann man überhaupt auf solche Fragebögen geben?

Nicht, dass mein Thread den Eindruck erweckt, dass ich nun krampfhaft gegen weitere Diagnosen kämpfen mag. Ich weiß ja, dass das bloß Begriffe sind, aber ich tue mich doch recht schwer und fühl mich direkt schlecht, wenn ich lese, dass der Cut-Off Wert eine schwere Traumatisierung und die Prozentzahlen des DES II eine schwere dissoziative Störung vermuten lassen.

Wie ist eure Erfahrung mit solchen Tests?

Mich deprimieren sie. Und ich ärgere mich jetzt auch, dass ich direkt danach recherchieren musste. Hätte ich doch besser mal den Termin mit der Therapeutin abgewartet. :(

Liebe Grüße
Emotionsembargo
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Re: Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziatione

Beitragvon warum ich » Fr. 19.09.2014, 14:27

Emotionsembargo hat geschrieben:Aber wie viel kann man überhaupt auf solche Fragebögen geben?

vielleicht sollte die frage überhaupt schon lauten: "wieviel kann man überhaupt auf googlen in diesen dingen geben?" ... ?

hier aufgelaufen bist du ja wohl aus soetwas wie der intuitiven einsicht, daß es zuweilen eben möglichkeiten des interaktiven austauschs braucht - ... statt nur nachzulesen, wo einer soetwas schoneinmal gefragt und welche antworten er günstigstenfalls bekommen hätte dann

siehst du, und genauso ist es im grunde auch mit fragebögen jeglicher art: sie entrücken zu allererst schon mal den, welcher die eigentlichen fragen hätte, von dem, der sie beantworten könnte (können sollte).

nochmal extra weit, wenn die "ausdenker" der sozusagen "vorauseilenden gegenfragen" (das sind die, welche in den fragebögen dann stehen), diese also auch schon geographisch ganz woanders angesiedelt sind als leute, die deine eventuellen probleme auch schon von daher weit besser kennen und bewerten könnten.
(zu erkennen an den fremdländischen überschriften, die du aufzählst.)

... das erstmal zur frage, was man von solchen fragebögen am besten halten sollte ...

nächste frage wäre dann, was man von therapeuten halten soll, die sich ein bild von ihren klienten mit solchen mitteln nur verschaffen zu können offenbar meinen ...

mit einem fragebogen kann man hantieren, wenn man ansonst den zugang zum klienten nur schwer findet. soll heißen, der so vernagelt vielleicht wäre, daß er nur schwer begreifen kann, welchem zweck die (direkten) fragen des therapeuten überhaupt nützlich sein könnten.
so sähe er's gleich mal vorgedruckt :wink:

alternativ, wenn man jemandem bestimmte fixe ansichten zu seiner krankheit ausreden wollte.

ich denke, ob etwas unter dis einzuordnen wäre, sollte ein therapeut nachher auch noch ohne vorgegebene fragen zu erkennen in der lage sein.

und genauso bei ptbs. das wirst du doch wohl am ehesten selber wissen, ob es in deinem leben ein deutliches traumatisches ereignis gegeben hatte. und nach wenigen entsprechenden fragen weiß nachher auch der therapeut, inwieweit dieses erleben dich heute noch belastet.

schreib' vielleicht hinterher mal, wie die auswertung verlaufen war (nur deine gefühlsmäßige bewertung, bezogen gemeint auf den neuigkeitswert, den diese informationen dir hatten erbringen können)

... und im hinterkopf stellst du allem die frage entgegen, ob das alles nicht genauso auch ohne bemühung von fragebögen zu erkennen möglich gewesen wäre ...

indessen sind fragebögen insofern ganz praktisch, daß jemand, der sich darauf verlegt hat, auf diese weise eben zu arbeiten, weit schneller etwas wiederfinden kann, was er in seinen, ansonst ja zumeist handschriftlichen aufzeichnungen wesentlich zeitaufwendiger nur könnte - ... falls überhaupt jemals nochmal wieder :mrgreen:
warum ich
 

Re: Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziatione

Beitragvon Tina » Fr. 19.09.2014, 15:06

Hallo Emotionsembargo,

also erstmal kann ich Dich verstehen, dass Du danach im Internet recherchiert hast.
Wer schafft es schon, eine Sache einfach so beiseite zu schieben, die einen innerlich doch sehr bewegt.
Ich hätt wahrscheinlich auch geguckt.

Ansonsten kann ich mich hier meiner VorrednerIn nur anschliessen.
Man sollte solche Tests nicht überbewerten, sie mögen einen ersten Hinweis oder Anhaltspunkt geben, mehr aber auch nicht.
Viel wichtiger bist Du selbst ......und Dein Therapeut/Therapeutin.

PS...wenn ich mal einen Internet-Test bez. Depression mache, omg.... das Ergebniss nehm ich nicht so ernst, um es mal vorsichtig auszudrücken.

elgetina :)
Tina
 

Re: Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziatione

Beitragvon Emotionsembargo » Mo. 22.09.2014, 09:17

Ich danke euch beiden für eure Beiträge. :)


Natürlich ist das Googeln nach Fachwissen immer so eine Sache, im Internet kann alles und nichts stehen: Wahrheiten neben Lügen, ohne, dass man sie als Laie enttarnen könnte.

Deshalb ärgere ich mich ja auch, dass ich überhaupt solche Werkzeuge nutze und nicht einfach abwarte, bis jemand, der’s studiert hat, erklärt.

Vermutlich blamiere ich mich jetzt, aber auch nach mehrmaligen Lesen verstehe ich nur im Ansatz, was mir
warum ich hat geschrieben:nochmal extra weit, wenn die "ausdenker" der sozusagen "vorauseilenden gegenfragen" (das sind die, welche in den fragebögen dann stehen), diese also auch schon geographisch ganz woanders angesiedelt sind als leute, die deine eventuellen probleme auch schon von daher weit besser kennen und bewerten könnten.
(zu erkennen an den fremdländischen überschriften, die du aufzählst.)

sagen könnte.
Deshalb kann ich darauf auch keinen wirklichen Bezug nehmen.


Was die Fragebögen taugen ist, wie im Ausgangsbeitrag beschrieben, meine hauptsächliche Frage.
Therapeuten danach zu (ver)urteilen, ob sie diese nutzen oder nicht, ist nicht mein Ding.

Jeder, wirklich ausnahmslos jeder, Psychiater und Psychologe, den ich in den letzten 10 Jahren kennengelernt habe, nutzt diese Fragebögen - und nicht nur bei mir, sondern generell.

Ich versuch mich darin, mir weiszumachen, dass sie der Untermauerung einer Diagnose (wie gesagt, sie vermutet das Bestehen einer PTBS und einer DIS) dienen sollen, denn ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass sie als Instrument gedacht sind, Diagnosen festzustellen (Dann könnte im Grunde jeder Laie die Aufgabe von Psychiatern und Psychologen übernehmen).

Ein Argument, was für die Untermauerung spricht, fällt mir auch spontan ein:
Wenn es der Feststellung, ob überhaupt irgendeine Krankheit vorliegt, dient, würden ja jedem Patienten nicht 2-3 Fragebögen blühen, sondern der komplette Katalog.

Und Tina sagt’s ja indirekt:
wer im Internet nach ähnlichen Tests sucht, diagnostiziert sich schnell selbst mal eine psychische Erkrankung - losgelöst vom umfangreichen Fach- und Hintergrundwissen eines Experten, der sich mehr als nur 30 unspezifischen Fragen bedienen kann, um zu diagnostizieren.
Nur, unterscheiden sich diese von „Fachleuten“ konzipierten Fragebögen so stark von denen, die man im Internet findet?

Bei IQ-Tests kann ich diese Frage mit einem klaren „Ja!“ beantworten, da habe ich deutliche Unterschiede festgestellt und kann viel leichter zu dem Schluss kommen, dass die umfangreichen Tests, die man bei Fachinstituten absolviert, doch von einer anderen Qualität sind.

Aber hierbei?


Dass Dissoziationen vorliegen ist klar, ebenso wie das Trauma.
Zu lesen, wie schwer diese beiden offenbar aber doch wiegen, ist mir neu, da ich beides eher als Bestandteil der Persönlichkeitsstörung sah.

Ich merke gerade selbst, wie sehr ich mich gegen weitere Diagnosen sträube. Ich hatte die Schublade schon geschlossen, sozusagen.
Jetzt wird sicher auch die Therapie nochmals neu ausgerichtet werden müssen. Und das ist letztlich das, was mich am meisten frustriert.
Jedes Mal, wenn ich mich mit einer Diagnose angefreundet habe und mich auf eine Therapie einlasse, kommen neue Diagnosen hinzu, als wäre das alles ein bodenloses Fass.

Liebe Grüße
Emotionsembargo
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Re: Wie viel taugen Fragebögen zu Traumata und Dissoziatione

Beitragvon Lilu » Mo. 22.09.2014, 16:57

Hallo,

um grob den Stand der Dinge einzuschätzen, finde ich diese Test`s nicht so verkehrt. Für mich war es sehr hilfreich, da ich in Gesprächen sehr schnell dissoziiere und ich dann keine Antworten mehr weiß, oder wieder mal alles vergessen habe :shock:

Auch war es für mich hilfreich beim großen "SKID-D Interview" Fragen gestellt zu bekommen, weil ich wie gesagt immer alles vergesse. Wichtige Dinge die ich eigentlich der Thera erzählen sollte, ich aber nicht wußte, dass es wichtig ist bzw. Dinge, die ich schon wieder vergessen habe, aber manchmal später wieder erinnern kann.

Also für mich sind diese Test hilfreich für einen Start in eine Therapie. Aber nichts ersetzt die Gespräche mit einer kompetenten Therapeutin.

LG Lilu
Lilu
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