Ergibt das irgendwie Sinn?

Es geht hier um die Themen sexueller Missbrauch und Nötigung bzw. Vergewaltigung sowie um körperliche wie emotionale Formen der Gewalt.

Wichtig: Die Inhalte dieses Unterforums können v.a. für Betroffene stark triggernd sein!

Ergibt das irgendwie Sinn?

Beitragvon mansikka » Di. 19.11.2013, 01:18

Hallo! Ich habe gedacht, ich probiere es einmal mit einem Forum über dieses Thema, weil ich selbst Probleme habe.. die vielleicht in diese Richtung gehen... Es fällt mir zwar schwer, das bei mir selbst ernst zu nehmen, denn ich wurde nie richtig vergewaltigt - und irgendwie wird über den emotionalen missbrauch nicht geredet... Zumindest kommt es mir so vor..
Mir fiel einfach auf, dass seit ca. 2, 3 Jahren immer wieder dieses Ohnmachtsgefühl auftritt.. und dieses rasende Gefühl, ich müsste meine Freundin verbal attackieren.. sobald sie etwas über Sex oder ihre Erfahrungen mit Männern, oder dass sie in den einen oder anderen verliebt war, spricht, werde ich rasend. Ein schreckliches Gefühl kommt in mir auf, ein Schockzustand und ein Hass.. ich mache sie dann immer verbal fertig, beschimpfe sie, bezeichne sie als Schlampe usw..
Nun hat das unsere Beziehung sehr belastet...... Sie sagt mir immer wieder, dass ich wahrscheinlich Sachen, die mir selbst passiert sind, auf sie projiziere.
Ich habe mich ausnutzen lassen in der Vergangenheit. Schon als Kind und später im TeenagerAlter habe ich mit mir Dinge machen lassen, die ich nicht wollte. Als Kind haben mich 2 Buben, die 2 Jahre älter waren als ich, überredet, mich auszuziehen und so zu "spielen" als würden wir Sex haben.. Das Ereignis habe ich lange verdrängt.. oder vergessen? Ich habe es nicht ernst genommen, alle reden ja von Kinderspielen und dass das normal ist und so.. aber mir kommt vor, es hat etwas anderes in mir ausgelöst.. dass ich mich als Objekt gefühlt habe.. es war einseitig, ich wollte das nicht und konnte nicht nein sagen.. später, als ich ein Teenager war, habe ich mich immer wieder mit Jungen eingelassen, mit ihnen mitzugehen und Sex zu haben. Ich habe mich nicht gespürt und wollte sie nicht enttäuschen - habe gedacht, sie wollten das... ich habe nie gemerkt, wie sehr mir das geschadet hat und dass ich meine Körpergrenzen überhaupt nicht (mehr) wahr genommen habe...... ich glaube, es war als Kind zu früh, dass ich mit dem Thema Sex überhaupt in Berührung gekommen bin.. dass mich die Buben nur als Objekt und als Körper wahrgenommen haben...
Und jetzt ist es so, als wären diese Ereignisse quasi von mir abgekoppelt..... ich erlebe sehr oft Triggers in letzter Zeit, zb Sex Szenen im Fernsehen, oder wenn meine Freunde darüber sprechen.. ich fühle mich dann taub und starr und als würde ich gerade einen Schock erleben... Und ich hasse Frauen, insbesondere meine erwähnte Freundin dafür, dass sie jemals einen Mann gemocht haben und sich sogar in ihn verliebt und dann eingelassen haben.. Mir kommt vor, anstatt meine eigenen Traumata bewältigen zu können, lebe ich meinen Hass und Selbsthass durch andere aus.....
Es beeinträchtigt mich momentan sehr in meinem Alltagsleben - vor allem kann ich kaum mehr etwas mit Freunden unternehmen, und auf der Uni sehe ich immer einen Konkurrenzkampf und Angst vor Machtverhältnissen mit meinen männlichen Mitstudierenden.
Kann mich irgendwer verstehen?
Ergibt das Sinn? Was kann man da tun? Geht es anderen auch so?
Liebe Grüße, Anna
mansikka
 

Re: Ergibt das irgendwie Sinn?

Beitragvon Jakartanuts » So. 01.12.2013, 02:08

Es ergibt Sinn. Ich glaube du bist einfach nur gekränkt, weil du dir denkst, dass jemand, also irgendein Junge den du siehst, von Anfang an denkt das er mehr Macht hätte als du, nur weil er männlich ist. Und ich glaube diese Arroganz, die Mimiken solcher Jungs und der Gedanke, dass ein Geschlecht höher gestellt wird als das andere lässt dich sofort in diese Abwehrphase der Gleichberechtigung gehen. Das kann ich auch gut nachvollziehen.

Ich an deiner Stelle würde genauso fühlen, aber du musst auch eins verstehen und nachvollziehen können. Viele Jungs haben nur schlechte Erfahrungen gemacht und wurden immer betrogen und dann sind sie erst zu der Ansicht erlangt, dass alle Frauen Schl...pen seien und sie fühlen sich nicht anders als du.

Bei Jungs ist es betrogen zu werden und bei Mädchen sexuell ausgenutzt zu werden und auf beiden Seiten kommen dann die gleichen Reaktionen hervor, die einen Machtkampf hervorrufen.

Ich habe mal ein bisschen nachgedacht und mir so eine Art Lösung für dich ausgedacht. Wieso machst du es nicht andersherum? Statt einen Machtkampf anzufangen, versuch den Jungen vom Gegenteil zu überzeugen, das nicht alle Frauen so sind, indem du ihm Nettigkeit und Respekt zeigst. Der Rest kommt mit der Zeit. Der Junge wird in dir bezüglich der Frauenwelt Hoffnung sehen.

Er wird sich denken, "oh vielleicht sind doch nicht alle Frauen gleich." Das würde mit der Zeit den Machtkampf beenden, weil ihr beide anfangen werdet andere Meinungen zu vertreten. Aber eins sei jedoch gesagt, es gibt immer irgendwelche Schauspieler, einfach Asis die einem nur was vorspielen, aber ich will dich damit nicht abschrecken, ich will dir einfach nur sagen, dass es zum Leben dazugehört. Ohne Fehler kann man nicht wachsen.

Zum Beispiel, wenn du diese Fehler nie gemacht hättest, dann würdest du es jetzt auch nicht erkannt haben, dass es falsch war, denn du bist allein schon daraus gewachsen, dass du es erkannt hast(Selbsterkentnnis). Der erste und beste Schritt ist es sich seinen Fehlern bewusst zu werden und sich diese einzugestehen, denn nur dann kann man in den nächsten Schritt gehen, "die Veränderung". Und du bist ja automatisch in irgendeinem Sinne schon positiv verändert, wenn du dir jetzt schon gesagt hast, dass es falsch war und du es nicht mehr tun willst/wirst.

Versuch dir mehr Selbstbewusstsein anzueigenen, indem du Erfolgserlebnisse hast, wie z.B wenn du meinen Tipp befolgst und jemanden versuchst vom Gegenteil zu überzeugen, statt an einen Machtkampf zu denken. Versuch dich von diesen Gedanken abzulenken.

Du wirst ja auch die Veränderung des Jungen miterleben und das wird dir dann zeigen, dass es nicht an dem Jungen lag, sondern an dem Leid, dass er durch dramatische Beziehungen erlitten hat. Und dann steht dir auch das Tor offen ihn plötzlich zu mögen, obwohl du vorher skeptisch und rasend warst.

Denk daran jeder Mensch hat einen Grund dafür, wieso er so ist wie er ist, da jeder Mensch Erfahrungen sammelt, die letztendlich entweder zu Positiven oder Negativen Veränderungen des Charakters führen. Bei manchen Leuten muss man einfach nur nachhelfen, dann sind die auch in Ordnung. Nicht jeder war von Anfang an ein Fiesling, man muss sie nur wieder auf die Richtige Seite bringen und genau das war ja auch mein Tipp an dich, es so zu versuchen und nicht andersherum ;)

Ich hoffe ich konnte dir helfen :)
LG
Kev
Jakartanuts
 

Re: Ergibt das irgendwie Sinn?

Beitragvon GefallenerEngel » So. 01.12.2013, 19:20

Ich kann dem Beitrag von Jakartanuts nur zustimmen. Die Zusammenhänge sind wirklich exzellent beschrieben und erklärt. Es gibt dem nichts hinzuzufügen. Wenn man seinen Mitmenschen von etwas überzeugen will, dann geht das nur und ausschließlich über das eigene vorbildhafte Verhalten! :!:
GefallenerEngel
 


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