Ich habe Angst

Es geht hier um die Themen sexueller Missbrauch und Nötigung bzw. Vergewaltigung sowie um körperliche wie emotionale Formen der Gewalt.

Wichtig: Die Inhalte dieses Unterforums können v.a. für Betroffene stark triggernd sein!

Ich habe Angst

Beitragvon Seestern » Mo. 10.04.2017, 19:18

Ich bin seit sehr langer Zeit in Therapie. Ich habe so viele Therapeuten durch, weil ich IMMER wenn es um die TRaumaaufarbeitung geht, aufhöre, abbreche. Panik bekomme. Ich kann das einfach nicht.

Jetzt habe ich seit 5 Monaten einen neuen sehr tollen Therapeuten. Im Juni gehen wir in die Aufarbeitung. Wir reden jetzt schon oft darüber, wie es mir damit geht, er versucht jetzt schon manchmal mich zum öffnen zu bewegen. Ich will nicht schon wieder aufgeben, ich möchte es endlich schaffen. Ich möchte auch so gerne bei ihm bleiben, er ist so toll und einfühlsam. Übrigens das erste mal ein Mann. ´

Ich würde gerne wissen wie das so ist, wenn ihr von euren "Erlebnissen" ich meine, mir wäre das peinlich zu erzählen, was er alles gemacht hat. Ich kann über intime Dinge nicht sprechen. Ich weiß nicht wie ich dahinkommen soll.

Kurz zu mir. Ich wurde vom 5 bis 12 Lebensjahr von meinem Onkel sexuell Missbraucht. Er hat sich das Leben genommen als alles ans Tageslicht kam.

Es würde mir so gut tun, endlich mit jemandem über all die schlimmen Dinge zu sprechen, aber ich habe so eine wahnsinnige Angst davor.
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Re: Ich habe Angst

Beitragvon Mäuschen » Mo. 10.04.2017, 19:28

Ich habe vor etwas mehr als einem Jahr das erste Mal jemandem erzählt, was damals passiert ist. Davor habe ich es einigen schon angedeutet, aber noch nie wirklich davon erzählt. Mir war es auch einfach zu peinlich und keine Ahnung was alles. Das Gespräch war schrecklich. Ich war wahrscheinlich mehr weg als da während dem Gespräch und mein Gegenüber tat mir echt leid. Gleichzeitig war es aber auch so gut!!! Es war einfach nur befreiend, es endlich mal erzählt zu haben. Und die total positive Reaktion meines Gegenübers zu erleben. Die Sache hat mich endlich nicht mehr so sehr gefangen genommen, wie das vorher der Fall war. Also ich bin echt total erleichtert, dass ich es endlich jemandem erzählt habe. Vielleicht wir das bei dir ja auch der Fall sein?!

Ansonsten denke ich, wenn du deinem Therapeuten vertrauen kannst, dann wird er auch dafür sorgen, dass die Aufarbeitung für dich so abläuft, dass es gut ist. D.h. nicht, dass es einfach ist oder so. Aber es wird letztendlich gut sein.

Ich wünsche dir jedenfalls ganz viel Kraft, dass du dich traust und eine gute Erfahrung machst!
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Re: Ich habe Angst

Beitragvon Seestern » Mo. 10.04.2017, 20:02

Danke Mäuschen, wahrscheinlich wird es noch nicht mal peinlich, vielleicht hat es mit meinen Ängsten zu tun, Bilder heraufzubeschwören die ich nicht sehen will.

Ich frage mich die ganze Zeit wie ich Dinge benennen soll. Ich habe in einer Klinik mit einem Therapeuten mal ewig gebraucht um Dinge zu benennen.

Ich weiß, er würde mich nicht drängen, aber er hat heute 2 Termine ausgemacht, die fast 3 Stunden dauern. Er meinte, wir bräuchten die Zeit, er sagte, ich dürfte danach kein Auto mehr fahren. Was soll ich denn da erzählen...

Sorry ich spüre, dass ich langsam panisch werde.
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Re: Ich habe Angst

Beitragvon Wildbeere » Fr. 28.04.2017, 11:11

Hey.

Mir ging es damals ähnlich. Ich konnte nicht darüber reden, es fiel mir unglaublich schwer und jeglicher Versuch endete in Dissoziationen. Ich wurde allerdings oft gedrängt. Ich saß als Jugendliche mal fast 1 Jahr in der Klinik. Ich habe halt nur Mist gebaut, aber partout nicht geredet, alles verweigert außer die Klinikschule. Ich wurde dauernd bedrängt.. zu reden..
Nur das macht keinen Sinn..

Irgendwann hatte ich eine sehr sehr tolle Therapeutin, die ich bis heute noch habe, wenn auch mit längerer Therapiepause. Wir haben uns langsam an das Thema gewagt, sie hat mich nie gedrängt. Es war unglaublich schwer darüber zu reden, sich zu öffnen, ja, auch unangenehm, aber es half. Wenn die schlimmen Bilder hochkommen, denk dran, du bist nicht alleine. Du hast dann einen Menschen vor dir sitzen, der weiß, wie er damit umgehen muss und will dir helfen. Man ist nicht alleine, wie damals. Und schämen braucht man sich dafür auch nicht.

Richtig aufgearbeitet habe ich alles allerdings in stationären Klinikaufenthalten. Inzwischen könnte ich mit so ziemlich jedem problemlos darüber reden und komme damit halt klar.

Ich wünsche dir viel Kraft, du schaffst das!
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