Vertrauen ist so eine Sache... TRIGGER

Es geht hier um die Themen sexueller Missbrauch und Nötigung bzw. Vergewaltigung sowie um körperliche wie emotionale Formen der Gewalt.

Wichtig: Die Inhalte dieses Unterforums können v.a. für Betroffene stark triggernd sein!

Vertrauen ist so eine Sache... TRIGGER

Beitragvon Jenny_RLR » Fr. 14.08.2015, 19:37

Hallo!
Ich habe mir die anderen Storys nicht vorab durch gelesen, weil ich dazu im Moment nicht stabil genug bin.

Diese Story kann Triggern!!!

Heute ist mal ein recht guter Tag, daher dachte ich mir, dass ich bereit bin, es runter zu schreiben.

Es fing an, als ich 12 Jahre alt war, und ich mit meinem Bruder und meiner Mutter zu Besuch bei meinen Großeltern, den Eltern meiner Mutter, war.
Mein Bruder,14, und ich saßen mit meinem Opa (normal sage ich, dem Vater meiner Mutter, weil er bei mir nicht mehr unter dem Begriff "Opa" zu finden war) im Wohnzimmer, schauten Fernsehen, als mein Bruder mich bat, ihm ein Glas Milch zu holen.
Lieb wie ich war, bin ich natürlich für ihn in die Küche und habe ihm ein Glas Milch einschütten wollen, als mein Opa hinter mir stand und mir zu flüsterte: "Mach mal die Beine auseinander." aus welchen Gründen auch immer, stellte ich mich Breitbeinig zur Küchenplatte und schüttete meinem Bruder Milch ein, während Opa von hinten seine Hand in meine Hose schob, ich wunderte mich, was er da machte, fragte aber auch nicht nach, komisch kam es mir aber schon vor, erst Recht, als seine Hand dann auch noch in meinen Slip wandere. Seine Finger an meinem Intimbereich rum spielten. Wie es aufhörte, weiß ich heute nicht mehr, diese Erinnerung ist wie abgeschnitten. Auf dem Rückweg nach Hause, sprach ich meine Mutter und meinen Bruder drauf an, weil ich antworten haben wollte, ich hatte mit 12 noch keinen Plan, was er da gemacht hat.
Die Besuchszeit bei den Großeltern wurde eingeschränkt, aber nicht ganz weg gelassen. So fand er immer einen Augenblick, meine Nähe alleine auszuschöpfen.
Da sie oft auf Kaffeefahrten waren und ich immer was gebrauchen konnte, nutzte er damals auch die Situation, mit mir auf den Dachboden zu gehen, um zu schauen, was so da ist. Kaum, dass ich mich über die Kiste stürtzte, wanderte seine Hand wieder von hinten in meine Hose, ich tat, als merke ich nichts, ich hab erst dann irgendwann begriffen, dass man sich auch in diesen Momenten wehren kann, darf und auch bitte SOLL!! Zu meinem Glück, hatte meine Mutter meinen Bruder dann hoch geschickt um mal nach zu schauen! Als er ihn kommen hörte, zog er seine Hand weg.
Es gab einen Augenblick, als ich im Wohnzimmer saß, scheinbar alleine, denn sonst hätte er sich das nicht gemacht. Er setzte sich neben mich, seine Hand wanderte in meinem Schritt, während er mir irgendwas zu raunte, ich weiß bis heute nicht mehr was, nur dass ich wusste: WEHRE DICH!! Bevor seine Hand weiter konnte, presste ich die Beine so fest zusammen, dass es ihn sehr geschmerzt haben dürfte, denn er entzog sich mir.
Ich war 14, spielte im alten Kinderzimmer meiner Mutter mit meinem Bruder. Er ging auf die Toilette, ich setzte mich solange auf den Sitzsack, der dort rum lag, als ER die Treppe hoch kam. Panik beschlich mich, wieder ihm alleine ausgesetzt. Er kam auf mich zu, kniete sich vor mich und wollte meine Beine auseinander drücken, die angewickelt, zusammengepresst vor ihm standen! Aber ich ließ ihn nicht, als er wohl merkte, es wird zeitlich gefährlich für ihn, ließ er von mir, mit den Worten: "Dann bekommst du zu Weihnachten eben nichts geschenkt." meine Antwort war klar: "Verzichte ich gerne drauf!"
Ich weiß es nicht ob es noch weitere solcher Übergriffe gegeben hat, wenn ja, habe ich sie verdrängt.
Als er merkte, er kam nicht mehr zwischen meine Beine, nahm er mit meinen Brüsten Vorlieb. Jedesmal wenn er Gelegenheit hatte, meine Brust anzufassen, machte er das auch. Weitere 5 Jahre lang.
Ich war also 19, hatte gerade bei meinem Praktikum Feierabend und dachte mir Spontan, fährte da hin, deine Eltern sind ja da. Ein Überraschungsbesuch halt. Dieser Mann konnte ohne Krücken aber nicht mehr wirklich laufen. Drum rechnete ich auch nicht damit, dass ER mir die Tür auf macht. Meine Panik vor ihm war sofort da.
Ich fragte "Wo sind meine Eltern?" Er: "Im Garten, aber komm doch erstmal her. Lass dich mal drücken." Widerwillig ließ ich mich von ihm drücken, als er wieder mal die Gelegenheit nutzte, meine Brust anzufassen, ich drückte ihn von mir weg: "Lass mich in Ruhe!" Er: "Lass mich doch!" Ich: "LASS MICH IN RUHE!!!" nachdem ich es einmal kräftig raus geschriehen hatte und heulend in den Garten rannte, bekam es das erste Mal auch seine Frau mit, was los war. Sie ging rein und fragte ihn aus, er hatte binnen Sekunden eine Lügenstory auf Lager und sie stellte mich dann als Lügnerin hin. Das war der Tag des Kontaktabbruchs!
Da ich mich selbstständig gemacht hatte, wollte er ein 4 Augen Gespräch und mir jeden Monat 200€ (Schweigegeld) zu geben. Ich habe mich NIE drauf eingelassen. So 3-4 Jahre später starb er, was für mich eine Erleichterung ohne Ende war!

11 Jahre habe ich gebraucht, um diese 7 Jahre zu verarbeiten.
Bis dieser eine Abend, gegen Ende Mai kam... ein Freund von mir war zu Besuch, und wir wurden zu den Nachbarn eingeladen, also gingen wir rüber. Es war ein schöner Abend, mit vielen Lachern, die Zeit verging wie im Flug. Das Lagerfeuer passte perfekt zur Stimmung, alles Top. Es wurde später, die Leute machten sich langsam auf ins Bett, gegen 5 ging dann auch mein Kumpel schon rein, ich saß dann mit meinem Lieblingsnachbarn noch alleine draußen am Lagerfeuer, macht ja nix, ist ja mein Lieblingsnachbar.
Er redete auf mich ein, dass mein Kumpel nicht der Richtige für mich wäre, ich meinte, dass wir eh nur Freunde wären, aber er meinte es nochmal sagen zu müssen, und dass er mir in dem Moment, wenn er den Richtigen sieht, es mir sofort sagen könnte. Wir redeten über Männer, über meine Komplexe, ich habe ihm vertraut, also vertraute ich mich ihm auch mit meiner Vergangenheit an, dass es wohl deshalb nicht richtig mit Männer hin hauen würde.
Alles war so emotional, wir hatten ja auch schon das ein oder andere Bierchen getrunken, was es nicht verharmlosen sollte!
Er erzählte mir, wie sehr seine Familie unsere doch liebt und mir kamen dabei die Tränen, was ihn dazu brachte, mir Küsschen auf die Wange zu geben, und dabei mein Gesicht zu sich zu drehen, aber das ließ ich nicht zu, als er fragte, "Warum? Weil XY (ich werde keine Namen Preis geben) meine Frau ist?" die Frage ist schon unverschämt genug!! Ich erklärte ihm, erstens das und zweitens, weil Küssen für mich was intimes ist, zwischen zwei Menschen ist.
Minuten später kamen wir noch mal auf das Thema mit meiner Vergangenheit, und wenn ich könnte, sollte ich ihm das mal erzählen, weil er sich sowas nicht vorstellen kann... ich wusste ja nicht, wie er sein kann und es sich zu nutze macht...
Ich dachte, er hätte es verstanden, also redeten wir weiter, ganz normal, da der Alk ja bekanntlich die Zunge lockert, erzählte ich ihm, dass Männer so auf meine Oberweite abfahren, was ihn dazu bracht, sich das Recht raus zu nehmen, mir an den Busen grabschen zu müssen und mir sagen zu müssen, das ich schöne Brüste habe, aber das wollte ich nicht, also drückte ich seine Hände weg, was ihn belustigte.
Er meinte auch meinen Bauch anfassen zu müssen, was ich nicht wollte und ich sollte auch seinen Bauch anfassen, was ich nicht wollte, doch es passierte, ich frag mich bis heute, wie? Ich weiß nur noch, dass ich meine Hand weg ziehen wollte und er sie aber fest hielt, auf seinen Bauch, ich aber nicht hin sah, eher noch zur anderen Seite weg sah! Ich drückte auch seine Hand weg, aber er ließ sich nicht so einfach weg drücken, spielte noch an meinem Bauchnabelpiercing herum.
Dann dachte ich, er habe es nun endlich kapiert, dass ich das nicht will. Wir machten uns also gegen 6:30 am morgen auf, schon mal einen Teil weg zu räumen, ich nahm die Kabelrolle in die Hand und fing an zu drehen, aber das ließ der Alk nicht mehr zu. Als er vor mir stand und belustigt meinte, "komm her, lass dich mal drücken." kein Problem, ist ja auch alles gut,... oder? Ich drückte ihn also, "fester" als ich merkte, wie seine Hand 2 mal hintereinander von hinten in meine Hose, in meinem Slip ging, ich drückte ihn mit aller Kraft von mir, DAS war mir entgültig zu viel, ich gab ein hartes "Tschüss!" von mir, und ging schnellen Schrittes wieder nach Hause, war fertig ohne Ende.
Mein Kumpel erfuhr noch zum selben Zeitpunkt, dass was passiert war. Als wir Stunden später zu einer Freundin fuhren, erzählte ich es ihm, er war ebenfalls fertig mit den Nerven. Doch es hat uns auch zusmmen geschweißt, er war an dem Tag meine Stütze, ohne ihn, wäre ich zusammen gebrochen.
Ich wusste nicht, wie ich es meinen Eltern beibringen sollte, weil wir ihn alle mochten.
Ich nahm meinem Mut und alles zusammen und erzählte es spät Abends meiner Mutter, die es nicht fassen konnte und jetzt zu Hause meine größte Stütze ist.
Meinem Vater habe ich es zwar auch erzählt, aber er blendet es auch gerne alles aus...

Ich habe es verdammt schwer, meiner Nachbarin gegenüber zu treten, ohne das entweder sein Name auch nur einmal fällt, oder die Bilder hoch kommen, die eh täglich da sind, weil sie nun mal seine Frau ist und so geht es mir mit jedem Familienmitglied.
Eines Tages, wenn ich bereit bin, werde ich es ihr erzählen, denn mich quält der Gedanke zusätzlich, dass sie und ihre gemeinsamen Söhne mit diesem Mann zusammen leben müssen, ohne Wissen...
Ich habe die selbe Panik vor ihm, wie damals vor meinem Opa, und nein, mein Lieblingsnachbar ist er seither nicht mehr, ich hasse ihn Abgrundtief! Bisher hält er sich auch ganz gut von meiner Familie fern, sollte das mal nicht der Fall sein, hoffe ich, dass ich die Kraft habe und meine Familie wirklich hinter mir steht!

Ich bin gerade auf der Suche nach einem Therapie Platz, was sich als schwerer erweist, als gedacht.
Bei meiner Ärztin war ich mittlerweile auch schon, habe mich ihr schweren Herzens anvertraut, sie kann es sehr gut nachvollziehen, dass es mir schwer fiel darüber zu reden, aber sie sagte auch, dass zeigt, auch wenn ichs nicht glauben kann, dass ich stärker bin, wie ich denke!
Ihre Diagnose: Ich leide unter PTBS, wies so häufig in diesen Fällen vor kommt.

Danke fürs "zuhören" lesen.
Jenny_RLR
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Re: Vertrauen ist so eine Sache... TRIGGER

Beitragvon Sensibelchen » Mi. 26.08.2015, 15:34

Hallo liebe Jenny,
ich habe dich gelesen und finde mich in einigem wieder. Ich finde es gut, dass du dich hier öffnen konntest und aufgeschrieben hast.
Es tut mir leid, was Dir passiert ist. Finde es aber schön, dass du einige nahe Personen hast, denen du vertrauen kannst und die dir diese furchtbaren Erlebnisse glauben. Ist bei mir nicht so...
Ich hoffe du findest bald DIE Therapie die dir hilft.
Ich denke an dich
Sensibelchen
 


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