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Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Di. 19.11.2013, 22:20
von WerBinIch
Wie offen geht ihr damit um?
Weiß die Familie davon, Freunde?

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 11:42
von Christine
Da ich jetzt schon mein halbes Leben depressiv bin, lässt sich das vor nahestehenden Menschen schlecht verstecken... bei mir wissen es meine Eltern, meine kleine Schwester, zwei sehr nahe Freundinnen und mein Freund.
Also, sie wissen, dass ich grundsätzlich immer mal depressiv bin/war.
"Akute" Zustände erzähle ich - wenn ich mich überhaupt dazu überwinden kann - nur meinem Freund, oder niemandem. Finde es nach wie vor sehr schwer, Hilfe anzunehmen, und will nicht dass andere sich Sorgen machen.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 14:58
von WerBinIch
Christine hat geschrieben:Da ich jetzt schon mein halbes Leben depressiv bin, lässt sich das vor nahestehenden Menschen schlecht verstecken... bei mir wissen es meine Eltern, meine kleine Schwester, zwei sehr nahe Freundinnen und mein Freund.
Also, sie wissen, dass ich grundsätzlich immer mal depressiv bin/war.
"Akute" Zustände erzähle ich - wenn ich mich überhaupt dazu überwinden kann - nur meinem Freund, oder niemandem. Finde es nach wie vor sehr schwer, Hilfe anzunehmen, und will nicht dass andere sich Sorgen machen.


Und wie haben diese Menschen darauf reagiert?
:-/

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 15:13
von Christine
Meine Eltern: Zutiefst bestürzt. Wollten mir helfen, aber wussten nicht wie. Kein Wunder - es gibt ja auch nicht wirklich irgendwas, was sie tun könnten. Sie versuchen für mich da zu sein, egal ob es mir gut oder schlecht geht, und mehr verlange ich nicht. Meistens sage ich ihnen nicht, wenn es mir nicht gut geht, damit sie sich keine Sorgen machen.

Meine kleine Schwester: Weiß davon und hat es irgendwie "abgehakt". Manchmal ist sie eine gute Zuhörerin, aber meist will ich auch sie nicht mit meinen Problemen belasten. Sie ist gerade erst 18 und ich bin froh, wenn sie davon noch nichts mitbekommen muss.

Meine besten Freundinnen: Wissen es und in schwierigen Situationen kann ich mit ihnen reden, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, sie wissen nicht recht, was sie sagen/tun sollen. Kann ich ihnen nicht vorwerfen - ich weiß es ja selbst nicht. Trotzdem macht mich das sehr vorsichtig, ich erzähle ihnen nicht alles. Eine von ihnen hat schon mitbekommen, wie das alles losging, und hat mir damals sehr geholfen - war immer für mich da, hat es für mich übernommen der Schulpsychologin vom SVV zu erzählen usw. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, auch wenn wir uns seitdem etwas voneinander entfernt haben.

Mein Freund: Hat sehr gelassen reagiert. So in dem Sinne - "das kriegen wir schon alles hin". Trotzdem nahm er es ernst. Er ist immer für mich da wenn es mir nicht gut geht, und hört gerne zu, wenn ich über irgendwas reden will. Er sagte, wenn es mir schlecht geht möchte er dass ich ihm das sage, damit er versuchen kann mir zu helfen und für mich da zu sein, das sei schließlich seine Aufgabe als Freund und außerdem interessiert es ihn einfach. Ich versuche, ihm alles zu sagen. Oft klappt das noch nicht, aber ich gebe mir Mühe, weil ich das Vertrauen zwischen uns nicht verlieren will und er die Wahrheit verdient hat.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 19:47
von Vanilla
Bei mir wissen es alle die ich gut kenne.
Habe rez. Depressionen, Schizophrenie + seit 2 Jahren die MS Diagnose.
Nehme ADs + NL, bin stabil damit, hatte die letzte Psychose vor 13 Jahren.

Alle haben gut reagiert.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 20:29
von Mirai
Eine Frage: geht es hier in dem Thread nicht ausschließlich um Borderline?

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 21:21
von WerBinIch
Mirai hat geschrieben:Eine Frage: geht es hier in dem Thread nicht ausschließlich um Borderline?

War eigentlich so ausgelegt ja, aber macht nichts wenn sich auch andere dazu äußern! Mich hats halt speziell von Bordeline interessiert da das meine Problematik ist.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 21:39
von WerBinIch
Christine hat geschrieben:Meine Eltern: Zutiefst bestürzt. Wollten mir helfen, aber wussten nicht wie. Kein Wunder - es gibt ja auch nicht wirklich irgendwas, was sie tun könnten. Sie versuchen für mich da zu sein, egal ob es mir gut oder schlecht geht, und mehr verlange ich nicht. Meistens sage ich ihnen nicht, wenn es mir nicht gut geht, damit sie sich keine Sorgen machen.

Meine kleine Schwester: Weiß davon und hat es irgendwie "abgehakt". Manchmal ist sie eine gute Zuhörerin, aber meist will ich auch sie nicht mit meinen Problemen belasten. Sie ist gerade erst 18 und ich bin froh, wenn sie davon noch nichts mitbekommen muss.

Meine besten Freundinnen: Wissen es und in schwierigen Situationen kann ich mit ihnen reden, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, sie wissen nicht recht, was sie sagen/tun sollen. Kann ich ihnen nicht vorwerfen - ich weiß es ja selbst nicht. Trotzdem macht mich das sehr vorsichtig, ich erzähle ihnen nicht alles. Eine von ihnen hat schon mitbekommen, wie das alles losging, und hat mir damals sehr geholfen - war immer für mich da, hat es für mich übernommen der Schulpsychologin vom SVV zu erzählen usw. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, auch wenn wir uns seitdem etwas voneinander entfernt haben.

Mein Freund: Hat sehr gelassen reagiert. So in dem Sinne - "das kriegen wir schon alles hin". Trotzdem nahm er es ernst. Er ist immer für mich da wenn es mir nicht gut geht, und hört gerne zu, wenn ich über irgendwas reden will. Er sagte, wenn es mir schlecht geht möchte er dass ich ihm das sage, damit er versuchen kann mir zu helfen und für mich da zu sein, das sei schließlich seine Aufgabe als Freund und außerdem interessiert es ihn einfach. Ich versuche, ihm alles zu sagen. Oft klappt das noch nicht, aber ich gebe mir Mühe, weil ich das Vertrauen zwischen uns nicht verlieren will und er die Wahrheit verdient hat.



Wow das sind durchwegs nur gute Reaktionen..beneidenswert...
:( :cry:

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 21:41
von WerBinIch
Vanilla hat geschrieben:Bei mir wissen es alle die ich gut kenne.
Habe rez. Depressionen, Schizophrenie + seit 2 Jahren die MS Diagnose.
Nehme ADs + NL, bin stabil damit, hatte die letzte Psychose vor 13 Jahren.

Alle haben gut reagiert.


Alle? Wow! Und wie hast du denen das gesagt?
Also wissen davon auch nur "gute" Freunde oder nähere Bekannte?

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 22:07
von Christine
WerBinIch hat geschrieben:Wow das sind durchwegs nur gute Reaktionen..beneidenswert...
:( :cry:

:troest:
Wie haben denn deine Bekannten reagiert?

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 20.11.2013, 23:27
von WerBinIch
Christine hat geschrieben:
WerBinIch hat geschrieben:Wow das sind durchwegs nur gute Reaktionen..beneidenswert...
:( :cry:

:troest:
Wie haben denn deine Bekannten reagiert?


Puh...schwierig zu erklären..beziehungsweise schwierig kurz zu erklären, aber ich versuchs:
Als ich 13 Jahre alt war wurde ich das erste Mal depressiv, begann mich selbst zu verletzen usw. mit fast 15 Jahren suchte ich mir dann Hilfe in einem Krankenhaus mit meinem damals besten (seit fast 4 Jahren festen) Freund. Mit der Diagnose schwere Depressionen, SVV kamen meine Eltern schon mal nicht klar. Sie beschimpften mich als gestört und verrückt, verantwortungslos usw usf. Als ich gestand dass ich mit meinem Psychiater beschlossenhabe dass ich in eine Klinik muss und möchte für ein paar Monate, brüllten mich beide Elternteile nur an und machten mich fertig. Meine Probleme wurden nie ernst genommen "Kinder in Afrika haben nicht einmal was zu essen" , "Alles Leid findet ein Ende" Bla Bla Bla. Erzwungene Gespräche mit meiner Mutter, die aber letztendlich auch Schuld dran ist dass es mir heute so dermaßen beschissen geht, weil sie dachte sie muss reden mit mir (Rat meiner damaligen Therapeutin, den sie aber irgendwie falsch verstanden hat, denn Reden erzwingen ist auch der falsche Weg vor allem wenn man in dem Gespräch eh nur alles runterspielt!).

Also tat ich irgendwann so als wäre eh alles wieder gut (war auch relativ stabil zu der Zeit) und beendete die Therapie. Seither (ist nun 3 Jahre her dass ich die damalige sauteure Therapie beendet habe) hab ich es ein paar Mal versucht per Email zu meiner Mutter Kontakt aufzunehmen und ihr zu sagen (bzw schreiben da mir das leichter fällt) dass es mir nicht so gut geht. Aber es kam immer nur irgend ein Bla bla und nicht ernst nehmen zurück. Deshalb weiß aus meiner Familie NIEMAND von meinen Problemen. Dennoch wohne ich leider noch daheim.

Meine Freunde...meine beste Freundin (die ich erst seit 1 Jahr kenne) hat selbst Borderline also weiß sie davon.
Meine längste Freundin weiß zwar davon aber wirklich ernst nehmen oder realisieren was das heißt mit sowas zu leben tut sie nicht ganz.
Mein Freund ist die größte Stütze..er nimmst zwar nicht auf die leichte Schulter, aber er setzt sich mit dem Thema auseinander, geht auf mich ein und gibt mir aber gleichzeitig das Gefühl, dass wir das zusammen irgendwie hinbekommen.

Tja... :cry:

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Do. 21.11.2013, 00:09
von Vanilla
Ich glaube es ist auch spannend, wenn auch andere dazu was schreiben.
Borderliner schreiben sicher auch trotzdem hier.

Zu deiner Frage, ja alle.
Freunde + gute Bekannte, sind schon einige, die da zusammen kommen.
Ich bin sehr froh, dass keiner ein Problem hatte. Ich kenne diese Leute alle schon ueber 20 Jahre.
Und sie wissen ja, dass ich nach den Psychosen immer wieder ganz normal war.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Do. 21.11.2013, 11:08
von Christine
@WerBinIch - tut mir leid, dass die Reaktion deiner Eltern so schlimm war :knutroe: Meinen fiel es anfangs aber auch nicht so leicht. Wie ich schon sagte, als sie das erfahren haben, waren sie zutiefst bestürzt - aus Unwissenheit und Unsicherheit von ihnen durfte ich mir aber auch vieles anhören. Von wegen, ich würde ja nur "Theater machen" und mich "aufspielen und zur Psychologin gehen und ein Problem haben", und sollte mich "doch mal zusammenreißen", es sei ja "alles halb so schlimm"... :roll: :| Daher weiß ich, wie du dich fühlst.
Das war damals eine schwierige Zeit. Unter anderem wegen der Reaktion meiner Eltern war ich nie in einer Klinik, sondern habe immer "nur" ambulante Therapie gemacht, und wenn es 4x pro Woche war. Antidepressiva hab ich auch nie genommen.
Trotzdem irgendwie alles überstanden... und sie haben sich mit der Erkrankung auseinandergesetzt, mit meiner Therapeutin und mir Familiengespräche gemacht, mit mir geredet (zum Glück etwas effektiver als deine Mutter) und inzwischen haben wir ein gutes Verhältnis und ich kann einschätzen, dass ihre erste Reaktion aus Angst und Unsicherheit kam.
Aber einfach ist das ganz bestimmt nicht, verstehe deine Reaktion gut :troest:

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Fr. 21.03.2014, 13:42
von Angelika
Ich antworte jetzt mal nur auf die Theradüberschrift,da ja dieser Thread schon recht lang brach liegt.
Wirklich wissen,was mit mir los ist,werden es wohl die Wenigsten.
Und ich habe auch nicht immer Lust,auf Fragen einzugehen.
Aber meinen Armen kann jeder ansehen,daß es mir nicht immer gut geht,und dass es mir sehr schwer fällt,einigermaßen normal zu sein.
Es ist ja für mich selbst fast unmöglich zu erkennen,wie es mir wirklich geht.
Oft lächele ich noch aus dem Intensivbett heraus Andere an und sag,es ist nichts...und will dann auch einfach wieder nach hause gehen.

Re: Wie viele Menschen wissen von eurer Erkrankung?

BeitragVerfasst: Mi. 04.06.2014, 13:27
von Belladonna
Hallo ihr,

meine Therapeutin hat mir gesagt, dass ich sehr vorsichtig mit dieser Diagnose umgehen sollte. Recht

hat sie gehabt. Das Schubladendenken ist leider noch in sehr vielen Köpfen zuhause und manch`einer

hat mich nach dem "Outing" anders behandelt, als zuvor, das war eine Katastrophe für mich.

Mein Liebster, mein Sohn (selber Persönlichkeitsgestört), Menschen, denen ich vertrauen kann (sind leider

nicht sehr viele) denen muss ich Bescheid sagen, finde ich.

Am Arbeitsplatz, oder in anderen Situationen, würde ich niemals davon erzählen, es lohnt meist nicht,

aber das ist jetzt meine persönliche Erfahrung. Danke für´s Lesen. :)