Borderline vererbar???

Habt Ihr Erfahrungen mit oder Fragen zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)? Dann könnt Ihr Euch hier in diesem Unterforum als Angehöriger, Betroffener oder Interessierter über Borderline (bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) austauschen.

Borderline vererbar???

Beitragvon Walk-the-line » Di. 06.08.2013, 22:08

Hallo ihr Lieben,

Ich habe einen vierjährigen Sohn, bei dem ich Züge von mir erkenne, die meine Psychologen bei mir zu meiner BL zugeordnet haben. Nun hatten die in der Kita eine allgemeine Untersuchung in der mein Sohn als eventuell zur Abklärung auf Aspberger-Syndrom eingestuft wurde. Vorallem weil er in den Sozialen Kompetenzen im Kita Maßstab hinterher hinkt. Auch ist er im Kita eher introvertiert.
Um es für Aussenstehende zu erklären, er verhält sich total abhängig davon ob er den Menschen um sich herum 100% Vertraut und er sie mag. Bei seiner Mutter, bei mir, bei Oma, Tante oder sonst wem den er mag ist er absolut aktiv, qwasselt die ganze Zeit macht Blödsinn, halt alles was ein liebes aufgewecktes Kind so macht. Im Kita wo er seit Anfang an ohne Probleme sehr gerne hin geht, sagt er eigentlich nur an meiner Hand den Erziehern guten Tag, redet kaum und wenn ganz leise, spielt am liebsten für sich. Wenn er mal mit anderen Kindern spielt, dann nur wenn er mit einen seiner 3 Freunde allein ist. Von den allgemein Fähigkeiten (Rechnen, Sprache, Lesen, Motorik, Logisches Denken, etc) ist er den anderen Kindern teilweise weit voraus.

Des weiteren fällt nicht nur mir bei Ihm auf, das er für alle täglichen Vorgänge ein ganz bestimmten Ablaufplan hat. Läuft es nach diesem Muster, ist seine Welt in bester Ordnung. Läuft es anders kann das teilweise von Null auf Hundert in a) einen Heulanfall oder b) in einem völligen Wutausraster umschlagen. Ich bin dann so der einzige der bei ihm schnell den Punkt findet ihn wieder runter zubekommen. (Z.B. Zähle ich mit Ihm seine Finger von 10 nach 1 runter).

Soweit ich mich erinnere, und das was ich von anderen erzählt bekomme, war ich als Kind genau so. Später in der Pubertät hat sich bei mir dann eine BL gezeigt, mit teilweisen Extremen Zügen(SVV, fast erfolgreiche Suizids, Heulkrämpfe wegen den unwichtigsten Kleinigkeiten, Panik-Attacken teilweise mit Kreislauf Zusammenbruch,...). Dazu muss ich beichten das ich ne relativ normale Kindheit hatte. Gab also keine schlimmen Ereignisse die man als Auslöser meiner BL sehen kann.

Seit nun mehr 8 Jahren, also schon vor Zeugung meines Sohnes, habe ich die meisten Sachen in den Griff bekommen. Also kein SVV, Ausraster nur wenn man mir keine Möglichkeit gibt mich kurz zurück zu ziehen (nie vor meinem Sohn), keine Panik-Attacken, etc. Meinen Sohn liebe ich vielleicht etwas zuviel, aber bislang finden auch andere das ich meine Vaterrolle gut mache, und er ist auch ordentlich erzogen.

So nun die eigentliche Frage, sind das die ersten Anzeichen für ein erhöhtes BL-Risiko. Hat jemand als BLer selber ein Kind, wo er schon im frühen Alter Auffälligkeiten erkennt? Also auch ohne auslösende Schlüsselerlebnis? Ich verdreht ja immer die Ansicht das meine Amygdala einfach zugroß ist :wink: , den anders kann ich mir nach viel Therapie mir meine BL nicht erklären. Nun hab ich halt Panisch Angst das ich irgendwas weiter vererbt habe, so das mein Sohn einen ähnlichen Mist durchmachen muss wie ich und viele Andere. Das raupt mir ziemlich die Nerven.

Hoffe das ist jetzt nicht all zu konfus, und es findet sich jemand der Helfen kann.
Walk-the-line
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon iyuraeel » Mi. 07.08.2013, 00:06

Hallo Walk-the-line,

da ich die Frage sehr interessant fand, habe ich auch mal nachgeschaut und bin nicht so ganz fuendig geworden.
Interessant war dieser Artikel:Ursachen

Der Wikipediartikelgibt auch keine klare Auskunft, allerdings:

Verschiedene Forscher ziehen erbliche Merkmale in Betracht. Diese könnten sich auf Persönlichkeitsmerkmale beziehen, könnten aber auch einfach eine erhöhte Sensibilität für schädliche Einwirkungen darstellen. Dabei spielt auch eine Rolle, inwiefern Persönlichkeitsmerkmale vererbt werden (Paris 2001).

Zwillingsstudien lassen vermuten, dass es einen starken Einfluss der Gene gibt.[16] Nach heutigem Forschungsstand ist es wahrscheinlich, dass die Neigung zu instabilen Affekten, einem instabilen Selbstbild und wechselhaften zwischenmenschlichen Affekten genetisch vererbt wird. Es kommt jedoch erst im Zusammenwirken mit ungünstigen Umweltbedingungen zur Ausprägung der Borderline-Persönlichkeitsstörung.[17]


Es scheint also bisher keine Beweise zu geben, dass es wirklich vererbt wird. Man liest auch viel davon, dass Gründe oft in traumatischen Erlebnissen der Kindheit liegen, das Umfeld und das groß Werden eine wichtige Rolle spielen,
von daher würde ich mir um eine direkte Vererbung keine Sorge machen(wenn es nur so leicht wäre^^).

Von einer Freundin mit BL kann ich nur sagen, dass ihr Kind keine Verhaltenauffälligkeiten aufweist.
Meinen Sohn liebe ich vielleicht etwas zuviel

Ich habe in meinem Leben noch keine Person getroffen die erzählt hat: Mir geht es schlecht weil mein Eltern mich zu sehr lieben ;)
iyuraeel
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Atisha » Mi. 07.08.2013, 00:12

Mich interessiert das Thema auch, weil das bei Schizophrenie ja auch so ne Sache ist.
Atisha
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Walk-the-line » Mi. 07.08.2013, 00:25

Danke für die Antwort.
Also die allgemeine Schul-Psychologie ist da leider sehr uneindeutig, wie beim Thema BL allgemein. Bei mir selber ist es halt so, das man selbst in mehr als 6 Wochen Stationären-Aufenthalts mit intensiver Therapie keine negativen Umwelteinflüssen in der Kindheit ausmachen könnte, wo man klar sagen könnte das es die BL ausgelöst hat. Bei mir ist es wohl eher so, das ich schon immer die Emotion extremer Empfinde. Und so vermutlich viele Kleinigkeiten die ein normales Kind nicht so schlimm empfunden hätte, ich innerlich extremst schlimm erlebt habe. Quasi die BL sich bei mir selbst ausgelöst hat. Irgentwie so hats mir die Psychologin versucht zu erklären.

Leichter Autismus wie bei Aspberger hat ja auch was mit der Amygdala zu tun, die bei manchen Nachweisbar größer ist. Bei BL gibt's da auch Zusammen hänge. Von daher meine Befürchtungen. :?

Mit zuviel lieben meine ich daher auch so. Wenn ich liebe, dann 10000%. Bei meinem Sohn ein wenig mehr. :P Von daher kann ich nicht so nach Bauchgefühl gehen, sondern muss vieles im Kopf rein nach Fakten entscheiden. Also was zb.: normaler Blödsinn ist, und ab wann es zuviel ist und Abgemahnt oder Bestraft werden muss. Klingt bissel doof, funktioniert aber super.
Walk-the-line
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon iyuraeel » Mi. 07.08.2013, 00:36

Psychische Erkrankungen sind ja leider noch nicht so lange wirklich akzeptiert und erforscht wie körperliche :|
Mit Autismus kenne ich mich gar nicht aus, aber da bist du ja schon am Testen und beobachtest das alles
sehr gut. Als an elterlicher Liebe scheint es deinem Kind auf keinen Fall zu fehlen, das ist ja schonmal eine
Sache die gegen eine BL-Erkrankung spricht.

Werde dir da wohl nicht wirklich weiterhelfen können, wünsche dir und deinem Sohn dennoch alles gute!
Vielleicht kennt sich da jemand anders noch gut aus oder hat Erfahrungen gemacht :)
iyuraeel
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Walk-the-line » Mi. 07.08.2013, 00:43

Trotzdem Danke.

Hoffe hier findet sich noch ein BLer mit Kind. BLer scheinen allgemein nicht die zu sein die gern im Netz schreiben.
Walk-the-line
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon GLaDOS » Mi. 07.08.2013, 13:13

Hallo :)

Ich habe zwei Buben (2 Jahre und 2 Monate). Mein 2 jähriger verhält sich wie einer, dass schreckliche 2 Jahr -.- nicht so einfach gerade, ansonsten kann ich dazu nicht soviel sagen. Wie war dein Sohn so mit 2 Jahren?

Mein Partner hat auch BL und wir sind beide im Leben intrigiert, er hat einen Job und ich mache den Haushalt & Co. Wir führen ein normales "langweiliges" (sofern das mit zwei Kindern eben möglich ist) Leben.

So wo du dich als Kind beschreibst war ich auch, auch mir ist nichts traumatisches passiert (zumindest nicht als Kind). Ich verhielt mich manchmal nur recht merkwürdig. Als Teenager war ich eine Stimmunhsschwankendebombe, wo man nienwusste wann ich explodiere, und noch andere Dinge..mit 18 dann der Absturz. Ich bekam die Diagnose recht spät mit Ende zwanzig.

Ob psychische Störungen in den Genen veranlagt sind frage ich mich auch immer wieder. Wie werden meine Kinder, zu was für Persönlichkeiten wachsen sie heran, werden sie auch Probleme bekommen...etc...man kann nur für sie da sein, und sie nicht alleine lassen...ihnen zeigen das sei geliebt werden. Ich habe mich als Kind oft alleine gelassen und ungeliebt gefühlt. Die Liebe die ich für meine beide empfinde ist unbeschreiblich und hat mich von Grund auf verändert.

Wirklich viel kann ich dazu nicht sagen, wollte dir nur mal meine Sicht aufschreiben.

Wünsche dir und deinem Sohn auf jeden Fall alles liebe :)
GLaDOS
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Walk-the-line » Mi. 07.08.2013, 21:31

Danke, das ist schon ein bisschen Hilfreich.
So als 2 Jähriger war er noch introvertiert. Am besten konnte ich Ihn mit sehr Monoton Dingen Beschäftigen. Also er kann, zum Teil heute noch, sich zwei Schienen seiner Brio-Bahn nehmen und damit Stundenlang (wörtlich) übern Bodenfahren. Oder 1h lang Perlen einzeln von einem Gefäß ins andere Füllen.

Aber ansonsten normale Entwicklung, in Lernfähigkeit etwas schneller als andere. Bei seiner Mutter hat er bissel mehr Chaos und Sie hat eine Arbeitsallergie :twisted:, ich selber gehe Arbeiten und wir haben unseren geregelten Tag. Also wir leben getrennt mit wöchentlichen Wechsel, ansonsten normal der Rest.

Euren Jungs und dir auch alles gute.

OT: Sei froh das es Jungs sind. Bei vielen Mädels beginnt mit 2 Jahren eine Phase die bis zum Ende der Pubertät nicht aufhört. :wink:
Walk-the-line
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon PersonaDeleta » So. 22.09.2013, 15:49

Hallo
ich hab drei Kids, die verschiedener nicht sein könnten.
Klar haben sie auch mal Ausraster, sind mal schüchtern, streiten viel oder weinen auch mal. Aber als "psychisch krank" würde ich keine von ihnen klassifierzieren!

Ich glaube nicht, dass Borderline vererbbar ist. Es liegt eher daran, wie gut eine Mutter ihre Krankheit im Griff hat und wie gut sie für ihre Kinder da sein kann! Natürlich auch, wie gut sie emotional sich einfühlen kann und ob sie trotz ihrer Krankheit ein gutes Vorbild ist.

Bei mir besteht ein traumatischer Hintergrund, der meinen Kindern bisher erspart blieb.
Vielleicht ist beim einen oder anderen eine grössere Sensibilität als bei anderen Kindern vorhanden. Aber auch hier kann man als Eltern unterschiedlich agieren- sie als dumm und überempfindlich darstellen, oder ob sie sie entsprechend wohlwollend und fördernd auffangen.

LG
PersonaDeleta
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Walk-the-line » So. 22.09.2013, 17:03

Danke für deine Antwort.
Also als psychisch Krank, würde ich keinen auf Grund von Borderline "klassifizieren". Es ist eine Störrung, behandelbar aber nicht Heilbar.

Was die Forschung der letzten Jahre aber gezeigt hat, das es bei vielen als Borderlinern eingestuften Betroffenen Auffälligkeiten bei der Amygdala gibt, die übrigens auch bei Autisten vorhanden sind. Und das ist nachgewiesen über die Genetik bestimmt.

Wie bereits beschrieben, bin ich selber BLer, ohne das ich als Kind ein Trauma oder so erlebt habe. Und ich kenne andere bei dem das genauso ist. Was für mich heißt, das trotz Liebe und Co. mein Sohn das selbe Schicksaal erleiden kann.
Walk-the-line
 

Re: Borderline vererbar???

Beitragvon Angelika » Di. 03.12.2013, 17:09

Meine 3 Kinder sind auch sehr verschieden.
Leider zeigt meine Tochter seit Jahren Symtome,die sehr deutlich auf eine Borderlinestörung und eine ptBs hinauslaufen.
Aber von einer Vererbung würde ich nicht sprechen.Vielmehr ist auch in ihrer Kindheit Einiges so falsch gelaufen,dass sie eben in dieses Verhaltensmuster hineinrutschte.
Meine Söhne tendieren eher zu Depressionen,die aber noch nie so gravierend waren,dass sie behandlungsbedürftig waren.
Angelika
 


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