"Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Habt Ihr Erfahrungen mit oder Fragen zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)? Dann könnt Ihr Euch hier in diesem Unterforum als Angehöriger, Betroffener oder Interessierter über Borderline (bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) austauschen.

"Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Sofakind » Do. 22.12.2011, 00:36

Wer von euch hat schonmal Erfolge mit dem Konzept der radikalen Akzeptanz erzielt, und in welcher Art und Weise?
Ich persönlich finde diesen Ansatz sehr interessant, und durchaus auch praktikabel. Soweit man sich darauf einstellt ist es eine durchaus sehr hilfreiche Methode mit Schwierigkeiten - oder das was man dazu macht -fertig zu werden, und allgemein wesentlich entspannter durch das Leben zu gehen.
Sofakind
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Atisha » Do. 22.12.2011, 02:18

So ist das Leben würde ich sagen. Ich kenne jetzt den Therapieansatz nicht, aber ich denke ich bin mit dem von mir, durch meine Erkrankung, gegangenen Weg des Erduldens, Ertragens und Erleidens, wie ich so schön immer sage, in eine ähnliche Richtung gegangen.
Meinen Weg finde ich äußerst effektiv und lehrreich, das man wirklich auch mit großen Mängeln und Einschränkungen in Zufriedenheit leben tut. Auch vergangene Erfahrungen können in gleicher Weise nachträglich so angenommen werden. Ich denke ja das ist fast ein normaler Lebenserfahrungsweg den später jeder gehen muss. Ohne dem kann man einfach keinen Frieden machen und Ruhe finden. Dazu gehört aber auch, dass man gänzlich seine Wünsche und Träume aufgibt und vergisst. Das mag erstmal bitter klingen. Aber erst dann kann man mit dem angebotenen Leben, mit der Realität und mit der verbliebenen psychischen wie physischen Qualität zufrieden werden. Meine Erfahrung geht sogar soweit, als dass man dann alles in seinem Leben als richtig eingerichtet ansehen kann. Dies erfordert aber eine wirkliche lebensphilosophische Einstellungsveränderung. Der Weg ist aber der, der zu mehr Welt- und Lebensverständnis führt. Es ist der gleiche Weg der von den Weisen der verschiedensten Zeiten gefunden und gegangen wurde.
Atisha
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon planb » Do. 22.12.2011, 19:14

Radikale Akzeptanz is auch bei mir ein Thema. Es hilft mir in schwierigen Situationen, mich nicht unter Druck zu setzen, was ich alles besser tun könnte, oder besser wie man es von mir erwartet. Was geht, geht. Was nicht geht, geht nicht.
planb
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Lingenia_is_back » Mo. 21.05.2012, 21:07

Mir hilft es auch. Es ist oft nicht einfach, aber es geht: Und es hilft. Es macht vieles weniger Anstrengend, ich denke da auch immer an meinen Spruch:
Gott
gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ein aktuelles Beispiel ist, dass mein Vater ganz schwer krank ist und vielleicht nicht mehr lange am Leben ist, weil er sich nicht behandeln lässt. Da muss radikale Akzeptanz her, sonst dreht man ja durch.

Lg
Lin
Lingenia_is_back
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon celestine » Di. 22.05.2012, 15:12

ein sehr schöner Spruch -- auch wenn es nicht immer ganz einfach ist sich daran
zu halten.
das mit deinem Vater tut mir sehr leid, wünsche dir viel Kraft für die kommende
Zeit :cuddle:
celestine
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Merkur » Di. 22.05.2012, 15:55

kann Celestine da nur beipflichten & von mir auch ein "alles Gute!"

@ Topic: Konzept ist mir bekannt, aber ich kriegs irgendwie nicht hin. Wenn ich was habe was ich geändert haben will/nicht ertrage/blöd finde/whatever dann kau ich so lange auf einer Lösung rum (möglichst jetzt gleich hier und sofort bitte) bis ich entweder eine habe, oder aber wenn es (gefühlt) keine gibt/ich keine finde werde ich nur noch unzufriedener, frustriert und geb am Ende trotzdem mir die Schuld.
Merkur
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon celestine » Di. 22.05.2012, 16:22

schon seltsam wir neigen alle dazu kaum taucht ein Problem auf muss es auch ganz
schnell wieder gelöst werden und zerbrechen uns darüber den Kopf.
Nur das so ein Problem ja nicht an einem Tag entstanden ist vergessen wir
dann und das man es dann nur Schritt für Schritt lösen kann und dazu fehlt
und dann meistens die Geduld die man dafür bräuchte und schon sind wir
wieder mit uns selbst unzufrieden.. ein kleiner Teufelskreis manchmal
celestine
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon GLaDOS » Di. 22.05.2012, 17:29

Einer meiner Therapeuten hat mir mal einen Satz gesagt, den ich nicht vergessen werde. Ich war damals total aufgelöst von meiner neuen schrecklichen Erkenntnis, und ging zu ihr völlig fertig..."bitte ich brauch gaaaaanz schnell jemanden zum reden"...sie schaut mich völlig unberührt an und meint "es geht nicht immer alles sofort und schnell, wie wäre damit manches einfach mal aushalten zu können/lernen" ich war komischerweise völlig von den Socken, damit hatte ich nicht gerechnet. Aber irgendwas hat dann plötzlich "klick" gemacht.
Wenn ich jetzt irgendetwas unerträglich finde denke ich mir immer "aushalten lernen" oft hilft es.

Celestine haste schön gesagt =) manchmal brauchen wir einfach nur VIEL mehr Geduld mit uns selber.
GLaDOS
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon sternenstaub » Mi. 23.05.2012, 09:36

GLaDOS hat geschrieben:Wenn ich jetzt irgendetwas unerträglich finde denke ich mir immer "aushalten lernen" oft hilft es.


Ich denke, es kommt auf die Mischung an. Oft genug halten wir auch einfach zu viel aus.
Andererseits ist es auch so wie Celestine schreibt. Wir müssen lernen, nicht alles gleich lösen zu können.
Wichtig ist, dass wir lernen uns da auch zu distanzieren, dass sich die Probleme nicht nur im Kopf kreisen.
Wir müssen lernen, einen Ausgleich zu finden, denn dann können wir uns auch dem eigentlichen Problem besser stellen
sternenstaub
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Merkur » Mi. 23.05.2012, 19:47

sternenstaub hat geschrieben:Wir müssen lernen, nicht alles gleich lösen zu können.
Wichtig ist, dass wir lernen uns da auch zu distanzieren, dass sich die Probleme nicht nur im Kopf kreisen.


Das ist genau der Punkt. Erstens gibt es Dinge die sich entweder gar nicht oder zweitens nicht sofort lösen lassen. Und wenn ich das jetzt noch so sehr will. Manche Dinge dauern einfach oder gehen nicht sofort oder leider auch mal gar nicht. Klar, alles schlucken ist genauso Mist, sicher muss man Sachen ändern und Probleme lösen, aber nicht alles geht asap und jetzt, insbesondere geht vieles erst mit einem gewissen Abstand, Ruhe und Reflektion. Soweit versteh ich das Prinzip hinter der radikalen Akzeptanz ja noch... blöde is: Ich kriegs zur Zeit null umgesetzt. Quasi so gar nich. Mein inneres Schreikind will und brüllt wie in der Spielzeugabteilung. :x
Merkur
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Atisha » Fr. 25.05.2012, 03:52

@Merkur

dein inneres Schreikind ..., ist es irgendwie noch nicht fürs Erdenleben geformt wurden? Hat man dir als Kind zu viel durchgehen lassen?
Atisha
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon Merkur » Fr. 25.05.2012, 11:00

Atisha hat geschrieben:@Merkur

dein inneres Schreikind ..., ist es irgendwie noch nicht fürs Erdenleben geformt wurden? Hat man dir als Kind zu viel durchgehen lassen?


Ist für mich mehr so ne Metapher weil das eigentlich irgendwie nicht wirklich "Ich" bin wenn ich ne depressive- und/oder "bordige" Phase habe. Ich weiß zwar rein logisch betrachtet in diesem Fall das es eben nicht "sofort hier und jetzt und sowieso" geht (geht mir dann bei vielen anderen Dingen genauso), aber emotional würd ich mich am liebsten wie das besagte Schreikind verhalten... *willwillwillwillwillwillwillwillbäääääääääääääääh*
Insbesondere weil mir dann meist die Situation unerträglich vorkommt in der ich stecke.

@Kindheit: Ne, eigentlich nicht, ich will zwar nicht unbedingt von einer sonderlich strengen Erziehung reden, aber Grenzen waren klar da.
Merkur
 

Re: "Radikale Akzeptanz" - Wer kanns`?

Beitragvon GLaDOS » Fr. 25.05.2012, 17:32

Merkur hat geschrieben:Ich weiß zwar rein logisch betrachtet in diesem Fall das es eben nicht "sofort hier und jetzt und sowieso" geht (geht mir dann bei vielen anderen Dingen genauso), aber emotional würd ich mich am liebsten wie das besagte Schreikind verhalten... *willwillwillwillwillwillwillwillbäääääääääääääääh*
Das stimmt, ich weiß was du damit sagen willst, kennes das auch von mir, zu Glück sind diese Phasen seltener geworden.

Man weiß das man sich nicht richtig verhält, aber irgendwie will es nicht so funktionieren, dass man es auch so einfach umsetzt.

Wenn ich einen schlimmen Streit habe, da sag ich manchmal Sachen nur um den anderen absichtlich zu verletzen. Da frag ich mich...wtf? ist verkehrt mit mir?
Merkur hat geschrieben:insbesondere geht vieles erst mit einem gewissen Abstand, Ruhe und Reflektion.
Heute versuch ich erst mir das bewusst zu machen, bevor ich zu argumentieren beginne... :roll:
GLaDOS
 


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