Borderline...?

Habt Ihr Erfahrungen mit oder Fragen zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)? Dann könnt Ihr Euch hier in diesem Unterforum als Angehöriger, Betroffener oder Interessierter über Borderline (bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) austauschen.

Borderline...?

Beitragvon knusperkeks » Fr. 03.06.2011, 17:40

Hallo Leute,
ich bin mir fast sicher, dass einige von euch hier genervt stöhnen, wenn sie wieder so ein Thema sehen. Bin aber erst seit heute angemeldet und daher weiß ich nicht genau, wohin damit.. :(

Okay..
Ich wills versuchen, kurz zu halten..
Warum ich glaube, eventuell Borderline zu haben...
Vor einem Jahr ca. hat mich jemand aus einem anderen Forum darauf aufmerksam gemacht - nachdem ich dort in etwa meine Probleme geschildert habe - dass ich Borderine haben könnte (hat er/sie selbst).

Vielleicht kurz etwas zu mir & meiner Vergangenheit..
Ich bin jetzt 15, 9. Klasse Gymnasium, habe einen kleinen Bruder und leider seit Februar keine Mama mehr =(
Das erste, was mir gerade einfällt, ist, dass ich immer schon sehr eifersüchtig auf meinen Bruder war und bin. Früher hab ich ihn geschlagen, gebissen, getreten.. Jetzt natürlich nicht mehr. teilweise verstehen wir uns richtig gut, aber ich fühl mich sehr schnell benachteiligt und würde meinem Bruder nie freiwillig einen gefallen tun.
Meine Eltern haben sich getrennt, als ich 10 war, und obwohl mir das damals gar nicht auffiel, gings da mit mir richtig bergab. Haben aber noch andere Faktoren ne Rolle gespielt. Ich habe z.B. viel Zeit am PC verbracht, würde immer zurückgezogener, schüchterner und hatte (&habe) null Selbstbewusstsein.. Ich hatte nie viele Freunde, diese verlor ich dann durch unglückliche Umstände, was nichts mit meinen 'Problemen' zu tun hatte, zumidnest fällt mir da nichts ein.
Ich hatte aber immer meine beste Freundin, allerdings begann auch sie, sich in der 7. Klasse (wir kannten uns seit der 1.) von mir abzuwenden, hängte sich 'cooleren' Leuten an die Fersen. Die Freundschaft verschwand nach und nach.. Ende vom Lied - jetzt WILL ich gar nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie ist 15, bald 16, in der 8. Klasse, hat mir ihrem 2. Freund geschlafen, den sie erst 1,5 Monate kannte, raucht, ist auf jeder Party besoffen.. Soll nicht so klingen, als würde ich deshalb mit ihr nichts mehr zu tun haben, nein. Eher sie nicht mehr mit mir. Ich bin nicht so wie sie - daher funktinierts nicht.
In der 8. Klasse fand ich eine neue beste Freundin, mit ihr gings aber vor ein paar Monaten bergab.. Sie hängt im Stall (kurze Zwischeninfo - hab ein eigenes Pferd seit Dezember, bin jeden Tag im Stall & sie auch.) nur noch mit einer Zicke rum und behandelt mich wie Dreck. Ich bin ihr ne Zeit lang nachgelaufen, doch trotz meines seeeeeeehr geringen Selbstbewusstseins, war ich nach ner Zeit einfach zu 'stolz', um das zu tun.
Ich verstehe ich mit einigen in der schule ganz gut, im Stall auch, aber 'Freundinnen' sind halt was andres..
Was das Thema Jungs angeht - 1. bin ich auf ner Mädchenschule, d.h. den Umgang mit Jungs müsste ich eher 'suchen' & 2. bin ich viel zu schüchtern dafür und ehrlich gesagt fest davon überzeugt, dass MICH ohnehin niemals jemand lieben würde, so gerne ich es auch glauben würde.
Womit wir wohl auch schon bei meinem Selbstwertgefühl wären. Da ist nichts. Existiert nicht. Ich fühle mich hässlich, bin dick (nein, nein, das bilde ich mir nicht ein. Ich bin nicht richtig fett, aber so 5-10kg und ich hätte meine Traumfigur. Sagt auch mein Vater & meine Mama hats auch gesagt..), tollpatschig. Nun möge man ja meinen, innere Werte zählen mehr. Wie genr ich doch wenigstens daran glauben könnte - aber nicht mal da hab ich was positives zu bieten. Ich bin einfach viel zu schüchtern, egoistisch, zurückgezogen.. Wer könnte DAS bitte mögen?
Um mal zum Thema Borderline zu kommen.. Ich sage einfach mal, Wikipedia hat recht, was die Symptome angeht..

1.Starkes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind. -> Absolut. So sehr ich menschliche Nähe auch hasse - aus Angst, jemand könnte etwas über mich denken, was ich nicht will, nicht 'kontrollieren' kann, so sehr tut es mir weh, verlassen zu werden. ich trauere praktisch allem und jedem nach.

2.Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist. -> Ich weiß nicht, was genau damit gemeint ist, aber wenn es heißen soll, dass ich einmal von jemandem begeistert bin - 'Der/die ist ein perfekter Mensch' - und dann wieder genau das Gegenteil 'Boah, so will ich nie sein, ist ja furchtbar..' - dann JA. Wenn auch nicht soo oft.

3.Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung. -> Tjoa, manchmal denke ich ja schon, ich wäre ganz hübsch, aber eigentlich überwiegt das 'Ich hasse mich. Ich hasse wer ich bin. Ich hasse meinen Charakter, meinen Körper, alles, was ich tue.'

4.Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z. B. Geldausgeben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtsloses Fahren, zu viel oder zu wenig essen). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind. -> Hier verstehe ich nicht unbedingt, was gemeint ist, aber ich versuche mal, es zu deuten. Essen zumindest tu ich viel zu viel - 'Die anderen mögen mich ja eh nicht, was bringts mir also, bin doch eh voll fett. Da macht DAS dann auch nix mehr.'

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten. -> Das nicht unbedingt. Hätte echt Lust, mich ein wenig runterzuhungern, egal obs mir schadet oder nicht. So krass das klingt.

6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern). -> Jop, bin auf jeden Fall sehr launisch, was mir nicht gerade hilft, irgendwelche Ziele durchzuhalten.

7. Chronische Gefühle von Leere. -> Wenn es das ist, was ich meine.. Jop.

8.Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen). -> Ich bin sehr schnell sehr wüted, meistens auf mich selbst, kann das aber kontrollieren und werde es wohl eher an mir auslassen als an jemand anderem.

9.Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome. -> paranoide Vorstellungen? Einbildungen - jop, aber nicht schlimm und auch nicht häufig. Was mit dissoziativen Symptomen gemeint ist, weiß ich nicht.


Neben den Ängsten vorm Verlassenwerden & vor Nähe, kommen bei mir noch zahlreiche Ängste dazu. Vor Spinnen & co, aber das ist wohl noch verständlich. Vor Geistern, Einbrechern, Entführern (wobei ich komischerweise nicht Angst habe, dass mir jemand etwas antun wird. So a la 'Bi ja eh nur ich, wen interessierts.')..

Außerdem will ich Aufmerksamkeit um jeden Preis - aber natürlich so, wie ich das will. Z.B. wäre ich jetzt magersüchtig oder würde mir ein Bein brechen, würden sich die anderen mal Sorgen um mich machen.
Andererseits würde ich das Mitleid meines Bruders z.B. (ähnelt glaube ich sehr dem 'Angst vor Nähe' - irgendjemand denkt etwas übe rmich, was ich nicht will / kontrollieren kann, auch wenn es Mitleid ist.) oder vor allem meines Vaters nicht ertragen können. Wenn ich z.B. nach einem Treppensturz im Krankenhaus liegen würde, würde ich es nicht aushalten, wenn mein Vater bei mir sein würde, aber ich würde es 'genießen', wenn es jemand aus meiner Klasse wäre, der sich denkt 'die Arme'...

Was mir sonst noch einfällt - ich kann schlecht mit anderen Menschen umgehen. Ich traue mich nie, etwas zu sagen, aus Angst, es könnte was falsches / verletzendes sein. Ich schaue ungern jemandem in die Augen & beim Reden vertausche ich oft Wörter / Buchstaben, oder vergesse, was ich sagen wollte, fange an zu Stammeln....


So, das wäre glaube ich alles.
Würde mich sehr freuen, eine Antwort zu erhalten, denn ehrlich gesagt weiß ich keinen Ausweg mehr.
Sonst stecke ich mir irgendwann wirklich noch den Finger in den Hals und versuche, mich auf mein Wunschgewicht runterzuhungern..
Wenn ich mir vorstelle, ich würde mich in 20 Jahren an meine Kindheit erinnern, und sie würde so weiter verlaufen, wie sie es jetzt tut - ich würde denken 'Und die schönste Zeit deines Lebens haste verschenkt...'


Danke schonmal & lg

knusperkeks
knusperkeks
 

Re: Borderline...?

Beitragvon Atisha » Fr. 03.06.2011, 17:59

Wenn ich mal so einschätzen darf, mit meinem dürftigen Wissen und Erfahrungen, Borderline haste nicht. Bin aber selber auch nicht davon betroffen.

Ich würde sagen normale Pupertätsprobleme mit dem speziellen Hintergrund eines geringen Selbstwertgefühls und zu starker Selbstbeschäftigung. Also mach was mehr an Aktivitäten, genieße deine Jugend, suche dir Freundschaften und Bekanntschaften.
Atisha
 

Re: Borderline...?

Beitragvon kratzetatze » Fr. 03.06.2011, 20:09

Im Gegensatz zu Atisha bin ich ehemalige Borderlinerin und kenne mich mit der Störung einwenig aus. Ich möchte hier nicht mit möglichen Diagnosen jonglieren und wenn du unbedingt meinst Borderline zu haben, solltest du dir psychologischen bzw. psychiatrischen Rat holen. Doch auch meiner Meinung nach, wie schon Atisha, hast du kein Borderline.

Deine Probleme sind deswegen nicht weniger schwerwiegend, doch die scheinen mir eher altersbedingt und dein Verhältnis zu deinem Bruder ein Fall von Geschwisterrivalität zu sein. Nichts in deiner Geschichte hat bei mir die Glocken läuten lassen, dass es möglicherweise Borderline wäre. Die Symptome von Borderline sind an sich eher normal und weit verbreitet. Erst die Gesamtheit und Intensität machen Borderline aus. Und das sollte ein Profi beurteilen, deswegen mein Rat sich an einen Psychologen bzw. Psychiater zu wenden.

LG.
K.
kratzetatze
 


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