Achterbahn

Habt Ihr Erfahrungen mit oder Fragen zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS)? Dann könnt Ihr Euch hier in diesem Unterforum als Angehöriger, Betroffener oder Interessierter über Borderline (bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung) austauschen.

Achterbahn

Beitragvon Solveigh25 » Di. 02.02.2010, 14:51

Bin mal wieder in der Achterbahn : rauf, hurra, runter, depri. Im Moment geht's grad so einigermaßen. Kennt ihr das Gefühl, euch nur noch im Kopf aufzuhalten und den Körper irgendwo verloren zu haben? Fühlt sich furchtbar an. Der Mensch hält nicht mehr als 1 Wesen zusammen... der Kopf sieht was unter sich (Körper) und empfindet das als nicht zugehörig. Bei mir war der Auslöser ein Familientreffen. Ich verliere da meine Rolle und weiß nicht mehr, wer ich bin, der Bezug geht verloren. Kein Gespür dafür, was ICH ist. Wie geht ihr mit sowas um? Kennt das noch jemand hier???
Solveigh25
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Vanilla » Di. 02.02.2010, 16:52

Hallo, ganz so ausgeprägt kenne ich das glücklicherweise nicht.
Aber bei Kontakt mit meiner Mutter, habe ich auch so meine Probleme
und bekomme schon am Tag vorher 'ne Krise, wenn ich anrufen muss.
Mein Erzeuger ist zum Glück schon 20Jahre tot, als er noch lebte,
hatte ich den Kontakt völlig abgebrochen.
Auch danach hatte ich lange keinen Kontakt zur Mutter + auch jetzt eher aus Mittleid.

Wie ist denn der Kontakt zu deiner Familie? Warum geht es dir danach so schlecht?
Und was tust du, wenn es dir so schlecht geht, wie jetzt?
Einen Tipp, habe ich leider nicht, ausser vielleicht ein Notfall Medi.
Machst du Therapie? Und wenn, rede darüber.

Es tut mir leid, dass ich dir nicht wirklich helfen kann :cuddle:
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Achterbahn

Beitragvon nera » Di. 02.02.2010, 19:05

hi,
ja ich kenne das auch!!! bei mir schaltet der kopf nie ab das ist das einzige was noch funktioniert (und das auch nicht immer so wie er sollte). ich fühle mich meist so unter vielen leuten.
würde dir gerne sagen was du tun könntes das es besser wird aber hast du es schon mal mit skill probiert?
oder mit irgendwas was dir hilft aus dem zustand zu gelangen?
sorry das ich nicht mehr helfen konnte.
alles liebe nera.
nera
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Roni » Mi. 03.02.2010, 00:20

Hallo Solveigh,

das ist absolut nachvollziehbar. Und hast schon vergessen? Dafür gibt es doch einen Grund. Du hast vielleicht vergessen, doch dein Körper nicht. Ich hatte gedacht du weißt das schon. Es wird so lange passieren wie du die Wahrheit nicht zulässt, dass kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen. Viel später hatte ich von diesem Sachverhalt in Büchern gelesen, früher hätte ich es als Scharlatanerie abgetan was da geschrieben stand.

Es gibt noch einen Weg. Eine Freundin hatte es in einer Therapie gelernt und mir so beschrieben: Du musst auf deine Körperhygiene achten. Nicht wegen Seife, nein, alles was dir ein schlechtes Gefühl gibt halte fort von dir, bis du dich stark genug fühlst.

Alles Liebe
Roni
Roni
 

Re: Achterbahn

Beitragvon nera » Mi. 03.02.2010, 01:20

ja das meiden von situationen die negative gefühle hervor bringen ist ein schritt, aber man muß auch lernen damit umzugehen, irgendwann muß man ja wieder auf familienfeste gehen können usw.
LG nera
nera
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Solveigh25 » Mi. 03.02.2010, 08:36

Herzlichen Dank, Nera, Vanilla, Roni, für eure lieben Antworten! Natürlich weiß ich schon zu 99%, was die Ursache ist, wenn ich DORTHIN muss, aber ich kann nicht nach jahrelangem Meiden immer noch meiden. Dachte, durch meine Körpertherapie sei ich inzwischen stark genug, wieder dorthin zu gehen, ohne dass es mir schadet. Aber ich war wohl an dem Tag nicht fit genug. Die Angst hatte sich ja schon Tage vorher aufgebaut, die Dissoziationen wieder begonnen. Ich hatte gedacht, durch die viele Therapie sei es schon besser. Seit ich bei meinem Therapeuten war und alles erzählen durfte, geht es etwas besser. Heute fühle ich mich schon etwas "ganzer", also, ich halte wieder etwas mehr zusammen und der KÖrper ist wieder besser spürbar. Ich bin froh, dass im nächsten halben Jahr erst mal kein Fest ansteht. Aber es ärgert mich halt maßlos, dass es trotz jahrelanger Therapie immer noch nicht klappt. Dass ich immer noch keine Grenzen habe, die stabil sind, dass sie über mich hinwegfahren und mich gar nicht wahrnehmen. Das wird immer so bleiben, ich weiß. Ich möchte halt mal so stark sein, dass mir das EGAL wird. Aber wenn ich den Kontakt einschränke, habe ich auch wieder Mitleid mit ihnen. Ist echt verhext. Danke für eure Worte! Es hilft mir sehr, über eure Erfahrungen zu lesen.
Solveigh25
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Roni » Do. 04.02.2010, 01:43

Hallo Solveigh,

Solveigh25 hat geschrieben:dass sie über mich hinwegfahren und mich gar nicht wahrnehmen. Das wird immer so bleiben, ich weiß.


ja, genauso ist es. weist du wie das kommt, dass sie sich soetwas überhaupt erlauben können, diese absolute nichtachtung deiner persönlichkeit?

Zuallerst haben sie dir, dass du hilflos wirst, die stimme genommen.

Deine Stimme ist in deinem körper gefangen, alles was du bis jetzt hinaus schreien konntest war noch längst nicht alles, da ist noch so viel.

Es ist nicht absehbar, dass deine eltern jemals verstehen werden, doch das kannst du, du hast einen guten weg genommen, stück für stück kannst du dir dein schönes leben zuück holen, ich wünsch dir alle kraft dafür.


liebe grüße
roni
Roni
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Roni » Do. 04.02.2010, 01:56

Hallo nera,

nein, sie muss nicht und keiner muss, wieso muss? warum denn auch, wegen dem 4.gebot? und wo ist das gebot das die kinder schütz? haben die vergessen die dussel, ein schelm der schlechtes dabei denkt. dazu ging es um hygiene, nicht um situationen aus dem weg gehen, gemeint ist alles was einem ein schlechtes gefühl gibt, das kann auch ein song von nirvana sein, merkt man garnicht so aufs erste, auch gut, gedankenhygiene :-)

ich geh auf familienfeierlichkeiten wenn es mir ein bedürfnis ist, nicht mehr um des lieben friedens willen, hat noch nie jemanden etwas gebracht, außerdem wäre es unehrlich und macht wieder den mund zu.

liebe grüße
roni
Roni
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Solveigh25 » Do. 04.02.2010, 11:37

Tja, Roni, ich bin halt noch viel zu gefesselt in den alten Bindungen. Ich kann nicht so radikal den SChlussstrich ziehen und nie mehr hingehen. Aber ich will nur noch hin, wenn ich mich stark genug fühle, soviel weiß ich seit dem Wochenende. Inzwischen geht's wieder bisschen besser, habe wenig Kontakte nach außen gehabt und mich so "wiedergefunden". Außerdem viel Yoga gemacht, das hilft mir enorm. Ist so bissel wie Körpertherapie.
Ich weiß nicht, wie Deine Erfahrungen waren, aber wenn Du jemanden hattest, den Du unglaublich als Kind geliebt hast und von dem Du zugleich missbr* worden bist, dann ist es schwer, zu trennen, da wirft es Dich von einem Gefühl ins andere und letztlich bleibt nur Dissoziation oder komplettes Einfrieren des Körpers, um aus dem Strudel rauszukommen.
Solveigh25
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Roni » Sa. 06.02.2010, 21:04

Hallo Solveigh,

ja, es ist schwer ich weiß. die ultimative Lösung habe ich auch nicht. Mein Weg war eher sehr umständlich, denn keiner konnte mir einen Rat geben. Vor acht Jahren hatte ich angefangen. Zwei Jahre zuvor musste ich endgültig erkennen wie meine Mutter drauf ist, wie sie mit meiner Schwester umgegangen ist, als sie wieder da war. Sie wurde veradoptiert.

Yoga war auch bei mir im Programm. Die Kontakte nach außen habe ich auch eingeschränkt. Neben Yoga machte ich auch diversen Kampfsport, nicht zu kämpfen, zum Körper wieder gewinnen. Taiji ist eine gute Sache und Tanzen auch. Was alles wirklich eine Wirkung hatte kann ich heute nicht genau sagen, muss dazu später meine Aufzeichungen durch gehen. Weiter habe ich auch alles mögliche aus meiner Wohnung in Kisten verpackt, alles was Erinnerungen irgendwelcher Art bringt - Gedankenhygiene. Dann habe ich bei allem Sport und Yoga die Regeln gestrichen. Ich wollte meinen Körper nicht mehr nach irgendwelchen Regeln nutzen, das war eine gute Sache. Dann Stimme wiedergewinnen. Dafür ist singen sehr gut geeignet. Auch hier, so wenig wie möglich Regeln. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass ich gut singen kann :-) Glaube das kann jeder. Wenn ich garnicht mehr weiter wusste, schaute ich - was ist natürlich. Die Tiere machen es vor, ein Vogel würde nicht auf die Idee kommen drei Wochen auf dem Küchenfußboden zu liegen, so konnte ich wieder aufstehen.
Heute weiß ich, wenn meine Muter irgendetwas jemals verstehen sollte, dann ist das gut, gut nur für sie selber, ich habe mich davon unabhängig gemacht.


Alles Gute wünsch ich dir
Roni
Roni
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Solveigh25 » Di. 09.03.2010, 14:13

Nach 3 guten Tagen heute wieder Absturz. Wieso kann es nicht einfach mal "normal" sein??? Ein Leben in der Mitte OHNE Höhenflug mit manischen Anwandlungen (extremst kommunikativ, kauflustig, nur auf Achse, kein Essen, kein Schlaf nötig, nur getrieben ohne Ende) und OHNE Absturz und Extremsterschöpfung. Einfach mal normal wäre gut zur Abwechslung. Im Moment bin ich wieder in der Erschöpfung, klar, nach den letzten 3 Tagen kein Wunder. Wie geht es Euch so???
Solveigh25
 

Re: Achterbahn

Beitragvon die Luna » Do. 11.03.2010, 11:14

Hallo Ihr,

ich kenne das gut, diese Achterbahn der Gefühle... immer wenn es mir gut geht, ich richtig super gelaunt bin, denke, alles könnte doch gut werden, kommt ein Dämpfer. Und ehe ich mich versehe, bin ich am Boden. Alles kann mich aus der Bahn werfen. Bin ich zu empfindlich? Aber kann man das überhaupt steuern oder ändern? Ist es nicht typisch für Borderline-Symptome, dass man eine sehr dünne Haut und eine sehr extreme emotionale Tiefe hat?
Ich bin oft absolut erschöpft von diesem Auf und Ab und mache mir selbst Vorwürfe, weil ich keinen "Rückfall" haben möchte. Nicht wieder diese Leere haben will. Den Sinn des Lebens nicht zu sehen und den Kopf hängen zu lassen..
Wieviel Kraft dies jedes Mal kostet, besonders beim Kampf, wieder auf die Beine zu kommen, kann sich niemand vorstellen, der es nicht erlebt. Man kann dann nicht mehr alles geben, doch gleichzeitig ist dort dieser Perfektionismus, der mich selbst immer zusätzlich unter Druck setzt. Bis an meine Grenzen und darüber hinaus. Was jedoch alles nur verschlimmert.
Manchmal weiß ich nicht, was ich dagegen tun könnte. Auch wenn ich mittlerweile weniger grübel als früher. Mich öfter anderen anvertraue, um meine Anspannung rauszulassen. Mir Tränen erlaube.
Gut ist, hier zu spüren, dass andere genau das gleiche durchmachen. Lange Zeit kam ich mir so anders vor, so als ob etwas an mir nicht normal wäre, es keinen Menschen gäbe, der so fühlt oder denkt wie ich. Das war kein schönes Gefühl. Es machte mich einsam, unverstanden, hilflos, liess mich daran zweifeln, ob ich mich nur "anstelle", ob ich nicht sein könnte, wie andere sind.
LG
Luna
die Luna
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Solveigh25 » Do. 11.03.2010, 11:41

Danke, Luna, du sprichst mir aus der Seele! Ja, dieser unglaubliche Kraftakt, dieses Auf und Ab ständig durchzustehen und weiterzumachen, im Tief zu sehen, dass das nicht das Ende ist, weiterkämpfen... Ich habe mich wieder etwas erholt, bin aber noch labil. Im Moment bedrückt mich schon wieder, dass ich Termine von außen vorgesetzt bekomme, die ich nicht will. So was setzt mich immer enorm unter Druck, aber manchmal geht's halt nicht anders. Wenigstens ist es schön, hier verstanden zu werden!!!
Solveigh25
 

Re: Achterbahn

Beitragvon Luna77 » Fr. 19.03.2010, 12:37

Hey Solveigh,

wie ist es Dir in den letzten Tagen ergangen? Trotz der Termine.. ja leider lässt sich das nicht verhindern. Ich mag sowas auch überhaupt nicht. Fühle mich dann oft überlastet oder als wenn ich gezwungen werde... Andererseits brauche ich das manchmal auch, damit ich mich nicht hängen lasse. Manchmal würd ich Termine gern absagen und nehme sie doch wahr, um hinterher zu merken, dass sie mich vorwärts gebracht haben. 8) Erstmal ein schönes Wochenende!

die Luna
Luna77
 

Re: Achterbahn

Beitragvon kratzetatze » So. 21.03.2010, 03:19

"In einem Moment himmelhochjauchzend, im anderen zu Tode betrübt"

Ich habe diesen Ausdruck zum ersten mal nach meinem ersten Zusammenbruch gehort, als ich in die Klinik kam. Ich war geradezu überwältigt, wie genau es meine innerste Welt beschrieben hat. Und ich war mir zuvor wahrscheinlich gar nicht klar, dass mein ganzes Leben im Grunde so verlief und dass es mir auch enorm zu schafen machte.

Ich hatte zwar nie das Gefühl mich von meinem Körper getrennt zu haben, aber immer wenn ich gestresst bin, habe ich ein anderes: Wenn ich heim komme und das Treppenhaus nur betrette, muss ich erstmal stehen bleiben und warten bis mein komplette Körper mir nachkommt. Er fühlt sich an, als wäre er ein endloses Gummiband und das Ende ist irgend wo geblieben. Bevor ich dann in die Wonung kann, muss sich dieses Gummi wieder zusammen ziehen, sonst bleibt es da draußen, für immer. Ist auch nicht angenehm.

Ich hoffe dir geht es jetzt besser.
LG.
kratzetatze
 

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