Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Es geht hier um Angst- und Panikstörungen, Phobien (auch soziale Phobie) und Ängste im Allgemeinen.

Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Klara1409 » Do. 10.01.2013, 12:05

Hallo ihr Lieben,

ich bin so langsam am Ende meiner Kräfte und hoffe, irgendjemand kann mir ein wenig helfen..

Kurz zu meiner Geschichte.. Ich leide seit 11 Monaten an Agoraphobie mit Panikstörung. Nachdem ich 9 Monate gegen die Angst gekämpft habe und es mir schlechter und schlechter ging, habe ich nun versucht, die Angst anzunehmen und es geht mir seit ca. 5 Wochen besser, keine Panikattacken, keine körperlichen Symptome. Trotzdem ist das Rausgehen noch nicht allein möglich, in Begleitung zum Einkaufen oder zur Therapie geht’s aber immer besser. Nur Termine kann ich nicht eingehen, da ich die leider nicht einhalten kann, da ich noch nicht „auf den Punkt“ fit bin. Ich muss dazu sagen, dass ich mein komplettes Leben wegen der Krankheit verloren hab. Ich musste mein Studium abbrechen, meinen Nebenjob und meine Studiwohnung am Studienort aufgeben..

Ich weiß nicht, was ich den ganzen Tag machen soll, ich sitz jetzt schon seit 11 Monaten nur daheim, 16 Std. fernsehen oder Internet, ich hab und hatte noch nie Hobbys, mein Leben war immer nur die Uni und jobben. Ich steh um 7 Uhr auf, auf die Couch, fernsehen, lesen, bis ich dann gegen 22 Uhr wieder ins Bett gehe, das geht nun schon seit Februar jeden Tag so, jeder Tag ist gleich :cry: Selbst, wenn ich irgendwann wieder in die Uni kann, was ich nicht mehr glaube, dauert es noch 17 Wochen, bis das Semester wieder losgeht. Und die ganze Zeit muss ich hier zu Hause sitzen, ich halt das nicht mehr aus :( Ich habe so Angst vor den nächsten 17 Wochen, ich weine und weine.. Das alles deprimiert mich so sehr, momentan habe ich "nur" eine leichte Depression, die dafür aber permanent und ich habe Angst, wieder ganz tief in das Loch zu fallen, ich weiß, wie das ist, ich hab zwei schwere depressive Phasen durchgemacht..

Es ist sicher nicht einfach, zu helfen, aber vllt weiß ja doch irgendjemand Rat.. Ich bin am Ende.


Danke und LG
Klara
Klara1409
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Atisha » Do. 10.01.2013, 12:20

Ich denke ja das alle Ängste etwas damit zu tun haben, das man seine Gefühle nicht richtig warnimmt, beachtet bzw. kennt. Und die Gründe dafür würde ich in der Kleinkindzeit suchen, als dem Kinde seine Gefühle versagt waren, als sie scheinbar falsch waren. So bei Adoptionskindern, bei strafenden Eltern ...

Hast du solche Erlebnisse, wo du ganz anders dachtest und sein wolltest als du durftest. Setzte sich das eventuell fort in späteren Jahren, in dem es von den Erziehern und Lehrern oder Eltern immer hieß, das ist doch nichts, das ist doch nicht schön, so was macht man nicht ...

Ein wirklich helfender Ansatz, von mir so erkannt, ist nun seine Gefühle wirklich zu beachtet, sie zu ergründen und sich auf die Regungen verlassen lernen, sich selbst als ok und richtig fühlend erkennen. Und in Konfrontationen von Meinungen und Bedürfnissen, sich selbst treu zu bleiben, sich selbst zu vertreten und um seine Gefühle und Wünsche und Werte zu kämpfen, egal wie sehr der Sturm innerlich und äußerlich entgegenweht.
Atisha
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Klara1409 » Do. 10.01.2013, 12:41

Hallo Atisha,

danke für deine Antwort :) Nein, solche Erlebnisse hatte ich nicht. Die Ursachen für meine Angsterkrankung kenne ich auch..

Mein großes Problem ist halt das, was ich im zweiten Teil beschrieben hab, diese momentane "Leben" halt ich einfach nicht mehr aus :cry: Du schreibst "für seine Wünsche und Werte zu kämpfen", das ist auch so ein Problem, da gibts nicht wirklich etwas, was ich mir wünsche und das es wert wäre, dafür zu kämpfen.

LG, Klara
Klara1409
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Atisha » Do. 10.01.2013, 12:48

Willst du mir die Ursachen für deine Angsterkrankung nennen?
Das man keine Werte und Wünsche hat um die man kämpfen kann, das glaube ich dir nicht. Irgendwo sind die in dir verborgen. Du musst sie sehr gut weggeschlossen haben. Aber warum?
Atisha
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Klara1409 » Do. 10.01.2013, 13:05

Atisha hat geschrieben:Willst du mir die Ursachen für deine Angsterkrankung nennen?


Ich versuchs mal ;) Mein Leben wie es bisher war, konnte einfach nicht so weitergehen.. Ich studiere z.B. seit vielen vielen Jahren, immer wieder was anderes, da ich einfach nichts finde, dass mich längerfristig fasziniert oder für das es lohnt, morgens aufzustehen und in die Uni zu gehen.. Versteh das bitte nicht falsch, ich bin nicht faul oder so, ganz im Gegenteil, lernen ist mein Leben. Von frühester Kindheit an hab ich nichts anderes gemacht als lernen, in der Bib sitzen usw. Das ist das einzige, was mich glücklich macht.. Aber ich finde einfach nichts, das mir das Gefühl gibt, auf mich stolz sein zu können.. Desweiteren habe ich irgendwie die letzten 6 jahre "zwei Leben" gelebt. die Woche in meiner Uni-Stadt, mit einem ganz eigenständigen Leben, das Wochenende hier mit meinem Mann. Ich war hin und her gerissen zwischen beiden Leben und hatte da eine sehr persönliche Entscheidung zu treffen.. Das konnte ich nicht und die Angsterkrankung hat mir das "abgenommen".
Klara1409
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Atisha » Do. 10.01.2013, 13:11

Aber Bücher sind doch nicht das wirkliche Leben? Man muss leben, Bücher sind nur ein Hilfsmittel um Gedanken festzuhalten. Wie gesagt, aus irgendeinem Grunde musst du ja auch gerne lernen. Was steckt da dahinter, welche Wünsche? Und deine Werte ergründest du im Umgang mit dem Leben, in dem du dich mit Lebensfragen und Alltagsproblemen auseinandersetzt.
Atisha
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Klara1409 » Do. 10.01.2013, 13:34

Atisha hat geschrieben:Wie gesagt, aus irgendeinem Grunde musst du ja auch gerne lernen. Was steckt da dahinter, welche Wünsche?


Hmmm, gute Frage ;) Es macht mich einfach glücklich. Und ich wünsche mir, dass irgendjemand mal stolz auf mich ist.. Aber irgendwie kann ich noch so viel über z.B. "die Kelten" wissen, es interessiert ja niemanden, wem soll ich das vorbeten?? Verstehst du, was ich meine??
Klara1409
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Atisha » Do. 10.01.2013, 14:52

Na klar interessiert dein Wissen irgendwo, irgendjemanden ... du musst nur suchen.
Wie siehts mit deinem Mann aus, ist der an dir interessiert, kannst du mit ihm deine Welt teilen?
Atisha
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Klara1409 » Do. 10.01.2013, 15:31

Klar interessiert ihn mein Leben.. Aber er hat ja auch seine Arbeit, sein Hobby. Aber ich glaube, wir schweifen vom Thema ab ;) Das alles bringt mich nicht weiter in Bezug auf mein Problem, nicht zu wissen, wie die nächsten Monate überstehen bzw. weitermachen. Aber da einen Rat zu finden, is sicher auch nicht einfach.
Klara1409
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon Atisha » Do. 10.01.2013, 17:10

so ein direkter Rat ist schwer, weil ich kann einfach rausgehen, da ist doch nichts gefährlich dran!? Nur das wenn man da offen und aufmerksam herausgeht einem viele Gefühle entgegenschweben oder auch fließen. Und ich denke, das sind dir zu viele Gefühle auf einmal, die kannst du gar nicht ordnen und verarbeiten und deshalb kommt dir die Angst hoch.
Ich kann mir nicht vorstellen was sonst jetzt so anders und neu wäre, als früher, außer dass deine Gefühle aufgebrochen sind. Aber warum waren sie zugegangen und was hat sie aufgebrochen? Was hat dich vor 11 Monaten in Angst und Panik gebracht?
Atisha
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon GLaDOS » Do. 10.01.2013, 17:31

Hallo Klara,

erstmal finde ich es gut, dass du es schon soweit schaffst in Begeleitung zur Therapie, und einkaufen zu gehen. Darauf solltest du echt stolz sein!

Denke die Wahrnehmung körperlicher Symptome spielt eine wichtige Rolle. Wenn man Angst hat führt dies zu einer körperlichen Reaktionen wie zum Beispiel Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Zittern (hab selber ein paar Jahre unter Panikattacken gelitten, und wollte daher meine Wohnung fast nicht mehr verlassen). Das bedeutet schon mal ---> Gefahr, was die Angst wiederum noch verstärkt. Durch die damit verbundene Stressreaktion verschlimmern sich die körperlichen Symptome, und fertig ist ein Teufelskreis der Angst, der dazu führt, dass die Angst immer weiter zunimmt.

Vielleicht könnte so eine Art Angsttagebuch etwas bringen :ka:, dass kannst du deinem Therapeuten geben, oder für dich selber nutzen.

Wie gehst du sonst mit Konfliktsituationen um?

Da die Angst ja zu einer hohen Anspannung führt, könntest du dir mit Entspannungsverfahren etwas helfen...z.B.: Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Biofeedback.

Kann mir vorstellen, dass das alles es sehr belastend für dich sein muß, aber du bist auf einem guten Weg...mach dir bloß nicht zu viel Druck, und gib dir die Zeit die du brauchst.

Lieben Gruß...GLaDOS
GLaDOS
 

Re: Dieses "Eingesperrtsein" bringt mich noch um

Beitragvon notorius » Di. 22.01.2013, 03:21

Ich habe einen Super-Tip für dich:

Schrittchen für Schrittchen.

Zieh dich an, stell dich gehbereit vor deine Haustür und schau auf deine Füße.

Dann gehst du Schrittchen für Schrittchen los, konzentrier dich auf deine Schritte, sonst auf nichts.

Aus den Augenwinkeln heraus siehst du , wohin du läufst, wie dein Umfeld ist etc. Wenn du unsicher bist, kurz die Lage checken und wieder auf die Beinchen konzentrieren.

Ansonsten einfach auf die Füße schauen, wenn du merkst , das Panik aufkommt, bleib einfach stehen.

Wenn sich alles beruhigt hat, gehst du wieder ein Schritt nach dem anderen , du kannst auch das mitzählen wenn dir das hilft.

Wenn der Drang nach Umkehr kommt, bleib stehen und schätze in etwa die Entfernung in Metern ab, die du schon geschafft hast.

Achte nicht auf die Leute - die haben Ihre eigenen Sorgen -, es kommen meistens Gedanken wie "Die Leute schauen schon so komisch" und dann möchte man am liebsten schnell zurücklaufen.


Probiers aus...
notorius
 


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