Psychose und arbeiten gehen

In diesem Forum geht es um psychotische Störungen und Symptome (wie z.B. Wahn, Paranoia und Halluzinationen) und das Krankheitsbild der Schizophrenie.

Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Erna » Di. 02.08.2011, 20:02

Hallöchen,

ich habe eine paranoide Schizophrenie und eine postschizophrne Depression. Derzeit bin ich einigermassen stabil, allerdings hatte ich vor 2 Monaten nen leichten Schub, der ca 1 Monat anhielt.
Da war ich auch für 3 Wochen krank geschrieben.

Nun geh ich seit 2 Wochen wieder arbeiten und es ist so unendlich anstrengend. Ich quäle mich die 4 Stunden durchzuhalten, es war heute wieder so heftig, dass ich hinterher erstmal 2 Stunden schlafen musste.
Dazu muss ich sagen, dass mein Job an sich nicht wirklich anstrengend ist, ich arbeite im Büro und mache "nur" leichte Tätigkeiten, die nicht wirklich verantwortungsvoll sind (zum Glück).

Es gibt Zeiten, da bereue ich, dass ich nicht statt dessen in Rente gegangen bin.

Gibt es hier Leute, denen ihr Job inclusive Psychose auch so derbe schwer fällt? Ich wüsste gerne wie ihr euch motiviert...

Liebe Grüsse Erna
Erna
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Atisha » Mi. 03.08.2011, 08:12

Da hast du ja schon mal Glück, das du sone leichte Tätigkeit hast. Leider sind der Motivation Grenzen gesetzt. Was willst du da motivieren, wenn du dich jeden Tag quälst, weil du krank bist. Ich habe auch gearbeitet bis es eben wirklich überhaupt nicht mehr ging. Ich war so weit unten, das ich nicht mehr lebensfähig war. Für ne gewisse Arbeitsfähigkeit muss man schon was an Gesundheit mitbringen.
Atisha
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Erna » Mi. 03.08.2011, 12:49

Tja,

ich habe auch 2 Kinder und bin defacto alleine, also muss ich die halt versorgen indem ich arbeiten gehe.
Ich wurde von den Ämtern schon schwer gegängelt in der Vergangenheit, vielleicht ist das Gequäle auf der Arbeit das kleinere Übel...
Ach ich weiss es auch nicht, wie man sich entscheidet ist es eh meistens das falsche...
Erna
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Atisha » Mi. 03.08.2011, 20:32

Macht dir das zu schaffen der Kampf mit den Ämtern.
Man hat eigentlich nichts zu befürchten. Es gelten die Sozialgesetzbücher und das Grundgesetz. Und wenn die einen dumm kommen geht man zum Sozialanwalt. So habe ich das auch schon gemacht. Du darfst bei der Agentur für Arbeit zB. nur keine Eingliederungsvereinbahrung unterschreiben, wenn du nicht willst. Man hat ein Recht auf freie Berufs- und Arbeitsplatzwahl lt. Grundgesetz und die soziale Absicherung steht einen auch zu.
Und du würdest doch wahrscheinlich dann Erwerbsminderungs- oder unfähigkeitsrente beantragen. Beides habe ich nie beantragt, da kann ich dir jetzt auch nichts sagen. Habe vier Jahre von ALG 2 gelebt und hatte nie wieder Ärger, nach dem ich eben bei besagtem Anwalt war. Auch hat man doch als Schizophrenieerkrankter 50% Behinderung und da wird man bei der ARGE doch noch mal besser behandelt. Hatte ich den Eindruck, ich kenne aber auch andere Beispiele.
Atisha
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Atisha » Do. 04.08.2011, 22:14

Ergänzend zu
Du darfst bei der Agentur für Arbeit zB. nur keine Eingliederungsvereinbahrung unterschreiben, wenn du nicht willst.


Das sollte man auf jeden Fall wissen.
http://www.youtube.com/watch?v=3gei_pb43as

Und § 1 SGB I (1) Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfen gestalten. Es soll dazu beitragen, ein menschenwürdiges Dasein zu sichern, gleiche Voraussetzungen für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, insbesondere auch für junge Menschen, zu schaffen, die Familie zu schützen und zu fördern, den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen und besondere Belastungen des Lebens, auch durch Hilfe zur Selbsthilfe, abzuwenden oder auszugleichen.

Also wegen dem oben genannten gehe ich mal davon aus, das man eine Eingliederungsvereinbahrung nicht unterschreiben muss, wenn da so grobe Verstöße gegen die Gesetze drinnen stehen.
Aber so freche Sachen machen die ARGEs bestimmt jetzt mittlerweilen nicht mehr. Obwohl ich schon von haarsträubenden Sachen hörte. Und sone Eingliederungsvereinbahrung muss nicht immer was Schlechtes sein.
Aber dann bin ich doch etwas überfragt, was man denn da so nun dort unterschreiben sollte, kann, muss und darf? Sone Vereinbahrung gilt immer 6 Monate.
Auf jeden Fall gilt wie bei allen Verträgen, dass man sich Bedenkzeit nehmen kann, also im Zweifelsfall erstmal damit nach Hause gehen und dann mal rechtlich informieren.

siehe auch nochmal hier:
http://www.youtube.com/watch?v=c7BOYlSp7es
http://www.youtube.com/watch?v=msOcuQYUGQM
Atisha
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Erna » Fr. 05.08.2011, 16:11

Wenn ich nicht mehr arbeiten kann, dann würde ich versuchen in Rente zu gehen.

Aber ich hoffe mal, dass ich mein Motivationstief irgendwann mal überwinden kann, im Moment ist die Arbeit einfach nur schrecklich, weil ich auch nicht so recht was zu tun habe und wenn, dann nur unsinnige Sachen.

Das trägt nicht gerade dazu bei, dass mir die Arbeit irgendwie Spass macht, bzw man irgendwie motiviert ist was zu machen.
Naja vielleicht kommen auch mal wieder bessere Zeiten, mal abgesehen von der Psychose, die immer wiederkehrt leider.
Da kann ich mich noch so bemühen, meine Medis nehmen, genug schlafen und "Stress" von mir fernhalten, ich habe immer wieder Schübe.
Erna
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Zwahod » Mi. 10.08.2011, 21:54

Hallo Erna,

ich finde es toll von Dir, dass Du versuchst zu arbeiten. Was mich betrifft, ich arbeite nämlich auch und mit so einer Krankheit ist es leichter zu sagen, geht mich nix an. Aber ich finde Du solltest es als Herausforderung sehen und auch Deinen Kindern gegenüber ein weitesgehend "normales" Leben bieten können oder zumindest vorleben. Ich weiß nicht ob das Gefühl in Rente zu gehen ein besseres wäre; meiner Auffassung nach, nicht.

Diese Schübe sind natürlich heftig - mein letzter ist jetzt 2 Jahre her und hat fast ein Jahr gedauert bis ich wieder auf der Reihe war. Doch das Medikament, welches ich nehme, vertrage ich ganz gut und so habe ich auch nicht ganz so schlimm mit Müdigkeit und Antriebslosigkeit zu kämpfen.

Es war auch immer schon mein Wunsch ein möglichst normales Leben zu führen, leider hat das auch nicht immer so geklappt und mich hat es nicht gerade aufgebaut, wenn ich "Kranke" kennengelernt habe die noch schlimmer dran waren. Ich hoffe auch, dass man belohnt wird, wenn man sich der Herausforderung stellt.
Zwahod
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Erna » Do. 11.08.2011, 17:03

Hallo Zwahod,

ja so sehe ich das eigentlich auch, dass man sich am besten aufrafft und was tut, zumindest solange man noch kann.
Auch wenn es oft schwer ist und die Motivation gleich Null ist.
Ich bin es zumindest auch den Kindern schuldig, dass ich ihnen ein halbwegs normales Leben vorlebe.
Ich gestehe mir ja auch meistens selber gar nicht ein, dass ich überhaupt krank bin. ( Ausser ich hatte mal nen Schub so wie derzeit)
Erna
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Lingenia_is_back » Do. 11.08.2011, 21:18

Nicht mein Gebiet. Ich möchte dir hiermit nur meine Anerkennung aussprechen, dass du es trotz deiner Krankheit zumindest versuchst ..
Lingenia_is_back
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Erna » So. 14.08.2011, 13:47

Danke Lingenia,

ich versuche es und wenn ich Feierabend habe bin ich auch sehr stolz auf mich, dass ich hingegangen bin und den Tag geschafft habe.
Erna
 

Re: Psychose und arbeiten gehen

Beitragvon Osiris » Do. 29.09.2011, 09:46

Erst mal.

natürlich verstehe ich das du arbeiten willst evt sogar musst, bzw. das Gefühl hast du musst. Unsere ganze psychatrische Behandlung und Therapie zielt itunter darauf ab uns wieder "normal", d.i. arbeitsfähig zu machen.

Meine paranoide Schizphrenie wird wie ich herrausfand durch Stress ausgelöst. Studium-->Psychose, dnach Ausbildung-->Psychose, danach verschiedentlich gearbeitet-->Psychose.
Dann habe ich für mich akzeptiert bzw. erkannt. Ich brauche zwar Beschäftigung, weil nichts zu tun, zu depressiven Stimmungen führt, aber den Stress der Arbeit, vor allem der regelmässigen Arbeit will und kann ich nicht mehr akzeptieren.

Die letzten 10 Jahre habe ich nicht gearbeitet und bin von einer Episode abgesehen als ich testete ob ich ohne Medikamente auskäme, beschwerdefrei (mit Medikamenten). Die Versucheder Ärzte und Ämter mich in Arbeit zu vermitteln habe ich mit dem Wunsch beantwortet in einem Behindertenwerk arbeitsfähigkeit zu rlangen. Ich habe aber mich zu nichts gezwungen und letztlich bin ich im BW gescheitert.
Jetzt läuft ein Rentenantrag und ich hoffe er geht durch.

Fazit: Unsere Gesellschaft hat ein Arbeitsethos, aber der ist verbunden mit Stress, selbst leichte Tätigkeiten wie im BW. Und Stress ist ein starker Verursacher von psychotischen Symptomen. andere Stressfaktoren sind verliebtheit, Drogenkonsum etc. Anders gesagt Stress kann auch etwas als angenehm empfundenes sein, nichts desto trotz verursacht es wenigstens bei mir Symptome.

Zur Zeit bin ich in einer noch frischen Beziehung, und bei aller Liebe ist auch das Stress, zumal meine geliebte Freundin ebenfalls psychische Schwierigkeiten hat, und der Umgang mit ihr mich oft zwingt mich selbst kontrolliert zu verhalten was wiederrum Stress ist.

Mit Arbeit, d.h. ernährender, regelmässiger Arbeit habe ich abgeschlossen und werde auch keinen Versuch mehr unternehemn den "normalen" da zu folgen.
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Liebe Erna,

das alles soll dich nicht abschrecken zumal deine Situation sicherlich eine andere ist als meine und du Verantwortung trägst die ich nicht habe. Ich wolte dich und andere hier nur auf den Zusammenhang Stress/Psychose aufmerksam machen, der bei mir so stark ausgeprägt ist.

Gruss

Osiris
Osiris
 


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