Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

In diesem Forum geht es um psychotische Störungen und Symptome (wie z.B. Wahn, Paranoia und Halluzinationen) und das Krankheitsbild der Schizophrenie.

Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon cduck » Di. 22.12.2009, 21:52

Hallo,

was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Psychose und Schizophrenie?

Bei mir hatte man vor 3 Jahren eine "Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis" diagnostiziert. Seit dem ist das nie wieder aufgetreten. Leide ich jetzt unter Schizophrenie? Also akut sicher nicht. Obwohl ich immer noch Neuroleptika nehme.

Habe es schon bei Wikipedia versucht. Aber irgendwie helfen mir die Erklärungen dort auch nicht weiter.

Danke
cduck
cduck
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Mulle » Di. 22.12.2009, 22:13

es gibt exogene und endogene psychosen, cduck.
exogene entstehen durch impulse von aussen, können sich auch durch schädliche substanzen manifestieren. endogene psychosen resultieren auf die verschiebung körpereigener substanzen, z.b. hormone oder botenstoffe im gehirn.
eine schizophrenie hingegen trägt man meist schon in den genen mit sich. diese erkrankung bricht dann irgendwann (meist so ab dem 20./25. lj.) aus. es passiert auch, das man eine schizophrenie auch schon im kindesalter erlebt.
nun haben sich beide erkrankungen in ihrer symptomatik bei dir auf einmal gezeigt. das eine hat das andere begünstigt. das passiert.

das du neuroleptika nimmst, vermindert bei dir das erleben schizophrener wahrnehmung und hat dich für deinen alltag und dein leben stabilisiert. ich möchte dich nicht ängstigen, aber die schizophrenie bleibt, sie muss aber nicht ausbrechen. und man kann mit ihr leben, wenn man sich ihrer annimmt und akzeptiert.
die erkrankung ist im allgemeinen in schüben verlaufend. an die symptome kannst du dich sicher wahrhaftig noch erinnern.
um sich noch mehr damit auseinanderzusetzen, solltest du dich mal mit deinem behandelnden arzt darüber unterhalten. er kann dir die zusammenhänge auf jeden fall besser und ausführlicher erklären.

aber da du bezeichnender weise den schizophrenen formenkreis mit aufgeführt hast, der diagnostiziert wurde, so kann sich das natürlich auch um eine symptomatische abhandlung der schizophrenie handeln, die sich nur in einigen treffenden kennzeichen äussert.
Mulle
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Roni » Do. 31.12.2009, 04:07

Hallo cduck,

weswegen bist du denn damals in die Behandlung gegangen? Also von dir aus betrachtet und nicht von der Seite des Arztes oder anderer erkannt/beschrieben/diagnostiziert.

Mulle hat geschrieben:eine schizophrenie hingegen trägt man meist schon in den genen mit sich. diese erkrankung bricht dann irgendwann (meist so ab dem 20./25. lj.) aus.


Das stimmt nicht. Der Nachweis über den genetischen Ursprung fehlt vollkommen. Auch das gehäufte Auftreten in Verwandtschaftsverhältnissen, immer wieder gern herangezogen, ist nicht auf eine Vererbung sondern im Ungang zu suchen. Im Gegenteil, es wird darüber diskutiert ob Schizophrenie überhaupt eine Krankheit ist. Herr Ronald D. Laing ist schon vor einiger Zeit darauf gestoßen und es gibt auch schon zauberhafte Bücher zum Thema Bsp:

Arnhild Lauveng
Morgen bin ich ein Löwe – Wie ich die Schizophrenie besiegte

Buch einer "krankheitseinsichtigen", inzwischen als Psychologin arbeitenden ehemaligen "Schizophrenen", in dem diese ihre Erfahrungen mit ihren verrückten Gedanken, Bildern und Stimmen sowie die fast zehn Jahre währenden entwürdigenden und diskriminierenden Behandlung in der Psychiatrie bis hin zu ihrer völligen Wiederherstellung und Arbeitsfähigkeit beschreib.
Eine Krankheit, die als unheilbar gilt. Eine Frau, die das Unmögliche schafft. Ein Buch, das Mut macht! Die erstaunliche Geschichte einer Frau, der das scheinbar Unmögliche gelang: Seit ihrer Jugend litt Arnhild Lauveng an Schizophrenie, fast zehn Jahre ihres Lebens verbrachte sie in der Psychiatrie. Ihr Leben als Patientin war geprägt von Selbstzerstörung und der niederschmetternden Diagnose, dass ihre Erkrankung unheilbar sei. Doch die junge Frau überwand nicht nur die Krankheit, sondern auch das Gesundheitssystem, das sie gefangen hielt.
Heute arbeitet sie als klinische Psychologin, ist gefragte Referentin und erfolgreiche Autorin. Schonungslos offen und zugleich voller Humor schildert sie in ihrem autobiographischen Buch "Morgen bin ich ein Löwe" ihren Weg aus der Schizophrenie. Ohne Sentimentalität und falsches Pathos zeichnet sie das Bild eines psychischen Leidens, das immer noch gesellschaftlich stigmatisiert und mit vielen Tabus behaftet ist. Und sie beweist, dass es möglich ist, nicht nur mit der Krankheit zu leben, sondern sie zu besiegen.

Habs nicht gelesen aber die Beschreibung klingt einfach geil:-)

Alles Gute wünsch ich dir
Roni
Roni
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon senta » Do. 31.12.2009, 12:06

@ roni,
für Erkrankte wie cduck ist es doch eine große Erleichterung, daß sein Leiden oder Schub als Krankheit endlich anerkannt ist.
Das Medikament scheint doch gut zu helfen!
Als die psychischen Krankheiten noch nicht als solche anerkannt waren, waren die Betroffenen doch mit Ihrem Leiden ganz allein und viele haben das Leben nicht mehr geschafft, hatten doch keine Unterstützung, geschweige denn Verständnis zu erwarten! Also, wenn Du das besser findest?
Mach doch den Menschen keine Angst vor einem angeblich krankmachenden "Gesundheitssystem"!
Dann sind wir irgendwann wieder an dem Punkt, daß sich niemand mehr traut, mit psych. Krankheitsschüben zum Arzt zu gehen! Das ist echt kontraproduktiv und wenig hilfreich! :evil:
Krankheiten sind bis auf ganz genz wenige Ausnahmen und vielleicht schicksalshafte Fehlbehandlungen nicht verschuldet, von niemandem, auch nicht vom "Gesundheitssystem"!
@ cduck,
ich finde es gut, daß es Dir mit dem Medikament schon so lange besser geht und wünsche Dir weiter alles Gute und auch ein gesundes neues Jahr.
Es gibt für Dich auf jeden Fall hilfreiche Behandlungen und die Hoffnung auf ein weiterhin symptomfreies Leben.
Du darfst da ruhig auch weiter Vertrauen haben.
senta
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Mulle » Do. 31.12.2009, 14:20

@roni, es ist ja wunderbar das du mit theoretischen erklärungen und buchempfehlungen weiterhelfen möchtest. doch irgendwann solltest du da mal die bremse ziehen.
deine negation erscheint oft unangebracht und so, wie senta es schon beschrieb, als kontraproduktiv!
Mulle
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon cduck » Fr. 01.01.2010, 13:27

Vielen Dank für die Antworten. Habe mir jetzt mal das Buch "Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. . Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige" von Josef Bäuml bestellt. Das ist zwar schon von 1995 aber ich hoffe, das ist immer noch aktuell genug, um ein paar grundlegende Fragen zu beantworten. Die Kritiken auf Amazon sind jedenfalls durchweg positiv. Soll sehr verständlich geschrieben sein.
cduck
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon senta » Fr. 01.01.2010, 14:42

hi cduck, ein frohes neues Jahr, wünsche ich.
Das Buch, das Du da hast ist okay, kann nicht sagen, wie es geschrieben ist, aber Autor und Verlag ( Springer Verlag ist ein Medizin-Fachverlag) sind empfehlenswert, das ist auch eine ganz neu Überarbeitete Auflage von 2008!!! Deshalb auch aktuell!
LG senta
senta
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Mulle » Fr. 01.01.2010, 22:24

hallo cduck, das buch ist ein sehr guter ratgeber!
ich wünsche dir, das du zu dir findest und dich verstehen lernst.
Mulle
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Roni » So. 03.01.2010, 15:59

Hallo cduck,

kannste mir bitte mal ein Echo geben, wie meine Beitrag auf deinen Betreff auf dich gewirkt hat!

Mir liegt es fern jemanden in irgend einer Form zu verunsichern, mein Anliegen ist es meine Gedanken und Erfahrungen zu vermitteln und mein innigster Wunsch ist es, dass die jeder tut, tun kann.

@senta: Das Bundesgesundheitsministerium gibt bekannt, dass 10-20% aller psychischen Behandlungen mehr als kontarproduktiv sind. Eine kritische Sicht ist für jeden angebracht der Hilfe sucht, diese Erfahrung sollte auch bereits jeder Mensch gemacht haben, leider hatten diese Erfahrung die meisten Menschen mit Menschen auch machen müssen. Bitte bedenkt, Profis sind auch (nur) Menschen.

Wichtig ist es doch, dass den Menschen Hilfe zu Teil wird, und es soll doch nicht das primäre Ziel sein den Kummer der Menschen als eine eine "Krankheit" zu erkennen, anzuerkennen, zu suggerieren.

Ein glückliches neues Jahr wünscht euch
Roni
Roni
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon planb » So. 03.01.2010, 16:04

Roni hat geschrieben:Wichtig ist es doch, dass den Menschen Hilfe zu Teil wird, und es soll doch nicht das primäre Ziel sein den Kummer der Menschen als eine eine "Krankheit" zu erkennen, anzuerkennen, zu suggerieren.


Wichtig ist aber auch, dass eine Krankheit als solche auch benannt wird. Es gibt normalen Kummer, dass ist sicher keine Krankheit.
planb
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon cduck » So. 03.01.2010, 16:48

Roni hat geschrieben:Hallo cduck,

kannste mir bitte mal ein Echo geben, wie meine Beitrag auf deinen Betreff auf dich gewirkt hat!

Mir liegt es fern jemanden in irgend einer Form zu verunsichern, mein Anliegen ist es meine Gedanken und Erfahrungen zu vermitteln und mein innigster Wunsch ist es, dass die jeder tut, tun kann.


Ehrlich gesagt habe ich mir nur gedacht: "Aha, jemand aus der Antipsychiatrie". Nicht viel mehr.

Der Freund meiner Schwester ist auch in der Antipsychiatrie aktiv. Damals als ich in die Klinik musste, haben mich die Gespräche mit meiner Schwester schon verunsichert. Sie war gegen sämtliche Medikamente und gegen die Klinik. Ich finde ja schon, dass auch Kritiker der Psychiatrie ihre Meinung äußern sollten, aber mich hat das damals sehr misstrauisch gegenüber den Ärzten gemacht. Und das war nicht hilfreich.

Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass es meiner Schwester irgendwie nicht so recht passt, dass die Medikamente so gut funktioniert haben. Und das haben sie. Sogar außergewöhnlich schnell. Die Wahnvorstellungen waren schon nach einer Woche verschwunden. Und ich hatte keine Angst mehr, dass alle Welt mir etwas böses wolle.

Es mag andere Leute mit anderen Erfahrungen geben. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Die Medikamente waren/sind genau das Richtige für mich. Ich habe praktisch keine Nebenwirkungen und die Psychose ist vollständig verschwunden. So, wie es sein sollte. Bin sehr froh, dass es heute diese Medikamente gibt. Denn ich bin durch sie zu 100% wieder gesund geworden.

Mir ist schon klar, dass ich einen sehr günstigen Verlauf hatte. Erstens war es nur eine leichte Psychose. Und zweitens bin ich sehr schnell in die Klinik gekommen. Eine Freundin hatte mich damals da hin gefahren. Nur weil ich ihr so vertraue, war das ohne Probleme möglich, denn eigentlich hatte ich Angst vor der Psychiatrie.

Und das muss ich dann doch der Antipsychiatrie vorwerfen: Sie schüren einfach auch Ängste. Wer weiß, wie viele Leute nicht rechtzeitig behandelt werden, weil sie Angst vor der Psychiatrie haben.

Soviel zu meiner Erfahrung mit der Psychiatrie und der Antipsychiatrie.

Gruß
cduck
cduck
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Roni » So. 03.01.2010, 17:05

Hallo cduck,

vielen Dank für deine Antwort.

Ja, in der Antipsychartrie sammeln sich tatsächlich die Leute mit ganz schlechten Erfahrungen und leider auch diverse "Helfer". Sie dazu die Verbindung "Kommission für Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte" und Scientology. Ineresenvertretungen müssen immer kritsch betrachtet werden.

Woher dein Freund die Erfahrung hat ist nicht klar ersichtlich, doch deine Schwester hatte diese offensichtlich nicht, macht sich allerdings zum Werkzeug ohne eigene Erkenntnisse oder Erfahrungen, was wohl immer sehr gefährlich ist, natürlich auch auf der Pro-Seite, in allen Systemen.

So wie sich das anhört hat dich deine Schwester überhaupt nicht gehört.

nochmal Danke für deinen Beitrag, Tschüssie
Roni
Roni
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Mulle » So. 03.01.2010, 17:25

es ist schön zu lesen, das es dir gut geht, cduck.
Mulle
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon kratzetatze » Di. 09.02.2010, 23:00

Ich habe jetzt gerade noch mal in meinem Pschyrimbel nachgeschaut:

Psychose ist die allgemeine Bezeichnung für psychische Krankheiten, bei denen der Betroffene jedlichen Bezug zur Realität verliert. Einfacher erklärt, unterscheidet man zwischen den folgenden Hauptformen einer Psychose: Schizophrenie, affektiver Psychose (bipolare Störung, man.-depr. Erkrankung) und organisch bedingtes Hirnsindrom. Es wird unter den Fachleuten immer noch umstritten, ob paranoide Psychose ein eingenes Krankheitsbild darstellt oder lediglich ein Teil der schizophrenen Symptomatik ist. Die Symptome von allen Psychosen sind stark in einander verkettet. Auch wenn es jeweils spezifische Simptome für jede einzelne von denen gibt, tretten sie doch ziemlich oft in gemischten Formen.

Dem zufolge ist die Schizophrenie eine unter verschiedenen Psychosen, aber wohl die schwerwiegendste.
kratzetatze
 

Re: Unterschied Psychose u. Schizophrenie?

Beitragvon Mutter » Di. 23.03.2010, 09:13

hallo . Ich habe in meinem Leben einige Psychosen erlitten, war auch in der Psychiatrie und mein Psychiater stellte mir die Diagnose chronische Schizophrenie. Ich habe das so verstanden, daß Schizophrenie der Überbegriff ist für wiederkehrende Psychosen bzw. psychotische Schübe. Ich habe nun Ängste behalten, Angstzustände, bin aber was Psychosen angeht seit 2005 krisenfrei , Klopf auf Holz.....
Mutter
 

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