Fragen zu Schizoaffektive Störung

In diesem Forum geht es um psychotische Störungen und Symptome (wie z.B. Wahn, Paranoia und Halluzinationen) und das Krankheitsbild der Schizophrenie.

Fragen zu Schizoaffektive Störung

Beitragvon annelie » Mo. 19.01.2015, 02:03

Hallo!
Bitte helft mir mal, falls ihr euch da besser auskennt als ich.
Ich studiere zwar Psychologie, aber weiß es trotzdem nicht.
Ich bekam vor 2 Jahren eine Schizoaffektive Störung diagnostiziert.
Als erstes ging ich zum Psychiater vor ca. 8 Jahren. Der diagnostizierte damals noch "Rezidivierende depressive Störung mittelschweren Grades mit psychotischen Symptomen" und verabreichte mir 1mg Risperdal und Antidepressiva. Dass ich schwere Depressionen hatte, war mir klar, warum er mir jedoch die psychotischen Symptome dazuschrieb, wusste ich nicht (ich glaube es stand was von Beziehungsideen - er meinte damit wohl, dass ich immer glaubte, Leute würden über mich schlecht denken und reden).
Eine Zeit lang ging es mir besser.
Dann setzte ich jedoch die Tabletten aprubt ab, weil ich sie nicht mehr nehmen wollte, wodurch ich eine starke Veränderung erlebte. Mir ging es dreckig, jedoch hatte ich eine starke Euphorie bis zur Hineinsteigerung in gewisse Themen und eine veränderte Wahrnehmung, außerdem bekam ich starke Hassgefühle, die ich vorher noch nie gespürt hatte => alles eskalierte letztendlich.
Dann ging ich wieder zum Psychiater (zu einem anderen) vor 2 Jahren. Der diagnostizierte mir eben eine Schizoaffektive Störung. Diesmal weil ich, wie er meinte, Denkstörungen hatte (meine Gedanken waren "zerfetzt" und nicht durchgehend, ich "konnte nicht mehr denken"). Ob er auch andere Symptome zur Schizoaffektiven Störung zählte, weiß ich nicht.

Was ich nun von euch wissen will: Ich habe ganz oft, z.B. wenn ich ermüdet oder erschöpft bin, das Gefühl, ich würde bedroht werden - das heißt ein starkes Angstgefühl - vor allem Angst vor anderen Menschen. Eine Freundin meint, das ist normal, aber mir kommt dieses bedrohliche Gefühl wie ein psychotisches Gefühl vor. Es ist, als wäre ich in meiner eigenen Wohnung oder wo ich mich befinde, nicht sicher. Ich kann es nicht besser beschreiben.
Außerdem glaube ich ganz oft, alle hassen und verachten mich oder sehen mich böse an.
Ansonsten habe ich keinen Wahn oder irgendetwas ähnliches.
Könnt ihr mir sagen, ob ihr das bedrohliche Gefühl kennt und ob das ein Symptom meiner Schizoaffektiven Störung sein könnte?

Außerdem fühle ich mich schon seit ich ein Kind war übermäßig minderwertig.. es find irgendwann wie aus dem nichts an (als Kleinkind hatte ich das noch nicht) als ich auf Wikipedia diese Definition las, klang es, als würde es die Erklärung dafür sein:
"Nichtigkeitswahn
Die betroffene Person hält sich für außergewöhnlich minderwertig, unwichtig,..."

Achja: Ich denke, ich habe eine milde Form einer schizoaffektiven Störung, denn ich habe nicht wirklich Wahn, nur Tendenzen zum Wahn, kommt mir vor...
Ich wollte einfach einmal hören, ob ihr diese Gefühle kennt, vor allem dieses bedrohliche Gefühl und dass man minderwertig ist.

Danke, liebe Grüße, Annelie!
Zuletzt geändert von annelie am Mo. 19.01.2015, 03:14, insgesamt 1-mal geändert.
annelie
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Re: Fragen zu Schizoaffektive Störung

Beitragvon annelie » Mo. 19.01.2015, 02:08

... Bzw. Hat hier sonst jemand Schizoaffektive Störung? Kann mir jemand sagen, wie für ihn/sie das ist? Das wäre schön!
Es gibt ja fast überhaupt keine Aufklärung über das in der Gesellschaft, kommt mir vor - ich kenn mich so gut wie nicht aus.
LG!
annelie
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Re: Fragen zu Schizoaffektive Störung

Beitragvon Lightning » Mo. 19.01.2015, 05:16

Naja.. ich hatte 2 akute Phasen einer paranoiden Schizophrenie.. daher kenne ich diese Gefühle natürlich.. sowohl als sehr heftigen, akuten Zustand.. als auch in abgeschwächter Form die Jahre danach. Wenn deine Probleme "nur" leichter Art sind, würde ich mich ehrlich gesagt nicht zu sehr rein steigern.

Wie das für mich war/ist.. würde jetzt - wenn ich ins Detail gehe - ein sehr langer Text werden.. und ich bin schon etwas müde *g* Das geht von Verfolgungswahn durch unsichtbare Dämonen bis hin zu einem "einfachen" Gefühl, bei dem ich z.B. denke, es steht jemand hinter mir oder ähnliches. Auch, dass Leute mich beobachten oder schlecht reden/denken oder mich verfolgen, habe ich gedacht. Wobei das dann eher Paranoia ist.

Tabletten habe ich auch schon ziemlich häufig abrupt abgesetzt.. das mache ich auch mit den Medis, die ich auf Bedarf habe und in seltenen Fällen mal eine Woche nehme. Es fühlt sich dann oft an, wie du es schon beim Absetzen deiner Medis beschreibst. Ich denke, das sind/waren Entzugserscheinungen. Symptome können durch Medis aber auch schlechter werden, wenn man die Medis nicht verträgt.. dann sollte man schleunigst zum Arzt gehen und sich andere verschreiben lassen.. zumindest, wenn es ohne Medis nicht geht.

Und ein Minderwertigkeitskomplex muss auch nicht gleich ein "Nichtigkeitswahn" sein.. der kann viele Gründe haben. Da hilft es evtl, sich selbst Mut zu machen und nicht alles schlecht zu sehen, was man macht.. und nicht immer Vergleiche anzustellen. Man sollte evtl. auch lernen, sich selbst zu loben und sich auch mit kleinen Dingen zufrieden zu geben und auch positive Dinge zu erkennen.. nicht nur negative.

Das "bedrohliche Gefühl" geht auch oft weg, wenn man sich ablenkt oder sich selbst sagt, dass es nichts Schlimmes ist. Es hat dir ja nichts getan ;) Ablenkung kann auch helfen, wenn du dich von anderen Menschen beobachtet fühlst. Und wenn du denkst, sie hassen dich.. dann sage dir einfach Dinge wie: "Warum sollten sie mich hassen? Sie haben gar keinen Grund dafür. Was denke ich mir wieder für nen Mist." Oder.. "Es ist mir egal, was andere über mich denken." Jedenfalls solltest du einen Gedanken finden, der dich davon weg bringt zu denken, dass alle dich hassen.

Und wie gesagt.. wenns nicht so schlimm ist, dann steigere dich nicht zu sehr rein. Man kann was diese "Krankheit" betrifft immer etwas finden, was auf einen zutrifft.. weil sie einfach so umfangreich ist.. und je mehr "Symptome" du kennst.. desto eher wirst du vielleicht darauf achten, ob du diese hast.. und meiner Erfahrung nach wird es dadurch eher schlechter, als besser. Das ist wie mit Nebenwirkungen in Beipackzetteln ^^ :P

Mehr fällt mir gerade auch nicht ein. Ich hoffe, irgendwas davon kann dir eine Hilfe sein.

LG, Lightning
Lightning
 

Re: Fragen zu Schizoaffektive Störung

Beitragvon Zwahod » Mi. 28.01.2015, 01:52

Hallo Annelie,

also ich selbst hatte die "Schizoaffektive Störung" schon mal diagnostiziert bekommen. Aber mit diesen Diagnosen ist es halt immer nicht so einfach.
Grob gesagt soll sie eine Mischforma darstellen zwischen einer bipolaren (manisch-depressiven) Störung und einer Schizophrenie...
Auf deutsch gesagt, sie können (die Ärzte) es nicht so richtig zuordnen.
Was meinen psychiatrischen Werdegang betrifft ist, dass ich vor Ausbruch meiner ersten Psychose längere Zeit schon depressiv war, ich aber es gut überspielen konnte. Die Psychose kam nach einer kurzen Phase des Höhenflugs.
Generell lassen sich psychotische Symptome von außen, meiner Meinung nach, schlecht eingruppieren.
Mit den Medikamenten würde ich es so halten: So wenig wie möglich - so viel als nötig...dazu muss man eben lernen seine Gedanken und Gefühle gut einzuschätzen und auch die Belastungsgrenzen anerkennen und nicht zu ignorieren.
Mach dir auf jeden Fall klar, dass sehr viele Menschen von psychischen krankhaften Symptomen betroffen sind und oft manifestieren sie sich eben körperlich. Du bist gar nicht so anders, wie andere.

Viele Grüße

Zwahod
Zwahod
 

Re: Fragen zu Schizoaffektive Störung

Beitragvon annelie » Do. 05.03.2015, 19:05

Vielen Dank für eure Antworten, Lightning und Zwahod!
Der Mist an meinen Medikamenten ist (zumindest die Neuroleptika), dass sie mich irrsinnig langsam machen, und ein bisschen als würd ich gleich einschlafen.. das nervt.. außerdem glaub ich, ich brauch gar nicht 2 davon am tag. aber hab eh wieder einen termin beim dok und werd das besprechen. selber bei den medikamenten rumschrauben mach ich nie mehr.
annelie
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