Paranoide Persönlichkeitsstörung

In diesem Forum geht es um psychotische Störungen und Symptome (wie z.B. Wahn, Paranoia und Halluzinationen) und das Krankheitsbild der Schizophrenie.

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon Namrael » Mi. 08.10.2014, 20:53

Wollte mal fragen, ob sich jemand bezüglich paranoider Persönlichkeitsstörung auskennt und weiß ob man das auch ohne therapeutische Hilfe, zumindest kurzzeitig kompensieren oder unterdrücken kann?
Ist bei mir zwar nicht diagnostiziert (nur früher psychotische Phase mit starker Paranoia), jedoch gebe ich nicht so viel auf offizielle Diagnosen, da diese bei mir oft falsch waren.
Ich weise jedes der Symptome nach ICD und DSM stark auf. Etwas schwächer geht das schon seit einigen Jahren so, doch in den letzten Wochen ist es sehr stark geworden, und ich entwickle auch ziemliche Angst vor sozialem Umgang. Da ich seit Wochen auf eine endgültige Diagnose (wahrscheinlich kombinierte PS) warte, und dann noch längere Wartezeit bis zu einer geeigneten Therapie haben werde, wären ein paar Ideen, wie ich bis dahin damit umgehen kann super.
Ich nehme nahezu jede (Nicht-)Handlung als feindlich wahr, werde dadurch sehr aggressiv und hasserfüllt, und entferne mich dann so schnell und weit wie möglich aus der Situation. Ich kann keinem vertrauen und sehe in allem Intrigen oder Verschwörungen. Leider kann ich langsam nicht mehr unterscheiden, was nur Einbildung ist und was nicht. Meine Frustrationstoleranz wird ebenfalls immer geringer und ich fühle mich von allen beobachtet und abgewertet. Gibts da einen Weg, das etwas einzudämmen?
Würde mich über ein paar Ratschläge oder vllt einfach nur nützliche Links freuen.
Namrael
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Re: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon ViJo » Do. 09.10.2014, 09:59

Hallo Namrael,

ich habe dich gerade gelesen.
Da dir noch keiner geantwortet hat und du schreibst, dass ein nicht reagieren in dir heftige Ängste auslöst, schreibe ich dir.
Vielleicht kannst du die Wartezeit ein kleines Stück damit überbrücken, indem du dir bewusst machst, dass die allermeisten Menschen um sich selbst kreisen, mit sich genug zu tun haben und weit weniger ihr Augenmerk auf andere richten, als es dir deine Ängste vermitteln.
Liebe Grüße von mir da lassen möchte
Zuletzt geändert von ViJo am Do. 09.10.2014, 10:40, insgesamt 1-mal geändert.
ViJo
 

Re: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon Rainbow » Do. 09.10.2014, 10:13

Hallo,

Ich stelle mir deine Situation ziemlich schwierig vor.
Da ich selbst solche Symptome nicht kenne, habe ich wohl auch leider keinen nützlichen Rat zur Hand für dich, tut mir leid!
Aber ich habe dich gelesen und vielleicht könnte es dir helfen, auch hier im Forum über das was du wahrnimmst zu schreiben?

ich habe gerade mal ein wenig gegoogelt und auf einer Seite das hier gefunden ob dir das irgendwie helfen könnte, weiß ich nicht, aber kannst ja mal schauen. Da steht unter "therapie"


6. Therapie

Wahndynamik und doppelte Buchführung
Wahnhafte Überzeugungen können das gesamte Verhalten des Kranken steuern, oder sie existieren parallel zu einem oberflächlich angepassten Normverhalten. Je mehr sie das Verhalten bestimmen, desto höher ist die Wahndynamik. Bestehen sie parallel zum Normverhalten, spricht man von doppelter Buchführung.

Zwei Kranke können jeweils glauben, dass der Geheimdienst sie verfolgt. Der eine verbarrikadiert sich in seiner Wohnung, der andere geht zur Arbeit.

Wahn ist psychotherapeutisch schwer zu beeinflussen. Beim Versuch, ihn mit Argumenten zu entkräften, versteift sich der Kranke erst recht auf den Inhalt. Oft wird der, der dem Wahn widerspricht, ins Wahngebilde eingebaut und gilt dann als Komplize der vermeintlichen Widersacher.

Wenn überhaupt ein Zugang zu finden ist, so dadurch, dass man den Kranken ermutigt, abgelehnte Anteile seiner selbst als wertvoll zu betrachten; wertvoll auch dann, wenn sie nur schwer zu akzeptieren sind.

Da Akzeptanz und Ablehnung Schlüsselbegriffe der Wahnbildung sind, wird man als Therapeut wohl nur erfolgreich sein, wenn man auch den Wahn des Kranken als werthaltigen Aspekt seines seelischen Ausdrucks begreift. Wenn man den Wahn bloß beseitigen will, statt ihn zu verstehen, macht man das Gleiche, was der Kranke mit wesentlichen Teilen seiner selbst bereits tut. Der Kranke lehnt so vieles von sich ab, dass er die Ablehnung seines Wahnes als Schlag in die gleiche Kerbe erleben wird.

Die Wirkung der Neuroleptika, die psychotische Symptome einschließlich flüchtiger Wahnbildungen meist gut erreichen, prallt am Wahn oft ab, sobald sich ein geschlossenes Wahnsystem entwickelt hat. Immerhin dämpfen Neuroleptika dann die emotionale Spannung, die ein systematischer Wahn erzeugen kann und mildern so die Wahndynamik. Der Kranke bleibt wahnhaft. Der Wahn wirkt sich aber weniger auf sein Verhalten aus. Er ist eher zu einer doppelten Buchführung bereit.


Hier noch der Link zu der Seite!
http://www.seele-und-gesundheit.de/diagnosen/wahn.html#6
Rainbow
 

Re: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon Amon » Do. 09.10.2014, 20:12

Sehr schwierig weil man selber ja gar nicht weiß ob man weiter ablehnend ist. Der Artikel über mir ist gut.
Amon
 

Re: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon fezzoletti » Di. 14.10.2014, 11:10

Wow der Text von Rainbow ist wirklich Klasse! Danke!
fezzoletti
 

Re: Paranoide Persönlichkeitsstörung

Beitragvon Aileen » Do. 08.01.2015, 14:06

Hi,

also um nochmal auf die anderen Leute einzugehen. Wie schon gesagt wurde, sie sind mit sich selbst beschäftigt und haben eigene Probleme.

Ich selbst habe eine Soziale Phobie und kenne mich da sehr gut aus, leider. Ich glaube, unser Problem ist, dass wir, NUR, weil WIR immer auf andere Menschen achten, denken, dass das die anderen Menschen genau so tun. Wir schließen sozusagen in der Hinsicht von uns auf andere. Aber nur weil wir das so tun, heißt das ja nicht automatisch, dass es die anderen auch tun. :D ... is mir mal so aufgefallen. Eigtl. legen WIR die Verhaltensweisen an den Tag, vor denen wir uns bei ANDEREN fürchten. ... total paradox, wenn man mal ehrlich ist.

Aber, um auch nochmal auf dich zu kommen. Ich kann deine Situation ein Stückchen weit nachvollziehen, auch ,wenn Soziale Phobie nochmal ein anderes Thema ist. Doch ähnlich. Leider habe ich nicht wirklich eine Strategie. Bei mir ist es einfach "Augen zu und durch". Obwohl das ja auch bei wahnhafter Paranoia nochmal ein bisschen krasser und unberechenbarer ist, als bei einfacher Paranoia. Ich denke,da liegt auch der Unterschied zur Sozialen Phobie. Die Paranoia kann zwar sehr stark werden, jedoch nicht wirklich wahnhaft.

Ich sage mir nur immer wieder: "Das ist doch Quatsch, die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich so ist, wir ich denke, ist sehr niedrig. Ich bin ja nicht der Mittelpunkt der Erde. Warum sollten sich alle Menschen für MICH interessieren?"

Das ist zwar ziemlich einfach und etwas primitiv, aber es hilft mir. Ich mein ... da sind etliche Menschen um mich rum ... und gerade ICH soll dann der Mittelpunkt sein?! ... ohhh man :D ....so blöd, denk ich mir dann immer.

JEDER Mensch empfindest sich als Mittelpunkt der Erde. Nur, bei uns, bzw, bei Paranoiden, ist es so, dass wir VON UNs AUF ANDERE SCHLIEßEN. Und zwar permanent. Das, was WIR von uns denken, denken wir, dass das auch ANDERE von uns denken. Die Bedeutungen von UNSEREN Verhaltensweisen projezieren wir auch auf das Verhalten ANDERER. Ich meine, Blicke, die jemand hat, bedeuten immer was Anderes. Ein bestimmter Blick von MIR kann eine ganz andere Bedeutung haben, als der GLEICHE Blick bei jemand Anderem.

Also, wie vielleich schon gemerkt, versuche ich mich immer mit logischen Denken, zu beruhigen. Ob das bei wahnhafter Paranoia auch funktionieren kann, weiß ich nicht.

Trotzdem hoffe ich ,dass du mit meinem Text was anfangen kannst. Ich bin nicht so gut darin, Dinge zu erklären.

LG Aileen
Aileen
 


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