Es wird verlangt

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Wichtig: Falls die Texte nicht von Euch selber sind, schreibt das bitte dazu und achtet auch darauf, dass Ihr keine Urheberrechte verletzt.

Es wird verlangt

Beitragvon Atisha » So. 18.12.2011, 16:02

Es wird verlangt

Man sagt zu ihm: "Du wirst ein Mann, da musst du kämpfen",
drum lernt man ihm, ab sieben Jahr’, das Kriegshandwerk.

Er will so gar nicht kämpfen,
viel lieber will er schreiben und die Künste pflegen,
doch sein Vater der gibt acht.

Als nun der edle Mann eines Tages zog in die Schlacht,
mit Schwert und Schild soll er nun kämpfen.

Es fällt ihm schwer, er träumt dabei,
von einem Leben, dass zu ihm passt.

Beim ersten Schlag - sein Schild zerberst,
beim zweiten Schlag - sein Schwert versagt.
Man schlug ihn tot - nun ist er frei von seiner Not.
Atisha
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Sivi » Mo. 19.12.2011, 21:44

Der liebe Druck der Gesellschaft....

Schön geschrieben Wort von dir, Atisha, und traurig zugleich.
Sivi
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Atisha » Sa. 20.10.2012, 21:23

Ich stelle gerade fest ich habe euch noch gar nicht andere Gedichte von mir gezeigt, so hole ich das hier mal nach.

Leider sind alle bissel schwermütig, weil in meiner Krankheit 2009 entstanden.


Alte Hände

Was habt ihr geschafft,
wie habt ihr gearbeitet,
wie habt ihr sicher zugegriffen,
wie habt ihr gestreichelt so manche zarte Haut,
nun liegt ihr da so dürr und ledern,
euch hat die Zeit gegerbt.
Und schwach seid ihr geworden
und könnt kaum noch fassen
und jeder Griff der tut so weh,
doch ihr seid meine und habt mich nie verlassen,
ihr seid meine Hände und ich hab euch lieb.


Der Regenschauer

Der Regen rinnt, er tröpfelt in die Pfützen,
er macht die Luft so frisch, einem hellen Morgen gleich.
Ich stehe hier, ich kann es kaum fassen -
ich fühle mich so frei.


Gedanken eines Kranken

Im Herzen bin ich noch ein junger Knab, voll Zuversicht,
der wandert an einem klaren Sommermorgen
und diese Hoffnung, diese Kraft will mich nicht verlassen.


Alt sein

Meine Hände wollen nichts mehr greifen
und mir fehlen die Zähne zum beißen.
Im Herzen sind noch Fragen genug,
doch es kommt keiner mehr zu Besuch
und auch die Beine wollen nicht mehr tragen.
Trübe die Augen und trocken der Mund,
so sitz ich allein fast in jeder Stund
und leb nur noch von meiner Erinnerung.


Gedanken eines Erwachsenen

Nicht mehr so frisch das Herz,
so mancher Abschied tat sich kund,
so mancher Schmerz ist überwunden,
jetzt kann es beruhigt schlagen.
Nicht mehr der Jugend frischer Drang,
nicht mehr das Kämpfen und das Streben.
Des Vaters Platz ist eingenommen,
nun führe ich an seiner Stelle
und die Arbeit geht jetzt leichter von der Hand.
Nach des Alters Weisheit ist bedarf,
nach Geistes- und nach Seelenkunde.
Und frohe, unbeschwerte Kinderaugen schauen einen an,
lachend spielen im Garten - ich bin ein Mann.


Am Bahnsteig

Ich steh am Bahnsteig, es ist eine feuchte Nacht.
Kein Zug fährt mehr, ich bin schon lange wach.
So steh ich hier mit der Erinnerung an dich,
wie wir uns liebten und lachten.
Bis früh am Morgen, da kommen die ersten Gäste,
sie wissen nicht, dass ich alleine stand,
hier die ganze Nacht.


Das Schicksal

Das Leben zerrinnt wie Sand in unsrer Hand
und das Schicksal es bringt, das was von uns nicht wird erkannt.
Es trifft dich in der Lebensmitte, in des Lebensglücke
und reißt dich heraus in so manches schwarze Tal
und sagt nun bezahl.


Glücklos

Was ist wenn die Blumen für dich nicht mehr blühen,
was ist wenn dir nicht die helle Sonne lacht?
Was ist wenn die Schmetterlinge vor dir fliehen,
was ist wenn man sich nie wie zu Hause fühlt?
Dann ist es wie in einer langen, langen Nacht.
Wo ist hingegangen die Hoffnung und das Glück,
wo blieb dir noch ein Lächeln zurück,
wo auf diesem langen, langen Weg?
Immer hat’s nicht gereicht, immer hat’s nicht gepasst,
immer nur angestrengt auf diesem langen, langen Weg.
Nur dafür reicht es, dass das Leben noch erträglich ist.
Und alle Träume sind längst verloren - auf diesem langen, langen Weg.


Der Freund

Wenn ein Herz sich öffnen tut,
es dich in seine Tiefe reißt,
ja dann hast du einen Freund.

Wenn jedes Wort dir Gutes sagt,
jeder Satz dir Vertrauen schenkt,
ja dann hast du einen Freund.

Wenn du gar nichts sagen musst
und du dich trotzdem ganz erklärst,
ja dann hast du einen Freund.

Wenn dich mal dein Herz zerdrückt
und er macht es dir wieder leicht,
ja dann hast du einen Freund.

Wenn du gerne kommst den weiten Weg,
weil du gebraucht wirst,
ja dann hast du einen Freund.

So sei da und steh für ihn ein,
so sei da und gib was du geben kannst,
denn du hast ja einen Freund.

Und wenn nur noch einer bleibt
und wenn nur noch eine Träne weint,
dann ist es die von deinem Freund.


Der Revolutionär

Auf, auf dein Herz hat Fragen,
es gibt für dich heut kein verzagen.

Es gibt für dich nur das eine Recht,
du stehst mit der Fahne im Gefecht.

Du kennst nur das eine Glück,
es ist dem Volke sein Geschick.

Gebraucht wird heut jeder Mann,
darum schließt du dich mit an.


Soldat sein

Wir kämpfen für fremde Ziele,
wir marschieren ohne Bedacht.

Auf in den Kampf Soldaten,
auf in die letzte Schlacht.

Heute wird freudig gestorben,
heut gibt keiner mehr acht.

Was werden die Frauen weinen,
denn uns hilft keine einzige Macht.


Lebenspfade

Wo stecken all die Jahre, die Zeit sie lief dahin.
Unsre Herzen sind gewandert, jedes ging seinen Weg.
Für den einen standen Brücken,
für den andern gab’s nur einen Steg.

Wo stecken all die Jahre, die Zeit sie lief dahin.
Die Erfahrung ist geblieben, die Jugend ging dahin.
Den einen zerrissen Dornen,
der andere blieb heil darin.

Wo stecken all die Jahre, die Zeit sie lief dahin.
Wir alle müssen weiter, können nirgends warten.
So bleibt mir nur zu hoffen,
dass jeder findet einen Rosengarten.


Einmal noch

Einmal noch möchte ich lieben können,
einmal noch das Herz sich öffnen tut,
einmal noch soll mir genügen,
werd ich auch wieder verlassen und traurig sein.

Es lohnt sich im Strom zu stehn,
es lohnt sich der helle Sonnenschein,
es lohnt sich dieses eine mal,
das sagt mir meine Erinnerung und die Sehnsucht treibt voran.
Atisha
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Sivi » Fr. 09.11.2012, 23:40

Ach Atisha, da hast du wieder schöne Worte gefunden und so schwermütig fand ich sie gar nicht.

Mir haben Der Regenschauer und Der Bahnsteig sehr gefallen.

Danke.
Sivi
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Atisha » Di. 18.12.2012, 00:41

Ein Gebet

Oh Vater mach mich wieder jung,
mach mich wieder voller Träume
und gebe mir die Hoffnung wieder,
dass Wünschen hilft und es Zauberei gibt.

Komm Opa, wir gehen raus
und du nimmst wieder was von der Schokolade mit,
die so selten war.

Komm Oma, setzen wir uns
und du liest mir wieder ein Märchen vor,
was waren doch die Erwartungen groß.

Oh Vater mach mich wieder jung,
mache dass meine Füße mich wieder leicht tragen
und gebe mir all die verflogenen Jahre zurück.
Atisha
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Atisha » Fr. 10.05.2013, 19:05

Das Glück der Welt

Du wolltest dir alles anschau´n, was die Welt zu bieten hat.
Man hat dir erzählt was du alles sehen sollst und was du haben musst.
Was solltest du nicht alles sein und was hat man nicht alles von dir verlangt?

Du hast darum gekämpft und du hast gehabt, auch wenn es dir nie genug war.
Doch vom erhofften Glück gab´s kaum ein Stück, auch wenn du noch so darum gebeten hast.
Wenigstens bist du dir treu geblieben.

Heute weißt du genau, du brauchst es nicht, was man dir auch alles zeigt.
Alles was du hast, alles was dir bleibt, das ist dein Schritt, den du täglich machst um die Blumen am Wegesrand zu sehn und die Luft und das Licht.
Dies reicht dir nun aus zu deinem Glück, mehr brauchst du nicht.
Atisha
 

Re: Es wird verlangt

Beitragvon Miss NoOne » Fr. 10.05.2013, 19:41

Atisha....

du schreibst ganz besonders wunderbar, klar treffend, besonders und empfindsam! Ein Genuss deine Texte zu lesen. Ich werde sie in Ruhe nach und nach genießen. Jedes empfand ich bisher als Geschenk und wunderschön, selbst in er Schwere... einfach passend. Danke.
Miss NoOne
 


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