Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

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Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Antikörper » Mi. 05.03.2008, 09:29

Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben?

Ich hab mich geschnitten,
viele Narben sind mir davon geblieben,
viel Blut ist geflossen,
es hat mir geholfen in dem Moment,
ja es tat mir gut.
Die Ärzte nennen das: Selbstverletzendes Verhalten.

Ich hab gesoffen wie ein Loch,
ja ich habe das gebraucht,
es ging mir nicht immer gut dabei,
aber es war okay,
war ja meine Sache,
ich wollt mich kaputt machen.
Die Ärzte sagten mir ich hätte ein Alkoholproblem.

Mir ging es auch schon gut,
super gut,
überirdisch gut.
Ich war Gott! Ich war toll!
Das Leben war toll!
Ich konnte fliegen,
hab den Boden unter den Füßen verloren,
aber HEY! Mir ging es super damit!
Die Ärzte nennen das: Manisch

Ich war auch schon ganz unten,
war am Ende,
konnte nicht mehr
nichts ergab Sinn,
alles war so hoffnungslos,
ich so kraftlos, antriebslos, lustlos.
Ich war in meinem schwarzen Loch gefangen.
Hatte keine Ziele mehr.
Die Ärzte nennen das: Depressionen.

Dann wollte ich es beenden,
ich hab Tabletten gefressen,
für mich war alles vorbei,
wozu denn auch noch?
Was sollte ich denn noch hier?
Ich war kaputt.
Die Ärzte sagten mir ich sei suizidal.

Ich brach Kontakte ab,
entfernte mich von Menschen
die mir näher kamen,
stieß sie weg von mir.
Beleidigte sie.
Wollte gehasst werden!
Und kam wieder angekrochen!
Denn ohne sie ging es auch nicht.
Die Ärzte nennen das: Nähe-Distanz Problem.

Ich fühlte mich fett,
wollte nicht mehr essen.
Musste ich es doch,
steckte ich mir den Finger in den Hals.
Ich eckelte mich vor mir
und meinem Körper.
Die Ärzte nennen das: Essstörung.

Ich fraß Tabletten in mich hinein,
ich wollte nicht mehr fühlen,
wollte nur noch schlafen,
nichts mehr mitkriegen,
nichts mehr denken,
einfach weg.
Die Ärzte sagten mir ich hätte ein Suchtproblem.

Ich fühlte mich verfolgt,
überall lauerte böses,
jeder wollte mir was,
Zufälle gab es nicht,
alles war geplant,
eine Verschwörung
GEGEN MICH!
Kein Vertrauen mehr,
keiner durfte wissen dass ich es weiß,
Die Ärzte nennen das: Psychose

Ich konnte nicht schlafen,
erst lag ich stunden lang wach,
war ich eingeschlafen,
quälten mich schreckliche Alpträume,
ich schreckte hoch,
immer wieder,
jede Nacht,
Die Ärzte sagten mir ich hätte Schlafstörungen.

Ich kann mich nicht mehr bewegen,
zitter am ganzen leib,
die Gedanken rasen,
doch was soll ich tun?
Die Angst lähmt mich,
ich kann nichts tun,
verweile wie ich bin,
warte bis es vorbei geht,
die Ärzte nennen das: Angstzustände.

Ich war in einem Moment glücklich wie nie,
alles war schön und rosarot,
ja mir ging es gut,
im nächsten Moment fiel ich,
ins Bodenlose,
alles war schwarz um mich,
keine Hoffnung, kein Weg da raus,
Die Ärzte nennen das Stimmungsschwankungen.

Ich wollte entweder alles oder nichts,
dazwischen gab es nichts.
Ich wollt aufs ganze gehen
und das schaffen,
wenn nicht dann gibt es garnichts.
NICHTS.
Oder ich versuchs erst garnicht,
wenn ich nicht alles haben kann,
lass ich es bleiben.
Die Ärzte nennen das: schwarz-weiß-denken

Ich war wütend,
schrie,
schlug um mich,
ich wollte alles kaputt machen,
ich war rasend vor Wut.
Ich wollte ZERSTÖREN!
Die Ärzte nennen das: Aggressionen

Alles in allem nennen die Ärzte es:
BORDERLINE.

Ich nenne das:
LEBEN.

Die Ärzte sagen, ich habe Borderline.

Ich sage:“Ich habe gelebt!“
Antikörper
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlinel

Beitragvon Antikörper » Mi. 05.03.2008, 23:26

Das sollte eigentlich in einen eigenen Thread. Vielleicht kann das ja jemand ändern.

Gemacht
Antikörper
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Skull Crushing Confusion » Mi. 11.02.2009, 20:15

krass biste selber drauf gekommen?
Skull Crushing Confusion
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Glühwürmchen » Di. 17.02.2009, 11:36

Hey Antikörper!

Ich finde den Text total super. Gut geschrieben und gut nachzuvollziehen.
Selbst habe ich die Krankheit nicht (man sagt aber Teile davon), aber ich hab mich shon öfters damit beschäftigt...

Liebe Grüße
Glühwürmchen
Glühwürmchen
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Antikörper » Fr. 04.12.2009, 22:51

Wie meinst du das selber drauf gekommen? - Es waren nur meine Gedanken ;) .
Antikörper
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Solveigh25 » Sa. 05.12.2009, 11:33

Hast Du schön auf den Punkt gebracht. Klasse! Habe seit 9 Jahre diagnostiziert Borderline (undiagnostiziert natürlich schon länger...). Kann mich gut reinfühlen in das, was du schreibst! Es ist so auf den Punkt getroffen! Aber ich sehe es nicht so positiv im Sinne von "Ich nenne das: Leben", denn die Phasen sind schon sehr krass: dieser Höhenflug ist natürlich klasse, aber die Depression, die Ängste, die sozialen Phobien, die Verfolgungsgedanken, die Alpträume. Das nenne ich nicht mehr Leben, das nenne ich: Vegetieren. Ich bin schon über Wochen und Monate VEGETIERT und habe gewartet, bis ES vergeht, bis ES aufhört. Aber es hörte nicht auf. Jetzt arbeite ich täglich, täglich dagegen, dass ES wieder kommt und mich umwirft. Höhenflüge habe ich leider auch nicht mehr - das liegt an den Tabletten, sie "stabilisieren". Dh, ich schneide mich nicht mehr, die Aggression wird weniger, die Ekelgefühle sind in Kontrolle, aber das Abfliegen in göttliche Höhen, das Schweben über den Menschen, das Rauslachen ohne Grund, das Sprühen - das ist auch weg...
Solveigh25
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Antikörper » So. 06.12.2009, 01:25

Man kann irgendwie selbst lernen, dass ganze in den Griff zu kriegen. Zumindest bin ich dabei. Ohne Tabletten. Und ich lebe trotzdem noch mit sehr intensiven Gefühlen, aber ich kann sie jetzt besser akzeptieren und annehmen. Genauso wie gewisse Verhaltensweisen, die ich stark reduziert hab und irgendwann vielleicht ganz lassen kann.
Jedes Gefühl ist willkommen und das ist es was es erträglich macht.
Sicher - manchmal auch unerträglich, nur nicht stehen bleiben. Man lernt nicht aus.
Antikörper
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon nera » So. 06.12.2009, 16:08

hi,
finde ihr habt beide sehr gut ausgedrückt wie man ES empfindet. die diagnose habe ich erst seit 2 mon. wusste aber vorher schon das ....

fühle mich eigentlich nur mehr sch... in letzter zeit! sorry finde keinen besseren ausdruck! keine ablenkung, und wenn nur für ganz kurze zeit. ein hoch hatte ich auch schon lange nicht mehr aber das leben mit einem kann verdammt schön sein aber der fall danach und der kommt bestimmt ist ....

alles gute, nera
nera
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Solveigh25 » Mo. 07.12.2009, 09:14

Nera, ich kenne solche besch... Phasen im Leben auch! Ich kämpfe zur Zeit auch eher wieder gegen Depression als dass ich in luftigen Höhen schweben würde. Schneide-Druck wäre auch da, aber es geht noch ohne! Ich gehe halt viel raus, laufen, laufen, laufen... Mir macht heuer die Dunkelheit zu schaffen. Schade, früher mochte ich den Winter recht gerne, aber seit mir letztes Jahr 2 Zehen erfroren sind, habe ich Panik und fast Todesangst davor. Was steht bei Dir so an, Nera? Ich mache zur Zeit auch noch eine heftige Therapie, wo ich endlich den alten Mist aufarbeite und Dinge auf den Punkt bringe, die mich selber erschrecken.
Solveigh25
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon nera » Mo. 07.12.2009, 14:48

hi,
danke für die worte. therapie habe ich gemach aber ohne erfolg. ich konnte nicht, habe meine termine dann einfach sausen lassen. hatte nicht das gefühl das die medis. was helfen gesprächstherapie würde mir schon helfen aber finde mal den richtigen therapeuten.
im jänner habe ich einen termin im krankenhaus f. stationär! freu mich irgendwie schon darauf.
ansonsten lebe ich mit meinem tief zu zeit mehr oder weniger.
medis. für den schlaf wären allerdings hilfreich. an schlaf ist nicht zu denken!

alles liebe nera
nera
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon Solveigh25 » Di. 08.12.2009, 08:47

Ja, Nera, genau deshalb nehme ich Medis, weil ich sonst auch nicht schlafen könnte. Habe mich jahrelang damit gequält, ab früh um 2 Uhr dazu liegen und immer kribbeliger zu werden. Jetzt schlafe ich recht gut von 22 bis 6 Uhr, mit 2-3 kurzen Unterbrechungen. Also, kein Vergleich zu früher. Ich hoffe sehr, dass Du im Januar stationär gehen kannst. Ich war 4x in der Klinik, aber gebracht hat nur das erste Mal was. Jetzt bin ich froh, endlich einen Therapeuten zu haben, dem ich wirklich vertraue. Mensch, was war das für eine Therapeuten-Odyssee! Du kommst aus Österreich? Wo denn dort?
Solveigh25
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon nera » Di. 08.12.2009, 10:47

hallo,
aus wien. gehe ins wiener-akh mitte jänner. ja die ärztin hat mir gesagt ich soll nicht so schnell denn kopf hängen lassen wenn das mit d. therap. nicht so schnell geht. habe zu schnell aufgegeben.
nera
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon fusselchen » Di. 08.12.2009, 16:39

das eingangsposting in diesem thread hat mich dazu gebracht, mich hier anzumelden.

BESSER kann man "ES" nicht beschreiben, kann 100%ig zustimmen! (leider...)


liebe grüße von fusselchen
fusselchen
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon nera » Mi. 09.12.2009, 17:19

hi zusammen.
ich glaube ich bekomme ein hoch und habe angst davor das ich wieder nur sch.... baue. versuche mit meinen füßen den boden nicht zu verlieren oder gleich meinen kopf.
bin seit gestern wieder etwas besser drauf, wegen einem mann den ich sehr vermisst habe.
traue dieser guten stimmung in mir nicht.

irgendwie sch...
nera
 

Re: Borderline? Leben? Ein Leben mit Borderline? Borderlineleben

Beitragvon nera » Mi. 09.12.2009, 17:21

warum bin ich so misstrauisch?
nera
 

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