von Neseret » Do. 22.09.2005, 09:10
Ein Versuch...
Sie saß auf dem Geländer der Brücke, direkt neben dem Schwimmbad, in dem ihre Klasse grad Schwimmunterricht hatte.
Mal wieder hatten Ihre Klassenkameraden sie beschimpft und beleidig.
Sie fragte sich, warum sie sich dies immer wieder antat...
Warum sollte sie nicht einfach von der Brücke springen?
Warum sollte sie nicht einfach ihrem Leben ein Ende setzen?
Sie war zu nichts zu gebrauchen...
Ihren Eltern machte sie nie etwas recht...
Immer wieder machte sie Fehler in der Schule...
Ihre Klassenkameraden fanden es immer wieder toll sie zu beleidigen, sie zu verprügeln...sie zu demütigen...
Ihre Eltern hielten sie für dumm, weil sie immer wieder Fehler in den Klausuren machte...
Immer wieder fing sie sich eine Ohrfeige ein, wenn sie zu spät nach Hause kam...
Wenn sie Wiederworte gab...
Immer wieder machte ihre Mutter sie dafür verantwortlich, wenn es ihr schlecht ging...
Was sollte sie noch hier, wenn sie immer nur Schererein machte?
War ihre Familie nicht besser ohne sie dran?
Oder hatte der Priester recht, wenn er sagte, dass alles, was einem Menschen passierte allein eine Prüfung des Glaubens sei? Wie Hiob?
Sollte nicht alles, würde man nur fest genug daran glauben, gut werden?
Und war es nicht so, dass man irgendwann einmal den „Lohn“ bekommen würde?
Sie schluckte ihre Tränen runter.
Sie fragte sich immer wieder, warum sie so geprüft wurde...
Hatte sie nicht bisher starken Glauben bewiesen?
Was auch geschehen war, sie hatte immer wieder verziehen.
Hatte ihren Peinigern immer wieder die Hand gereicht.
Sie ging jeden Sonntag mit ihrer Familie in den Gottesdienst, versuchte, so gut wie es möglich war, dem was gepredigt wurde auch nachzufolgen.
Es zu leben...
Sie versuchte, ihre Eltern so gut es ihr möglich war immer nur Freude zu bereiten, ihnen soviel wie möglich abzunehmen...
Einfach ein gutes und gehorsames Kind zu sein, so wie es verlangt wurde ...
Natürlich gelang es ihr nicht immer...
Aber konnte das alles eine Strafe dafür sein, dass sie zu ungehorsam war?
Glaubte sie vielleicht doch nicht fest genug?!
Sie blickte in das unter sie funkelnde Wasser.
Innerlich schüttelte sie den Kopf...
Aber mit Sicherheit konnte sie es natürlich nicht sagen...
Gottes Willen war immerhin unergründlich...
Sie erhob sich...
Schwang ihre Beine über die Brüstung und... hüpfte auf den Bürgersteig.
Langsam ging sie nach Hause...
Den Rest des Tages würde sie schwänzen...
Natürlich würde es Ärger geben, wenn ihre Eltern davon erfuhren.
Aber es war ihr egal...
Inzwischen war ihr alles egal geworden...
Sie spürte nicht mehr viel ... ausser dem ständigen Schmerz in ihrer Seele...
Die ständige Traurigkeit...
Aber das interessierte ja niemanden...
Sie ging langsam den Weg am Fluß entlang, der zu ihr nach Haus führte.
Versunken in ihre Gedanken.
Sie konnte es nicht mehr aushalten...
Sie wollte nicht mehr...
Sie konnte nicht mehr...
Als sie zu Hause war, nahm sie sich Zettel und Stift...
Und begann Briefe zu verfassen...
Einen an ihre Großeltern, einen an ihre Eltern... einen an ihren Bruder...
Und einen an ihre beste Freundin...
Sie hatte noch Tabletten liegen gesehen, deren Nebenwirkungen zu Nierenversagen führten...
Soweit sie wusste, führte dies zum Tod.
Sie nahm sich vor, sie vor dem zu Bett gehen zu schlucken...
Vielleicht war es dann endlich vorbei...
Der Tag verging.
Natürlich gab ein ziemliche Streit mir ihren Eltern...
Wieder fing sie sich eine ein...
Wieder die Vorwürfe, dass sie nur Dummes Zeug mache...
Dass sie blöd sei...
Und dann wurde sie für den Rest des Tages in ihr Zimmer gesperrt...
Als es Abend wurde und sie sich Bettfertig machte, löste sie fünf Tabletten in Wasser auf...
Hielt sich die Nase zu... Und schluckte das Zeug.
Es war fürchterlich bitter und es schien sich alles zusammen zu ziehen...
Sie schüttelte sich und zwang sich, den Würgreiz zu ignorieren und zu überwinden.
Aber ihr Magen begann furchtbar zu revoltieren...
Trotz der aufkommenden Übelkeit legte sie sich schlafen und nach einiger Zeit, in der sie sich unruhig hin und hergewälzt und den Würgreiz Paroli geboten hatte, schlief sie endlich unruhig ein.
Am nächsten Morgen erwachte sie mit Bauchschmerzen und natürlich dem elenden Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen...
Sie spürte, wie ihr Kreislauf revoltierte... Und hatte das Gefühl, gleich umzukippen.
Aber sie überwand das Gefühl, zog sich an, machte sich fertig und ging in die Schule...
Zwischenzeitlich konnte sie jedoch nicht mehr gegen das Übelkeitsgefühl nicht mehr angehen...
Und verzog sich auf die Toilette um sich zu übergeben und den Tabletten – Cocktail auszuspucken.
So verstrich der Tag...
Es war „nur“ bei einem Versuch geblieben