Accident ivre

Eure Gedichte, Geschichten, Erzählungen und andere niedergeschriebene Texte finden hier ihren Platz.
Wichtig: Falls die Texte nicht von Euch selber sind, schreibt das bitte dazu und achtet auch darauf, dass Ihr keine Urheberrechte verletzt.

Accident ivre

Beitragvon Bellycat » Fr. 12.09.2014, 23:03

Sie saß auf dem Fensterbrett und sah mit glasigem Blick, wie die grauen, düsteren Nebelschwaden durch die Nachtluft zogen und in ihr ein mulmiges Gefühl auslösten.
Ihre Lippen bebten und ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen.
In ihrer rechten Hand hielt sie immer noch die Vodkaflasche. Mit ihrer linken Hand tastete sie das Fenster ab und nahm den Griff in die Hand.
Sollte sie es wagen?
Sie ließ ein leises Seufzen ertönen und man konnte am Klang ihrer Stimme nur ahnen was sie durchmachte.
Wohin sie auch kam, fühlte sie sich fremd.
Fremd und unverstanden.
Das einzige, das ihr jetzt noch blieb, war der verzweifelte Versuch, sich selbst zu beweisen.
Sie nahm ein paar Schlücke von der Vodka und überlegte, wer sie vermissen sollte, wenn sie gehen würde.
Doch ihr fehlte noch der Mumm dazu.
Also trank sie weiter und weiter. Bis sie nur noch die leichten Umrisse der Nacht sehen konnte. Alles andere war verschwommen.
Sie ließ die leere Flasche zu Boden fallen und zuckte kurz auf, als es einen lauten Aufprall gab, und der Boden mit Scherben bedeckt war.
Noch immer zögernd, bewegte sie den Griff langsam nach oben und öffnete das Fenster einen Spalt weit. Die frische Luft zog herein und sie verspürte wieder ein ungutes Gefühl.
Der Alkohol machte sich in ihrem Magen breit und ihr kam es vor wie warme Säure, die ihren Körper langsam von innen zerfraß.
Sie setzte einen Fuß nach draußen und beobachtete was geschah. Nichts.
Sie war ganz alleine, und so setzte sie den anderen Fuß nach.
Als sie auf dem äußeren Fensterbrett stand, und der kalte Wind ihr seidenschwarzes Haar durchzog, schwankte sie.
Mit letzter Kraft krallte sie sich an der steinernen Mauer fest und biss schmerzvoll die Zähne zusammen.
Sie schloss die Augen für einen Moment, doch sie schwankte immer noch.
Allmählich verlor sie ihr Gleichgewicht und kippte nach hinten um.
Sie stieß auf das Fensterbrett und landete schließlich in den Scherben.
Ihr Blut lief über das zerbrochene Glas, welches aus ihrem Nacken drang.
Sie würde nie erfahren, was es heißt frei zu sein.
Sie wollte doch nur dem ganzen Stress entfliehen und musste dafür mit ihrem Leben bezahlen.
Happiness can be found, even in the darkest of times, if one only remembers to turn on the light.
Bellycat
Mitglied
 
Beiträge: 16
Registriert: Do. 04.09.2014, 19:34

Zurück zu Gedichte und Geschichten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron