Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

In diesem Unterforum könnt Ihr Euch zum Thema Suizid (Selbstmord) und Tod austauschen, sowie der Trauer, die ein (Frei-)Tod hinterlässt.
Wichtig: Ihr könnt und dürft hier über Eure Suizidgedanken sprechen, allerdings sind konkrete Absichten bzw. Ankündigungen hier nicht erlaubt bzw. können evtl. an die Behörden weitergeleitet werden!

Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon SnowCovered0815 » Fr. 09.04.2010, 16:37

Viele Menschen reagieren gleich wenn sie mit Gevatter Tod konfrontiert werden.
Ich habe schon ein paar Mal mit ihm zu tun gehabt und habe statt langer Trauer eher nur lange Gedanken um mich selbst gemacht,weil ich nicht so reagieren konnte wie ich wollte/sollte und mich immer wieder in Frage gestellt.

Mein erster Kontakt war,als ich als kleiner Junge mit meinen Eltern in Cuxhaven auf einem Campingplatz,eine Woche verbracht hatte.
Es war abends und ich weiß noch dass wir und ein paar Leute hinter dem Sanitärhaus (so heisst das glaub ich) standen und ein toter Mann bäuchlings vor dem aussenliegenden Wasser/waschbecken lag.Es war,wie ich später erfuhr ein Butler (ich hab noch die weißen Handschuhe vor Augen) der dort wohl was erledigen wollte,ausrutschte und scheinbar unglücklich mit dem Kopf am Becken aufschlug.Ich hab ihn gesehen und eingentlich nichts empfunden,aber vielleicht war ich einfach noch zu jung und wusste nicht was los war.

Vor einer Weile verstarb der beste Freund meines Vaters und war auch Freund der Familie.Es war nur irgendwie merkwürdig für mich dass er nicht mehr da war,nicht mehr.

Der Hund meiner Familie,den ich,als er Welpe war,dazu gebracht habe mich anzubellen :o ,verstarb vor ein paar wenigen Jahren und Trauer habe ich auch nicht wirklich verspürt.
Habe eher nur über die lange,tolle Zeit mit ihm nachgedacht und mir vorgestellt wie er einmal aus seinem Napf getrunken hat,gerülpst und sich in einer Ecke dann auf die Seite gewuppt hat. :)

Später verstarb auch noch meine Oma und ich habe mich größtenteils nur geärgert,nicht mehr Zeit mit ihr verbracht zu haben.

Abgesehen von meinem eigenen Suizidversuch musste ich mal ungewollterweise einem anderen beiwohnen.Es war vor ca. 2 Jahren in einer Neuroklinik,ich saß mit 2 Borderlinemädchen im Atrium (um dem Atrium herum sind die ganzen Zimmer der Mitpatienten verteilt) und das Mittagessen war vor kurzem abgeschlossen.Eine Schwester fragte sich wo der zum Essen fehlende Patient denn ist und schaute in sein Zimmer,daraufhin ging das Zimmeralarmlämpchen an und einige Pfleger holten ihn raus und eine Etage tiefer...erst kam er in´s Krankenhaus und dann in die geschlossene Abteilung wie wir dann erfahren hatten.Wie es schien hatte er was scharfes in´s Zimmer geschmuggelt und versucht sich in der Dusche das Leben zu nehmen.Die beiden Mädchen waren sichtlich geschockt und nachdenklich,zitterten förmlich und ich war eigentlich nur sprachlos und versuchte die beiden irgendwie ein wenig zu beruhigen.Es war im Nachhinein schon sehr heftig gewesen da man nur 2 Meter von der Zimmertür gesessen hatte und dahinter passiert solch ein Drama.Ich hab den Jungen echt gemocht,obwohl er nie viel geredet hatte,aber was er gesagt hatte war irgendwie immer schlagfertig.Ich hoffe es geht ihm inzwischen psychisch und auch physisch gut.Ich bereue es ihn danach in meiner restlichen Zeit dort nicht unten besucht zu haben.

Ich habe es schon immer geahnt und diese Sachen zeigen mir nur dass ich emotional ziemlich tot bin und weiß nicht ob sowas nun mehr Vor- oder Nachteile hat.Ich habe auch eine ziemlich lange Zeit in geistiger/körperlicher Isolation gelebt die ich durch die Depris und der sozialen Phobie enstanden ist und ich habe auch das Gefühl,Sachen wie z.B. Mitleid/gefühl haben darunter gelitten.Aber nicht in jeder Situation,gottseidank.

Gibt es denn noch andere hier die ähnliche Probleme mit Emotionslosigkeit haben und vielleicht auch mit mir darüber reden möchten? Ich würde mich freuen und vielleicht kann man durch ein paar Textzeilen Erkenntnisse machen die einen in eine richtige/lebendigere Richtung lenken.

LG,Snow.
SnowCovered0815
 

Re: Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon planb » Fr. 09.04.2010, 16:46

Die Toten in Afgahnisan sind mir weitestgehend egal. Obwohl ich mir bewusst denken kann, was für ein Schmerz bei den Angehörigen sein muß.

Noch egaler sind mir die toten Amis im Irak. Die berühren mich überhaupt nicht.
planb
 

Re: Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon Mulle » Fr. 09.04.2010, 18:47

hallo snow,
ich denke nicht, das du emotional verkümmert bist. ich sehe in deiner bewältigungs- und verstehensstrategie einen anderen weg, der dich vor eventuellen schmerzen bewahrt.
du zeigst doch in anderen reaktionen viel mitgefühl.
der tod entfernter menschen, oder fremder, belastet mich weniger. aber je näher es dem persönlichen empfinden kommt, umso mehr spricht es das ausmaß der gefühle an.
Mulle
 

Re: Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon kaffeetante80 » Fr. 09.04.2010, 19:09

bei fremden geht mir der tod auch nicht sehr nahe, sterben gehört eben dazu.
bei suizid trauere ich auch nicht wirklich, denn die oder der hat es ja so gewollt und ich gönne demjenigen seinen frieden.
was mir sehr nahe ging: vor einem jahr ist ne frau aus unserem ort gestorben, einfach so. sie hatte zwei kinder im alter von 9 und 5 jahren, die kleine ging mit yannik in den kiga.
mit dem tod meiner tochter komm ich überhaupt nicht klar.
kaffeetante80
 

Re: Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon SnowCovered0815 » Sa. 24.04.2010, 00:53

Bei dem Tod des Hundes war ich mit mir selbst schon sehr im Zweifel.
Habe ihn als Welpen kennengelernt,habe sein Dasein beobachtet und hatte ihn,entkräftet und im Sterben,neben mir liegend gehabt.Mein Vater,ein gestandener Mann,laut weinend nach der Einschläferung und ich Emotionslos,aber sehr nachdenklich daneben.

Meine Freundin,so liebenswert,anbetungswürdig,verständnissvoll und mit einem Lachen das Wärme bringt.
Ich habe sie so oft wegen meines ungewollten Drogenegos enttäuscht,habe sie so oft weinen gehört und gesehen.Habe ihr so oft Unrecht getan weil ich nur für die Droge lebte,habe sie viel allein tun lassen in ihrem Heimatort,da ich zu der Zeit dachte es soll doch jeder für sich selbst verantwortlich sein,so wie ich für mich.
Heute,wo ich klar bei Verstand bin,tut es mir so dermaßen weh,ich kann es nicht beschreiben. Ich habe so viel wieder gut zu machen,tue und tue und hoffe ich kann eines Tages sagen :"Ihr Vertrauen ist wieder meins,ich kann ihr ohne schlechten Gedanken in´s Gesicht blicken,kann mich voll und ganz unserer gemeinsamen Zukunft widmen."
Auch sie leidet an einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung,so habe ich sie ja kennengelernt.Im gemeinsamen Ort des Leidens,aber ich muss lernen diese Spitzen von ihr nicht so zu Herzen zu nehmen,muß drüber stehen und muß für uns beide stark sein. Es ist so schwer das zu tun,das hab ich gemerkt.Ich bin in einer Maßnahme und fühle mich mit jedem Tag etwas besser,an dem ich dort sein darf und hoffe es färbt ab,ab auf unsere Beziehung und das ich ihre ungewollten Aussetzer nicht mehr so persönlich nehme.
Denn wenn ich das tue,entsteht Verletzung/Hass und wenn das passiert kommt die Trauer.
Trotz meine emotionalen Kälte kann ich noch eine Träne vergießen.Aber nur für sie und wenn ich im Stande bin aus ihren Augen zu sehen.
SnowCovered0815
 

Re: Emotional verkümmert. (evtl. Triggergefahr!)

Beitragvon Mulle » Sa. 24.04.2010, 09:58

es ist ein guter schritt zur stabilisierung, wenn du an der massnahme die du besuchst auch reglemässig teilnimmst. das tut dir gut und gibt dir halt. aber du musst nicht für euch beide stark sein, sei erst einmal stark genug für dich selbst und baut euch gegenseitig auf. auch deine freundin wird dies lernen müssen.
redet miteinander, redet über eure gefühle und die sorgen, die euch belasten. wenn ihr das könnt, könnt ihr euch aufeinander verlassen und vertrauen.
Mulle
 


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