Suizidgedanken - meine Geschichte

In diesem Unterforum könnt Ihr Euch zum Thema Suizid (Selbstmord) und Tod austauschen, sowie der Trauer, die ein (Frei-)Tod hinterlässt.
Wichtig: Ihr könnt und dürft hier über Eure Suizidgedanken sprechen, allerdings sind konkrete Absichten bzw. Ankündigungen hier nicht erlaubt bzw. können evtl. an die Behörden weitergeleitet werden!

Suizidgedanken - meine Geschichte

Beitragvon Katy » So. 12.03.2017, 22:18

Hallo Ihr Lieben,

natürlich ist mir das, was ich hier schreibe, wahnsinnig peinlich, aber ich weiß nicht mehr weiter, vor allem wenn man Niemanden zum Reden hat..

Das was ich schreibe, trage ich schon Jahre mit mir rum. Der Entschluss, hier meine Geschichte zu teilen, fällt mir sehr schwer.

Ich entschuldige mich schon im Voraus für diesen langen Beitrag und eventuell verwirrende Zusammenhänge. Es gibt leider so viel zu sagen um meine Situation zu verstehen.

Ich bin mittlerweile an dem Punkt angekommen, wo ich mir nun ernsthafte Gedanken mache ob ich Suizid begehen soll. Dieser Gedanke kam in meiner gesamten Lebenszeit zwar schon häufiger vor aber diese wurden auch meist Dank meiner Mutter verworfen. Ich bin 23Jahre alt und Einzelkind.

Meine ganze Story begann schon in meinen jüngeren Jahren. Ich werde diesen Zeitabschnitt nicht groß erläutern, nur damit Ihr einen besseren Überblick über meine Geschichte habt.

Mein Vater litt unter psychische Probleme, auch bedingt durch seine Arbeit. Er hat sich beobachtet gefühlt und fühlte sich oft zu unrecht behandelt. Er griff schlussendlich zu einer hohen Dosis Tabletten und landete schließlich in einer Klinik.

Als er entlassen wurde, war er ein vollkommen anderer Mensch.

Ich habe von nun an oft mitbekommen, mit 13 Jahren beginnend, dass sich meine Eltern lautstark gestritten haben. Es ging meist so weit, dass mein Vater meine Mutter geschlagen hat, Gegenstände wie eine Tasse zerbrochen hat oder für eine Weile nach draußen abgehauen ist. In den Jahren hatte er auch oft andere Liebschaften. Er ging aber offen damit um, sodass er jede Frage, die meist natürlich meine Mutter hatte, beantwortet hat. Meine Mum nahm meistens Alles hin und versteifte sich auf Ihre Arbeit und kam trotz allem immer wieder bei Dad an. Sie war schwach und hatte Angst vor dem Alleinsein.

Ich war noch zu jung um das Alles richtig zu verstehen. Ich war sowieso, seit ich denken kann, auf mich alleine gestellt, da meine Eltern gearbeitet haben und meist erst spät abends Nachhause kamen. Ich habe mich meist in der virtuellen Welt verloren, man kann schon von einer Art Sucht reden. Jeden Tag war ich nach der Schule für mehrere Stunden ununterbrochen am Rechner.

Von Jahr zu Jahr wurde es nun unerträglicher. Seitdem mein Vater in der Rente ist, hat er wirklich an Allem was auszusetzen und lässt alles an uns aus, in dem er wegen jeder Kleinigkeit einen Aufstand macht.
Wir haben uns ja schon quasi daran gewöhnt, dass er immer und immer rumnervt, sich überall einmischt und meint er hätte immer das sagen..
aber solche Vorfälle wie mich in der Toilette für Stunden einzuschließen, gehen gar nicht.

Heutzutage wird man nicht mehr eingeschlossen sondern direkt verprügelt. Zwar geschieht das nicht häufig, aber mir reicht schon einmal derartiges. Und vom verbalen Ausmaß wollen wir gar nicht anfangen. Erst heute hat er mir wieder beim Essenstisch wegen einer kleinen Diskussion mit der Gabel gedroht und dabei gesagt „Ich ramm dir gleich diese Gabel in dein Herz“. Ich habe zwar schon lange aufgehört, diesen Menschen als mein Vater zu akzeptieren, dennoch tuen diese Sprüche jedesmal auf's Neue weh und man hat einfach Angst. Ein weiterer einprägender Satz wäre zB. „Hör auf, sonst schlag ich dich tot.“

Meine Mutter ist in der ganzen Situation keine großartige Hilfe. Meist macht sie mich am Ende des Tages fertig. Dann heißt es wieder „Ich weiß doch wie mein Dad ist und ich muss wissen wann man aufhört“. Klar ich bin auch nicht perfekt, aber so etwas rechtfertigt in keinster Weise so ein Verhalten. Ich fühle mich wie ein Stück Dreck, ich frage mich oft, warum ich das verdient habe. Alles was ich wollte ist nur eine harmonische Familie..
Ich werde es wohl nie verstehen, wie jemand, der tagtäglich mitbekommt wie dieser Mensch ist, ihn noch verteidigen kann.

Ein prägendes Ereignis für mich geschah 2016, als er mich mitten in mein Gesicht angespuckt hat..

Meine Eltern erwarten 100% Respekt, er erweist mir aber absolut keinen? Und ich soll das so hinnehmen weil er nun mal so ist?

Jetzt fragt Ihr euch natürlich, warum ich nicht schon längst ausgezogen bin. Hier kommt nun eine weitere große Sache, die mich sehr belastet und zwar habe ich eine starke soziale Phobie entwickelt. Nach meinem Abitur habe ich eine Pause gemacht. 2 Ausbildungen begonnen und relativ schnell wieder abgebrochen wegen meinen psychischen Problemen. Ich bekomme Schweißausbrüche wenn ich zu lange mit Menschen zusammen bin, habe schon Herzrasen bevor ich überhaupt aus der Türe bin. Heutzutage habe ich mich so weit isoliert, dass ich nicht mehr rausgehe. Meine Freunde, die ich mal hatte, wissen davon Nichts (aus Scham). Kein Wunder, dass sie mich dann auch irgendwann 'vergessen' haben, da ich jede Kontaktaufnahme ignoriert habe. Daher bin ich leider auch auf meine Eltern angewiesen, worauf ich wirklich alles andere als stolz bin. Ich verachte mich selber und mache mir Vorwürfe, wie man sein Leben so wegschmeißen konnte.

Ich bin auch für eine Weile zu einer Therapie gegangen. Jedoch habe ich es auch sein gelassen, da ich es einfach nicht mehr konnte. Dieses Rausgehen hat mir so viel Kraft gekostet, dass ich lieber Zuhause blieb, dort, wo man nicht mit seinen Problemen konfrontiert wird. Was falsch ist, ich weiß.. umso länger das nun so ging, umso mehr stieg natürlich die Angst.

Ich bin einfach nur noch ein Haufen Elend, ein Versager, habe Niemanden in meinem Leben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es ist, von Herzen zu lachen. Durch diese soziale Phobie hänge ich schon so weit unten in meinem Loch, aber das ist nicht genug, meine Eltern drücken noch fast täglich seelisch mir eine rein. Klar, ich kann mir vorstellen, wie verzweifelt sie sind, denn es muss schwer sein als Außenstehende mit so einem Menschen wie mir klar zu kommen/mich zu verstehen. Sie sind enttäuscht von mir und wäre ich in deren Haut, hätte ich mir auch lieber ein Kind gewünscht, dass vllt in diesem Alter schon eigenständig ist oder erfolgreich studiert, da hätte man sich eine Menge Probleme sparen können. Tut mir leid, ich wäre auch gerne dieses Kind geworden..

Der einzige Weg, den ich nur noch sehe, ist, sich stationär in eine Klinik einweisen zu lassen. Ich finde jedoch seit Monaten die Kraft nicht, dahin zu gehen. Ich frage mich, ob es das Alles wert ist. Ich meine, gehen wir mal davon aus, dass ich gesund werde, was erwartet mich dann? Ich bin wieder alleine auf mich gestellt. Niemanden, der mich weiterhin auf dem richtigen Weg begleitet. Falle ich nicht dann wieder automatisch in diesen Teufelskreis?

Und dann kommt wie so oft der Suizidgedanke. „Der einfache Weg“, um einfach all seine Sorgen auf einmal zu vernichten. Wenn ich sterbe, würde es eh niemanden kümmern. Für alle sehe ich nur Vorteile. Meine Eltern erlöse ich von den ganzen Problemen, die ich so mit mir schleppe und vielleicht können sie glücklicher werden ohne mich.

Ich weiß nicht so Recht, was ich mit diesem Forumsbeitrag bezwecken möchte. Es ist wahrscheinlich ein Akt der puren Verzweiflung. Wenn ich mir das durchlese, schäme ich mich fast gleichzeitig dafür, es rein gestellt zu haben. Ihr habt auch wahrscheinlich tagtäglich mit eigenen Problemen zu kämpfen und ich komm dann mit so einem Bemitleidstext um die Ecke..

An die 1-2 Personen, die sich meine Geschichte vllt durchgelesen habe. Danke. Ich wünsche euch all das Beste auf der Welt.
Katy
 

Re: Suizidgedanken - meine Geschichte

Beitragvon loner » Mo. 13.03.2017, 11:34

Liebe Katy,

Deine Geschichte macht mich sehr traurig. Auch wie du über dich denkst und die Schuld bei dir suchst. Als Außenstende ist es so glasklar, dass deine Situation nicht deine Schuld ist und dich deine Eltern in diesen Kummer gebracht haben. Nichts in der Welt rechtfertig deren Verhalten dir, ihrem einzigen Kind, gegenüber. Nichts. Wie dein Vater mit dir umgeht solltest du dir nicht gefallen lassen, nicht einfach hinnehmen. Kennst du den Weissen Ring? (http://weisser-ring.de/) Vielleicht ist das eine Anlaufstelle für dich. Damit die dich da raus holen. Auch in die Klinik zu gehen könnte dir helfen. Aber ich finde es wichtiger, dass du erstmal von Zuhause wegkommst, falls du das überhaupt noch ein Zuhause nennen kannst.

Wenn du in einer Klinik lernst, mit deinen sozialen Problemen umzugehen, dann erwartet dich auch nicht unbedingt ein einsames Leben, wenn du wieder raus kommst. Und selbst ein Leben allein muss nicht einsam und traurig sein. Das denkt man oft. Ich finde, es ist nicht so. Ich glaube, wenn du erstmal weg von deinen Eltern bist, dann kannst du dich besser auf deine Ängste konzentrieren, die abbauen und allmählich zur Ruhe kommen, dir das Leben aufbauen, was du dir wünschst.
Du bist eine intelligente, junge Frau. Du brauchst dir das wirklich nicht gefallen lassen. Hol dir von außen Hilfe. Ich meine jetzt nicht sowas wie uns hier im Forum, sondern reale Leute, die sich auskennen mit solchen Fällen und dich unterstützen, also anpacken, dir die Infos geben, und sagen, wie du vorgehen musst.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass du in einem sicheren Umfeld auch deine Suizidgedanken verlieren kannst und wenn du merkst, dass es Menschen gibt, die sich um dich kümmern und die dich respektieren. Ich würde dir, liebe Katy, als zweiten Schritt trotzdem eine Therapie oder Klinik empfehlen. Vielleicht haben die Mitarbeiter beim Weissen Ring noch gute Ideen.

Ganz lieben Gruß
loner
Wie einfach wäre das Leben, wenn sich die unnötigen Sorgen von den echten unterscheiden ließen. (Karl Heinrich Waggerl)
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