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Mit Suizid des Vaters umgehen...Tabuthema

BeitragVerfasst: Mi. 06.05.2015, 05:21
von Anna91
Hallo,
heute schreibe ich zum ersten mal in ein Forum,vielleicht weiß jemand einen Rat....
Mein Vater hat sich vor 3 1/2 Jahren das Leben genommen,damals war ich 19 Jahre alt.
Er hat sich bei uns im Haus auf dem Dachboden erhängt....Ich war nie wirklich im Reinen mit meinem Vater,da er Alkoholiker war und ich oft die Rolle der Beschützerin eingenommen habe, um meine Mutter und meinen Bruder der 5 Jahre älter ist als ich in Schutz zu nehmen,wenn er wieder gemein wurde.
Es gibt eigentlich nicht sehr viele schöne Momente mit meinem Vater an die ich mich erinnern kann,dennoch habe ich ihn geliebt und seine Nähe gesucht. Er war schließlich mein Vater....
Als mein Vater weg war riss es mir den Boden unter den Füßen weg,er hat uns einfach verlassen...ist den leichten Weg gegangen....Bis heute bin ich noch traumatisiert und mache mir Selbstvorwürfe...ich hätte ihm gerne noch soviel gesagt....aber am schlimmsten ist das ich niemals die Chance habe mit ihm ins Reine zu kommen und nochmal neu anzufangen....

Es ist schwer damit umzugehen und ich glaube es wird mich mein Leben lang begleiten.
Ich rede mit anderen offen über den Suizid meines Vaters,auch wenn alle danach erst mal geschockt sind und es kaum fassen können....es fällt mir auch selber nicht leicht,da sich dabei immer mein Hals zu schnürt und ich den Schmerz spüre. Doch wie soll ich mich sonst über meinen Vater äußern,wenn ich gefragt werde warum mein Vater tot ist? Wenn ich sage es war Suizid kommt alles andere automatisch und ich rede es mir von der Seele......nur manchmal habe ich das Gefühl ich sollte es nicht erzählen,bekomme sogar ein schlechtes Gewissen....Suizid ist wirklich ein Tabuthema.....aber wie soll man sonst damit umgehen...

Re: Mit Suizid des Vaters umgehen...Tabuthema

BeitragVerfasst: Mi. 06.05.2015, 12:19
von Tina
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Hallo Anna

zunächst mal der Vorschlag, meld Dich doch richtig an hier, das würde den Austausch erleichtern.
Hier gibts auch einiges zu lesen, von anderen, die ähnliches erlebt haben.
Und wahrscheinlich bekommst Du auch leichter Antworten zu Deinem Problem.

Drei einhalb Jahre sind natürlich schon eine lange Zeit, und wenn Dich das immer noch sehr belastet, wäre eine psychologische Betreuung/Beratung sicherlich sinnvoll.

Aber vielleicht hilft Dir das Schreiben hier schon etwas.
Rein rational wirst Du Dir sicher sagen, Du hast Dich sicherlich richtig verhalten, aber gefühlsmäßig ist das was anderes.

Zu Schuld-Gefühlen und schlechtem Gewissen....
hab ich mal einen Satz auf einer Beerdigung von dem Sprecher gehört..:

"Das Schiksal eines Menschen liegt nicht in unserer Hand."

Das mag zwar so nicht immer stimmen, aber mir hat es in meiner Situation geholfen.

Der Verlust eines geliebten Menschen, auch wenn es Probleme gab, ist immer schmerzlich und hinterlässt Spuren.
Du hast getan, was Du konntest, wahrscheinlich sogar mehr...
und Du wirst die Vergangenheit nicht mehr ändern können, sie ist Vergangenheit...

Und wenn andere mit so einem "Tabu-Thema" nicht umgehen können, dann ist das sicher in erster Linie deren Problem.

Ich wünsche Dir, dass das Ganze immer mehr in den Hintergrund tritt bei Dir, und das hast Du in der Hand.

elgetina :cuddle: :kiss: