Ab wann ist man suizidal?

In diesem Unterforum könnt Ihr Euch zum Thema Suizid (Selbstmord) und Tod austauschen, sowie der Trauer, die ein (Frei-)Tod hinterlässt.
Wichtig: Ihr könnt und dürft hier über Eure Suizidgedanken sprechen, allerdings sind konkrete Absichten bzw. Ankündigungen hier nicht erlaubt bzw. können evtl. an die Behörden weitergeleitet werden!

Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Glühwürmchen » So. 08.03.2015, 01:06

Hallo an alle,

normaler Weise ist das nicht gerade "mein Forum", wo ich viel lese und schreibe, aber ich habe eine allgemeine Frage:
Ab wann ist man suizidal?

Ich habe folgendes Problem... Immer mal wieder rutsche ich in depressive Phasen und denke auch viel über den Sinn des Lebens nach. Manchmal muss ich leider gestehen, dass ich keinen richtigen Grund mehr erkenne zu leben und mit dem Gedanken spiele es zu beenden :oops: . Diese Gedanken sind mir äußerst unangenehm und dennoch sind sie da. In meiner letzten Therapiestunde habe ich dies so ein bisschen angedeutet, aber ich bin mir sehr unsicher was man so bezüglich des Themas äußern "darf" und was nicht. Was ich halt weiß ist, dass Suizidale oft zwangseingewiesen werden können / müssen...
Es ist ja nicht so, dass ich das konkret ausführen möchte. Sogar definitiv nicht. Das sind halt nur so Gedanken im Kopf wie zum Beispiel formulierte Abschiedsbriefe oder mögliche Szenarien.

Ich hoffe, jemand kann mir die obere Frage beantworten?

Liebe Grüße
Glühwürmchen
Glühwürmchen
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon kleeblatt123 » So. 08.03.2015, 01:22

Hallo liebes Glühwürmchen! :kiss:

Für mich ist man stark suizidal wenn man genaue Pläne schmiedet, wie man den Suizid durchführen möchte, heißt Ort, Zeit/ Datum sowie Art und Weise feststehen und man Vorbereitungen trifft, wie Abschiedsbriefe schreiben o.ä..

Ich glaube, jeder hat mal Phasen, wo man über einen Suizid nachdenkt. Es ist doch auch irgendwie beruhigend zu denken, es könnte, wenn man denn wirklich wollte, "Ruhe" sein. Alleine die Gedankenspiele finde ich nicht ungewöhnlich. Bedenklich wirds, wenn man zu viel Zeit mit den Gedankenspielen verbringt und sie somit über einen längeren Zeitraum präsent sind oder man eben anfängt, intensiv die Umsetzung zu planen.

Liebe Grüße! :cuddle:
kleeblatt123
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Mirai » So. 08.03.2015, 01:23

Liebes Glühwürmchen,

ich stehe vor einem ähnlichen Problem wie du. Mir ist das Thema immer sehr unangenehm und ich habe totale Hemmungen, darüber zu reden, weil man eben zwangseingewiesen werden könnte, wie du schon angesprochen hast. Das Problem ist wohl, dass man eine Suizidgefährdung nicht messen kann und es dann im Ermessen deines Psychotherapeuten liegt, ob er dich einweisen lässt, um dich vor dir selbst zu schützen, oder eben nicht. Das ist sehr schwierig.

Ich persönlich finde es immer wahnsinnig ätzend, wenn ich im Internet auf Leute treffe, die meinen, dass "Suizidgedanken" und "konkrete Suizidabsichten" dasselbe seien und für mich sind das eindeutig zwei Paar Schuhe. Ich denke, es gibt Menschen, die so viele Schicksalsschläge auf einmal erleiden, dass eine konkrete Suizidabsicht auch ohne monatelange Suizidgedanken vorliegt und andererseits gibt es Menschen, die sich Gedanken über Suizid machen, aber keine Absicht haben, ihr Leben in naher Zukunft zu beenden.

Es ist wohl gut, immer ehrlich zu einem Therapeuten zu sein und ich denke (oder hoffe vielmehr), dass ein guter Therapeut dich nicht so schnell einweisen wird bzw. auch bittet, ihm zu versichern, dass du dir nichts antust. Es ist aber eben auch Teil seines Berufs, bei akuter Suizidgefährdung zu handeln und wenn man in einem ruhigen Moment mal darüber nachdenkt, ist das wohl auch die richtige Entscheidung.

Deine Frage kann dir wohl niemand beantworten, da man selbst wohl nicht spürt, wann man den Punkt erreicht hat, wo aus Suizidgedanken akute Pläne werden. Wichtig ist nur, dass du weißt, wo du dir im Fall der Fälle Hilfe holen kannst und die 112 kann man in Notfällen immer wählen. Es ist nie zu spät, sich Hilfe zu holen und ich bin davon überzeugt, dass man selbst dann noch gerettet werden kann, wenn man keinen Sinn mehr in allem sieht. Das Heimtückische an Suizidgedanken ist, dass man immer nur auf einer Schiene fährt ("Alles macht keinen Sinn mehr"), aber vergisst, dass uns in jedem Moment Dutzende Türen offenstehen, man hat meistens nur viel zu viel Angst, diese Türen zu öffnen, weil sie eine radikale Veränderung mit sich bringen. Man kann seine Lebensumstände immer ändern. Man kann seinen Job hinschmeißen und etwas Neues ausprobieren. Man kann in eine andere Stadt ziehen und neue Leute kennenlernen. Man kann einen Klinikaufenthalt in Erwägung ziehen, um das Leben zu entschleunigen und wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich glaube nicht, dass man irgendwann einen Punkt erreicht, wo Suizid den einzigen Ausweg darstellt. Das gaukeln uns die Suizidgedanken zwar vor, aber das ist nicht wahr. Auch wenn ich deine Gedanken verstehen kann, bin ich tief in mir drin überzeugt, dass der Tod nicht die Lösung ist. Wenn man keinen Sinn im Leben findet, muss man etwas finden, wofür es sich zu leben lohnt. Manche Menschen verbringen ihr ganzes Leben damit, einen Lebenssinn zu finden und einige von ihnen werden irgendwann glücklich. Das Leben kann grau und hässlich sein, aber auch bunt, wenn wir es zulassen. Ganz wichtig finde ich, dass man immer noch in ruhigen, angenehmen Momenten den Gedanken hat "Das Leben kann auch schön sein".

Ich hab' dich gern! :kiss:
Mirai
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Kleiner Elefant » So. 08.03.2015, 05:45

Hallo Glühli,

jetzt antworte ich einfach mal...

Die Frage habe ich mir auch oft gestellt. Und meine eigene Wahrheit ist, dass das von jedem anders wahrgenommen wird.
Meine Wahrheit sieht so aus:
Wenn ich bei meiner Therapeutin sitze und in der Stunde fünf mal sage, dass ich nicht mehr kann, aber nicht suizidal bin, dann schaut sie mich schon eindringlich an, denn für mich ist das dann sehr auffällig.
Wenn Du vielleicht sogar von Abschiedsbriefen erzählst, macht Dein Therapeut sich vielleicht keine Sorgen, weil Du da anders bist als ich und er das kennt und einschätzen kann.
In meiner Wahrheit gibt es kein Maß.
Hier gibt es Leute, die schreiben monatelang immer nur, dass sie nicht mehr wollen, aber es gibt sie noch. Damit will ich nicht sagen, dass das nicht ernstzunehmen ist (!), sondern nur, dass das Maß bei jedem anders angelegt werden muss, weil jeder anders ist.
Und ich glaube auch, dass man seinen eigenen Therapeuten soweit einschätzen kann, um zu wissen, ab wann er sich Sorgen macht. Ich weiß, wann meine Therapeutin ganz genau hinhört und ich weiß auch, wann sie von Einweisung reden würde. Ich selber habe mit dem Thema Suizid(gedanken) ja fast gar nichts zu tun, auch wenn ich mir die Sinnfrage zur Zeit häufiger stelle. Aber ich wüsste, ab wann meine Thera hellhörig werden würde. Und ich glaube, Du weißt auch, ab wann Dein Therapeut hellhörig werden würde.

Jeden Suizidgedanken muss man ernstnehmen. Finde ich zumindest. Aber jeder Gedanke einer jeden Person hat ein anderes Maß.
Ob meine eigene Wahrheit bzw. meine eigene Lösung dieser Frage auch Dir helfen kann, weiß ich nicht.
Kleiner Elefant
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Glühwürmchen » So. 08.03.2015, 11:43

Hey. Danke für eure Antworten. Sie haben mir schon irgendwie geholfen.
Als ich in der Ausbildung war, hatte ich sehr häufig Suizidgedanken. Ich habe das dann meinen Betreuern erzählt und einige waren sehr in Sorgen. Irgendwann meinte mein Kontakterzieher, dass ich mit diesen Gedanken doch nur zu ihm gehen soll, weil manche (unerfahrene) Kollegen damit nicht umgehen können. Tja, irgendwie wollte ich das auch gar nicht... Ich habe ja auch immer gesagt "Die Gedanken sind da, aber irgendwie will ich das doch gar nicht". Na ja... Ich denke halt man muss da vorsichtig sein was man wem erzählt. Und komischer Weise hatte ich 2 Jahre später (2012, Weltuntergang und so^^) panische Angst vorm Tod und befürchtet, wenn ich einschlafe, wache ich nicht mehr aus. Also so was gibts halt auch bei mir.
Na ja aktiv schreibe ich keine Abschiedsbriefe oder fahre zum Bahnhof um vom der Brücke zu springen. Das passiert irgendwie nur manchmal im Kopf.
Ich wollte halt einfach nur wissen, ob das "fachlich gesehen" schon suizidal ist oder erst wenn man vor hat es in die Tat umzusetzen.

Edit: Ich halte meinen Therapeuten schon für durchaus kompetent. Er kann schon verstehen, warum ich manchmal denke, dass mein Leben keinen Sinn mehr hat. Nur irgendwie erkennt er auch, dass ich eigentlich einen großen Lebenswillen habe, so wie er es immer sagt.
Glühwürmchen
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Mirai » So. 08.03.2015, 12:55

Bei meiner Angststörung war es zu Beginn auch so, dass ich in der Anfangszeit panische Angst vor dem Sterben hatte und das Gefühl hatte, ich würde nicht mehr aufwachen, sollte ich einschlafen, wodurch ich innerlich so blockiert und angespannt war, dass ich nur noch sehr schlecht einschlafen konnte. Ich kann es dir also nachfühlen. Das ist ätzend und seelisch extrem belastend.

Bei Suizidgedanken würde ich allgemein aufpassen, wem man davon erzählt. Man sollte sie nicht verschweigen oder in sich hineinfressen, klar, aber das tust du ja auch nicht und es ist nun mal so, dass wiederkehrende Suizidgedanken für viele Menschen unerforschtes Terrain sind und da trifft man leicht mal auf Unverständnis oder auch auf Menschen, die denken, dass jeder, der Suizidgedanken äußert, sich auch in Kürze umbringen will. Suizidgedanken muss man ernstnehmen, klar, aber wenn man jeden einweisen würde, der irgendwann in einem tiefen Loch landet, dann wären wohl alle Psychiatrien dieses Landes überfüllt. :wink:

Für mich persönlich ist das Wissen, dass ich im Notfall Hilfe bekommen kann, sehr tröstlich. Bei mir äußern sich diese Gedanken auch eher dadurch, dass ich im Allgemeinen nicht sterben möchte (wobei mir jede realistische Schätzung wohl noch einige Jahrzehnte geben würde) und außerdem auch dadurch, dass ich mich leicht überfordert und meinen Ängsten und depressiven Gedanken ausgeliefert fühle und da können solche Gedanken schon auftauchen.
Du musst wohl selbst entscheiden, ab wann du dringend Hilfe brauchst und dein Therapeut ist ja auch dafür da, um zu erkennen, ab wann du akut gefährdet bist, um dir dann auch zu helfen. Ich bin aber der Meinung, dass du ein sehr liebenswerter Mensch bist und du hast alles Glück der Welt verdient, also gib dich nicht auf. :kiss:

Ich kann mich außerdem nur Kleeblatt anschließen. Dieser Gedanke, dass Ruhe einkehren könnte, wenn man denn wollte, kann sehr tröstlich sein, vor allem wenn man sonst keine Ruhe findet. Wenn es mir mies geht, schaue ich oft fern, höre laute Musik, singe, texte meine Freunde voll oder lege mich aufs Bett und warte, bis der Schlaf doch irgendwann die Oberhand gewinnt. Am nächsten Morgen geht es mir dann fast immer besser. (:
Mirai
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon cats47 » So. 08.03.2015, 13:35

Bei mir sind die immer mal wieder auftauchenden Selbstmordphantasien
so eine Art Schrei nach Aufmerksamkeit.
Mir auszumalen wie ich es inszenieren würde und wie sich dann nachher
alle um mich kümmern.
Ich halte mich nicht für suizidal, überhaupt nicht.
Wenn mir in der Richtung mal was passieren würde ist es aus Versehen
geschehen weil ich das Spielchen zu weit getrieben habe.
Ab wann ist man suizidal ?
Schwierig zu beantworten und sicher in jedem Fall anders.
Ich bin es definitiv nicht. Will nur beachtet werden. :oops:
cats47
 

Re: Ab wann ist man suizidal?

Beitragvon Carmen » So. 08.03.2015, 14:16

Also bei Leuten die mich noch nicht so gut kennen, Psychiater z.B. fragen das natürlich auch ab und die können das natürlich nicht so gut einschätzen. Da war das oft so nach dem Motto, hast du Suizidgedanken, planst du ja/nein und hast du die kontrolle drüber.
Ich hab je höchstens gesagt ja, aber keine Pläne und kontrolle und wurd nie eingewiesen. Schätze mal wenn du sast dass du nichts mehrgarantieren kannst, bis du hhöchst suizidal.
(Wobei ich aber da selten mal die Wahrheit sage. )
Carmen
 


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