Gleichgewicht

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Gleichgewicht

Beitragvon Charlotte » Sa. 04.01.2014, 13:22

Hallo ihr Lieben!

Ich plage mich im Moment wieder ganz extrem mit der Lust- und Antriebslosigkeit herum, möchte am liebsten gar nicht aufstehen, alleine sein, meine Ruhe haben, mich abschotten und zurückziehen. Natürlich weiß ich, dass das Symptome der Depression sind und versuche auch dagegen zu wirken, indem ich eben doch aufstehe, telefoniere, mich mit Freunden treffe, nicht die ganze Zeit schlafe. Aber es kostet unglaublich viel Kraft, das jeden Tag aufs Neue durchzuziehen. Und noch viel mehr Kraft kostet es, wenn ich versuche, auf die sinnvollen Ratschläge der Familie nicht gereizt zu reagieren. Meine Mutter hat ja Recht, wenn sie sagt, ich soll mehr rausgehen, an die frische Luft, nicht nur drinnen sitzen. Aber es fühlt sich jedes Mal an wie ein kleiner innerlicher Zusammenbruch.

Jetzt wollte ich mal fragen, welche Strategien ihr habt, um ein Gleichgewicht zwischen Kampf gegen die Depression und Achtsamkeit euren Bedürfnissen gegenüber zu finden. Und wie ihr die bei Familie und Freunden durchsetzt.
Charlotte
 

Re: Gleichgewicht

Beitragvon GefallenerEngel » Sa. 04.01.2014, 19:09

Charlotte hat geschrieben:Jetzt wollte ich mal fragen, welche Strategien ihr habt, um ein Gleichgewicht zwischen Kampf gegen die Depression und Achtsamkeit euren Bedürfnissen gegenüber zu finden. Und wie ihr die bei Familie und Freunden durchsetzt.


Hallo Charlotte,

da ich "selbst und ständig" lebe :) , muss ich mich zumindest privat bei niemandem durchsetzen. Andererseits werde ich gerade von diesem Selbst-und-Ständig-Sein zum Kampf gegen die Depression gezwungen, früher mehr als heute, da ich mittlerweile nicht mehr depressiv bin, vllt nur noch zeitweise und ganz leicht.

Ich stelle mir immer wieder die Frage: was würde geschehen, wenn ich mich zb nicht weiterbilden würde? Nicht mehr Joggen würde? Den ganzen Urlaub im Bett liegen oder vor dem Laptop sitzen würde? Dann würde alles, was ich mir mit so viel Mühe aufgebaut hatte, den Bach runtergehen. Meine Arbeitsfähigkeit, mein Energiepegel würde langsam aber sicher zurückgehen, irgendwann würde ich meinen Job verlieren, später nach und nach mein Geld, meine ganzen Ersparnisse. Schließlich würde ich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hund kommen, vllt auf der Müllhalde landen oder, was kaum besser ist, um ALG2 betteln müssen. Ich habe immer das Bild vor meinen Augen, wie ein Beamter mich hämisch angrinst und sagt:
"Wie? Ein 40jähriger Versager will also von unserem Staat leben. Wie wäre es denn mit Kloputzen, oder ist das zu viel von Ihnen verlangt, Herr <...>? Gehen sie doch mal morgen zur Putzkolonne Nr x, dort kriegen sie einen Euro pro Stunde ausgezahlt. Das ist für solche Penner wie Sie mehr als genug. Wir haben hier genug andere Schmarotzer zu versorgen, ich habe jetzt keine Zeit und keine Lust mich um Sie zu kümmern."

Wenn dieses Bild vor meinem geistigen Auge steht, wirkt das auf mich wie die stärkste Medizin. Mich erniedrigen zu müssen und derart beleidigt, verspottet und ausgelacht zu werden - davor habe ich die allergrößte Angst. Diese Angst war der Motor für alle meine Handlungen, seit ich denken kann.

So könnte man sagen, dass meine Angst sich gegen meine Depression durchgesetzt und sie besiegt hat. Auch meine Bedürfnisse werden vordergründig von dieser Angst bestimmt, wie meine Geldliebe zb.
GefallenerEngel
 

Re: Gleichgewicht

Beitragvon Charlotte » So. 05.01.2014, 00:36

Hallo GefallenerEngel!

Danke für deine Antwort!
Ich fürchte allerdings, ich stecke noch zu tief im Kreislauf der Suizidgedanken, um mich mit deinem Vorschlag hochzuziehen. Ich versuche noch immer meine Gründe für das Leben zu finden und die Aussicht auf negative Konsequenzen, wenn ich es nicht gebacken bekomme, stellt eher einen großen Punkt auf der Contra-Liste dar und vergrößert meine Angst vor der Zukunft. :(
Charlotte
 

Re: Gleichgewicht

Beitragvon EwigeMutter » So. 05.01.2014, 16:58

Liebe Charlotte,

kann Deine Gefühle gut nachvollziehen.....mir geht es phasenweise ja genauso.
Manchmal,das muss ich leider sagen, hilft mir nichts,außer vielleicht schlafen (wenn ich es denn kann).
Oft aber hilft es mir,kreativ zu sein.
Schlimm ist dann nur,den Anfang zu finden...also ein Projekt in Angriff zu nehmen.
Wenn ich den Anfang geschafft habe,läuft es aber wie von allein und das beschäftigt mich dann so,daß die negativen Gefühle erstmal verdrängt sind.
Wenn ich dann etwas Schönes geschaffen habe, bin ich auch positiv gestimmt und freue mich an dem selbsthergestellten Teil.
Ich mache ja viele Dinge selbst,- Schmuck,Textiles,Bilder,Kosmetik usw.
Ich habe drei blogs,in denen ich diese Projekte zeige und bekomme oft nette Kommentare,-
das baut mich auch immer auf.
Überhaupt ist der Kontakt mit lieben ,seelenverwandten Menschen immer sehr stimmungsaufhellend.
Ich gehe zum Beispiel regelmässig zu einer Spinngruppe (wir spinnen Garne von Hand) und das ist jedes Mal total schön.Oft muss ich mich so sehr zwingen,da hin zu gehen,aber wenn ich dann da bin,ist es immer toll.
Radfahren ist auch immer schön.....die Landschaft an mir vorbeiziehen lassen,alles ist ruhig und die Landschaft hier sehr weit.....ich radle manchmal zwei Stunden über die Felder und wenn ich dann nach Hause komme,gehts mir wesentlich besser als vorher.
EwigeMutter
 

Re: Gleichgewicht

Beitragvon Charlotte » So. 05.01.2014, 18:09

Hallo EwigeMutter!

Danke für deine Antwort!
Ich bin eigentlich auch ein sehr kreativer Mensch, allerdings im schreiberischen Bereich. Da fällt es mir momentan sehr schwer, auch nur einen vernünftigen Satz zusammenzubauen. Aber vermutlich muss ich mich einfach mal dazu zwingen, mich wenigstens für zehn Minuten hinzusetzen und irgendwas zu schreiben, das nicht Tagebuch heißt. Vielleicht wird es dann mit der Zeit ja auch wieder ein bisschen leichter.

Vielen Dank für den Rat! :cuddle:
Charlotte
 


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