Ich bin am Ende

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Ich bin am Ende

Beitragvon Seelenwasser » Sa. 21.09.2013, 22:00

Hallo, ihr Lieben,
ich schreibe euch mal, weil ich einen Rat brauche.

Und zwar gehts es, wie schon im Titel geschrieben, darum, dass ich einfach nicht mehr kann und körperlich und seelisch einfach am Ende bin.
Bei mir wurden ja im letzten Herbst Depressionen diagnostiziert, aber diesmal habe ich einfch ein ganz anderes Gefühl in mir als die ganzen Jahre zuvor, deshalb glaube ich, dass es etwas anderes ist als die Depression und ich glaube, dass es mit meiner Arbeit zusammenhängt.

Ich arbeite als Erzieherin in einer Krippe. In jeder Gruppe (insgesamt 4) sind 10 Kinder und 2 Vollzeit- und eine Teilzeitkraft.
In meiner Gruppe sind wir aber seit Januar 2012 nur zu zweit; wir hatten zwischendrin mal für 3 Monate eine Praktikantin und das wars. Meine damalige Kollegin wurde mit der Zeit immer fauler, hat nichts mehr gemacht außer Elterngespräche für ihre Eingewöhnungskinder. Alles blieb an mir hängen. Sie ist Ende März gegangen und ich habe direkt zum 1.4. eine neue Kollegin bekommen; die aber keine Fachkraft ist. Da bei uns, so wie in jeder Kita, Personalmangel herrscht, arbeitet sie momentan Vollzeit, reduziert aber zum 1.10. auf 30 Stunden. Naja, bisher hat sie von alleine nichts gemacht; immer muss ich ihr alles auftragen, was es so in der VB (Vorbereitung bzw. Kinderfreie Arbeitszeit) so zu tun gibt. Aber selbst das macht sie nicht.
Somit bleibt der ganze Sch... (sorry) an mir hängen. Meist sitze ich einen Tag des Wochenendes auf der Arbeit, weil unter der Woche einfach keine Zeit mehr bleibt. Vorletzte Woche waren es 8 Stunden, in denen ich VB gemacht habe.
Naja, letzte Woche hatten wir ein Gespräch mit der Chefin, in dem wir die DInge, die in der VB gemacht werden sollen, zwischen uns beiden aufgeteilt haben. Naja, egal.

Auf jeden Fall ist es so, dass ich merke, dass ich mich emotional immer mehr von den Kindern entferne, es mir egal ist, wie es ihnen geht, hauptsache, sie haben gegessen, geschlafen und wurden gewickelt. Ansonsten interessieren sie mich nicht mehr. Hauptsache, nach außen, vor allem gegenüber den Eltern, die Fassung wahren.
Ich wollte nie eine Erzeherin sein, die ohne Herz arbeitet, aber genau das tue ich momentan.
Ich habe einfach keine emotionale Kraft mehr, das jeden Tag durchzustehen.

Und körperlich bin ich genauso am Ende. Ich brauche morgens 2 Stunden, um mich aus dem Bett zu quälen (ja, es ist eine Qual), habe kaum Kraft, die Kinder auf den Wickeltisch zu heben geschweige denn, die Beine hochzuheben, um die Windel zu wechseln. Abends komme ich heim und geh ins Bett, weil ich zu nichts mehr Kraft und Lust habe. Genauso am Wochenende. Da schaff ich es zwar manvhmal, auf die Arbeit zu fahren und VB zu machen, aber Privatleben? Was ist das?
Ich kann die Kinder nicht mehr auf den Arm nehmen, um mit ihnen zu kuscheln, weil sie mir alle einfach zu schwer sind.
Ich weine mich jeden Abend in den Schlaf, weil ich nicht mehr kann.
Im Grunde arbeite ich seit über einem Jahr über meine Kräfte und es wird immer schlimmer. Zwischendrin gibt es immer mal wieder Phasen, in denen es nicht so extrem ist, aber immer vorhanden.
Außerdem kann ich weder abends noch am Wochenende richtig abschalten; ich bin in Gedanken immer bei der Arbeit. Vor ca. 3 Monaten hatte ich eine Panikattacke; mein Hausarzt schiebt es auf den Stress, den ich vor den Ferein hatte (da mussten auch die Abschlussmappen für die Großen gemacht werden und dann halt 7 Entwicklungsberichte schreiben und die dazugehörigen Elterngespräche führen) und diese kommen momentan immer häufiger (momentan jede Woche mindestens eine).
Außerdem habe ich wieder Schlafstörungen und schlafe nur noch 2-3 Stunden pro Nacht.
Da wundert es mich auch nicht, dass ich in der letzten Zeit immer öfter gefragt werde, ob ich krank sei, weil ich so blass wäre und um die Augen herum nicht gut aussehen würde.

Anfang Oktober habe ich ein Gespräch mit meiner Chefin, in dem ich mit ihr darüber reden will, aber ich musste das alles einfach jetzt schon mal loswerden.
Danke fürs Lesen!
Seelenwasser
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon EwigeMutter » Sa. 21.09.2013, 23:27

Ich denke,Du musst Dich gegen diese Überlastung irgendwie wehren!
Natürlich ist es schwer,wenn man so erschöpft ist,daher rate ich Dir,Dich für einige Zeit krank schreiben zu lassen.
Was Dir da passiert,hört sich irgendwie nach "burn-out" an und sollte behandelt werden.
Bitte spreche mit einem Arzt über diese Erschöpfung und schildere es eindringlich,dass Du kräftemässig am Ende bist!
Du musst erstmal eine längere Pause machen und dann auf Deiner Arbeitsstelle klipp und klar sagen,dass Du mit dieser starken Überlastung unmöglich weiter arbeiten kannst.
Es ist leider häufig der Fall,dass ein etwas bequemer Kollege oder Kollegin sich auf die pflichtbewussten und fleißigen verlässt und sich ein angenehmes Leben macht.
Aber das solltest Du nicht in Kauf nehmen!
Du machst Dich ja total kaputt und das ist keine Arbeitsstelle wert!
EwigeMutter
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Seelenwasser » Sa. 21.09.2013, 23:52

Danke für deine Antwort!
Über eine Krankmeldung habe ich auch schon nachgedacht, aber da ich im Sommer 3 Wochen Urlaub hatte und mich absolut nicht erholt habe, erschreckender Weise seitdem sogar noch fertiger bin als vorher, scheue ich davor zurück, da es eh nichts bringt.
Aber dass ich mich nicht erholt habe, spricht wohl eher für Burn Out, oder?

Was ich vorhin vergessen hatte zu schreiben:
ich gehe auch mit meinerm Körper nicht mehr gut um.
Jetzt mal von meiner "normalen" Art des SVV abgesehen, rauche ich inzwischen fast ein Päckchen am Tag (vorher etwa 6-8 Zigaretten am Tag) und schütte literweise Cola in mich rein. Und wenn das nix hilft, gibts Koffeintabletten... Tolle Kombi, vorallem mit den ADs, die ich ja auch noch nehme
Seelenwasser
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon iyuraeel » So. 22.09.2013, 08:16

Mir kam auch direkt der Gedanke "Ist das burn-out?".
Ich wollte nie eine Erzeherin sein, die ohne Herz arbeitet, aber genau das tue ich momentan.

Das finde ich aber zeitweise auch in Ordnung. Wichtiger ist es, dass den Kindern nichts passiert, sie beim
Wickeln nicht vom Tisch fallen z.B. und anscheinend geht deine letzte Kraft dafuer drauf. Da bleiben die Emotionen
eben ein wenig auf der Strecke.

Wie hast du denn deinen Urlaub verbracht?
Gibt es noch Dinge auf die du dich momentan freust, die dir Spaß machen / ein wenig Kraft geben?
iyuraeel
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Atisha » So. 22.09.2013, 08:31

Ich habe deinen Beitrag mit Interesse aufgenommen.
Es ist erschreckend wie heutzutage die Menschen burn outed werden. Wie soll man ohne Emotionen arbeiten, als Maschine und dann noch im sozialen Bereich. Viele denken ja das es reicht wenn die Kinder materiell versorgt sind, aber mitnichten, das Emotionale ist super wichtig. Gerade in den ersten Lebensjahren. Die werden alle mal psychisch Krank. :(
Ich dachte auch daran, was das nun für ein Murks gewurden ist mit den Kindergärten. Hat zwar jeder ein Recht drauf, aber zu was für einem Preis. Die Eltern gehen schuften und ihre Kinder ... das weiß man erstmal was für eine Leistung die Mütter zu Hause erbringen. Weil gerade Wahl ist, so ein Kindergartenplatz für so kleine Kinder sollte eine Notlösung sein oder aber nur für paar Stunden. An dieser Stelle bin ich mal für die CDU, die ein Betreuungsgeld haben wollten.
Atisha
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Seelenwasser » So. 22.09.2013, 08:45

iyuraeel hat geschrieben:Wie hast du denn deinen Urlaub verbracht?
Gibt es noch Dinge auf die du dich momentan freust, die dir Spaß machen / ein wenig Kraft geben?


Da es zu dieser Zeit so heiß war, war ich bei meinen Eltern, da es dort viel kühler ist als in meiner Wohnung.
Ansonsten habe ich viel geschlafen, mich auch von "Mutti" bedienen lassen, weil ich es selbst nicht auf die Reihe bekommen habe. Ab und zu bin ich mal ein bisschen spazieren gegangen, aber das wars auch schon.
Meine Urlaube habe ich die letzten Jahre immer so verbracht; weggefahren bin ich das letzte Mal mit ca. 14, mit meinen Eltern.
Ich habe sonst immer mal so Tagesausflüge gemacht wie z. B. in den Zoo, aber selbst das habe ich dieses Jahr nicht geschafft.
An sich würde ich ja auch gerne mal wieder schwimmen gehen, aber a) habe ich extremes Übergewicht und b) SVV-Narben, zu denen ich in der Öffentlichkeit nicht stehen kann.

Meinen Hobbys, lesen und Gitarrespielen, kann ich im Moment auch nicht so nachgehen, wie ich es gerne würde, da ich beim Lesen immer ruckzuck einschlafe und seit einiger Zeit Probleme habe mit meiner rechten Schulter. Aktuell sind die Schmerzen zwar nicht ganz so groß, aber ich habe Schmerzen, wenn ich mal ein oder zwei LIeder gespielt habe. Ein Orthopäde hatte eine Verengung mit Kalk diagnostiziert, ein anderer eine Entzündung der Gelenkkapsel. Ich hatte Physiotherapie bekommen; die hat kurzfristig (so ca. 2 Wochen) auch geholfen, aber jetzt wirds wieder schlimmer.

Ach menno, ist doch alles doof.
Seelenwasser
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Blume » Mo. 23.09.2013, 15:13

Ich würde sagen, dass die drei Wochen Urlaub nicht gereicht haben und du sie nicht richtig genutzt hast. Schon ein gesunder, normal arbeitender Mensch braucht im Schnitt zwei Wochen, um zur Ruhe zu kommen - da reichen bei dir drei Wochen doch nicht mal annähernd! Und auf den ersten Blick klingt das, was du im Urlaub getan hast, zwar ziemlich entspannt, aber ich könnte mir vorstellen, dass es für deine Seele trotzdem nicht das Richtige war. Bin gerade auch in einer Situation, in der ich kräftemäßig oft am Ende bin und so viel machen muss, dass kaum Zeit für mich bleibt. Ich habe jetzt mit meiner Thera genaue Handlungen entwickelt, die mich wirklich entspannen. Ich gehe davon aus, dass du auch in Therapie bist? Dann solltest du da mal drüber sprechen. Dinge, die mich wirklich ablenken und entspannen, sind z.B. Musik hören, mich intensiv bewegen und Dinge ausschneiden (-> gerade das Letzte mag banal klingen, hat aber den größten Erholungseffekt für mich). Ob dir das hilft, weiß ich nicht. Das ist ja individuell. Und genau diese Dinge musst du für dich irgendwie rausfinden.

Und dann ab zum Hausarzt und krankschreiben lassen! Ich denke, daran führt kein Weg vorbei, wenn du wieder zu Kräften kommen willst. Nimm dir mal richtig frei, spann aus. Das muss nicht heißen, dass du wochenlang nur rumgammeln sollst, denn dadurch kommt man oft erst recht ins Grübeln, stattdessen musst du viel eher aktiv an einem guten Körpergefühl arbeiten und wieder mehr Dinge tun, die dir Freude bereiten. Wäre Bewegung da eine Möglichkeit? Wenn du stark übergewichtig bist, wird wahrscheinlich nicht so viel Sport drin sein, aber ich denke, auch ausgedehnte Spaziergänge sind hier eine gute Lösung.

Ja, ich denke, das ist alles, was ich dir im Moment raten kann. Ich gehe oft babysitten, bin daher auch recht geübt im Umgang mit Kleinkindern und weiß, wie unglaublich anstrengend das sein kann. Aber mir fällt auch auf, dass ich mich richtig entspannen kann, wenn ich mit den Kindern spiele. Wenn ich mich richtig auf ein Spiel oder ein Spielzeug einlasse, so albern das auch sein mag. Ist das bei dir vielleicht auch so?
Und auch wenn es nichts zur Sache tut, so merken die Kinder ja schon, wenn eine Erzieherin irgendwie anders ist und mit weniger Freude an die Arbeit geht.

Alles Gute!
Blume
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Seelenwasser » Mo. 28.10.2013, 21:43

Ich wollte mich mal wieder zu Wort melden:
Ende September habe ich das Gespräch mit meiner Leitung gesucht, dass ich am Ende bin. Wir haben uns dann erstmal darauf geeinigt, dass ich morgens 15 Minuten früher anfange zu arbeiten, dafür mittags eben diese 15 Minuten nochmal als zusätzliche Pause nehme; also insgesamt 45 Minuten Pause (30 Minuten habe ich ja sowieso).
Die andere Variante, die für den "Notfall", wenn auch das mit der Pause nichts bringt, gedacht ist, heißt vorübergehende Reduzierung meiner wöchentlichen Arbeitszeit auf 30-32 Stunden (momentan 39 Stunden).

Naja, nun ist es so, dass ich heute die Notbremse gezogen habe. Seit letzter Woche gewöhne ich ein Kind ein, nachdem es heute gegangen ist, bin auch ich gegangen und war vorhin beim Hausarzt und habe mich für den Rest der Woche krankschreiben lassen. Er hat mir lange zugehört und meinte dann, ich hätte eine Erschöpfungsdepression...
Für nächste Woche kann ich auch eine Krankmeldung bekommen, wenn ich dies möchte. Und ich glaube, ich bleibe nächste Woche auch nochmal zuhause.
Seelenwasser
 

Re: Ich bin am Ende

Beitragvon Christine » Mo. 28.10.2013, 23:14

Hey, schön von dir zu hören.
Ich finde gut, dass du die Notbremse gezogen und auf dich gehört hast. Hoffentlich kannst du in der Pause jetzt wieder etwas zu dir finden :troest:
Christine
 


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