Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Beitragvon painful » Fr. 04.01.2013, 12:14

Hallo,
ich bin ganz neu hier, fand zu euch, da ich keine Handlungsmöglichkeiten mehr sehe...
Mein Leben scheint mir so fürchterlich und sinnlos.
ich bin in einem Job, der mir täglich bedrohlicher erscheint, der mich ganz vereinnahmt und zerfrisst.
meine Beziehung, die in der Studienzeit begann und nun 8Jahre währt, ist die Hölle, wir zerfleischen uns und machen dennoch kein klares Ende.
Seit 2 Jahren lebe ich fast nur für den Beruf, meide Bekannte - es führt sowieso nur zu Problemen oder Selbsthass. Ich merke, dass ich immer länger das Haus nicht verlasse, wenn ich nicht arbeiten muss. 5TAge sind da in Ferienzeiten nicht selten.
Ans Telefon gehe ich nur bei bekannten Nummern, nicht mal dann immer. Auch da eher Bedrohliches als Erfreuliches, und selbst bei Familiengepsrächen hinterher das Gefühl, versagt zu haben. IMMER diese Gefühle...
Ich habe das Gefühl, ich bin völlig lebensuntauglich. Nie genüge ich irgendwas, nie mache ich was einfach nur richtig, dauernd passieren neue unschöne Dinge.
Ich habe einen starken Selbsthass entwickelt - die Art meines Partners, mit mir umzugehen und mich zu beschreiben, tut ihres dazu. Gehe ich mal aus und ein Mann spricht mich an, bin ich so voller Misstrauen und Unglauben, sodass ich völlig unfähig bin, entspannt damit umzugehen.
Ich bin aggressiv inzwischen und so bitter, so ohne jede Art von Lebensfreude, die ich früher bei den kleinsten Dingen verspürte und genoss.
Und zum Arzt zu gehen - eine fast unmögliche Vorstellung. Meine Wahrnehmung von normalen Arztbesuchen schon war eher die einer Abfertigung und kaum jemals war es hilfreich, und dann mit diesen für mich unendlich schwierigen Problemen zu jemandem gehen?
Nachts schrecke ich hoch und habe schlimme Gedanken und Panik, denke, dass Totsein mir Linderung brächte.
Meine Familie ist unter der Fassade so kaputt und zerfleddert, da ist keine Hilfe, kein "Nächster" bis auf meinen Partner, mit dem es ja nun auch völlig vertrauenslos und schlimm ist, bin ich allein auf der Welt, subjektiv empfunden.
Ich versuche, so gut es geht, noch den Schein zu wahren, den Alltag zu meistern, habe aber das Gefühl, bald kracht alles zusammen und ich werde nur noch schreien oder mich verstecken und nichts mehr tun.
Wenn jemand mir dazu etwas Ordnendes aus der Außenperspektive sagen kann, bin ich dankbar. Aber wie gesagt, "einfach" zum Arzt gehen scheint mir momentan nicht möglich. Ich bin sogar zu feige/angepasst/... um mich krankschreiben zu lassen. Ich zwinge mich zum Funktionieren. Aber es wird mir unerträglich. Ich bin so müde, immer, will nur noch abtauchen. Was kann ich bloß tun - ALLES ÄNDERN, wie soll das gehen. Partner verlassen - scheint richtig, aber dann ganz allein in dieser Situation? Nein. Wie schwach und feige ist das, aber so bewerte ich die Situation gerade. ....
painful
 

Re: Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Beitragvon Christine » Fr. 04.01.2013, 12:24

Hallo painful,
erstmal herzlich willkommen hier.
Ich kann deine Bedenken, zu einem Arzt zu gehen, gut nachvollziehen. Andererseits klingt deine Situation so wie du sie gerade beschreibst nach einer ernsthaften Depression und du solltest dir unbedingt Hilfe holen; mit irgendjemand reden.
Es gibt auch andere Möglichkeiten als einen Arztbesuch; zum Beispiel Telefon-Hotlines von verschiedenen Seelsorgeeinrichtungen. Dort kannst du normalerweise auch anonym bleiben, wenn dir das lieber ist. Allerdings glaube ich auch nicht, dass du mit diesen Problemen bei einem Psychotherapeuten so abgefertigt würdest, wie das in der Praxis von Allgemeinärzten leider manchmal der Fall ist.
Aber auch wenn du mit niemand reden möchtest - was ich auch nachvollziehen könnte - würde ich dir dringend raten, mindestens einmal am Tag nach draußen zu gehen. Und wenn es nur ein Spaziergang von einer Viertelstunde um den Block ist. Frische Luft und Bewegung können Wunder bewirken; du wirst staunen, wie stolz du auf dich sein kannst, wenn du dich überwunden hast für ein paar Minuten nach draußen zu gehen. Außerdem kann man bei einem Spaziergang nichts falsch machen, also kein Platz für die Versagensängste :)
Auch wenn jetzt alles sehr schwer erscheint, bitte verlier nicht den Mut. Ich habe eine solche Phase selbst hinter mir - manchmal kommt die Depression auch noch zurück - aber in "guten" Zeiten bin ich fähig, eine intensive Lebensfreude zu empfinden, wie ich das vor dieser Krankheit nie erlebt habe. So abgedroschen das klingt, nach der Dunkelheit kommt auch wieder das Licht.
Ich wünsche dir viel Kraft und Mut, nach vorne zu sehen.
Liebe Grüße
Christine
Christine
 

Re: Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Beitragvon Atisha » Fr. 04.01.2013, 15:08

Die Welt und das vernünftige Denken wird sagen, du kannst doch nicht aus allem raus gehen.
Ich will nicht mal sagen du hast Depressionen.
Aber so wie es ausschaut wird dir nichts anderes übrig bleiben als aus allem rauszugehen und dein Leben wirklich vollkommen neu zu gestalten und aufzubauen. Ich sage dir das aus eigener Erfahrung und ich sage dir das Schicksal, das höhere Ich in einem zwingt einen letztlich dazu. Ich bin 2004 an Schizophrenie erkrankt und ich wusste im Inneren schon vorher, alles was du gemacht hast ist nicht das Wahre, ist nicht deins. So habe ich gezwungener Maßen alles aufgegeben (Job, Familie, Besitz), ich bin gerade jetzt dabei auch noch die letzten Restes eines Jobs im alten Berufsbild aufzugeben. Ja das kostet sehr viel Mut und Überwindung. Aber ich verspüre das dahinter eine höhere Macht steht, die mich letztlich dazu bringt. Sie bringt mich radikal dazu nur auf mich zu horchen, was ich wirklich machen möchte, das ich ehrlich bin in Liebessachen und und und.
So musst auch du dich letztendlich ehrlich fragen, was will ich, was will ich nicht. Das "was ich will" habe ich bis heute nicht richtig gefunden, nur das "ich will das nicht" habe ich herausgefunden und bin dabei es umzusetzen.
Es gibt nun zwei Varianten, entweder ich werde verrückt und alles was ich schreibe ist verrückt oder aber es stimmt und ich habe nur noch nicht meinen richtigen Weg gefunden.
Atisha
 

Re: Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Beitragvon painful » Fr. 04.01.2013, 22:45

Ganz lieben Dank für Eure freundlichen und offenen Antworten.
Ja, ich werde spazierengehen, und dabei Atishas Worte überdenken. Was Du beschreibst, kenne ich so gut, zumindest als Einschätzung der Lage, und es nimmt mir die Luft, wenn ich mir vorstelle, ich würde alt, ohne das Verlassen des Weges wenigstens zu versuchen...
Ich wünsche uns allen Mut und Kraft!
Passt auf Euch auf.
painful
 

Re: Bitte um Rat.... unerträgliches Dasein

Beitragvon Blume » Sa. 02.02.2013, 16:07

Wenn viele schwere Situationen im Leben zusammen kommen, wenn man in eine Familie hineingeboren wurde, von der man keine Unterstützung erwarten kann, fühlt man sich zwangsläufig allein und unfähig, etwas im Leben zu verändern. Ich kann verstehen, dass du nicht die Kraft hast, dich von deinem Freund zu trennen, aber vielleicht könntest du mit kleinen Dingen anfangen. Du könntest dich nach einem Job umsehen, der dir mehr Erfüllung bringt und dir ein wenig Luft zum Atmen lässt. Sicher, eine Umschulung braucht auch viel Zeit, aber so wäre ein Ende abzusehen, so könntest du wenigstens den größten Teil deines Lebens in einem Beruf arbeiten, der dir Spaß macht. Und was deine Panik vor dem Arztbesuch angeht, so gibt es sicher auch noch andere Möglichkeiten. Es gibt kostenlose und anonyme Beratungsstellen, wo keine gestressten Ärzte arbeiten, die für deine Sorgen keine Zeit haben. Dort könntest du mit Therapeuten reden, ohne dass jemand davon erfährt. Die können dir auch professionelle Tipps geben und dich unterstützen, falls du doch irgendwann einmal den Schritt der Trennung wagen möchtest. Außerdem solltest du ein bisschen öfter rausgehen. Du musst dich nicht mit Menschen treffen, du kannst auch allein sein, zum Beispiel durch den Wald spazieren. Sport als Ausgleich tut auch gut, dabei kannst du Dampf ablassen und dich ablenken. Hauptsache, du gehst raus, denn ich denke, dieses Drinnenhocken bewirkt am Ende nur noch mehr, dass du dich schlecht und einsam fühlst. Und denke immer dran: Alles auf einmal verändern - das geht gar nicht! Suche kleine Dinge, die du auch aus eigener Kraft verändern kannst und mach kleine Schritte. Viel Glück!
Blume
 


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