Was für eine Form von Depression habe ich?

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon sadgirl96 » Sa. 14.07.2012, 22:15

Hallo zusammen, ich bin neu hier und habe was auf meinem Herzen.
Ich bin mir inzwischen ziemlicher sicher das ich unter Depressionen leide. Mir ist nur noch unbewusst in welcher form sie bei mir ausgeprägt ist und ob sie stark oder weniger stark ausgeprägt ist. Da ich erst 16 Jahre alt bin ging ich ca. vor einem Jahr (als die ersten Symptome anfingen) aus das es sich nicht um eine Depression handeln kann, weil ich noch ein Kind bin und noch nie davon gehört hab das auch Kinder daran betroffen sein können. Jetzt bin ich eines anderen belehrt. Ich habe mich auch schon durch Selbsthilfebücher und im Internet über dieses Thema aufgeklärt, ein persöhnliches professionel Gespräch hatte ich noch nicht, habe jedoch einen Termin in den nächsten Wochen bei einer psychologischen Beratungsstelle.

Also jetzt fang ich mal an:

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, bin total am Ende. Ich hab keine Ahnung was noch alles passieren muss bis mir die letzte Lust am Leben geraubt wird. Wie schon gesagt ging das ganze vor ca. einem Jahr los. Meine Depriphasen hatten noch größere abstände dazwischen d.h drei wochen in denen ich einigermaßen glücklich war und die Länge der Depriphase war auch noch verkürzt. Inzwischen befinde ich mich auf dem Tiefpunkt meiner seelischen Befassung die Symptome zeigen sich täglich und ich weiß keinen Ausweg mehr.
Damit ihr euch das mal besser vorstellen könnt wies mir geht habe ich meinen Tagesabauf aufgeschrieben:

11:00 Wache ich meistens auf, früher stand ich schon immer um neun Uhr auf, obwohl ich um die gleiche Uhrzeit ins Bett gehe, bleibe jedoch noch für lange Zeit im Bett liegen, weil ich es nicht schaffe mich aufzuraffen und mich anzuziehen usw.
12:00 Frühstück lasse ich immer ausfallen, esse dafür früh zu Mittag, Appetitt habe ich nur geringen, was dazu geführt hat das ich in den letzten 2 Jahren 8 Kilo abgenommen habe.
Die nächsten Stunden verbringe ich damit mich für banale Sachen zu begeistern, z.B Joggen oder etwas kreatives machen, was ich früher sehr gerne gemacht habe, aber zweglos!!! Letzte Woche habe ich fünf Tage gebraucht um mein Zimmer aufzuräumen, weil ich es nie zu Ende bringen konnte, weil mir die Kraft fehlte. Egal was ich tue, ich verfalle immer wieder in Heulkrämpfe und kann nicht mehr aufhören, manchmal weine ich ganz still vor mir her in meinem Zimmer eingesperrt und manchmal schreie ich mein Elend herraus. Wenn ich gerade etwas mache und einen Heulanfall bekommen lass ich mich auf den Boden sacken und weine minutenlang. Ich muss mir dabei keine Sorgen machen was die anderen in meiner Familien denken, weil ich fast immer allein daheim bin. Ich habe meine Abschluss gemacht und habe keine Schule mehr, desshalb bin ich jetzt wochenlang alleine und meine Mama und mein Stiefpapa arbeiten bis abends und meine Schwester lebt in Argentinien. Freunde habe ich keine, aber einen Freund (zudem komm ich später nochmal).
18:00 Bin ich schon oft so kaputt das ich mich hinleg, wenn ich das nicht schon den restlichen ganzen Tag gemacht habe, ess eine Kleinigkeit, schau fernseh, bin im Internet bis ca.
22:00 dann schlaf ich sofort ein oder heul mich in den Schlaf
Und das Tag für Tag...

Außerdem ist mir aufgefallen das ich sehr schnell gereizt werde und aggresiv. Ich habe extreme Stimmungsschwankungen: ich kann fröhlich sein und im anderen Moment bin ich tief traurig, Ich bin ständig erschöpft und kraftlos, habe keine Motivation für etwas und habe die Lust an etwas verloren und den Spaß am Leben, morgens gehts mir noch am besten doch meine Traurigkeit steigert sich im Laufe des Tages, ich schlafe ständig esse aber fast nichts, ich habe Verstopfung und Bauchschmerzen, mich fröstelts oder mir ist aufeinmal total heiß, mein gesicht ist von meiner seelischen Verfassung gezeichnet: große augenringe, geschwollene augen vom weinen und bin total blass, ich fühle mich unter Menschen so schrecklich unwohl, und ich weiß nicht wann ich das letzte mal gelacht habe.

Ich hasse es so sehr allein zu sein, dass macht mir so große Angst. Früher kam ich dann immer auf dumme Ideen und habe mich geritzt, nicht oft aber dafür ziemlich stark. Meine Familie wussten das haben es aber nicht weiter beachtet.
Ich denke ich habe einfach so große Probleme mit mir selbst, ich habe null Selbstbewusstsein. Ich bin total schüchter, gehe nur selten aus dem Haus und vorallem nicht auf Partys, unternimm nur was mit meinem Freund weil Freundinnen hab ich nicht, ich werde nervös wenn ich mit Leuten rede, denke mir währenddessen was sie wohl von mir denken oder wie ich auf sie wirke, wenn ich mit autoritätspersonen rede werde ich noch nervöser, ich schwitze sehr stark, was ich jedoch mit einem speziellen Deo auf die Reihe gebracht hab. Gott sei Dank!!! Ich habe eigentlich ein durchschnittliches Gesicht, also bin nicht hässlich, habe lange blonde schöne Haare wie ich finde, doch mein Aussehen wird täglich kritisiert. Von meiner Mama zu der ich ein sehr schlechtes Verhältnis habe. Sie meint ich sei total hässlich, weil ich keinen Po hab und nur kleine Brüste, dafür hab ich ein kleines Bäuchlein und Arme und Beine wie Schreichhölzer, wofür ich nichts kann. Oft beleidigt sie mich und meint " mich wundert es das dich dein Freund überhaupt noch anfässt so wie du aussiehst" oder " das muss ja deinem Freund weh tun, wenn er auf dir liegt". Sie macht mich einfach fertig und das seit 3 Jahren. Ich muss jeden Tag so viel einstecken. Meine Mama hat ein großes Problem mit sich selbst und das lässt sie an mir aus: sie lästert ununterbrochen mit jedem den sie kennt über persöhnliche Dinge von mir ab, stellt mich als "Problemkind" dar, schlägt mich und kann nicht normal mit mir reden. Dabei bin ich keins: ich bin immer respektvoll zu ihr, bin gut erzogen, ich rauche und trinke nicht und bin nicht spät bis in die nacht fort weil ich ja keine freunde hab, außerdem sind meine Noten über dem Durchschnitt. Inzwischen denke ich darüber nach ob ich nicht zu meinem Papa zieh. Ich hatte schon mehrere Sitzungen bei Beratern, doch zwischen mir und meiner Mama hat sich nichts geändert.
Ich denke das ist ein weiterer großer Grund warum ich depressiv bin, dass ich jahrelang darunter gelitten hab. Über meine Probleme rede ich nicht,vielleicht ab und zu mit meinem Papa ( hab ein sehr gutes Verhältnis zu ihm) oder mit meinem Freund. Ich bin aber eher der Typ, der sich verkriecht, grübelt und weint. Das war schon immer so. Wenn meine Mama dann mitbekommt das ich wein, wird sie total sauer und schreit rum. Ich glaub sie wird wütend, weil sie sich nur Sorgen macht, aber in diesem Moment könnte ich eher Mitgefühl brauchen oder das sie mich tröstet. Das wird wahrscheinlich nie passieren. Umarmt haben wir uns vielleicht vor zwei Jahren Silvester das letzte Mal. Sie kommt nicht damit zurecht wie ich mich verändert habe. Sie meint oft " wo ist nur mein Mädchen hin, dass früher so oft in der Natur war so lebensfroh und das so schön gelacht hat". Dass macht mich soo traurig, weil ich so gern wieder dieses Mädchen sein will.

Mein Freund ist 18 und sehr einfach gestrickt, er hat keine Probleme in der Familie noch Sonstiges. Wir sind schon seit zwei Jahren glücklich zusammen. Anfangs war es doch eine On-Off-Beziehung, unter der ich sehr zu leiden hatte, obwohl immer ich Schluss gemacht hatte. Er hast Konflikte und redet nicht gerne über Probleme, aber für mich hatt er fast immer ein offenes Ohr. Er will mein Bestes und dass es mir gut geht. Leider ist er nicht immer für mich da wenn ich ihn brauche, dass gibt mir das Gefühl anderes sei ihm wichtige als ich. Seit dem meine Depressionen so stark sind, hat er mich fast vollkommen in Stick gelassen. Er geht lieber abends auf Parys und ich bin allein daheim und wein mich in den Schlaf. Unser Sexleben hat sich total verändert: wir haben nur noch ganz selten Sex, weil ich meistens keine Lust habe. Anfangs hat er sich schon große Sorgen um mich gemacht, aber inzwischen nervt es ihn nur noch und er weiß nicht wie er damit umgehen soll. Ich glaub er nimmt meinen Zustand nicht ernst. Neulich hat er zwar gemeint ich soll zum arzt gehen, aber dass sollte mich mehr verletzten als zeigen, dass er sich Sorgen macht.

Durch dieses stände On-Off in unserer Beziehung, verschlechterte sich auch mein seelischer Zustand. Einmal traff es mich so stark, dass ich ins Krankenhaus eingewießen wurde. Ich bin durch meine Traurigkeit und Einsamkeit krank geworden ( starker Husten, bei dem ich keine Luft mehr bekam bis hin zum Erbrechen). Ich nahm nochmals ca. 3 Kilo ab und war für zwei Wochen im Krankenhaus unter Verdacht auf Asthma, was sich aber als eine Burn-out-Erscheinung herrausstellte.
Zu diesem Zeitpunkt war ich ganz allein. Keine Freunde, die mich besuchten oder mich wegen der Trennung aufbauten. In der Schule verkroch ich mich in der Pause aufs Schulklo und weinte.

Zurück zu meiner jetztigen Verfassung und zu meiner Frage: Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen und mir sagen, was für eine Art von Depression ich habe? Ich habe schonmal was von manisch depressiv gehört, aber ich weiß nicht ob das auf mich zutrifft. Es tät mir denk ich helfen zu wissen was genau das für eine Depression ist um sie entgegen zu wirken.
Ich hoff mein endlos langer Text hat euch nicht abgeschreckt ihn zu lesen.

ich bedanke mich schon mal im Vorraus :)
sadgirl96
 

Re: Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon Atisha » So. 15.07.2012, 02:11

Also ich denke du hast Depression, keine manische ... aber mich bitte nicht schlagen, wenn ich da falsch liege.
Ansonsten du hast ja deine Situation und mögliche Ursachen gut beschrieben. Nun musst du raus aus dieser ganzen Zwickmühle. Deine Mutter verhält sich nicht gut. Das sie auf dir herumhackt und dann noch wegen dem Aussehen voll das Letzte ist das.
Ein Psychotherapeut/in kann dir da sicherlich ne große Unterstützung sein.
Ich würde mit kleinen Schritten versuchen da wieder herauszukommen. Ziehe doch zu deinem Vater, da entgehst du dem Psychodruck durch deine Mutter. Und dann versuche irgendwie ein zwei neue Freunde/Freundinnen zu finden, das baut unheimlich auf. Und dann musst du ja deine Berufsausbildung in Angriff nehmen. Da musst du auch erstmal was finden, und nehme nix wo du dich nicht wohlfühlst, wenn da die Kollegen oder Klassenkameraden schlecht sein sollten, da nimmste gleich ne andere Stelle. Ich schreibe das, denn das Schicksal prüft einen manchmal und dann kommt man von einem Mist in den nächsten, las dich nicht drauf ein, suche dir was anderes nettes.
Neben dem ganzen Sozialen, macht dir auch vielleicht einfach unsere veräußerlichte, hetzende, materielle Zeit zu schaffen? Denk mal darüber nach. Nach was für Lebensinhalten sich deine Seele sehnt? Wie steht es bei dir mit musisch, künstlerischer, und geistig, glaubensmäßiger Beschäftigung. Es muss ja nichts Großes sein. Ein bissel zeichnen für dich oder bei einer Glaubensgruppe mal reinschauen, wenn du die Natur liebst, da gibts vielleicht paar Heimatfreunde oder irgendwie so was.
Atisha
 

Re: Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon GLaDOS » So. 15.07.2012, 09:05

Hi Sadgirl,

deine Antriebslosigkeit etc könnte schon darauf hindeuten das seelisch etwas nicht stimmt, aber auf welche Art und weise das ausgeprägt ist kann/will ich gar nicht definieren.

Das Verhalten deiner Mutter ist schrecklich. Selbst wenn sie mit deiner Situation überfordert ist, kann sie sich doch so dir gegenüber nicht verhalten. Was sagt dein vater da dazu oder kannst du mit ihm darüber sprechen?
Ansonsten ist ein Umzug - wenn das den so ohne weiteres möglich wäre - einen gute Alternative für dich.

Ich finde es erschreckend das du mit so jungen Jahren schon mit Burn-Out etc umzugehen hast. Würde mich auf jeden Fall jemanden anvertrauen - Vater oder Hausarzt.

LG GLaDOS
GLaDOS
 

Re: Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon senta » So. 15.07.2012, 13:24

was dir fehlt kann dir mit Sicherheit dein Arzt am Besten sagen

Du sagst, du hast deinen Abschluß gemacht und findest es nicht schön immer allein zuhause zu sein,
vielleicht wäre es gut, wenn du dir jetzt eine Ausbildungsstelle suchen würdest, oder einen Job, dann kämst du wieder unter Leute, hättest eine Aufgabe und bekämst auch Anerkennung, ich glaub das könnte gut helfen, probiers doch mal!

Aber auch mein Tipp, bitte rede mit deinem Arzt oder einem Therapeuten darüber!
Haben die dir das im Krankenhaus denn nicht auch angeraten?
senta
 

Re: Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon sadgirl96 » So. 15.07.2012, 14:52

Erstmals danke für die Antworten, ich glaub sie können mir hilfreich sein.

Ich bin momentan allein daheim weil ich meinen abschluss gemacht habe und ich nicht mehr in die Schule muss. Bis zum 1. September an dem ich meine Ausbildung beginne, sind es aber noch einige Wochen.

Mit meinem Papa habe ich schon oft über meinen Zustand geredet. Er empfiehlt mir auch zu einem Therapeuten zu gehn, hat aber Angst, dass ich starke Medikamente wegen meiner Depression nehmen muss. Er würde sich sehr darüber freuen wenn ich zu ihm ziehen täte, aber ich habe noch so meine Zweifel wegen dem Umzug, da ich meinen Freund nur selten sehen könnte.

Als ich im Krankenhaus war wurde mir ein Therapeut empfohlen, bei diesem fühlte ich mich aber nicht sonderlich wohl und es zeigten sich auch keine Fortschritte bei mir. Ich habe allerdings demnächst einen Termin bei einer psychologischen Beratungsstelle und ich hoffe dort kann man mir einen guten Therapeuten empfehlen.

lg sadgirl96
sadgirl96
 

Re: Was für eine Form von Depression habe ich?

Beitragvon Minni34 » So. 15.07.2012, 19:36

Ich würde auch einen Arzt fragen, der kann dir da weiter helfen.

Eine Depressinon zu durchbrechen ist möglich aber da braucht Hilfe und Zeit.
Es gibt eine Reihe von Depressionen, wie genau deine Diagnose heißt, ist eigentlich erst mal egal, denn nur den Namen zu wissen, macht es ja nicht besser. Wichtig ist, zu wissen warum es dir so geht um einen Ansatzpunkt zu haben woran man arbeiten kann.

Ich wünsche dir für dein Beratungsgespräch viel Glück und hoffe das du einen guten Thera findest. Du hast ja auch immer Probestunden, wo du dann entscheiden kannst, ob das Vertrauen aufgebaut werden könnte.
Minni34
 


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