Nervlich am Ende

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mo. 02.07.2012, 18:43

Hallo,

ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wie und wo ich anfangen soll.. Es ist gut möglich, dass das jetzt auch ein sehr langer Text wird, aber ich versuch mich mal.

Zunächst einmal ich bin 22, habe nach Realschule und einer erfolgreichen Lehre eine zweite Lehre begonnen.
Insgesamt gesehen war ich ein "Spätzünder" was Beziehungen/Frauen und "Party-machen" betrifft.
Ich muss dazu sagen, mich haben als kleiner Junge schon psychische Probleme zu schaffen gemacht und ich bin/war schon immer ein Mensch, der relativ negativ denkt, manchmal unter Angstzuständen leidet und immer wieder depressive Phasen erlebt.

Ich steig jetzt sehr spät ein. Als ich 16,17 war, war insgesamt gesehen mein "Komplettzustand" ganz respektabel. Ich war bei meinen Freunden angesehen, hatte Spaß an meinen Hobbies und ging viel weg. Allerdings auch immer wieder mit Zukunftssorgen und Selbstwertproblemen/schlechtes Selbstvertrauen.
Im Vergleich zu später, ging es mir aber wirklich gut.

Da ich jung war, noch nicht viel Erfahrung mit Frauen hatte und ich nicht mehr allein sein wollte, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dies zu ändern. Beim Weggehen hatte ich meist im Hinterkopf eine Frau kennen zu lernen oder zumindest irgend ein Abenteuer zu erleben. Nach einer gewissen Zeit lernte ich wirklich eine sehr nette und auch zu mir passendes Mädchen kennen, mit der ich nach kurzer Zeit auch zusammen kam.
Alles war perfekt. Wir verstanden uns wahnsinnig gut, es war ein Geben und ein Nehmen. Jeder war ehrlich, wir hatten fast immer die gleiche Meinung und auch ähnliche Interessen. Vorab: Die Beziehung hielt über 3 Jahre.

Ich muss dazu erwähnen, meine erste Ausbildung war für mich der blanke Horror. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir keine richtigen Gedanken gemacht, was ich machen will und vor allen Dingen wo. Letztendlich landete ich in einem Handwerksbetrieb, der sich ca. nach einem Jahr schon fast als Folter für mich erwies.
Die Arbeit lag mir nicht, teilweise schlimme Arbeitsbedingungen, lange Arbeitszeiten und gemobt wurde ich auch lange Zeit von einem Kollegen, dem aber wohl nicht bewusst war, wie schlimm das meinen Zustand schadete.

Ich bin jetzt leider etwas abgeschweift... Als ich endlich mein Ziel erreicht hatte, nämlich eine passende Partnerin für mich zu finden, war zunächst oder eigentlich lange alles wunderbar. Romantische Abende, das Gefühl zu haben, jemanden zu haben, gemocht/geliebt zu werden, alles was dazu gehört..

Allerdings kamen auch langsame, kleine Veränderungen. Auf einen Schlag hörte ich mit meinem Lieblingssport auf ohne jegliche Grundlage. Ich hatte keine Lust mehr, mit anderen Freunden/Pärchen etwas zu unternehmen. Wollte nur noch daheim sein und mich von der Außenwelt abschneiden/im Bett liegen.

In mir machten sich viele schlimme Gedanken breit. Ich würde niemals im Leben etwas erreichen, die Ausbildung nicht schaffen, keiner würde mich leiden können. Meine Freudin könnte mich nicht mehr wollen oder es würde letztendlich eh auseinander gehen, weil ich im Job nichts erreichen könnte oder ich keinen Draht zu ihrer Familie finden konnte. Ich verkaufte meine halbe Spielesamlung und andere alte Sachen, die ich eigentlich liebte, weil ich solche Angst hätte, in ein paar Jahren alles zu verlieren, sprich meine Eltern, Job, Freunde etc und ich womöglich auf der Straße landen könnte. Ich hatte eine absolute Schwere im Kopf, war immer müde und schlecht gelaunt. Hatte ständig Angst, dass ich jemanden verlieren könnte aus der Famile, sprich mich mit dem Gedanken befasst, dass ein mir nahestehender Verwandte jederzeit versterben könnte und ich alleine wäre und den Verlust nicht ertragen könnte. Hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber allen, dass ich sie enttäusche und sie von mir schlecht denken.
Ich began Zähne zu knirschen und kratzte unterbewusst im Schlaf an einer unangenehmen Stelle. Fühlte mich nie ausgeschlafen, immer diese Schwere im Kopf und dazu meist die schlechte Laune. Fühlte mich in jeder Hinsicht überfordert und einfach nur depressiv. Ich hatte jegliches Interesse an Hobbies verloren und saß wenn überhaupt noch vorm Pc oder TV.
Dazu kam ein Waschzwang. Ich konnte fast niemanden die Hand geben, ohne mir danach gleich die Hände zu waschen. Hatte ich mir in der Arbeit oder sonst wo leicht geschnitten etc. wo eigentlich kein Pflaster nötig war, hab ich sofort Pflaster gesucht, obwohl es schon lang vorbei war. Hatte überall Angst mich anstecken zu können. Das ging soweit, dass meine Hände vom vielen Waschen die Haut rissig wurde und dadurch erst recht das Bluten anfing. Dazu hatte ich eine 2-3 monatige Phase, in der ich so verrückt wurde wegen einer anstehenden Prüfung, dass ich fast alle halbe Stunde Richtung Toilette rennen musste. Das hatte zusätzlich belastet und war auch mit sehr vielen Bauchkrämpfen verbunden.

Ich mache den nächsten Sprung. Es ging langsam aber sicher zur Abschlussprüfung(meine Ausbildung) hin. Der Kollege, der mich immer wieder dumm anredete und mich schlecht aussehen lies, war weg. Somit war ich nur noch mit Azubi Kollegen in der Prüfungsvorbereitung und ich lernte und lernte, da ich meine Zwischenprüfung in den Sand gesetzt hatte. Ich merkte, es läuft besser, es geht etwas vorwärts. Allerdings entfernte ich mich auch davor immer mehr von meiner Freundin. Mich beschäftigte ständig der Gedanke wie es wohl mit einer anderen wäre, sowohl in einer Beziehung was auch One Night Stands betraff, allerdings hatte ich auch immer ein Riesen schlechtes Gewissen gegenüber ihr, nur allein schon wenn ich mich damit auseinader gesetzt habe oder "nur" mit anderen Frau "geflirtet" habe.

Ich vergaß zu erwähnen, dass ich nach ca. 1 Jahr Fußballpause wieder anfing. Ich hatte durch meinen Stress und die anscheinend psychischen Störungen einen regelrechten Fresswahn hingelegt. Ständig hatte ich sehr viel Speichel im Mund und hab lauter ungesunde Sachen in mich reingestopft. Die Folge war, dass ich gute 10 Kilo fast zunahm. Ich war bevor das alles anfing ein Riesentalent. Mir selbst war es klar und ich genoß auch den Zuspruch, den ich bekam, ich hatte allerdings auch immer wieder Phasen wo ich untertauchte und nur 50 % Leistung abrufen konnte. Als ich also wieder began mit knapp 10 Kilo mehr und Problemen, die mich nachwievor und immer mehr verfolgten, war das eine Riesenqual. Es schien mir, ich hätte alles verlernt, hatte keinen Biss mehr, kein Selbstvertrauen, kein Spielverständnis, keine Fitness, NICHTS!!!

Aber es wurde etwas besser als wie gesagt meine Prüfungen anstanden und ich diese auch überdurchschnittlich erfolgreich hinter mich brachte. Mein Spiel war wieder halbwegs annehmbar, aber von meiner alten Form war ich noch lange entfernt.

Nächster Sprung... Ca 5 Monate nach meinen Prüfungen und halbwegs passablen Leistungen im Sport kam ein ziemlich großer Schlag für mich: meine Freundin machte Schluss...

Es war nicht überraschend, es war abzusehen, dass vieles nicht mehr läuft und es einfach nur noch eine Zweckbeziehung ist, aber ich hätte es wohl nie geschafft, Schluss zu machen. Sie tat es und im Nachhinein war ich ihr auch dankbar, weil ich dadurch Erfahrungen machen konnten, die wichtig für mich waren und mich auch ein Stück als Mensch weiter gebracht haben. Allerdings war es anfangs(die ersten 5-6 Wochen) ziemlich hart für mich. Ich vermisste sie sehr stark, wollte sie zurück und war einfach zu beginn sehr oft am Weinen. Aber es wurde langsam besser, ich begann mich bewusst zu ernähren, ging kontinuierlich Sport machen und kam letztendlich auch wieder nach längerer Zeit auf mein altes Gewicht. Hatte wieder Spaß an alten Hobbies gefunden, wollte unter Leute sein, lernte neue Leute kennen. Und auch die meisten oben beschriebenen "Zustände" wie diese Angstzustände und körperlichen Beeinträchtigungen waren fast komplett weg und kamen wenn überhaupt nur sehr kurz und auch nur sehr leicht zum Vorschein. Nach 2-3 Monaten war ich ein anderer Mensch. Ich ging jedes Wochenende weg, lernte neue Leute kennen, festigte alte Freundschaften, ging auf die Leute zu und war auch im neuen Job angesehen. Die Versagenängste waren fast weg, ich entwickelt pures Selbstbewusstsein und auf dem Fußballplatz war ich wieder der absolut alte geworden. Ich hatte Spaß, Selbstbewusstsein und war stolz auf mich. Ich erntete viel Lob und hatte 1-2 mal in der Kabine wirklich Freudentränen in den Augen.

Durch das viele Weggehen und "party-machen" lernte ich natürlich auch Frauen kennen und hatte dort ein paar Erfahrungen gemacht. Und wie der Mensch halt so ist, dachte ich mir, ich will jetzt wieder eine Beziehung. Das war auch ein kleiner Antrieb warum ich so extrem viel wegging, aber nicht ausschlaggebend, es war einfach teilweise wahnsinnig "cool" was man für Geschichten erlebte und wie sehr ich wieder eine alte Freundschaft gefestigt hatte.

Ich könnte jetzt zu diesem einen Frauen Thema mindestens nochmal einen so langen Text schreiben, aber wahrscheinlich folgt mir hier eh keiner mehr. Auf jeden Fall wollte ich "diese eine Frau" auch wenn es Monate dauerte und es sehr steinig und teilweise ich auch sehr hart zurück geworfen wurde. Nach "langem Kampf" hatte ich es aber geschafft, ich war mit ihr zusammen, es lief anfangs sehr holprig, weil wir beide "schwierige Menschen" sind jeder mit seinen Eigenheiten, aber mittlerweile ist die Beziehung sehr positiv, meist entspannt und ausgeglichen.

Aber jetzt sind die alten Symphtome wieder da. Ich habe keinen Lebensmut mehr, nur noch Versagensängste, Phobien, möchte kaum mehr nach draußen gehen. Habe "Angst" Fußball zu spielen, diese Schwere im Kopf und fast ausschließlich alles, was ich oben schon genannt habe. Dazu wieder meine anderen Mitmenschen/Freunde vernachlässigt. Die Leichtigkeit ist einfach weg, ich mache mir nur noch Sorgen und bin fertig mit der Welt. Das Zähneknirschen und das unbewusste Kratzen im Schlaf ist mit das Schlimmste, da ich es nicht lenken kann. Genauso hab ich wieder soviel Heißhunger und viel Speichel im Mund. Es ist nur noch zum Heulen, dabei will ich das alles nicht. Ich müsste total zufrieden sein, weil ich endlich die Frau habe, die ich unbedingt wollte und mit der es auch läuft. Es war wirklich ein Riesenakt und auch ein großes Hin und Her und ich will sie auf keinen Fall verlieren, aber jeder wird jetzt sagen, es ist klar an was es liegt, aber es war ja in meiner ersten Beziehung genauso und ist es überhaupt der Grund? Was passiert mit mir, wenn ich in eine Beziehung komme, warum genau werden meine Zustände da so schlimm. In meiner Singlezeit nach der ersten Freundin hatte ich nur ganz leicht die Sympthome wenn überhaupt. Was kann das sein? Und selbst wenn ich Schluss machen würde, was ich nicht möchte, dann löst es das Problem auch nicht, dann geht es mir nach 2-3 Monaten Trennungsschmerz wieder so wie davor, aber sobald ich eine neue Bindung eingehe, ist wahrscheinlich wieder das gleiche und das macht mich fertig, weil ich einfach der Mensch sein will, wie in meiner Single Zeit und gleichzeit weiter mit meiner Freundin zusammen sein will.
Was mache ich jetzt nur??!?!?!? Das Schlimme ist, das hier ist nur die halbe Geschichte, aber ich hoffe ein paar Leute lesen sich das trotzdem durch und können mir vielleicht trotzdem einen Ratschlag geben.
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Atisha » Mo. 02.07.2012, 19:22

Ein Gedanke von mir ist, wenn du drauf und dran bist alles erreicht zu haben dann kommt deine Depression.
Atisha
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mo. 02.07.2012, 20:10

Kannst Du Dich an einen dramatischen Verlust in der Kindheit erinnern? An eine existentiell bedrohliche Situation? Irgendwas, das Dir als Kind das Gefühl gegeben hat, das wäre das Ende und Du ganz alleine?

Oder kennst Du gar den Auslöser Deiner Depressionen? Negatives Denken hat einen Grund. Den Ursprung zu wissen macht noch nix besser. Es hilft aber bei der Sortierung. Warum hat sich das so entwickelt?

Ich kenne die Art von Empfindungen. Mir geht es nicht anders. Ich möchte hier nur nicht wild spekulieren und Dinge verkünden, die mit Deinem Leben nix zu tun haben :wink:
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mo. 02.07.2012, 21:26

@ Atisha

Das habe ich mir auch schon mal gedacht, dass das ein Grund sein kann. Manchmal bzw. oft geht es mir echt schlecht, wenn ich meine momentan alles zu haben. Dann red ich mir alles schlecht ein und mir kommen die wirrsten Gedanken. In meiner kurzzeitigen Singlezeit (ca. 10 Monate) hatte ich eigentlich "Alles"
Ausbildung lief gut, neue Bekanntschaften, dicke Freundschaften, erfolgreich im Sport und im Reinen mit mir, aber ich dachte mir, mir fehlt diese eine Komponente und ich wollte genau die Frau, die ich vermeintlich nicht bekommen konnte und hab solang um sie gekämpft, bis ich sie letztendlich hatte.
Prinzipiell kann was dran sein, weil zu dem Moment als ich mit ihr zusammen kam, hatte ich am Blatt Papier "Alles". Jetzt sind aber die Symptome wieder da und von meinem alten Ego ist nur noch ein Schatten meiner Selbst übrig.

@ Lieselotte

Ja was einfach auffällig ist, dieser Zustand hat jetzt wieder begonnen, nachdem ich eine feste Bindung eingegangen bin. Was aber keinen Sinn macht. Es gab natürlich paar schmerzliche Erfahrungen in der Kindheit, aber ob diese Auslöser waren?? Da ja jeder solche Erfahrungen macht. Ich hatte 5te, 6te Klasse zum Beispiel eine "Art Freundin". Da hatte ich mehr oder minder darin verlaufen, sprich ich wollte eigentlich gar nix wie eine Beziehung, ging aber drauf ein, weil sie halt zu haben war, so blöd das klingen mag. Mir ist klar, ich war da ca. 12, 13 Jahre, aber mir ging damals so, dass ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Eltern hatte. Meine Mama meinte immer so und das meinte sie eigentlich mehr im Scherz "Mein kleiner wird langsam groß und das waren noch Zeiten als er im Bett bei uns schlief"
Ich fühlte mich schon irgendwie in der Pflicht, dieses "Dasein" zu wahren und schämte mich irgendwie dafür, dass ich da engeren Kontakt mit einem Mädchen hatte, das Ganze ist schwer zu beschreiben. Ich wollte das Verheimlichen und schämte mich einfach. Ich war ein kleiner Junge, der nur seinen Hobbies nachgehen wollte und eigentlich noch nicht viel von Mädchen wissen wollte, das ergab sich einfach so.

Ich hatte auch davor einmal eine riesen schlechtes Gewissen, als meine Eltern nicht daheim waren und ich nachts "heimlich" so Softporno Krampf ansah. Ich bekam ein total schlechtes Gewissen gegenüber ihnen, warum auch immer, ich heulte tagelang und hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber ihnen, sagte zu ihnen ich hätte sie hintergangen, aber frag mich nicht warum? Allerdings lächele ich da jetzt drüber. Anscheinend schämte ich mich einfach dafür und wollte der kleine Junge von früher für sie bleiben. Es gab auch oft eine Zeit, da trauerte ich meiner Kindheit nach.

Ansonsten ja es gab schon paar Momente in meiner Kindheit. Ich hab mich immer gegen die Großen gewehrt und war aufmüpfig ;-) da gabs dann schonmal "Haue", aber das war/ist am Land eigentlich normal, denk ich. Ich hatte 2 Unfälle. Einmal kollidierte ich mit dem Fahrrad mit einem VW Bus. Das andere Mal so verrückt es klingt und so viel Pech muss man mal haben, fuhr ich mit meiner Schwester Schlitten. Dabei lag ich unten im Schnee und sie zog den Schlitten nach oben. Ich hörte eigentlich nur noch wie sie sagte "ich kann den Schlitten nicht mehr halten". Auf einmal krachte es. Letztendlich fuhr mir der Schlitten ins Gesicht, da ich am Boden lag. Das Ganze ging glimpflich aus. Gehirnerschütterung, große Beule und eine Schnittwunde im Gesicht. Aber ob sowas eine Rolle spielt??

Ich selbst habe Angst allgemein mit anderen Menschen oder mit Mitmenschen zu reden, die ich kenne. Wenn ich das erzähle, glauben sie ich bin reif für die Klapse. Das Schlimme ist, ich kann das alles kaum lenken oder dagegen steuern, es passiert einfach unterbewusst. Vor allem ich kann mich kaum auf was konzentrieren oder mal einen Moment genießen. Ständig am zweifeln, nachdenken, das geht so dermaßen auf die Psyche, dass ich manchmal nur noch sag: "ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr"
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Di. 03.07.2012, 18:52

Mmmh Sadman,

ich hab das alles nochmal durchgelesen.
Ich möchte Dich verschiedene Dinge fragen. Du hast geschrieben, Du hättest damals Angst gehabt jemanden aus der Familie verlieren zu können. Hast Du jemanden verloren? Als kleines Kind? Und das vermutlich nicht mehr in Erinnerung? Kannst Du Deine Eltern fragen?

Du hast um Deine Freundin geworben und Erfolg gehabt. Plagt Dich jetzt die Angst, Du könntest Sie wieder verlieren können so wie in der Situation damals?
Anderer Denkansatz (bitte nicht böse werden), fühlst Du Dich Deiner Mutter gegenüber irgendwie in der Pflicht? Ist da etwas, das man Pflichterfüllung nennen könnte?
Aufgabe gelöst, Patient unglücklich und depressiv?
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Atisha » Mi. 04.07.2012, 04:00

Man sagt ja so bei Depression, dass die Seele trauert.
Vielleicht ist ja alles was du erreicht hast nicht das was du wirklich brauchst.
Ich habe ne Gefühlsrauslasproblematik, konnte mich im Leben nie so auf meine Gefühle verlassen, habe nie intuitiv danach gespürt was ich denn wollte. Es ging immer nach dem Verstand. Ich hatte aber mein bestes gegeben und getan.
Ich war so 33 da hatte ich auch alles erreicht, ich kann mich noch erinnern, eines Tages stieg ich nach der Arbeit zu Hause aus dem Auto und sagte zu mir eigentlich biste auf dem Höhepunkt deines Lebens hast alles Auto, Frau, Kinder, Wohnung, Garten, gutbezahlten Job ... aber im Innern da war ich so totunglücklich und depressiv wie kaum je zuvor.
Naja meine Erkrankung, die Schizophrenie, kam dann dazwischen und mein Leben war futsch. Heute gehts, ich ringe immer noch mit mir und dem Leben, aber es geht. Obwohl ich nichts weiter habe, kein Geld, bin geschieden, lebe allein, kann kaum arbeiten gehen. Trotzdem gehts mir besser.
Atisha
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mi. 04.07.2012, 16:29

Einen wirklich sehr sehr nahestehenden Menschen habe ich in der Kindheit nicht verloren.
Warum mich dieses Thema immer mal wieder plagt, weiß ich nicht. Man ist trotzdem mit dem Thema irgendwie oft konfrontiert und wenn ich meine "schlechten phasen" habe, mache ich mir da stets Gedanken darüber und beschäftige mich damit.

Ich fühle mich meiner Mutter nicht verpflichtet. Bin meinen Eltern wahnsinnig dankbar für alles was und wie sie es für mich getan haben. Habe auch keine großen Probleme offen mit ihr über zum Beispiele meiner Freundin zu reden, das ist alles kein Thema mehr, so wie ich das aus meiner Kindheit erklärt habe. Das Einzige zu was ich mich verpflichtet fühle manchmal, ist meine Eltern stolz machen zu wollen. Nicht, weil sie das so rüberbringen, aber weil sie so viel für mich tun und getan haben und ich sie einfach stolz und glücklich machen will.

Zu Beginn meiner jetzigen, zweiten Beziehung hatte ich große Angst, dass es schnell wieder vorbei sein könnte, da wie gesagt es ein langer, steiniger Weg war und viele komplizierte Umstände da waren. Ich war ständig in der Zwicklmühle es meiner Freundin, meinen Freunden, meiner Familie, aber auch mir selbst recht zu machen, dabei war/ist es am Schlimmsten für mich, dass keiner so richtig weiß, wie es zu 100 Prozent in mir aussieht. Man kämpft praktisch mit sich selbst und seinen ganzen Problemen und hat nebenbei diese ganzen anderen Baustellen..

Was einfach auch sehr hart ist, ich weiß auf der einen Seite, wenn ich wieder alleine wäre, würde es mir nach einer etwas längeren "Trauerzeit" wahrscheinlich wieder besser gehen und die meisten Sympthome würden abklingen, auf der anderen Seite, will ich meine Freundin unter keinen Umständen verlieren und mit ihr weiter zusammen sein. Aber die Tatsache, dass ich weiß, es würde wohl besser werden, wenn ich wieder allein bin, macht es oft nicht leicht. Das macht echt verrückt, weil man nicht weiß, woran es liegt. Das Problem wäre nur aufgeschoben.

Was mir auffällt, wenn ich am Wochenende mit meinen teilweise besten Kumpeln alleine unterwegs bin, kann ich fast komplett von dem ganzen Stress und den Umständen umschalten, weil das prinzipiell auch wieder so ist, als wie wenn ich solo wär. Unter diesen Kumpeln ist auch einer meiner 2 besten Freunde dabei, dem ich sehr viel zu verdanken habe, aber den ich durch meine Beziehung und meinen momentanen Zustand wohl eine zeit lang sehr im Stich gelassen habe, was mich auch beschäftigt hat. Da gab es aber auch etwas kompliziertere Umstände.

Auf die Frage was ich will.... hm gute Frage.. Ich muss sagen, meine jetztige Freundin wollte ich aus mehreren Gründen haben. Zum einen war es einfach dieser typische "Jagdinstinkt". Es war fast aussichtslos und so kompliziert zu bekommen und ich habe nicht aufgegeben und wurde letztendlich auch belohnt. Zum anderen fand/finde ich sie selbst einfach sehr attraktiv und ich muss zugeben es hatte aber auch damit zu tun, etwas "angeben" zu können, da sie sehr attraktiv ist etc. Aber ich muss auch sagen, ich mag einfach ihr Wesen, auch wenn es manchmal etwas schwer war mit ihr/uns.

Letzendlich stell ich die Vermutung auf, ich werde unter anderem so depressiv, sobald ich in einer Beziehung bin, weil ich vermeintlich denke, ich kann momentan nichts mehr erreichen(obwohl ich noch einiges zu tun habe für die Zukunft, wohne noch daheim bei Eltern, will meine zweite Ausbildung gut abschließen und mich etablieren beruflich, dazu mir selbst mehr leisten können einmal.)

Da ich wenn ich solo bin, aber nur auf mich gestellt bin, mache ich mir nicht so viel Gedanken. In einer Beziehung fühle ich mich vielleicht unter Druck, möglichst viel und möglichst schnell einiges bieten zu können und das etwas vorwärts geht. Vielleicht lämt mich das auch und löst diese derart überzogenen Zweifel aus.

Was ich einfach gern hätte, ist mit ihr zusammen zu bleiben, aber mein Leben so "locker" und entspannt weiter zu führen wie davor. Aber das scheint momentan nicht zu funktionieren und dann stellt sich auch die Frage was passiert, wenn ich diese ganzen Sympthome weiterhin ohne etwas zu ändern, ertrage. Oder was passiert, wenn ich wieder allein bin? Werd ich auch wirklich wieder der Alte? Fragen über Fragen, aber es macht einen fertig. An der Person(meine Freundin) liegt es nicht. Ich kann auch nicht zu 100 Prozent sagen, ich hatte diesen ganzen Sympthome nicht, als ich allein war. Aber sie waren so minimal und kaum auffällig, dass ich das kaum wahrgenommen habe.

Die Frage ist, was mache ich nur? Sollte ich vielleicht wirklich mal zu einem Psychiater und ihm "meine Geschichte" erzählen? Ich habe aber Angst, Tabletten zu bekommen, das gab es schon einmal und das möchte ich nicht.
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mi. 04.07.2012, 19:49

Auf die Frage was ich will.... hm gute Frage.. Ich muss sagen, meine jetztige Freundin wollte ich aus mehreren Gründen haben. Zum einen war es einfach dieser typische "Jagdinstinkt". Es war fast aussichtslos und so kompliziert zu bekommen und ich habe nicht aufgegeben und wurde letztendlich auch belohnt. Zum anderen fand/finde ich sie selbst einfach sehr attraktiv und ich muss zugeben es hatte aber auch damit zu tun, etwas "angeben" zu können, da sie sehr attraktiv ist etc. Aber ich muss auch sagen, ich mag einfach ihr Wesen, auch wenn es manchmal etwas schwer war mit ihr/uns.


Ist Dir aufgefallen, dass in der Auflistung nirgends das Wort "Liebe" fällt? :twinkle:
Normalerweise reagieren die Leute in der Sache so: "Ich liebe meine Freundin, sie ist witzig und attraktiv. Ich schätze ihr Wesen und möchte sie auf keinen Fall verlieren".
Deine Schilderung hat Ähnlichkeit mit einem Wettbewerb und der Gewinner kriegt dann die Frau.

Mehr möchte ich im Moment nicht sagen. Vielleicht kannst Du mir Deine Gedanken hierzu schildern. Weil ich, wie gesagt, nicht wild spekulieren will.
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mi. 04.07.2012, 21:12

Ich weiß ich hab das recht oberflächlich und "wettbewerbsmäßig" geschildert. Wir sind jetzt gute 4 Monate zusammen. Ich genieße die Zeit mit ihr und häng auch wirklich sehr an ihr. Zusätzlich konnte ich ihr meine Probleme wenn auch nur sehr dezent und kurz schon erklären. Das Wort "Liebe" kommt nicht vor, ja da geb ich dir Recht. Allerdings ist das schwer für mich zu definieren bzw. allgemein.

Wie definierst du das? Ich will meine Freundin, wenn möglich so oft es geht sehen, umgekehrt genauso. Wir schreiben uns permanent und wenn mal paar Stunden oder ein halber Tag drin ist, wo wir nichts voneinander hören, find ichs schon ungewohnt und denk ma warum schreiben wir jetzt nicht ;-)

Ich häng an ihr und bin für sie da. Umgekehrt kann ich mich größten Teils ihr schon anvertrauen, was bei meiner Sachlage nicht einfach ist. Wir lachen auch sehr viel gemeinsam und unterhalten uns meiner Meinung nach sehr viel, allein, dass uns schon der "schreibstoff" bei den SMSEN nicht ausgeht... :)

Bist du der Meinung ich habe meine beiden Beziehungen nur geführt auf Basis eines Wettkampfes? Also nicht provokant gefragt, entsteht der Eindruck? Sofern das deine Theorie ist, wieso sollte mir das so dermaßen zusetzen??

***EDIT

Dazu ist es einfach schwer jetzt auszudrücken wie schön die Beziehung ist, weil mein Zustand teilweise einfach momentan so schlecht ist, dass ich für nichts einen Kopf hab und nur noch über alles am zweifeln bin..
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mi. 04.07.2012, 21:20

Es geht nicht um meine Meinung :twinkle:
Ich habe Dich gefragt nach Deinen Empfindungen. Die sind hier hier wichtig.
Kennst Du das Gefühl von Liebe? Kindliche Liebe der Mutter, Vater, Opa, Oma gegenüber? Die Liebe einem Haustier gegenüber? Hast Du irgendwann einmal wirklich überzeugt geliebt? Kennst Du diese Empfindung?
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mi. 04.07.2012, 21:28

Sadman23 hat geschrieben:Bist du der Meinung ich habe meine beiden Beziehungen nur geführt auf Basis eines Wettkampfes? Also nicht provokant gefragt, entsteht der Eindruck? Sofern das deine Theorie ist, wieso sollte mir das so dermaßen zusetzen??


Mein Gedankengang war der, dass es sich hier um Pflicht dreht. Man tut das so. Also kommt eine Freundin her. Kaum bist Du solo, es geht Dir besser. Weil das aber so nicht korrekt ist, es muss die nächste Frau her und dadurch geht alles von vorne wieder los.

Ich möchte Dich wirklich nicht überfahren. Ich denke nur nach und versuche nachzuvollziehen. Es hat nichts mit einem Angriff auf Dich zu tun.
Genau das ist nämlich nicht meine Absicht :twinkle:
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mi. 04.07.2012, 21:31

Die Fragen sind ziemlich wie soll ich sagen "hart" zu beantworten, verunsichert mich extrem.

Wie gesagt ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch, auch jemand der sehr an den wichtigen Menschen hängt und fast alles für sie tun würde. Ich weiß jetzt auch nicht wie ich das ganze definieren soll. Bin kein gefühlsloser Mensch, aber das Wort "Liebe" über die Lippen zu bringen, ist doch für viele Menschen schwer oder auch schwer zu definieren.
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mi. 04.07.2012, 21:35

Sadman23 hat geschrieben:Die Fragen sind ziemlich wie soll ich sagen "hart" zu beantworten, verunsichert mich extrem.


Ich werde mich dann zurückziehen und Dich nachdenken lassen.
Wie gesagt, ich greife Dich nicht an.
lieselotte
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon Sadman23 » Mi. 04.07.2012, 21:39

Nein, du brauchst dich nicht zurück ziehen, ich denke mir tut der Dialog auch gut.

Sag was du denkst oder versuch mir weiterhin eine Hilfestellung zu geben?

Ich weiß ja selbst, dass es auffällig ist, dass sich mein Zustand so sehr verschlechtert, sobald ich in einer Beziehung bin. Aber mir gehts nicht in den Kopf rein. Vor allen Dingen vor kurzem gab es einen Riesen Krach und eine Riesen Diskussion, ich hätte die Beziehung wohl beenden können in dem Moment, habe es aber nicht, weil ich es nicht wollte und es auch nicht übers Herz gebracht habe/hätte.
Sadman23
 

Re: Nervlich am Ende

Beitragvon lieselotte » Mi. 04.07.2012, 21:44

Sadman23 hat geschrieben:Nein, du brauchst dich nicht zurück ziehen, ich denke mir tut der Dialog auch gut.


Denk nach. In Ruhe.

Ich wünsch Dir die eine oder andere Erkenntnis.
lieselotte
 

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