über den Wolken

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Di. 19.07.2011, 19:19

Ich versuche mal einfach, meine Gedanken hier aufzuschreiben. Vielleicht triggert es, bitte deshalb mit Vorsicht lesen.

Ich bin traurig. Ich bin oft traurig. Und wenn ich drüber nachdenke, weiß ich nicht warum oder die Gründe die ich glaubte zu haben, kommen mir so unwirklich und doof vor. Und wenn es so ist, dann schließe ich mich in mir selbst ein, weil der Schmerz ist ja da ... aber ich darf ihn doch nicht zulassen. Einmal weil es verdammt noch mal total kindisch ist und zum anderen weil man nicht traurig sein soll und darf.

Was passiert in mir ? Ich versuche mal meine Gefühle aufzuschreiben. Eigentlich werden meine Gedanken eingesperrt und ich habe das Gefühl, diese "Zelle" in meinem Kopf wird immer kleiner, so als würden die Wände von außen nach innen geschoben. Ich habe keine Luft mehr zum atmen und mein Kopf und damit meine Gedanken werden zerquetscht. Das einzige, was die Tragödie abwenden kann, ist, in eine total Starre zu verfallen (wie das Kaninchen vor der Schlange). Einfach die Luft anhalten. Aber das bedeutet auch, bewegungsunfähig zu sein. Ich kann weder weglaufen noch nach Hilfe suchen. Ich bin tatsächlich ohnmächtig und steif wie eine Statue. Ich vergleiche es mal mit einem Wachkoma.

Ich liege/stehe/sitze also hier. Erlebe, was um mich herum passiert, kann es aber in keinster Weise mehr beeinflussen. Plötzlich sind andere da, die über mich Entscheidungen treffen können oder (was viel viel schlimmer ist) mich einfach übersehen. Die Angst aber, gesehen zu werden, ist wiederum so gewaltig groß, dass ich einfach keine andere Wahl habe. Also verwandle ich mich in ein Chamäleon, was sich äußerlich anpasst. Vielleicht habe ich mich im Laufe der Zeit so an dieses Rollenspiel gewöhnt, dass ich mir eine Änderung gar nicht mehr vorstellen kann.

Wie ist es nun mit den anderen, mit euch ? Ihr seht hier ein stummes graues Etwas, dass zwar da ist und auch wieder nicht. Vielleicht gesehen aber nicht wirklich wahrgenommen. Was kann dieses Chamäleon aber tun, damit es auch hier (über)leben kann ??
Engelchen
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Vanilla » Di. 19.07.2011, 21:10

Hallo Engelchen,
deine Lage ist echt dramatisch und ich würde dir gern etwas helfen, wenn ich könnte :troest:
Deine Traurigkeit ist mit viel Schmerz verbunden. Diesen Schmerz darfst du zulassen und die Gründe sind sicher weder kindisch, noch doof.
Du darfst dir auch Hilfe suchen und Hilfe annehmen
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Mi. 20.07.2011, 14:42

Danke Vanilla für deine Antwort. Ich hatte schon befürchtet, dass ich zuviel geschrieben hätte oder umgekehrt, dass ich so grau geschrieben hätte, dass man mich nicht hätte lesen können. Beides wäre möglich. Aber es ist schon schön, dass du mich überhaupt "gesehen" hast.

Ich denke schon, dass es einigen genauso geht wie mir. Was aber kann man tun, damit dieser Schmerz nicht alles bestimmt: sein oder nicht sein ? :verysad:
Engelchen
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Vanilla » Do. 21.07.2011, 11:01

Wie geht es dir heute, Engelchen?
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Re: über den Wolken

Beitragvon senta » Do. 21.07.2011, 13:19

hi Engelchen,
hast Du denn mal professionelle Hilfe gesucht für Deine schlimmen Gefühlslagen? Es wäre bestimmt gut, wenn Du jemanden an Deiner Seite hättest, der Dich unterstützt, damit Du nicht mehr länger so sehr darunter leidest!

Und Deine Gefühle dürfen alle sein, Engelchen, bewerte sie nicht.
Es ist sehr gut, dass Du so gut artikulieren kannst, wie Du Dich fühlst. Einem Arzt oder Psychiater ist das sicher nicht fremd, und Du könntest in einem Gespräch dort Verständnis und gute Hilfe finden!

:troest:
senta
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Do. 21.07.2011, 14:15

@Vanilla

Danke für deine Rückfrage. Leider geht es mir gar nicht gut, überhaupt nicht. Ich bin vielleicht noch ein kleines bißchen trauriger als vorher. Seit längerem bin ich ja auch in einem anderen Forum und hatte dort fast genau den gleichen Text geschrieben wie hier. Aber da hat mir niemand darauf geantwortet.
Es ist ja nicht so, dass der Thread unbedingt eine Antwort erzwingt (ist vielleicht jetzt überkandiedelt ausgedrück) aber das mir gar keiner schreibt ? Ich bin zwar eher auch still und zurückhaltend, aber ich bin doch keine "neue" oder vorlaute, die man nicht beachten muss ? Ich weiß einfach nicht, was ich falsch mache. :cry:

@Senta
Das mit einer Thera habe ich mir schon öfters überlegt. Vor ungefähr 2 Jahren war ich auch sehr mutig und habe mir Termine bei einem Therapeuten geben lassen. Es hat einige Wochen gedauert, aber dann hatte er mich dazwischen geschoben. Es waren aber nur immer Behelfstermine alle 4 Wochen. Das war nicht gut. Und aus diversen (persönlichen) Gründen konnte ich auch nie eine "volle" Stunde dahin gehen. Also waren es alle 4 Wochen ca. 20-30 Minuten. Viel läßt sich da nicht besprechen. Der Thera meinte ich bräuchte eine Trauma-Therapie und hat in fast jeder Stunden von Mandelkern und so ein Zeugs gesprochen. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr darauf und habe abgebrochen.
Eine neuen Platz zu finden ist nicht ganz einfach. Direkt hier in der Nähe ist kein anderer Therapeut. Ausserdem ist es für mich immer ein enormer Aufwand und deshalb habe ich letztendlich beschlossen, dass ich alleine klar kommen muss.


Ein kleiner Trost ist jedoch, dass ihr an mich denkt, obwohl ihr mich doch eigentlich gar nicht kennt.

Engelchen
Engelchen
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Vanilla » Do. 21.07.2011, 20:15

ich weiß nicht, warum die Leute im anderen Forum nicht geantwortet haben.
Vielleicht wollen sie sich nicht mit Problemen anderer belasten, KA

Ich würde mir auch für dich wünschen, dass du einen Thera findest :cuddle:
Vielleicht kannst du erst mal stationär in eine Trauma Klinik gehen?
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Re: über den Wolken

Beitragvon Lingenia_is_back » Fr. 22.07.2011, 17:12

Vanilla hat geschrieben:ich weiß nicht, warum die Leute im anderen Forum nicht geantwortet haben.
Vielleicht wollen sie sich nicht mit Problemen anderer belasten, KA

Vielleicht sind sie auch hilflos. So geht es mir bei solchen Texten oft. Ich lese sie, kann sie (stückweise) nachvollziehen, aber ich weiß nichts dazu zu sagen.

Liebes Engelchen,

sich ganz alleine durchzukämpfen ist immer sehr hart und ich finde es schön, dass du zumindest hier versuchst dir Hilfe zu holen und hier auch Menschen auf dich eingegangen sind, so dass du vielleicht nicht mehr ganz so alleine und verloren dastehst, weil du weißt, dass da noch welche sind, die sich für dich interessieren und sich Gedanken um dich und deine Situation machen.

Das mit der Therapie ist ja echt blöd gelaufen. Oft dauert es lange, bis man den richtigen Therapeuten gefunden hat, wo die Chemie stimmt. Der scheint es ja nun nicht gewesen zu sein.
Du schreibst auch, dass es sehr schwierig ist, in deinen Umkreis etwas zu finden. Ich weiß ja nicht wie mobil du bist und wie weit der nächste Therapeut ist, möchte dir aber die Frage nahelegen, ob es sich nicht lohnen würde, in Hoffnung auf Besserung, nochmal über eine Therapie nachzudenken. Über Google findest du bestimmt noch weitere Therapeuten in deinem Umfeld die du "austesten" kannst, ob sie was für dich wären. Du hast am Anfang immer einige Probestunden, das ist denke ich wichtig zu wissen, in denen du dich entscheiden kannst ob du bei dem Therapeuten bleiben möchtest oder nicht.
Andere Möglichkeiten sind Beratungsstellen wie z.B. die Caritas. (Google hilft dir auch hier weitere zu finden, ich weiß ja nicht wo du wohnst und was es bei dir eher gibt)
Und was mir noch einfällt sind Selbsthilfegruppen, wieder muss ich auf Google verweisen ;)
Das sind alles Möglichkeiten, die ich dir nahelegen möchte, damit du nicht mehr so alleine da stehst und wieder Hoffnung spüren kannst.

Ich wünsche dir alles Gute
Lingenia_is_back
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Fr. 22.07.2011, 20:05

Hallo Vanilla,

ja, es ist schon irgendwie traurig, wenn man das Gefühl hat, nichts wert zu sein. Sind meine Gefühle und Gedanken so falsch und das in einem Suizid- und Missbrauchsforum ? Wenn ich sehe, wieviele Antworten andere dort bekommen haben und wie häufig dann geschrieben wurde ...
Ich mag da gar nicht mehr daran denken :cry:
Weißt du, mit Klinik habe ich auch große Probleme. Ich würde da gerne drüber schreiben, gibt es eigentlich soetwas wie ein Tagebuch hier ? Es würde mir viel leichter fallen.

Hallo Lingenia,

auch dir danke für deine Antwort und die Tipps mit Therapeuten und Selbsthilfegruppen. Für mich ist das im Moment noch ein riesengroßer Schritt, den ich einfach noch nicht gehen kann. Selbst hier zu schreiben und damit Aufmerksamkeit auf mich zu lenken kostet mich einiges an Überwindung. Auch weil die Angst immer dabei ist.

LG Engelchen
Engelchen
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Vanilla » Sa. 23.07.2011, 11:50

Hallo Engelchen,
es gibt zwar keinen direkten Tagebuch Thread.
Aber in den jeweiligen Bereichen, wie hier bei Depressionen z.B., gibt es ganz oben Bereiche,
zu denen nur registrierte User Zugang haben, die sind nicht öffentlich.
LG, Vanilla
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Re: über den Wolken

Beitragvon Lingenia_is_back » Sa. 23.07.2011, 12:01

Ich glaube, dass wird auch für niemanden ein Problem sein, wenn du dir einen Thread eröffnest, (z.B. wie Vanilla schon sagte in einem der geschützen Berreiche) den du dann als eine Art TG nutzt. Soweit ich das beurteilen kann, haben das hier schon mehrere gemacht (auch, wenn es nicht auf den ersten Blick ein TG ist) , jeder auf seine Weise :roll:

Die Admins (Mods fehlen glaube ich die ausreichenden Rechte dazu?) könnten dies aber auch alls Anregung sehen, einen TG Berreich zu eröffnen, der nur für Mitglieder zugänglich ist, würde z.B. ganz gut in den Community bereich passen *nur so als Idee* :coolguy:
Lingenia_is_back
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Di. 26.07.2011, 14:56

Danke für die Info.

Ich habe gestern mal versucht, ein Tagebuch zu eröffnen. Ich war auch anfangs sehr mutig, aber später nicht mehr und habe dann wieder alles gelöscht. Na ja, es stand ja eh noch nicht viel da drin. Und jetzt habe ich wieder Gedanken wie: bin hier und weiss nicht so genau warum ? Hat doch eigentlich überhaupt keinen Zweck mit mir. Heute morgen ging es mir zwar etwas besser als die letzten Tage, aber jetzt bin ich wieder im Keller. Es müsste doch ein Mittel geben, dass den Schalter im Kopf wieder umlegen kann. Aber wozu ? Mit Tabletten oder so verlängert man nur die Depression und wenn man mal welche genommen hat, geht das Leben nicht mehr ohne. Oder doch ? Aber ich will stark sein - keine Tabletten - keine Klinik - keine Thera - entweder ich schaffe es oder halt nicht. Na ja, eine Tragödie ist es keine, ob ich auf dieser Welt rumlaufe oder nicht, retten kann ich sie sowieso nicht.

Engelchen
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Re: über den Wolken

Beitragvon Atisha » Di. 26.07.2011, 15:09

Thera wäre schon gut für dich, um den Schalter umzulegen, alleine siehst du ja wo du gelandet bist.
Atisha
 

Re: über den Wolken

Beitragvon Engelchen » Di. 26.07.2011, 15:34

Hallo Atisha,

ja alleine dreht man sich im Kreis und kommt nicht weiter "landet irgendwo" - aber wo ? Aber man trägt die Schuld an dieser Misere alleine. Hat auch seine Vorteile.

Engelchen
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Re: über den Wolken

Beitragvon Atisha » Di. 26.07.2011, 15:41

Mache dich nicht immer selbst so runter. Wer weiss warum das bei dir soweit gekommen ist, da spielt auch viel Veranlagung und Lebenserfahrung mit rein. Auf jedenfall kann dir ein Psychologe, schon mit Verhaltenstherapie, helfen. Ich habe da mal was mitgemacht, ich weiss nicht mehr wie das hieß, so viel wie ABC - Technik ... jedenfalls lernst du da dich umzuprogrammieren, aus dem negativen Denk- und Fühlensstrudel wieder herauszukommen.

RE Verhaltentherapie von Dr. Albert Ellis macht ein Gedanken- und Gefühlstraining um negative Lebenseinstellungen zu durchbrechen ...

Naja, jedenfalls gibt es da schon Therapiemöglichkeiten. Du musst Hilfe nur suchen und annehmen. Nicht mehr denken, das schaffe ich alleine.
Atisha
 

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