Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon Anonyma » So. 27.06.2010, 17:03

Seit meinem 8. Lebensjahr leide ich unter starken Stimmungswechseln, depressiven Phasen und unverhältnismäßigen Höhenflügen. Früher haben sich diese Phasen in größeren Abständen abgewechselt, sind zeitweise gar nicht aufgetreten. Heute bin ich 18 Jahre. Seit knapp zwei Jahren verkürzen sich die Abstände zwischen den Phasen, seit einem halben Jahr wechseln Stimmungen von tiefster Depression, Suizidgedanken bis hin zu Euphorie, Tatendrang oder übertriebenen Glücksgefühlen innerhalb weniger Stunden begleitet von meiner alten Krankheit, einer leichten Magersucht bis hin zu Heißhungerattacken. Ich führe es besonders auf einen Schicksalsschlag zurück, der in diesem Zeitraum aufgetreten ist und mich bis heute stark mitnimmt. Diese Symptome werden sich erfahrungsgemäß hoffentlich bald wieder einpendeln. Jedoch leidet meine Beziehung stark darunter, sowie meine Lebensplanung. Gibt es - außer einer Gesprächstherapie- möglichkeiten, mich abzulenken, beginnende Tiefphasen schnell zu erkennen und aus eigener Kraft zu minimieren? Gibt es nicht verschreibungspflichtige Antidepressiva oder Methoden zur Beruhigung, sodass ich zumindest meine Umwelt nicht belaste? Ich habe große Angst, meinem Freund von meiner Erkrankung zu erzählen, obwohl er meine starken Stimmungswechsel natürlich bemerkt und darunter leidet. Ist es falsch, es ihm zu verschweigen und als normales launisches Verhalten abzutun?
Ich würde mich sehr über Vorschläge, Tipps oder Erfahrungsberichte freuen!
Anonyma
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon Vanilla » So. 27.06.2010, 17:44

Hallo Anonyma,
ich bin kein Arzt, glaube aber, dass eine Therapie, vielleicht auch Medikation eine große Hilfe für dich wäre.
Warum wehrst du dich dagegen?
Ich glaube nicht, dass es gute Antidepressiva gibt, die nicht verschreibungspflichtig sind.
Ehrich gesagt, solltest du deinem Freund nicht verschweigen, dass du sehr krank bist, dass es nicht nur einfache Stimmungsschwankungen sind.
Wer hat denn die Diagnose manisch depressiv gestellt + wann?
LG, Vanilla
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

There is sugar on the radio
Benutzeravatar
Vanilla
Vielschreiber
 
Beiträge: 10272
Registriert: Do. 26.11.2009, 17:29

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon kratzetatze » So. 27.06.2010, 19:05

Hallo Anonyma,
darf ich fragen, wie alt du jetzt bist? Es ist einfah so: 7 Jahre sind noch einbisschen früh für solch eine Diagnose, wie bipolare Störung/Erkrankung. Und Hochs und Tiefs sind nicht ungewöhlich. Viele Menschen erleben sie. Ich nehme an, dass du noch ziemlich jung bist, sicher noch keine 20 Jahre. Wenn es stimmt, dann würde ich mir noch Zeit lassen, extreme Stimmungschwankungen sind für das Teenageralter ganz normal, die gehören einfach zum Erwachsenwerden dazu. Und manchmal ändert sich die Stimmung so abrupt, dass man selbst aber auch die Umgebung davon irritiert werden (können).

Wenn du dich aber so unwohl fühlst, solltest du dir auf jeden Fall überlegen psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und eine Diagnose sollte auf jeden Fall von einem Arzt, in diesem Fall unbedingt einem Psychiater gestellt werden. Das ist ja nicht auszuschließen, dass du Probleme haben könntest. Und eine Traumatherapie wäre da vielleicht besonders vom Vorteil. Tja, es gibt da sowohl Gruppen- als auch Einzellgespräche. Aber auch das kann man nur gemeinsam mit Psychotherapeuten (Dipl.-Psychologen) oder Psychiater klären.

Ich würde sagen, die zwei Adressen sollten dein erster Anlaufspunkt sein. LG.
kratzetatze
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon Anonyma » So. 27.06.2010, 23:07

Wirklich lesen hilft. Zitat: "Heute bin ich 18 Jahre".
Lange Zeit hat meine Mutter meine extremen Stimmungsschwankungen als pubertär abgetan. Mit 14 Jahren hatte ich eine besonders lang anhaltende depressive Phase. Ich habe sogar versucht, mir das Leben zu nehmen, war jedoch vielleicht zu ängstlich, vielleicht nicht überzeugt von dem Gedanken. Eine Therapie habe ich mit 17 begonnen, jedoch abgebrochen, weil ich mich mit meinem Problem nicht offen auseinandersetzen konnte und wollte. Damals wurde eine mögliche bipolare Erkrankung diagnostiziert, mein Vater selbst hat eine psychische Erkrankung. Ich habe bis heute große Angst, mich zu sehr damit zu beschäftigen und unterdrücke die Phasen wenn möglich. Ich fürchte mich davor, durch zu große Beschäftigung mit meinen Problemen, tiefer darin zu versinken und nicht stark genug zu sein, sie zu bewältigen.
Ich habe beispielsweise von Johanniskraut als nicht verschreibungspflichtigen Stimmungsaufheller gelesen und frage mich, ob es nicht schlichte Verhaltensweisen gibt, depressive Phasen zu überwinden, ohne mich wöchentlich mit einem Psychologen über mein Seelenleben auszutauschen. Das mag ignorant klingen, ich habe das Vertrauen in Psychologen nur ein wenig verloren.
Anonyma
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon senta » So. 27.06.2010, 23:14

Medikamente bitte nie ohne Rücksprache mit einem Arzt nehmen, egal welche,
vielleicht bist Du auch bei einem Psychiater besser aufgehoben als bei einem Therapeuten,
der kann dann auch bei einer Medikation helfen.

Wenn Du nicht therapeutisch arbeiten willst, dann würde ich raten,
statt Medikament:
viel Sonne,
viel Bewegung,
Licht überhaupt,
genug Ruhe,
aber auch nicht zu viel Schlaf

mit Therapie wär es aber bestimmt nicht so anstrengend wie allein,
es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten außer Gesprächstherapie!
Sprich doch mal mit einem Facharzt, die haben da bestimmt noch viele andere Angebote!

LG
Senta
senta
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon kratzetatze » Mo. 28.06.2010, 01:35

Anonyma hat geschrieben:Wirklich lesen hilft. Zitat: "Heute bin ich 18 Jahre". . .

Naja, ich könnte jetzt auch den Zeigefinger Richtung Himmel strecken und sagen, dass den eigenen Text in Absätze aufzuteilen, anderen Usern hilft, den zu lesen und zu verstehen. Du suchst den Austausch mit Betroffenen, dann nimm bitte Rücksicht darauf, dass Konzentrationsprobleme für alle psychische Störungen typisch sind. Aber egal.

Jetzt ist die entscheidende Info raus. Du bist wahrlich nicht alleine in dieser Situation, in der man Schwierigkeiten hat, sich der Therapie zu öffnen. Und eine Psychotherapie bringt auch nur dann wirklich was, wenn man sie aus freien Stücken macht und nicht, weil einen jemand dazu überredet hat. Es ist natürlich möglich, dass du es einfach schwer hast, von dir zu erzählen. Es kostet auch oft viel Überwindung. Ist mir klar und bekannt: Habe doch selbst Jahre dafür gebraucht. Und offensichtlich sind deine Stimmungsschwankungen nicht auf Pubertät zurück zu führen.

In diesem Fall ist es um so wichtiger, dass ein Arzt und in deinem Fall, ich wiederhole, ein Psychiater die Diagnose stellt. Du hast immer noch nicht gesagt, wer diese Diagnose-Vermutung damals festgestellt hat. War das dein/e Therapeut/in? Wenn ja, dann solltest du vielleicht wissen, dass die meisten Psychotherapeuten Dipl-Psychologen sind. Sie kennen sie mit psychischen Krankheiten und deren Therapie aus und sie wirken auch bei den psychologischen Tests mit, dürfen aber keine Diagnosen stellen, lediglich vermuten. Das letzte Wort darüber, ob es bipolare Erkrankung ist oder nicht, steht nur ! einem Psychiater zu.

Nur wenn dieser die Diagnose bestättigt hat, kann man (und sollte auch) über die medikamentöse Behandlung reden. Manisch-depressiv ist eine schwere Krankheit und die Diagnose saugt man nicht einfach aus dem Finger. Mal abgesehen davon sind Stimmungsschwankungen auch bei einer reinen Depression nicht unüblich, genau wie bei einer ganzen Reihe anderer Störungen. Also steht es nur einem Psychiater zu darüber zu entscheiden, welche Medikamente du eventuell nehmen solltest.

Überhaupt muss ein Facharzt eine eindeutig manische Phase bei einem Patienten beobachtet haben, bevor er sie diagnoszitiert. Es hat bei mir Jahre gedauert, bis es fest stand, auch wenn andere Ärzte es schon früher sagten, es wäre möglich gewesen. Außerdem: Wenn du tatsächlich bipolar bist, sind für dich die meisten Antidepressiva nicht angezeigt. Die verstärken die möglichen manischen Phasen. Und Psychopharmaka sind wirklich alle ! verschreibungspflichtig. Nur Johaniskraut kann man frei kaufen, doch ich würde dir auch davon abraten, bevor du eine entgültige Diagnose hast.

Am sonsten schließe ich mich Senta an: Viel Bewegung an der frischen Luft, Sonnenbäder, Schwimmen bewirkt schon enorme Erfolge. Und das ist auch wissenschaftlich nachgewiesen, laut meiner früheren Therapeutin :P
kratzetatze
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon Anonyma » Di. 29.06.2010, 16:28

Konzentrationsschwierigkeiten kann ich dann für mich wohl auch ins Feld führen und die mangelnde Struktur und Übersichtlichkeit meines Textes damit entschuldigen. ;) Aber ich fürchte, wir schweifen gerade ab.
Vielleicht habe ich mich in meiner Schilderung des Problems unklar ausgedrückt. Da mir meine eigene Situation nicht vollkommen klar und noch weniger verständlich ist, entschuldige ich mich hierfür.
Allerdings geht es mir tatsächlich - so unverantwortlich das erscheinen mag - weniger darum, welche Diagnose ein Psychiater stellt, wie medizinische Fachtermini zutreffend für meine Erkrankung und welche medikamentöse Behandlung angemessen wäre.
Da es mir tatsächlich zumindest zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer fällt, überhaupt über diese Symptome offen mit jemandem zu sprechen - eine Tatsache, die ich noch ändern möchte und werde, was allerdings Zeit und Ruhe braucht- möchte ich Besuche bei Psychologen, Psychiatern etc. vorerst vermeiden und frage daher nach Erfahrungen, die andere mit möglicherweise ähnlichen Problemen gemacht haben.
Da ich häufig erlebt habe, wie Menschen mit psychischen Problemen (nicht notwendigerweise mit tatsächlichen tiefsitzenden Störungen) sich diesen schlicht ergeben, in Selbstmitleid und Handlungsunfähigkeit versinken, ist meine Frage, welche nicht medizinischen Möglichkeiten es gibt, Angst abzubauen, emotionalen Abstand zur Erkrankung zu gewinnen und so vielleicht trotz Störungen ein zumindest nicht stark beeinträchtigtes Leben zu führen.
Dass ich so keine langfristige Lösung meines Problems finde, ist mir bewusst. Ich frage mich nur, wie andere sich mit derartigen Erkrankungen auseinandergesetzt haben - nicht zuletzt um so viel Abstand zu meiner Situation zu erreichen, dass ich irgendwann tatsächlich aus freien Stücken und guten Gewissens eine Therapie beginnen kann.
Für die Tipps, viel Bewegung und Licht bin ich beispielsweise sehr dankbar, da sie einen aktiven Umgang mit dem eigenen Leben und der Krankheit ermöglichen. :)
Anonyma
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon kratzetatze » Di. 29.06.2010, 16:54

Anonyma hat geschrieben:Konzentrationsschwierigkeiten kann ich dann für mich wohl auch ins Feld führen und die mangelnde Struktur und Übersichtlichkeit meines Textes damit entschuldigen. :wink:

Es ist verständlich, aber bitte geduldig bleiben, wenn man bei einem neuen Mitglied, den man noch nicht kennt etwas überliest. Einfach noch mal erklären :wink:

Ich finde es mutig von dir, dass du dir Wege suchst wie du es auch ohne psychologischen Hilfe schaffen kannst.

Nun es sind vor allem Bewegung, am besten an der frischen Luft. Aber auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Mediation sind sehr hilfreich, Wandern (ich nenne es extra, weil es nicht nur einfach Bewegung ist, sondern auch eine Verbundenheit mit der Natur - meine Freundin fühlt sich sterbenskrank, wenn sie nicht wenigstens 1x in der Woche wandern geht). Esoterik hat vielen Menschen geholfen. Meine frühere Therapeutin hat versucht auch mich auf einer spirituellen Ebene zu behandeln, weil sie damit bereits große Erfolge erreicht hat, nur bin ich ein Kopfmesch, mir brachte es nichts, was diese Methode aber keineswegs schmähern sollte. Dazu könnte man vielleicht auch rituelle Tänze zählen. Manche Psychotherapeuten benutzen diese Methoden parallel zu üblichen Psychotherapie und -analyse, aber auch Heilpraktiker.

Ich hoffe, ich habe jetzt den richtigen Ansatz gefunden, um dir zu helfen. :P
LG.
kratzetatze
 

Re: Manisch - depressive Erkrankung? Brauche Hilfe

Beitragvon senta » Mi. 30.06.2010, 00:29

ja, ich weiß, was Du meinst,
nur, erst einen gewissen Abstand zu schaffen und dann evtl. eine Therapie zu machen is irgendwie schwierig,
da Dir ja die Therapie dazu verhelfen sollte.

Du hast halt selbst geschrieben: "manisch-depressive Erkrankung",
das ist eine ernsthafte Erkrankung, deshalb auch unser dringender Rat, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen,

wenn es einfach Stimmungsschwankungen sind,
dann vielleicht auch Entspannungsübungen,
nicht gleich Yoga... :roll: , muß ja nich sein,
etwas was Dir Spaß macht, wobei Du das Gefühl hast, Dich selbst wieder etwas zu erden.

Mit dem Licht das hilft mir echt, hab zwar nicht so arge DepriPhasen, aber wenn ich merke, ich würd mich gern am liebsten in eine dunkle Ecke verziehen und abtauchen, die Angst steigt hoch, dann mach ich bewußt bei mir alle Lichter an.
Muß ja auch nich gleich Lichttherapie sein (das hört sich zwar toll an...).
Und manchmal, wenn ich denke, ich werde zu flatterig und komme nicht recht runter, dann bügele ich zB mal, ganz langsam, versuch mich darauf zu konzentrieren...

Was ich in so Situationen auch schon gemacht habe, um mich selbst dann wieder zu spüren und zu erden:
alles mit links machen (oder mit rechts, wenn Du Linkshänder bist), dadurch wird alles langsamer, bewußter, da man sich ja viel mehr konzentrieren muß, is bremsend.
probiers mal!
Macht auch Spaß (essen, duschen, schreiben)

Wenn ich meinen Körperbezug manchmal verloren hatte, dann habe ich mal zB mit geschlossenen Augen geduscht, is irgendwie eigenartig, nimmt man sich ganz anders wahr, auch bremsend, beim "Überflieger".
senta
 


Zurück zu Depressionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron