Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon nat* » Mi. 03.05.2017, 11:17

​Hallo ihr Lieben,

ich studiere aktuell und es gefällt mir eigentlich ganz gut. Manchmal überkommt es mich aber morgens (vor allem wenn niemand sonst zu Hause ist und ich erst etwas später los muss), dass ich das Gefühl bekomme, dass ich nicht zu Uni gehen kann.
Ich bin einfach überzeugt,

-dass ich es dann nicht schaffe
-dass es sowie so keinen Sinn hätte
-dass ich es vor allem im Zug und im Bus einfach nicht aushalten würde
-dass irgendetwas schlimmes passiert
-dass ich die Kontrolle verliere
(ich bin ein Mal im Zug quasi "zu mir gekommen" und wusste für einen Moment nicht was ich da mache, welcher Tag ist und wo ich überhaupt bin. (Kennt das jemand?) Das war auf der Hinfahrt. Es war dann in der Uni ganz ok, wenn ich mich konzentrieren musste, ansonsten war die Anspannung aber einfach unglaublich hoch und ich hatte das Gefühl verrückt zu werden...)

Ich falle dann, wenn ich zu Hause bleibe, in ein depressives Loch.
Manchmal schneide ich dann, manchmal fühle ich mich noch nicht mal dazu fähig.
Später erzähle ich dann meiner Familie es wäre alles ausgefallen.

Ich bringe es einfach nicht über mich zu sagen, dass ich es einfach nicht hinkriege....
Dadurch schätzen sie meinen Zustand natürlich ganz falsch ein.

Einerseits möchte ich auch gar nicht, dass sie wissen wie schlecht es mir manchmal geht (vor allem weil sie es, glaube ich, einfach nicht nachvollziehen könnten und mir nur raten würden hinzugehen, dass würde alles schon werden und gar nicht so schlimm sein.)
Andererseits möchte ich schon, dass sie es wissen, weil ich sie nicht ganz so schocken möchte wenn ich dann wirklich mal abstürze...

Kennt jemand dieses Dilemma und die Situation generell? Und kann mir etwas raten?

LG
nat*
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon Hannace » Mi. 03.05.2017, 11:56

Hallo nat,
ja ich kenne das Gefühl was du beschreibst sehr gut in Bezug auf mein Studium. Was mir dabei geholfen hat, war der Kontakt zur Psychosozialen Beratungsstelle meiner Hochschule (so eine Institution sollte es ja eigentlich an jeder Hochschule und Uni geben?). Dort habe ich mich jetzt auch wegen eines Nachteilsausgleich bei chronischer Erkrankung erkundigt um mir z.B. veränderte Prüfungsmodalitäten oder Abgabefristen zu ermöglichen damit ich trotz Krankheit weiter studieren kann. Vielleicht gibt es sowas bei dir auch? Du hättest einen Ansprechpartner außerhalb deiner Familie und könntest dich besonders in Bezug, wie sinnvoll das Studium noch ist, beraten lassen. Ich habe es zumindest als sehr positiv erlebt.

Liebe Grüße und alles erdenklich gute,
Hanna
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon loner » Mi. 03.05.2017, 13:04

Hallo nat,

Die Angst zu versagen, es einfach nicht zu packen kenne ich auch. Dieselbe Angst tritt mir aber auch immer in den Hinter, sodass ich auch zu Veranstaltungen gehe, die jetzt eigentlich nicht so wichtig wären... Du solltest prüfen, warum du denkst, dass du es nicht packst und die Kontrolle verlierst. In den meisten Fällen liegts ja nicht am Können, sondern an deiner Organisation des Studiums. Faul sein geht halt nicht immer. Und man versteht halt einiges nicht auf Anhieb, das ist ganz normal. Es verlangt niemand von dir, dass du alles, was in einer Vorlesung gesagt wurde direkt danach auswendig kannst.
Mir hilft es ungemein Abgabetermine und Klausurtermine in einem Kalender aufzuschreiben, den ich mir hin und wieder ansehe. Man muss lernen, sich die Arbeit einzuteilen und schon während man Vorlesungen hat immer mal die Dinge in einem Buch nachlesen und sich Notizen machen (ich sage das, weil ich das selbst erst lernen musste). Sodass du vor den Klausuren im Prinzip kaum noch lernen musst. Dadurch vertieft man auch und es macht unheimlich Spaß, wenn du dein Studium auch toll findest. Und du solltest auch mit deinen Komilitonen über deine Ängste reden. Oft können sie deine Wahrnehmung nämlich durch ihr eigene ins richtige Licht rücken. Ich rate dir einfach, bleib nicht allein mit der konkreten Sorge. Teile dich denen mit, die es nachvollziehen können, weil sie in der gleichen Situation stecken. Schau ab, wie es die anderen machen und nimm davon aber nur das Positive mit.
Das du dir zu Hause dann manchmal weh tust finde ich richtig schlimm. Gerade deshalb würde ich dir unbedingt raten, nicht zu Hause zu bleiben, damit du nicht in diese Situation kommst. Ich kann dich da total nachfühlen. Mir hilft es am besten, wenn ich dann möglichst nicht allein zu Hause bin, sondern irgendwie raus gehe.

Lg loner
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon nat* » Mi. 03.05.2017, 16:16

Danke ihr Beiden!
@Hannace Bei uns gibt es auch so eine Beratungsstelle. ich konnte mich nur nicht überwinden da hinzugehen...Keine Meiner Diagnosen rechtfertigt das in meinen Augen. Ich hab immer Angst, dass die dann sagen, dass ich mich einfach zusammen reißen soll...Eigentlich möchte ich mich aber Überwinden da hin zu gehen. Morgen bin ich wieder bei meiner Therapeutin und ich werde auch mal mit ihr darüber sprechen.
Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber mit welchen Diagnosen bist du denn dahin gegangen und wie ist das Ganze so abgelaufen?

@loner Die Organisation ist nicht das Problem, zumindest keins was mich überfordert. Ich meine das auch nicht so, dass ich das Studium nicht schaffe, sondern diesen Zustand von "Es ist mir jetzt unmöglich da hin zu gehen" zu überwinden... Zu meinen Komilitonen hab ehrlich gesagt wenig Kontakt. Ich zwar eine "Freundin" die im selben Semester und Studiengang ist und wir sitzen auch meist nebeneinander (wenn ich da bin), aber wir reden über nichts Persönliches und außerhalb des Hörsaals gehen wir eigene Wege. Es fällt mir sehr schwer mich auch nur ein bisschen zu öffnen, deshalb auch die wenigen Kontakte...Für mich ist das Zusammensein mit fremden Menschen (also quasi allen außer meinen Eltern und Geschwistern) anstrengend, deshalb sind wir in der Uni meist allein, aber das genieße ich sogar manchmal. Ich hab meist nicht die Energie, die ich brauche um dort auch noch mit anderen Menschen zusammen zu sein.
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon Hannace » Mi. 03.05.2017, 17:47

Hallo nat,
für die Beratung in so einer Beratungsstelle kommt es nicht auf die Diagnose an. Ich habe denen meinen Diagnose zwar mitgeteilt, aber es ging ihnen nie darum ob die Beratung gerechtfertigt ist oder nicht... an so eine Beratungsstelle wenden sich auch viele Studierende die (noch) garkeine Diagnose habe. :)
Bei mir war es wegen einer Schizoaffektiven Störung mit schweren Depressionen (und einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung). Ich habe mich bei der Beratunggstelle über deren E-Mail Beratung gemeldet und mein Anliegen geschildert. Da ich Fernstudentin bin hat es sich so angeboten und es war leichter meine anfängliche Angst zu überwinden. Ich habe immer große Angst wenn ich mich jemand neuem Öffnen soll, habe Angst vor Ablehnung, vor der Reaktion. Aber ich habe wirklich gute Erfahrungen gemacht. Die Psychosoziale Beratungsstelle hat mit mir dann das Vorgehen besprochen, wie ich wen ansprechen muss für den Nachteilsausgleich und mich angehalten, mit meinem Prof direkt zu sprechen (schreibe dieses Semester "nur" eine große Forschungsarbeit bei einem Prof der gleichzeitig Studiengangsleiter ist und über solche Anträge entscheidet). Das hat gut geholfen im Nachhinein auch wenn ich sau aufgeregt vor dem Telefonat mit dem Prof war :lol: Aber sie haben mich dazu ermutigt und es hat sich gelohnt!

Liebe Grüße
Hanna
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon loner » Do. 04.05.2017, 11:06

Liebe nat,

Verstehe. Dein Problem ist ein ganz anderes. Ich wünsche dir, dass du die Ursache bald herausfindest. Eine Beratung ist sicherlich eine sehr gute Idee. Wenn ich deine Beschreibung nun richtig verstehe, klingt es etwas wie es bei mir mal war, in meinen depressiven Phasen. Vielleicht ist das einfach ein Hinweis darauf, dass du dir eine Veränderung in deinem Leben wünschst. Welche das ist, musst du für dich herausfinden.

Lg loner
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon nat* » Do. 04.05.2017, 12:41

Danke für die Auskunft @Hannace.
Ich habe mir vorgenommen nächste Woche mal zur Sprechstunde zu gehen.

@loner depressive Phase trift es ziemlich genau. Ich rede mal in mich hineinhorchen was die Veränderung betrift.
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon Hannace » Fr. 12.05.2017, 11:21

Hallo nat,
hast du es geschafft zur Sprechstunde zu gehen? :)

Liebe Grüße
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Re: Ich kann einfach nicht? (mögl. Trigger)

Beitragvon nat* » Fr. 12.05.2017, 17:18

Ehrlich gesagt nein...
Ich war Dienstag und Mittwoch gar nicht da...
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