Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Forum zum Austausch über das so genannte Selbstverletzende Verhalten (SVV), auch bekannt als Ritzen, Selbstverstümmelung, Cutten usw.
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Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Winterrose » Mi. 09.07.2014, 22:17

Hallo,

ich verletze mich seit grob 2 Jahren selbst. Angefangen hat alles mit sehr oberflächlichen Kratzern, irgendwann wurden die Wunden tiefer.
Augrund einer neuen Beziehung habe ich es für ein paar Monate geschafft, es nicht mehr zu tun. Seit dieser langen Pause gab es zwischendurch immer wieder Situationen, in denen ich wieder zur Klinge griff.
Allerdings sind diese Wunden nicht tief.. Irgendwie hat sich meine natürliche Hemmschwelle wieder hergestellt. Das ist ja eigentlich gut, aber es beschäftigt mich. Ich habe das Gefühl, als würde ich es nicht richtig machen, als wäre es keine echte, ernstzunehmende Selbstverletzung.
Ich kann nicht mal genau sagen, warum ich den Drang habe, mich zu schneiden. Ich glaube, es geht mir mehr um das Blut und weniger um den Schmerz. Was das in mir auslöst, ist schwer zu beschrieben. Es beruhight mich ein bisschen, aber es betäubt nicht. Warum mache ich es also?

Versteht jemand, was ich meine? Geht es jemandem genauso?
Und kommt es auf den Schweregrad der Verletzung an, um "echt" zu sein?

Liebe Grüße
Winterrose
Winterrose
 

Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Christine » Mi. 09.07.2014, 22:22

Ich verstehe dich gut... bei mir sind diese Gedanken auch ab und zu da.
Trotzdem ist es wichtig im Kopf zu behalten, dass es nicht auf den Schweregrad ankommt. Sich selbst zu verletzen, ist nicht gut. Auf keinen Fall gesund. Und da braucht es keine Mindest-Schnitt-Tiefe in Millimeter, um festzulegen, ob es "ernst genug" ist oder nicht. Die Absicht zählt.
Dass du wieder eine natürliche Hemmschwelle hast, ist was Gutes! Damit ersparst du dir eine Menge.
Ich weiß, die Zweifel sind trotzdem da - aber eigentlich könntest/solltest du stolz darauf sein, nicht mehr so tief schneiden zu müssen.
Christine
 

Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon indigo » Mi. 09.07.2014, 22:35

ja, ich kenne das von mir sehr gut. mir kam es oft geradezu lächerlich vor.
mittlerweile bin ich allerdings froh, wenn es weniger tief ist, da ich davon wegkommen will (klappt mittlerweile auch meist gut). was denkst Du, wenn Du andere mit Wunden siehst, die recht oberflächlich sind: nimmst Du jengenigen weniger ernst? findest Du den jenigen schlecht? ich finde, oft hilft es, sich zu überlegen, wie man selst bei anderen denken würde, da man mit sich selbst immer sehr streng ist und oftmals die Wahrnehmung etwas schepps ist.
dass die Hemmschwelle größer ist, zeigt, dass Du schon einen großen Schritt Richtung svVfrei sein getan hast, denn diese Hemmschwelle ist gesund und liegt in der Natur des Menschen, damit Du auf Dich aufpasst. es ist also gut, wenn sie wieder da ist, sie schützt Dich.
(ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken, verstehe Dich auf jedenfall sehr gut, wenn es darum geht. falls ich zu durcheinander gebrabbelt habe, frag ruhig nochmal, kann grade nicht so gut klar denken)
indigo
 

Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Winterrose » Do. 10.07.2014, 21:47

Vielen Dank für eure Antworten, das nimmt mir meine Bedenken ein wenig :)
Ich hatte schon mal nach dem Thema gegooglet, weil ich wissen wollte, wie andere das sehen, aber leider nichts gefunden.
Bei anderen empfinde ich irgendwie alles ernster als bei mir selbst, das ist wohl normal. Ich habe in meinem Umfeld aber auch keine anderen Menschen, die sich (aktiv) selbstverletzen.
Winterrose
 

Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Poly » So. 13.07.2014, 17:14

Ich verstehe sehr gut was du meinst.
Vor ab, ich verletze mich sehr tief und kenne auch einige die das auch tun.
Ich verletze mich immer so, dass es chirurgisch versorgt werden sollte - und das seit Jahren. Ab und zu, da fahre ich mir auch mit etwas scharfen leicht über die Haut, es blutet, aber es ist für mich kein SvV. Alles was nicht ernst ist, wird bei mir gar nicht dazu gezählt.
Und irgendwie denke ich mir immer : Wenn, dann richtig.
Ich weiß nicht genau warum das so alles ist, mir geht es eher um die Tiefe.
Ich möchte mich aber auch immer selbst übertreffen.

Viele die tief geschnitten haben und dann oberflächlicher empfinden dann weniger befriedigung.

Eigentlich ist es gut, wenn es oberflächlich ist und diese Hemmschwelle da ist. Ich hoffe das bleibt bei dir auch so. Ich kann dir keinen Rat geben, nur vielleicht hilft es dir zu sagen, dass das schneiden nicht gut ist und es gesund ist es nicht zu tun. Und es "krank" ist, es tiefer haben zu wollen.
Und denke an die, für die du es nicht tun willst. Denke an dich, tue es für dich, es werden schlimere Narben bleiben und es macht mehr Ärger wenn du tiefe Wunden hast.
Was ich dir damit sagen will, versuch mit "gesundem Menschenverstand" zu denken, aber denk auch dran, dass anderen es genau so geht und es völlig okay ist das zu denken, dass man es tiefer möchte.
Du bist damit nicht alleine.
Ich wünsche dir viel Kraft - du schaffst das.

ich hoffe es bietet dir etwas Trost, dass du verstanden wirst.
Poly
 

Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Luft » Sa. 27.09.2014, 16:10

Hallo Winterrose! :D

Ich verletze mich auch selbst und die Wunden sind nicht tief. Ich habe Angst vor dem Schmerz, schneide also nicht allzu tief und möchte mir auch keine Entzündung oder so holen; ich möchte einfach nur das Blut sehen und die Narben, die danach entstehen.
Egal ob tief oder nicht, ich denke, dass SVV = SVV ist, also etwas echtes.

Alles Gute wünsch ich dir!
*Luft*
Luft
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Re: Sind oberflächliche Verletzungen nicht "echt"?

Beitragvon Glühwürmchen » Sa. 27.09.2014, 20:06

evtl. Trigger
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Alles was du dir an Schmerzen hinzufügst ist SVV. Egal wie tief, wie stark oder wie lange es weh tun. Ich schneide mich seit Jahren oberflächlich. Es blutet, aber nicht lange. Ich muss noch nicht mal ärztlich versorgt werden. Einmal bin ich umgefallen, weil ich doch mal zu tief geschnitten hatte. Seitdem ist meine Hemmschwelle noch größer geworden. Ich bin froh, dass es so ist.
Trotzdem ist es "krank" sich selbst zu schneiden oder anzuritzen. Also lächerlich finde ich das überhaupt nicht. Es ist gut, wenn du weißt wie weit du gehen kannst und wo Schluss ist.

Liebe Grüße
Glühwürmchen
Glühwürmchen
 


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