von allen Störungen etwas

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

von allen Störungen etwas

Beitragvon Stef0762 » Mo. 21.10.2013, 13:23

:oops:
Nachdem ich mich entschlossen habe es mit einem Forum zu versuchen mit mir klar zu kommen will ich mal versuchen mich zu erklären.
Wer bin ich:
Familienvater (vier Kinder, 15, 16, 21 und 23, wobei die beiden großen ausgezogen sind) der es gewohnt war alles zu können und immer für jeden da zu sein. Die finanzielle Situation lasse ich mal außen vor, denn selbst das was über bleibt ist mehr als genug.
Mein "Untergang" begann am 23.07.2007.
Ich war mit meinem Motorrad (FJ1200) unterwegs von meinen Eltern zurück nach Hause. Sind nur 10 Km. Es war Sonntag, ich gut gelaunt und fuhr recht gemütlich über die Bundesstraße. Tja, ich muss wohl am Träumen gewesen sein, ich fuhr auf ein Auto auf das zum Abbiegen gehalten hatte.
dank an die guten Motorradsachen, es waren nur Knochenbrüche. Dafür aber reichlich. Die Ärzte taten ihr bestes und flickten mich wieder zusammen. Nach gut zwei Wochen wurde ich wieder wach. Es fehlen mir der Unfalltag sowie zwei Wochen danach. Alles einfach aus meinem Kopf gelöscht. Die Ärzte sagten das es eine normal Reaktion des Körpers sein. So blendet er die Schmerzen aus. Ist mir eigentlich auch egal warum, solange wie kein Schmerz.
So, ich wurde mit Medikamenten zugeschüttet um bloß keinen Schmerz zu haben. Na ja, ich sollte ein Fall für den Rollstuhl bleiben, dachten die. Aber damit wollte ich mich nicht abfinden und versuchte wirklich alles was möglich ist. Ergebnis: Ich kann wieder gehen und meinen Arm benutzen.
Trotz meiner Erfolge musste ich meinen Beruf und mein Geschäft aufgeben. Ich würde ein "Rentner" auf Zeit. Na ja, das sich das Ganze zu einem finanziellen Fiasko auswirkte war mir zu der Zeit noch nicht klar. Ich dachte mir das Deutschland mich nicht einfach so auf das Abstellgleis stellt. Falsch gedacht. Egal was ich versuchte, mir wurde gesagt dass ich mich mit meiner Situation abfinden muss. Ich bekam meine Schmerzmittel und ein paar Psychopharmaka um mich ruhig zu stellen.
Bei einer Routine - Untersuchung stellte man dann zwei Lungenemphyseme fest. So nicht zu behandeln, also noch ein paar zusätzliche Medikamente. Bei der nächsten ambulanten Routine - Untersuchung des Darms (50 Jahre, Standard) ging wieder was schief. Ich wurde zwei Tage später im Krankenhaus wach. Bei der Untersuchung wurden zwei Tumore gefunden die nicht ambulant entfernt werden konnten. Also wurde ich mit einem Rettungswagen ins nächste Krankenhaus verbracht wo ich das Operiert wurde. Toll, aber nicht zu ändern. Es wurde aber alles entfernt so dass da wohl nichts mehr nachkommt. Hoffe ich auf jeden Fall. Nun ja, nach weiteren Operationen an den Armen sowie Beinen die nach dem Unfall noch nötig waren sitze ich nun hier und kann mich nur noch bedingt Bewegen. Leber und Nieren sind durch die ganzen Medikamente angegriffen und arbeiten nicht mehr vernünftig. Äußerlich ist so gut wie nichts zu sehen. Außer halt das ich von 90 Kg auf 55 Kg gekommen bin. Aus den Emphysemen ist eine COPD IV geworden. Also nicht genug dass ich mich wegen der Knochen kaum noch bewegen kann, nein, jetzt kommt noch die Atemnot bei jeder kleinsten Anstrengung dazu.
Ein "Teufelskreis".
Bei der COPD soll man versuchen Sport zu machen um des Status Quo zu halten. Doch das ist mir nicht möglich da die Knochen nicht mit machen. Um die Knochen etwas mehr zu mobilisieren auch Sport, doch geht nicht wegen keine Luft. Liest sich sicher verwirrend, ist es auch.
Und wer das bis jetzt gelesen hat sieht sicher dass sich das Ganze auch gravierend auf meine Psyche auswirkt. Meine Familie versucht mich zu unterstützen wo es nur geht, doch habe ich ein ganz massives Problem mit Hilfe annehmen. Ich bin/war es gewohnt alles selber zu machen und zu regeln. Doch jetzt geht nichts mehr. Meine Frau die wirklich sehr verständnisvoll ist, sie Arbeitet als ambulante Palliativschwester, kommt auch nur schwer damit klar. Sie sagt zwar immer das wir es schon hinbekommen, doch sehe ich das ganze anders. Ich denke ich werde ihr nicht mehr gerecht. Weder das ich ihr Arbeiten im Haushalt abnehmen kann, noch in zwischenmenschlichen Belangen.
Da ich mittlerweile sehr hochdosiert Morphium und sechs andere Mittelchen nehmen um mir wenigstens etwas Lebensqualität zu erhalten bin ich nicht mehr der Mensch der ich einmal war.
Das Selbstwertgefühl ist nicht mehr vorhanden, ich meine allen nur noch zur Last zu fallen, Freunde melden sich nicht mehr bei mir, teils weil sie mit meinen Erkrankungen nicht klar kommen, teils weil ich sie vergrault habe. Suizid Gedanken kommen und gehen. Aber Gott sei Dank noch nicht sehr oft, so das ich denke das ich noch ohne Unterstützung damit klar komme.
Während ich das hier so schreibe stelle ich mir die Frage, warum mache ich das. Ich denke es ist einfach eine Art Hilferuf. Wie und ob ich überhaupt Hilfe bekommen oder annehmen kann weiß ich nicht. Ich denke es ist einfach mal wichtig das ich es jemanden Schreibe was sich so in meinem Kopf abspielt.
Keine Ahnung.
Oder es ist einfach nur ein Versuch Menschen kennen zu lernen die verstehen was ich meine Sagen will oder einfach nur mich so akzeptieren wie ich bin.
Nachtrag.
Seid dem 31 Mai 2013 hat der Rentenversicherung Bund die volle Erwerbsunfähigkeit ohne zeitliche Begrenzung, jedoch längstens bis zum 29 Mai 2029, bewilligt. Na da bin ich ja mal gespannt. Wenn die so optimistisch sind das ich bis 2029 Lebe sollte mich das doch eigentlich freuen. Doch leider schaut die Realität wohl doch anders aus. :respekt:
Stef0762
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon GLaDOS » Mo. 21.10.2013, 13:38

Es tut weh zu lesen, was du in deinen jungen Jahren schon körperlich aushalten musst. Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie du dich fühlen musst :|

Wie geht's dir nach dem du dir das von der Seele geschrieben hast?

Viele von uns können ein Lied davon singen, wie schwer es sein kann Hilfe anzunehmen. Man ist deswegen nicht schwach, oder weniger wert, eher zeigt es von Stärke sich seinen Ängsten, Sorgen zu stellen.

Lieben Gruß... :)
GLaDOS
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon iyuraeel » Mo. 21.10.2013, 14:16

Erstmal Willkommen im Forum Stefan :)

Das ich selbst das Motorrad als Hauptfortbewegungsmittel nutze finde ich es immer erschreckend
zu lesen wie schnell doch was passieren kann, selbst wenn man nur Sekunden nicht genug aufpasst :(

Immerhin hast du sowohl den Unfall, die Operationen danach und den Krebs überlebt, das ist doch
etwas sehr positives finde ich.

Hilfe von anderen anzunehmen ist auch total schwierig. Mit diesem Gedanken bist du nicht alleine.
Allerdings hilfst du doch auch(habe mir deine Homepage mal angesehen). Wenn nun jemand zu dir
kommt und Fragen hat, beantwortest du sie ja sicherlich. Das ist zwar nicht vergleichbar mit der
Hilfe die du z.B. von deiner Frau bekommst, aber sie ist deine Frau. Sie ist die Mutter deiner Kinder,
ihr wohnt zusammen. Was wäre, wenn sie in deiner Situation wäre? Es ist bestimmt anstrengend
aber glaubst du nicht, sie macht es auch gern?
Du hast dich nicht absichtlich verändert, du versuchst du selbst zu bleiben so gut wie du kannst und
mehr kann niemand(und dazu zaehlst auch du) nicht von dir verlangen.

Haben sich wirklich alle Freunde von dir abgewendet oder sind noch 1-2 dabei, die du hin und wieder
siehst, oder mit denen du Kontakt hast?
Ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass man auch mit einer Behinderung(gleich welcher Art) Leute finden
kann die einen akzeptieren und auch mögen :)
iyuraeel
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Bombay » Mo. 21.10.2013, 14:45

Stef0762 hat geschrieben:Seid dem 31 Mai 2013 hat der Rentenversicherung Bund die volle Erwerbsunfähigkeit ohne zeitliche Begrenzung, jedoch längstens bis zum 29 Mai 2029, bewilligt. Na da bin ich ja mal gespannt. Wenn die so optimistisch sind das ich bis 2029 Lebe sollte mich das doch eigentlich freuen. Doch leider schaut die Realität wohl doch anders aus. :respekt:


Warum solltest du denn nicht bis 2029 leben? Ich finde, mit deinen 51 Jahren solltest du noch nicht ans Sterben denken :)
Trotz deiner Krankheiten und Probleme meisterst du dein Leben gut und bist sehr optimistisch, dafür meinen :respekt: Übrigens macht dich das auch sehr sympathisch. :)
Liebe Grüße, Bombay
Bombay
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Stef0762 » Mo. 21.10.2013, 15:39

Danke Euch beiden.

Das mit dem von der Seele schreiben ist eigentlich nicht so das Problem. Ich stehe ja zu mir und meinem Körper, auch jetzt in diesem Zustand :-).
Ich Rede auch mit meiner Frau, oder besser, es ist ein einvernehmliches Schweigen geworden. Denn den Unfall hab ich gut verdaut, doch der Krebs schwebt wie ein Damoklesschwert über uns.Es ist ja auch nicht so das ich mich jetzt total zurück ziehe und nur noch in meinem Zimmer (seid dem Umfall muss ich im Krankenbett liegen) bin und mich total einigele.
Es ist vielmehr die totale Hilflosigkeit der ich ausgesetzt bin. Vom Medizinischen her bin ich aus therapiert. Jetzt käme nur noch Chemo oder Bestrahlung in betracht. Doch das lehne ich, nach langen Überlegungen und Gesprächen mit meiner Frau, ab.
Ich suche auch nicht Trost oder so, ich vermisse einfach das unbeschwerte Lachen mit Freunden. Bis zu meinem Unfall habe ich das Forum "Motorrad-freude.de" geschrieben und geleitet. Wir waren ca. 100 Mopedfahrer die sich immer wieder getroffen haben und gegenseitig besuchten. Doch nach dem Unfall war es vorbei. Na ja, es wahren halt Freunde nur in Verbindung mit Moped. Komme ich mit klar. Aber ich komme nicht mit klar das sich Freunde nicht mehr melden nur weil sie nicht wissen wie sie mit mir umgehen sollen. Mit dem Wissen das ich nicht "alt" werde. Da komme ich nicht mit klar.
Ich möchte auch nicht jedem immer wieder erklären müssen warum ich dieses oder jenes nicht kann.
Denn durch das ganze Morphinezeugs bin ich ab und an halt Geistig nicht anwesend oder bringe Dinge durcheinander. Aber das ist leider normal.
Wenn ich dann mal zu 100% klar in Kopf bin, so wie heute, falle ich immer in ein tiefes Loch. Dann überlege ich nicht noch ein paar Tropfen Atosil oder Paracodin zu nehmen; da schläft man immer so schön von ein.
Es fehlt mir halt eine Aufgabe/Hobby das mich beschäftigt und auch fordert. Doch leider ist das nicht so leicht zu finden. Wenn was in Frage kommt scheitert es wieder am finanziellem. Wie geschrieben, ein "Teufelskreis".
Und jetzt wo ich das hier so schreibe frage ich mich wiedermal: wozu mache ich das. :-(
Aber ich hoffe das es eventuell gleichgesinnte gibt und man sich zwar austauschen kann, aber halt nicht nur Krankheit im Mittelpunkt steht.
Ich habe noch einen Freund in Gelsenkirchen mit dem ich immer mal wieder Telefoniere. Aber da wir beide es nicht mehr schaffen die 140 Km zu fahren bleibt es bei Telefonaten. Eigentlich bin ich ja durch meine Familie gut beschäftigt. Und die Gespräche mit meiner Frau sind immer ganz toll. Doch fehlt es mal mit einem „Außenstehenden“ die alltäglichen Dinge zu bereden und das Zeitgeschehen zu kommentieren.

Na ja, wie zu lesen bin ich recht durch den Wind und komme nicht auf dem Punkt.
Oder besser, es ist zu komplex um es mit nur ein paar Worten auszudrücken.

Eigentlich aktuell sind die Fragen:
Wie lange werde ich wohl noch Leben (Laut Doc soll ich die Zeit genießen die ich noch habe), wozu bin ich noch gut, was kommt noch und wo stehe ich in der Gesellschaft.
Stef0762
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Bombay » Mo. 21.10.2013, 20:05

Dann möchte ich mich für meinen, vielleicht unqualifizierten, Kommentar entschuldigen. Mir war nicht bewusst, dass COPD IV lebensbedrohlich ist. Aber Google weiß ja zum Glück alles. :)
Leider weiß ich im Moment nicht, was ich sonst sagen soll...
Bombay
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon EwigeMutter » Di. 22.10.2013, 00:05

Aus Deinen Zeilen liest man,dass Du ein starker Mensch bist und immer noch viel Willen und Kraft in Dir steckt.
Ich bin sicher, Du wirst nicht aufgeben!
Deine Frau liebt Dich,sie hat ihr ganzes Leben mit Dir geteilt..
....heißt es nicht : "...in guten wie in schlechten Tagen" ?
Denke nicht so viel darüber nach,ob Du ihr zur Last fällst....vermutlich bist Du inzwischen häufig auf ihre Hilfe angewiesen aber ich denke, sie empfindet das nicht als "Last".
Durch diese negativen Gedanken wird sich nichts ändern an Deiner Lage, die Du bisher unheimlich tapfer und willensstark gemeistert hast!
Dafür spreche ich Dir meinen Respekt aus!
Dass sich bei den ganz großen Katastophen die Freunde oft zurückziehen ist traurig,aber leider die Regel.
Das beste ist es, Du versuchst noch einmal auf sie zuzugehen, -rede darüber,dass Du ihr Mitleid nicht suchst, auch nicht ihre Hilfe sondern einfach ihre Gesellschaft und die "Lockerheit" von früher.
Meist wissen die Leute einfach nicht,wie sie mit einem schwer kranken Menschen umgehen sollen und deshalb vermeiden sie lieber den Umgang um nichts "falsch zu machen".
Da das Motoradfahren nun nicht mehr geht,brauchst Du ein neues Hobby.
Gibts denn nichts,was Dich interessiert und was man vom Sessel aus machen kann?
Fotografie,Literatur,Musik? Gründe doch ein anderes Forum zu einem Thema,was Dich berührt....
irgendetwas muss Dich doch außer dem biken fesseln.
Der PC ist ein Tor in eine weite und vielfältige Welt,die man gut vom Sessel aus erkunden kann....da gibts so viele Möglichkeiten.
Ich denke,es ist doch schon mal ein guter Schritt gewesen,dass Du Dich hier zu uns gesellt hast.
Wir sind nämlich eine ganz nette Truppe,wenngleich auch des öfteren mal etwas schlecht drauf....aber da helfen wir uns gegenseitig. Ich wette,Du kannst da auch anderen viel geben!
EwigeMutter
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Stef0762 » Di. 22.10.2013, 14:42

Und noch mal Danke für die lieben Worte.
Und vorweg kurz zur COPD. auch die Erkrankung ist Lebensbedrohend, jedoch sind es bei mir eher die Tumore die mir und meiner Familie die größten Sorgen machen. Da hab ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ist und soll aber auch nicht das Thema sein.

Die meisten meiner Probleme sind Hausgemacht und existieren wohl nur in meinem Kopf. Ich bin einfach nicht in der Lage abzuschalten, oder anders, meine Beschwerden auszublenden. Es ist einfach zuviel Zeit da und zuwenig Ablenkung.

Eigentlich bin ich mir bewusst was wo und wie im Argen liegt, und das ich es abstellen muss.
Ich lese viel, oder versuche es zumindest. Oft klappt es und ich kann ich Ruhe ein Buch ohne Pause lesen. Aber immer öfter muss ich aufhören weil meine Gedanken abdriften und die Konzentration fehlt.
Kennt ihr das? Ihr schaut einen Film und auf einmal müsst ihr "umschalten" weil die Spannung auf das folgende zu groß wird? Das ist nicht nur bei "Horror, Action oder Krimis. Nein, auch ei ganz "normalen" Fernsehfilmen. Ich kann dann einfach nicht mehr weiter schauen. Völliger Blödsinn, denn meistens passiert ja nichts was mich tangieren würde. Doch ich schaffe es einfach nicht weiter zu schauen.
Was sagt das über mich aus?
Psychisch schon so "kaputt" das selbst so banale Dinge mich aus der Bahn werfen? Oder was ist das?
Keine Ahnung. Es kann auch vorkommen das ich, weiß Gott warum, bei Filmen so gerührt bin das mir die Tränen kommen. Alles Dinge die vor dem Unfall und den Erkrankungen nie da waren.

Und Kommunikation im Internet ist so eine Sache. Ich bin seid über 30 Jahren nun dabei. Im Anfang noch über Mailboxen, danach die ersten versuche mit dem WWW. Ich habe da auch viele Leute kennen gelernt. Doch ist es was anderes hier zu schreiben oder jemanden dabei in die Augen zu schauen. Denn hier sind es ja eher Monologe. Interaktion fehlt. Es sind Momentaufnahmen und darum auch sehr konfus und verwirrend. Tausend Gedanken die durch den Kopf gehen, Dinge die mir bei Schreiben einfallen. Darum auch das Durcheinander hier ;-). Aber ich hoffe der Leser schaffst es meine verworrenen Gedanken zu sortieren. Und wenn nicht, bitte entschuldigt. Es ist halt sehr aufreibend für mich hier in diesem Forum mich zur Schau zu stellen und zu erklären. Denn ich schaffe es ja noch nicht mal vor mir selber.
Jedoch ist es schön Reaktionen auf mein Geschriebenes zu lesen.
Aber was ich auf keinen Fall möchte ist so etwas wie Mitleid. Denn davon hatte ich genug und weiß das da meistens nur leere Worte hinter stehen.
Wie soll man mit mir Umgehen. Normal, wie immer und wie bei jedem anderen menschen auch.
Und das sage ich auch jedem als erstes der mich fragte was mit mir ist.
Sicher ist es eine schwere Zeit für mich und besonders für meine Familie. Natürlich sind wir nicht glücklich mit der Situation. Doch da sie nicht zu ändern ist reden meine Frau und ich, wenn überhaupt noch darüber geredet wir, makaber über mich und die Situation. Das ist für außen Stehende sich sehr merkwürdig, doch für uns die einzige Möglichkeit mit mir und den Erkrankungen umzugehen.
Puh, alles sehr verwirrend, doch lasse ich es so stehen, denn es spiegelt das wieder was im Moment in mir vorgeht.
Stef0762
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon GLaDOS » Di. 22.10.2013, 15:00

Stef0762 hat geschrieben:Ich lese viel, oder versuche es zumindest. Oft klappt es und ich kann ich Ruhe ein Buch ohne Pause lesen. Aber immer öfter muss ich aufhören weil meine Gedanken abdriften und die Konzentration fehlt.
Kennt ihr das?
Das kenne ich sogar sehr gut. Ich war eine absolute Leseratte (2-3 Bücher in der Woche + Volllzeitjob), aber seit 4 Jahre geht es so gar nicht mehr. Die Konzentration fehlt. Mein Film-/TV-Verhalten hat sich auch geändert, ich bin sensibel geworden. Ich schaffe es nicht mehr manche Themen zu schauen. Das hat aber nichts damit zu tun das du psychisch kaputt bist, das was dir passiert ist hat dich geprägt, und verändert.

Hast du schon mal eine Familientherapie gemacht? In eurem Fall sicher notwendig.
GLaDOS
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon iyuraeel » Di. 22.10.2013, 18:35

Bei Filmen umschalten zu muessen kommt eigentlich nicht vor bei mir,
beim Lesen abzudriften kenne ich dafuer ziemlich gut. Das passiert schon bei
Forenbeitraegen...
Manchen hilft es Gedanken, die immer wieder kommen, die einen stören und
bei der Konzentration stören aufzuschreiben. Damit hat man sie dann sozusagen
zur Seite gelegt und kann spaeter immer noch dran denken. Vielleicht wäre das
einen Versuch wert?
Psychisch schon so "kaputt" das selbst so banale Dinge mich aus der Bahn werfen?

Kaputt finde ich da auch das falsche Wort. Sensibilisiert vielleicht? Du hast ja nach dem ganzen
Mist viel mehr Zeit mit dir selbst, kannst nicht arbeiten, kannst nicht beim Motorrad fahren abschalten
e.t.c, da ist es normal, dass man einfach viel mehr ueber Dinge nachdenkt und sie auf Dauer
evtl. ganz anders bewertet als zuvor. Wenn Filme und Serien so eine Wirkung haben können muss
das nichtmal etwas schlechtes sein finde ich, zeigt es doch, dass du sehr emotional bist / sein kannst
und das finde ich ist, wenn man damit umgehen kann, schoener als wenn einen kaum etwas berührt.

Dinge die mir bei Schreiben einfallen. Darum auch das Durcheinander hier

Was ich z.B. viel besser finde als z.B. chatten, telefonieren oder sogar im RL reden: Man hat einfach
Zeit zu schreiben wie es einem gefällt und man kann etwas so oft lesen wie man es mag bevor man antwortet.
Eine weitere Moeglichkeit wären Skype, wenn du Leute findest mit denen du etwas gemeinsam hast. Das liegt
dir dann vielleicht eher :)

Wie lange werde ich wohl noch Leben[...], wozu bin ich noch gut, was kommt noch und wo stehe ich in der Gesellschaft.

Dass die erste Frage einen quält kann ich verstehen, dazu kann ich auch nichts weiter sagen denke ich.
Die anderen beiden...naja.
Wo stehst du in der Gesellschaft, das klingt nach dem Versuch dich irgendwo auf einer "Rangliste" einzuordnen
und dich mit anderen zu vergleichen und meiner Erfahrung nach, geht das nie gut aus.
Es ist scheiß egal wo du in der Gesellschaft stehst und welchen Nutzen du fuer diese noch hast.
In erster Linie hast du eine Frau und Kinder. Als nächstes die Freunde die noch geblieben sind, wenn auch wenig.
Das ist die Gesellschaft die ich für wichtig halte, dort hast du Einfluss, dort kannst du auch Dinge verändern wenn
du meinst etwas stimmt nicht, dort bist du als einzelne Person wichtig.
Wozu du noch gut bist, das lässt sich sicherlich rausfinden und immer noch erweitern, ich denke mal die Liste dürfte
auf Dauer auch recht lang werden wenn man nicht alles negativ sieht :)

Wie ist denn der Kontakt zu deiner Familie, also unternehmt ihr Dinge? Redet ihr miteinander(jetzt nicht auf deine Krankheit bezogen), esst ihr zusammen...?

Es fehlt mir halt eine Aufgabe/Hobby das mich beschäftigt und auch fordert.

Was genau hast du denn "IT-Spezi-mäßig" gemacht?
Da du dich dort auskennst, wäre es vielleicht eine Möglichkeit dort auch weiter zu machen,
die Auswahl ist ja doch ziemlich groß in dem Feld.
Ich habe z.b. immer mal wieder programmiert, zuletzt sehr kleine Spiele. Das ist ein Gebiet welches in dem es
recht leicht anfängt und wenn man möchte wird es immer komplexer und anspruchsvoller.
Als Webdesigner koenntest du vielleicht sogar noch Geld verdienen, wenn dir sowas liegt.
Photos und deren Bearbeitung könnte ein Hobby werden, man kommt regelmaeßig raus und macht was schönes.
Je nachdem wo da deine Schwerpunkte bisher lagen, könntest du deine Homepage ausbauen und Anzeigen in
Zeitungen schalten und anderen Menschen / Firmen /etwas beibringen oder beraten. Ich glaube, dass das eine
Sache ist die eigentlich ziemlich notwendig ist in der heutigen Zeit. Und wenn jemand da die Lust zu hat, das
vielleicht sogar umsonst zu machen finde ich das schon sehr nützlich. Außerdem käme man zwangsläufig mit
neuen Leuten ins Gespräch, was von dir ja durchaus erwünscht ist.

Achja, kannst du als Beifahrer, also hinten drauf, noch Motorrad fahren / würdest das überhaupt noch wollen?
Da du schriebst, dass du gehen kannst wundert es mich, dass da nicht noch Freunde vom Motorrad fahren waren
die dann sagten sie nehmen dich mit, was ja doch eigentlich nahe liegt?
iyuraeel
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Stef0762 » Do. 24.10.2013, 19:19

Puh,
mit soviel Resonanz hatte ich nicht gerechnet.
Die letzten zwei Tage waren sehr anstrengend für mich, hab fast nur im Bett gelegen weil ich mich mal wieder nicht bewegen (Knochenschmerz und Atemnot) konnte.
Ein dickes Lob auf meine Familie die das, ohne ein Wort darüber zu verlieren, akzeptieren.

Also eigentlich sind alle "Tipps" mir schon selber gekommen. Ich hatte ja jetzt einige Jahre Zeit zu überlegen.
Da will ich mal versuchen die gestellten Fragen zu beantworten.
Also Therapie hab ich getestet. Ergebnis. Na ja, nicht wirklich befriedigend, aber trotzdem Hilfreich.
IT Spezi: Bezogen auf Hardware. Ich war lagen Zeit in der Entwicklung bei der Firma Nixdorf. Dann hab ich ein Servicecenter für Notebooks eröffnet. Die Reparatur war mein Haupt merk. Na sicher hab ich auch Verkauft, doch das Geld mit der Reparatur gemacht. Und damit meine ich nicht nur Tausch, sondern auch gelötet auf den Boards. Aber das reicht erst mal, in Detail tut nicht not. Dadurch ergab sich natürlich das ich mich auch mit Software etwas auskenne. Hab das MCSA, MCSE sowie LPT I und II gemacht.
Dumm nur das ich mich nicht mehr über längere Zeit auf etwas konzentrieren kann.
Das mit der Persönlichkeitsveränderung ist logisch, doch sehr schwer für mich akzeptieren.
Ich denke das ich eigentlich immer noch nicht mit meinem Leben, so wie ich es vor 2007 hatte, immer noch nicht abgeschlossen habe. Da scheint bei mir der Umdenkprozess nicht zu klappen. Doch irgendwann wird das schon.
Es nervt einfach nur.
Und ich glaube das ist mein Problem.
Sobald ich dann mal soweit bin wird sich alles in einen akzeptierten Istzustand gewandelt haben.
Ich hoffe nur das es nicht zu lagen dauert. :shock: :?

Wenn ich was um die Ohren habe ist alles schön.
Doch sobald ich etwas Ruhe habe wird es binnen kürzester Zeit unerträglich. Es fällt mir schwer zu warten das sich alles einspielt.
Kennt Ihr den Satz.
Geduld, mit der Zeit ....
Das ist mein Hass Satz geworden und bringt mich sofort auf 100.

Ich empfinde das als schon mehr als Pervers das mir alles was ich "falsch" mache bewusst ist. Das ich alles was Ihr mir hier schreibt, mir von Familie und Ärzten gesagt wird, ich schon X - mal anderen Menschen mit Problemen selber gesagt und aufgezeigt habe.
Nur ist es irgendwie wie weggeblasen wenn ich mal wieder im Loch feststecke.

Nun ja, wenigstens bringt es mich etwas runter wenn ich es hier bei Euch im Forum schreiben Kann (Darf).
Stef0762
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Carmen » Fr. 25.10.2013, 18:43

Hab mir einiges von dir durchgelesen... bewundersnwert, wie du druchgehalten hast. Viel Kraft für deinen weiteren Weg :))


Und diese Sätze... Alles wird gut ist bei mir so einer. Das hab ich auch ständig zu hören gekriegt. Danach ist alles nur schlimmer geworden. Kenne das nur zu gut :)
Carmen
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Stef0762 » Mo. 28.10.2013, 13:56

Heute war ich mal wieder bei Arzt.
Es ging um meine "Unruhe" und meine Schlafstörungen.
Na ja, ich nehme Abends ja schon Atosil und Haloperidol.
Jedoch so wirklich weiter hat mich das auch nicht gebracht.
Zu den ganzen Medikamenten wie Morphin und so weiter kommt jetzt ein weiteres Produkt.
Travor.
Ich bin ja mal gespannt ob es mir hilft mal wieder ruhig und erholsam zu schlafen.
Es ist halt nicht so einfach den richtigen Weg zu finden. Das meint auch mein Doc, zu dem ich mittlerweile schon fast ein freundschaftliches Verhältnis habe. jede Störung für sich wäre leiht zu Behandeln sagt er. Mein Problem ist halt das Zusammentreffen meiner "Probleme".

Mir fehlt einfach jemand "außenstehendes" zum Reden. Jemand der nicht direkt betroffen ist. Das ist ein Problem. Denn in der Familie reden wir nicht mehr "über" mich. Denn es kommt ja irgendwie eh alles immer auf das gleiche Raus. Durchhalten und den Mut nicht verlieren. Doch gerade das ist mein Problem. Ich finde einfach nicht mehr die Kraft alles so zu akzeptieren wie es ist. Und dadurch werde ich natürlich (nicht gewollt!!!) ungerecht und auch "launisch".
Das hasse ich. Aber es geht nicht anders. Oder besser, ich schaffe es nicht.
Dann versuche ich mich zu verkriechen nur um bloß nicht zu "nerven".

Na ja, schauen wir mal was das neue Medikament bringt.
Zwar darf ich nun, solange wie ich das nehme, kein Auto fahren, doch das nehme ich gerne in Kauf.
Jetzt merke ich schon langsam das ich etwas "Träge" im Kopf werde. Das nach 15 Minuten. Gut wenn es noch etwas mehr wird. Denn dann hoffe ich das ich mal wieder tief und fest schlafen kann. Das vermisse ich so sehr. Schlafen und morgens aufwachen und sich frisch fühlen. Nicht wie jetzt. Nur Stundenweise schlafen und immer "kaputt".

Das Forum hier ist für mich ein Ventil. Ein Ort wo ich schreiben kann was mir in den Sinn kommt und sich keiner das Recht nimmt und versucht zu beurteilen was mit mir ist und wie es mir gehen sollte.
Ich freue mich immer auf die Resonanz.
So, alles die Arbeiten können und dürfen wünsche ich eine gute Woche, und den anderen das sie die Zeit die zur Verfügung steht so ausfüllen können das es euch gut geht.
Einen schönen Tag wünscht
Der Stefan
Stef0762
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon GLaDOS » Mo. 28.10.2013, 15:16

Zu Tavor gibt's hier auch im Bereich Medikamente den ein oder anderen Thread. Ich selber habe es auch schon bekommen, und hat geholfen...in meinem Fall fast zu gut. Bin gespannt wie es dir damit geht...hoffentlich bekommst du deinen ersehnten Schlaf :) Ich bin auch immer dankbar für eine erholsame Nachtruhe.

Wie oft musst du deinem Arzt einen Besuch abstatten?
GLaDOS
 

Re: von allen Störungen etwas

Beitragvon Vanilla » Mo. 28.10.2013, 18:13

Ich hoffe auch fuer dich, dass dir Tavor hilft + du mal richtig schlafen kannst.
Mir hat es auch immer gut geholfen, wenn ich es mal bekommen hatte.

Ich kann gut verstehen, dass du.nicht mehr alles so akzeptieren kannst.
Das muss man aber auch nicht.
Und du hast auch alles Recht der Welt, mal ungerecht zu sein.

Meine Frage ist, warum du Halloperidol bekommst. Atosil kann ich noch nachvollziehen.
Aber Haldol? Kannst du es vertragen?
Fuer mich war.dies das schlimmste Medi das ich je bekommen habe, zum Glueck nicht lange.
Aber ich bekam es wegen einer Psychose.

Ich habe noch eine Frage, traue mich iwie nicht so recht.
Hast du geraucht


Jetzt wuensche ich dir erst mal einen guten Schlaf.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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