Meine Probleme - und wie soll es weitergehen?

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Meine Probleme - und wie soll es weitergehen?

Beitragvon ela » Mo. 19.08.2013, 15:49

Hallo ihr,
Nachdem ich mich nun gerade hier angemeldet und vorgestellt habe, folgt jetzt gleich mein erster Thread.
Hier möchte ich zum einen meine Problematik und Verfassung ein bisschen genauer erläutern, zum anderen suche ich Rat, weil ich im Moment nicht genau weiß, wie es bei mir weitergehen soll.
Bevor ich meine momentane Situation darlege, ist es wohl sinnvoll, ein bisschen mehr über meine Geschichte und die Entwicklung meiner Probleme zu erzählen.

Schon als kleines Kind hatte ich massive Verlustängste, an denen wohl auch meine Mutter zu einem großen Teil schuld ist. Auf jeden Fall bin ich mir recht sicher, dass aus meiner Kindheit viele meiner heutigen Ängste und vor allem auch ein stetes, untergründiges Schuldgefühl resultieren.
Ansonsten hatte ich eine gute Kindheit mit liebevollen Eltern, die zwar vieles falsch gemacht haben (die Mutter, die in mir Schuld und Ängste auslöst und der Vater, der nicht in der Lage war und ist, Gefühle adäquat auszudrücken), aber das nie aus Bosheit oder mangelnder Liebe, sondern höchstens aus Unfähigkeit oder Unbedachtheit.

Mit 13 Jahren wurde ich missbraucht. Internetbekanntschaft, hat sich als jemand anderes ausgegeben als er war, und ich in meiner kindlichen Naivität habe mich mit ihm heimlich getroffen. Als ich ihn dann am Bahnsteig getroffen habe, wusste ich, dass er mich von vorne bis hinten angelogen hat – bin aber dann trotzdem nicht weg, sondern mit ihm mit, und habe mich danach sogar noch einmal mit ihm getroffen, wobei es da noch einmal zum Missbrauch gekommen ist. Es fällt mir schwer, das zu erzählen: Nicht, weil die Erinnerung an den Missbrauch so schlimm ist, dass ich es nicht ertragen kann, sondern meine Gefühle von Scham, dass ich 1. so naiv war und mich überhaupt mit ihm getroffen habe, und 2. so unglaublich dumm, dass ich es ein zweites Mal getan habe.
Ich habe ziemlich lange gebraucht, überhaupt den Gedanken zulassen zu können, dass ich mit 13 Jahren kindlich, sehr leichtgläubig und leicht zu erpressen war – und nicht ich die Schuld habe, dass es passiert ist, sondern er derjenige, der sich schämen und schuldig fühlen sollte.

Im Laufe der Jahre kamen zu meinen Ängsten starke Zwänge hinzu, wegen derer ich dann auch mit ca. 17 Jahren endlich eine Psychotherapie begann, wobei mich meine Eltern und mein damaliger Freund unterstützten.
Schon mit 15, 16, als meine Zwänge stark ausgeprägt waren, war jeder einzelne Tag schwer für mich: Nicht, dass ich nicht jeden Tag begonnen hätte, oder jemals keine Kraft mehr gehabt hätte, aber jeder Tag ist mal mehr, mal weniger schwarz und traurig.
Das ist bis heute so und hat nicht aufgehört – von Phasen abgesehen, in denen ich nicht so stark traurig bin, die dann manchmal ein paar Tage, und manchmal bis zu 3 Wochen dauern.

Was mir während meiner Jugend und länger geholfen hat, war, dass ich immer einen tollen Freundeskreis hatte.
Der zerbrach dann leider mit der Zeit:
Mit 19 missbrauchte mich ein damaliger guter Freund, dem ich vertraut habe, und danach habe ich den Kontakt zu ihm und vielen anderen abgebrochen.
Der Teil-Freundeskreis, den ich danach noch hatte, hat sich mit den Jahren nun leider auch zersetzt, und heute habe ich eher vereinzelte gute Freunde, aber nicht mehr das Gefühl, dazugehörig zu sein und mich einfach fallen lassen zu können und so zu sein, wie ich bin.

Mit 18 Jahren hatte ich meinen zweiten Freund, der mich immer gut behandelt hat, und mit dem ich zusammen war, bis ich 22 war. In der Zeit, als wir zusammen waren, hatte ich die ersten Male aggressive Ausbrüche, die ich so vorher noch nicht kannte.
Diese Ausbrüche, wie ich sie einfach mal nenne, beginnnen damit, dass es mir nicht gut geht, ich sehr niedergeschlagen und verzweifelt bin und weine, und dann plötzlich aggressiv werde ohne zu wissen warum, und entweder mir gegenüber den Impuls habe, mich zu verletzen, oder einen anderen, in dem Falle meinen damaligen Freund. Das hält dann ca. eine halbe Stunde an und löst sich dann auf in Verzweiflung, Schuld- und Schamgefühle, und ich weiß gar nicht mehr, was mich geritten hat und wie ich mich entschuldigen soll, und jegliche Aggression ist wieder weg.
Der Impuls geht nicht in die Richtung, dass ich ernsthaften Schaden zufügen würde, sondern ich schlage oder kratze mich selbst bzw den anderen.

Nach einer knapp dreijährigen Beziehung gingen wir auseinander, weil es nicht mehr klappte – haben aber bis heute noch ein gutes Verhältnis zueinander.
Zu der Zeit dachte ich, damit hätten sich auch meine aggressiven Ausbrüche – ich dachte zu der Zeit noch, dass meine Aggression an der Person meines Exfreundes liegen würde, der mich manchmal mit seiner phlegmatischen Art sehr wütend machte.

Im Frühling letzten Jahres dann, nachdem diese gerade genannte auseinander ging, hatte ich eine schreckliche Beziehung mit einem Kerl, der mich nicht gut behandelte.
Zum Glück habe ich es nach einem dreiviertelten Jahr noch rechtzeitig und mit Unterstützung geschafft, mich davon zu lösen. Diese Zeit war furchtbar, und ich war davor noch nie über eine längere Zeit so niedergeschlagen. Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist.


Und jetzt kommen wir langsam zu meiner momentanen Situation ;)

Seit ein paar Monaten habe ich wieder eine Beziehung mit einem sehr netten Menschen, der mich gut behandelt.
Ich bin noch immer in Psychotherapie, wobei meine „aktuelle Diagnose“ Anpassungsstörung lautet.
Die letzten Jahre war ich auch in psychiatrischer Behandlung, habe meine Medikamente aber vor ein paar Monaten selbstständig abgesetzt, weil ich die letzten Jahre, wenn ich ehrlich bin, keine Auswirkungen der Medis merken konnte. Ich weiß, dass dieses selbstständige Absetzen keine gute Idee ist – aber bitte verurteilt mich deswegen nicht :(


Zuerst dachte ich, dass es nun wieder bergauf geht mit mir: Mir hingen die Erfahrungen des letzten Jahres noch sehr nach, und der üble Kerl des letzten Jahres hat mir so zugesetzt, dass ich mich wieder um Jahre zurückversetzt gefühlt habe, was meine psychische Stabilität betrifft – aber mein jetziger Freund, dachte ich, gibt mir die Kraft, sie wieder zu finden.
Doch seit knapp einem Monat geht es mir wieder sehr schlecht, und die „Schwärze“, die jeden Tag da ist, ist im Moment sehr ausgeprägt. Die letzten Wochen hatte ich Tage, an denen ich anhaltendene Weinkrämpfe hatte, und gestern ging es so weit, dass ich Angst hatte, wieder Panikattacken zu bekommen, die ich seit Jahren nicht mehr hatte.
Die letzten zwei Wochen sind auch meine aggressiven Ausbrüche wieder gekommen – und ich merke, wie ich ihm gegenüber aggressiv werde, obwohl er es gut mit mir meint und höchstens überfordert ist, weil er nicht weiß, wie er reagieren soll, wenn es mir so schlecht geht. Das macht mir Angst, weil ich dachte, ich hätte das alles hinter mir. Da hab ich mich wohl ganz schön geirrt.

Desweiteren bin ich extrem antriebslos und fühle mich von anderen Personen verurteilt, und traue mich daher im Moment kaum, mich bei jemandem zu melden, von ein paar wenigen Leuten abgesehen.

Nun habe ich gestern zum ersten Mal meinem Freund ein bisschen was darüber erzählt, warum ich so bin, bzw. was in meinem Kopf vorgeht. Er hat, wie ich finde, nicht besonders einfühlsam reagiert, bzw. sogar recht herablassend, was mich sehr verunsichert und weiter herunterzieht. Ich habe gar keine rechte Lust mehr, mit ihm darüber nochmal zu reden, aber andererseits komme ich fast nicht drumrum, wenn ich eine dauerhafte Beziehung mit ihm führen will. Und natürlich will ich ja auch, dass mein Freund über mich und meine Gefühle bescheid weiß.

Nun ist es so, dass ich nach dem Ereignis gestern bzw. meiner Stimmung die letzten Wochen beschlossen habe, es nicht mehr hinzunehmen, dass es mir so oft so schlecht geht.
Als ich darüber nachgedacht habe, ist mir nämlich bewusst geworden, dass ich mich die letzten Jahre einfach nur darin eingerichtet habe, dass es mir fast jeden Tag schlecht geht: Das heißt, dass eigentlich nichts besser geworden ist über die Jahre, sondern höchstens eine Gewöhnung stattgefunden hat. Und ich will mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass es mir in 5 Jahren noch genau so gehen soll.

Nun denke ich mir, dass ich zum einen mit meinem Freund sprechen muss; ich weiß nur gerade nicht mehr genau, wie ich das angehen soll. Ich habe das Gefühl, er ist einfach nur genervt davon, dass ich ihm mit meiner Laune so viel Energie raube, und ich will ihn nicht noch weiter verärgern.
Aber mit ihm reden will ich ja auch... immerhin ist er mein Freund. Ich weiß nur nicht mehr, wie ich es angehen soll, ohne dass er irgendwann nur noch allergisch auf so etwas reagiert, aber auch ohne dass ich mich schlecht fühle und ein schlechtes Gewissen habe, weil ich ihn so nerve.

Das andere ist, ich werde wohl auf jeden Fall einen Termin bei meiner Psychiaterin ausmachen, und vielleicht mit ihr reden, welche Medikamente sie mir als Alternative vorschlagen könnte.

Das nächste ist, dass ich schon die ganze Zeit überlege, inwiefern ich mir noch anderweitig Hilfe holen könnte, vor allem, da im Moment nicht sicher ist, ob meine Therapie noch einmal verlängert wird.
Aber für stationär fühle ich mich zu fit, weil ich ja doch jeden Tag irgendwie schaffe. Und ehrlich gesagt habe ich damit einfach keine Erfahrung, und weiß auch gar nicht, ob mir das helfen könnte.

Und bei allen anderen Sachen die mir einfallen, habe ich ehrlich gesagt kein gutes Gefühl. Ich habe selbst Soziale Arbeit studiert, und mache gerade meinen Master, weil ich eigentlich selbst gern im sozialpsychiatrischen Bereich arbeiten möchte. Ich kann mich doch schlecht in Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder was weiß ich melden, bei denen ich entweder mich schon als Sozialarbeiterin vorgestellt habe, Praktika gemacht habe oder gar später gern selbst arbeiten würde.. oder bei denen ich dann am Schluss anderen Leuten begegne und vollkommen öffne, die später evtl. meine Klient_innen sein können. Ich hoffe, ihr versteht, warum letzteres – einfach aus Gründen der Fachlichkeit kommt mir das nicht gut vor. Oder liege ich mit solchen Annahmen falsch?
Anderen Menschen kompetent zu helfen fällt mir nicht schwer, aber bei mir selbst hörts auf damit. :(


____________


Und darum wende ich mich an euch.
Mich würden eure Erfahrungen interessieren...zum einen, gibt es hier jemanden, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat? Wenn ja, wie sind deine Erfahrungen damit?

Wie geht ihr damit um, neuen Partner_innen oder Freunden zu erzählen, warum ihr manchmal komisch drauf seid?

Wie sind eure Erfahrungen mit Antidepressiva – vor allem, wenn keine akute Depression vorliegt, sondern eine ständige „depressive Verstimmung“, Bedrücktsein, Verzweiflung, ein grauer Schleier, der sich über alles legt?

Und was sind eure Erfahrungen mit Alternativen oder Ergänzungen zur Psychotherapie?

Ich danke euch schon mal sehr herzlich für Antworten. Nachfragen sind jederzeit willkommen – ich bin mir sicher, ab und an wird etwas von meinem Geschriebenen bestimmt unklar oder lückenhaft sein.

LG, ela
ela
 

Re: Meine Probleme - und wie soll es weitergehen?

Beitragvon kakai1976 » Di. 20.08.2013, 15:37

Hallo Ela,

ich kann dir zwar keinen guten Rat geben, aber ich wünsche dir viel Kraft. Ich glaube, dass es ein guter Schritt ist dass du beschlossen hast, deinen schlechten Zustand nicht mehr hinzunehmen, sondern aktiv mit professioneller Hilfe etwas dagegen tun möchtest. Und ein Wort noch zu deinem Freund: Rede mit ihm - denn wenn er der Richtige ist und dich liebt, wird er dir zuhören und dich mit deinen Gefühlen und deiner Vergangenheit akzeptieren/verstehen müssen...und wenn er das nicht kann, ist es eben nicht dein Mr.Right.

Alles Gute!
kakai1976
 

Re: Meine Probleme - und wie soll es weitergehen?

Beitragvon mkdrive2 » Mi. 21.08.2013, 12:00

Ich würde sagen, dass dein Freund dich höchstens etwas aufheitern kann. Aber deine Gefühle sind eigentlich dein Problem. Dadurch dass du deinem Freund davon erzählst, versuchte du dein Problem mit ihm zu teilen und wenn er nicht fachlich kompetent ist, könnte es ihn überfordern davon zu hören.

Seine Emotionen zu kontrollieren kann jeder lernen. Sie sind nicht so unkontrollierbar wie es scheint.
mkdrive2
 


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