Verlustängste, Selbstzweifel etc

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Fr. 06.09.2013, 08:56

Na das hoffe ich doch :D nun aber mal eine etwas ausführlichere Erzählung. Wollte dir gestern nur noch kurz bescheid geben, wie es weitergeht, hatte aber keine Zeit das ganze etwas genauer zu erklären.

Das Gespräch mit der Therapeutin im Krankenhaus war ganz nett. Vor allem hatte ich das Gefühl dass sie mir wesentlich besser folgen konnte, als die Therapeuten "draußen" bei denen ich bisher war. Somit musste ich nicht alles doppelt und dreifach erklären und wir haben in der Std wesentlich mehr besprechen können, als bei allen anderen bisher. Zum Schluss fragte sie mich dann ab wann ich rein kann bzw will. Hab ihr dann gesagt, können jederzeit, wollen am liebsten gar nicht :lol: aber mir auch bewusst ist, dass je eher es geschieht desto besser ist es. Naja dann meinte sie eben nächste Woche Mittwoch.
Lustigerweise hab ich nen Tag zuvor mit meiner Frau schon gescherzt, dass ich bei meinem Glück entweder über Weihnachten oder nächste Woche dran komme ^^

Aber das passt schon so. Die Angst wäre so oder so spätestens ne Woche zuvor gekommen und so schiebe ich das alles nicht noch Wochen/Monate vor mir her. Sie haben ja sogar noch wegen mir die Patienten verschoben, damit ich nicht auf der selben Station lande, auf der auch meine Frau war. Zum einen weil das Personal dann schon zuviel gewusst hätte und auch weil ich durch meine Frau dem ein oder anderen gegenüber gewisse Vorurteile habe. Alles in allem bin ich eigentlich ganz zufrieden wie es gelaufen ist.

Mein Chef war etwas erschrocken als ich ihm den Termin nannte. Er hatte ja eigentlich erwartet und gehofft, dass die Urlaubszeit schon vorbei sei, wenn ich dann weg bin. Aber im Prinzip freut er sich dennoch für mich, dass es so schnell geht und letztendlich "muss es ja ohne mich gehen".

Bei "meiner" Therapeutin habe ich jetzt auch nochmal angerufen und ihr auf den AB gequatscht, dass ich nun in die Klinik gehe und ob sie bereit ist, danach mit der ambulanten Therapie weiterzumachen, weil ich mir sonst ja ne andere suchen müsste. Da warte ich nur noch auf ne Antwort. Jetzt sage ich dann noch beim sozialpsychiatrischen Dienst ab, dass sie mich von der Warteliste werfen können und dann ist eigentlich alles geklärt.

Das Wochenende jetzt ist auch schon schön verplant, dass ich nochmal mit der Familie und Freunden was unternehme, jo und dann kanns eigentlich los gehen.

Klar bleibt die Angst vor der Klinik immer ein wenig präsent, aber es ist nicht so, dass sie mich übermannt. Wobei mein Frauchen meinte, dass das Johanniskraut mittlerweile scheinbar wirkt, weil ich wieder öfter lache und nicht ständig so deprimiert bin. Keine Ahnung ob das stimmt, möglich wäre es und lange genug gedauert hat es ja immerhin auch, nehm das Zeug ja schon seit 2 Monaten.


Das wärs soweit mal von meiner Seite aus. Ich kann nicht versprechen, dass ich mich während dem Klinikaufenthalt mal melden werde. Aber ich habe fest vor, dass ich auf jeden Fall danach mal berichten werde wie es mir ergangen ist. In diesem Sinne, nochmal vielen Dank für die tolle Unterstützung und alles Gute. Wir lesen uns dann vermutlich so ende Oktober wieder :D

LG
Kugor
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Fr. 06.09.2013, 10:52

Alles, alles liebe und gute für die Zeit, und danach...na ich hoffe doch das du dich meldest :D Ich wünsche dir das du einen ganzen Packen für dich mitnehmen kannst, aus dieser Therapie.

In diesem Sinne...servus und bis dann :cuddle:
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Mo. 04.11.2013, 09:35

Hallo, da bin ich wieder :)
 
zugegeben, ich bin schon knapp 2 Wochen aus der Klinik raus, aber hatte bisher keine Zeit zu schreiben. Insgesamt waren die 6 Wochen dort ganz angenehm. Die erste Woche war noch sehr ungewohnt und komisch, aber ab dann ging es eigentlich sehr gut. Es dauerte gut 3 Wochen bis ich begriffen habe, dass der Gesundheitszustand meiner Frau gar nicht mein eigentliches Problem ist, sondern viel mehr die Tatsache dass ich mich nach und nach komplett aus dem sozialen Leben zurückgezogen habe und mich nur noch auf sie fixiert habe. Aus der Aufgabe ihr zu helfen, ziehe ich meinen Selbstwert.
 
Außerdem wurde mir dort erst so richtig bewusst, wie wichtig mir meine Familie ist (Bruder, Eltern…). Ich hab das immer verdrängt wenn wir wieder keinen Kontakt hatten und mir eingeredet, dass ich sie nicht brauche, aber auch das ist nicht richtig. Sie bedeuten mir sehr viel. Leider wurde mir auch klar, dass ich selbst zu einem großen Teil an der ständigen Funkstille innerhalb der Familie verantwortlich war.
 
Scheinbar setze ich mir auch zu hohe Erwartungen, weshalb ich dann nie zufrieden mit meiner Lage bin, sondern immer enttäuscht weil ich nicht noch mehr erreicht habe.
 
Meine Gefühle nehme ich schon wieder besser wahr, und auch die Gründe dafür kann ich einschätzen. Nicht immer sofort, aber nach einer Weile bin ich mir dann darüber im Klaren und dann ist die Lösung eigentlich meistens auch nur noch ein kleiner Schritt. Generell muss ich einfach mehr auf mich selbst achten, meine Wünsche äußern und meine Grenzen setzen.
 
Insgesamt betrachtet, brauch ich also etwas woraus ich meinen Selbstwert definieren kann, muss meine Gefühle wahrnehmen, offen darüber sprechen, Grenzen und Wünsche äußern, meine Erwartungen und Ziele auf ein erreichbares Maß zurückschrauben und mich mehr in die Öffentlichkeit wagen. Um die Angst vor fremden Menschen etwas in den Griff zu bekommen nehme ich nun Venlafaxin und ein bißchen scheint es bereits zu wirken. Wobei das schwer zu sagen ist, was nun von den Tabletten und was von der Therapie kommt.
 
Aber zusammengefasst geht’s mir wesentlich besser, ich sehe nun Vieles anders als zuvor und in der Theorie weiß ich bereits was und wie ich es ändern muss, damit das nicht nochmal auftritt. Damit die Umsetzung in die Praxis dann auch besser funktioniert, fange ich ab Januar mit einer ambulanten Therapie an, bei einem sehr netten und sympathischen Arzt.
 
Das war nun mal eine kleine Zusammenfassung aus meiner Klinikzeit. War eine schöne Zeit, hilfreich und auch wenn ich froh bin wieder „frei“ zu sein, würde ich die Erinnerungen nicht missen wollen. Kleines Beispiel: Eines Abends packte ein Patient seine Gitarre aus und 2 Stationen sangen den Psychosomat Song (wer ihn nicht kennt, einfach mal bei youtube eingeben), sodass das komplette Krankenhaus es hören konnte. Das fand ich richtig klasse und hin und wieder kann man das Leben mit Humor einfach viel besser ertragen :)
 
LG
Kugor
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Mo. 04.11.2013, 10:55

Hi :)

Das ist eine sehr positive Entwicklung...schön das du von deinem Aufenthalt so viel mitnehmen konntest.

Kugor hat geschrieben:Außerdem wurde mir dort erst so richtig bewusst, wie wichtig mir meine Familie ist (Bruder, Eltern…). Ich hab das immer verdrängt wenn wir wieder keinen Kontakt hatten und mir eingeredet, dass ich sie nicht brauche, aber auch das ist nicht richtig. Sie bedeuten mir sehr viel. Leider wurde mir auch klar, dass ich selbst zu einem großen Teil an der ständigen Funkstille innerhalb der Familie verantwortlich war.
Dieser Absatz hätte auch 1:1 von mir stammen können.

Ich wünsche dir das die Umsetzung deines neu gewonnenen Wissens gut klappt, und es weiterhin den Umständen entsprechend gut für dich läuft.

Hast du dir etwas bestimmtes vorgenommen, wegen deiner Angst vor fremden Personen?

Lieben Gruß...
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Mo. 04.11.2013, 21:51

Zum einen versuche ich den Leuten gegenüber offen zu sein, also mit einer anderen Einstellung in die Öffentlichkeit, sodass ich auch positive Erlebnisse ermögliche.
In der Klinik hab ich ja bereits erkannt dass man Menschen nur richtig kennen lernt wenn man mit ihnen spricht, also werde ich jetzt so offen herum laufen, dass ich Gespräche wenigstens ermöglichen kann. So soll ich dann wohl mit der Zeit lernen dass mir die Menschen nichts böses wollen.

Ansonsten würde ich unglaublich gerne krav maga lernen. Zum einen lerne ich da wieder neue Leute kennen und zum anderen könnte ich mich dann verteidigen falls etwas passieren würde. Nicht dass das vermutlich je passieren wird, aber allein das Gefühl es zu können sorgt für ein anderes auftreten und ich bräuchte diese Distanz zu anderen Menschen nicht mehr zur Sicherheit.
Leider gibt's hier in der Nähe keinen krav maga Kurs. Mal gucken was ich da nun mache.
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Mo. 03.02.2014, 20:17

Hallo Kugor :)

Wie geht es dir denn mittlerweile?...vielleicht machst du ja wieder mal einen Blick rein.

Lieben Gruß...
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Mo. 03.02.2014, 21:06

Hallo GLaDOS :)

 

hab mich ziemlich rar gemacht die letzten Monate. Mir gehts eigentlich ganz gut, alles geht irgendwie ein wenig vorwärts. Meine Frau geht seit Anfang des Jahres arbeiten, was ihr psychisch sehr sehr gut tut, weil sie sich gleich wieder wertvoller vorkommt, und das spürt man auch zu Hause, dass sie jetzt aufblüht. Gesundheitlich hat sich zwar bei ihr noch nichts verbessert, aber zumindest hab ich gelernt damit umzugehen ohne mich jedesmal deswegen fertig zu machen und mich selbst runterzuziehen.

 

Unser Sohn hat jetzt auch nur noch ein paar Wochen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, danach wechselt er wieder auf die normale Schule. Auch bei ihm merkt man deutliche Fortschritte, wobei dafür nun die Pubertät durch kommt, also im Prinzip auch nicht einfacher für uns :D  Aber auch er macht danach mit einer ambulanten Therapie weiter. Ansonsten bekommt er vom Jugendamt eine Familienhilfe, die vermutlich zweimal die Woche vorbei kommt und ihm dabei hilft, sich zu strukturieren und vor allem auch sein Zimmer ordentlich zu halten, immerhin war das Streitthema Nummer 1 bei uns. Im Augenblick hat das ein Sozialpädagoge von der Jugendpsychiatrie gemacht und das hat super funktioniert. Zum einen hört er auf Fremde besser als auf uns und es nimmt schonmal viel von dem Druck aus der Familie, sodass wir insgesamt wieder leichter als Familie zusammen finden können.

 

Bei mir gings ebenfalls Anfang des Jahres mit der Therapie los. Bin bisher sehr zufrieden damit, weil mir der Therapeut sehr sympathisch ist und zum anderen hilft es mir momentan schon bei aktuellen Problemen. Jetzt sind erstmal 50 Std Therapie beantragt, mal gucken ob die Kasse dem zustimmt. Bin zwar noch etwas skeptisch, ob ich danach "geheilt" bin, bzw wie mir die Therapie so helfen kann, dass sie auch danach noch anwirkt, aber wir stehen ja gerade erst am Anfang und haben noch viel Zeit. In dem Punkt muss ich meine Ungeduld einfach mal einbremsen und abwarten.

Meine Verlustängste habe ich seit der Klinik eigentlich recht gut im Griff. Weder mache ich mir ständig Sorgen um meine Frau, noch muss ich ständig mit ihr telefonieren oder schreiben wenn wir nicht zusammen sind.

 

In der Klinik wurde mir ja u. a. eine "generalisierte Angststörung" und eine "soziale Phobie" bescheinigt. Gestern habe ich mich durch einen Zufall mal informiert was das genau bedeutet. Gerade die soziale Phobie passt perfekt auf mich, und ich denke mal, dass die auch mein größtes Problem ist.

 

In der Therapie landen wir momentan jede Sitzung und mit jedem Problem wieder bei meiner Herkunftsfamilie (also Eltern und Bruder). Es ist also schon in meiner Kindheit viel falsch gelaufen. Zwar nichts gravierendes wodurch ich sowas wie ein Trauma bekommen hätte oder so, aber zumindest meine Entwicklung wurde stark behindert, weswegen ich auch heute oft gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin, was ich will und wie ich mich dafür einsetzen soll. Gerade im Umgang mit anderen Menschen ist das ein großes Problem.

 

Ansonsten, mal abseits von Therapien & Co, sind wir vor einer Woche umgezogen, was zwar zusätzlich Stress verursacht hat, aber sofern mal alles fertig ist in der neuen Wohnung, wird es sehr schön und eine gute Möglichkeit für einen Neuanfang. Aber bis dahin ist leider noch ne Menge Arbeit zu erledigen.

 

Das dürfte es vorerst mal gewesen sein denke ich :)

 

Aber nun reden wir hier immer nur von mir, wie gehts dir denn eigentlich? ;)

 

lg

Kugor
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Di. 04.02.2014, 07:30

Hey :D schön von dir zu lesen (so schnell habe ich gar nicht mit einer Antwort gerechnet)!

Das klingt ja alles ganz ordentlich bei dir *freu*

Kugor hat geschrieben:Gesundheitlich hat sich zwar bei ihr noch nichts verbessert, aber zumindest hab ich gelernt damit umzugehen ohne mich jedesmal deswegen fertig zu machen und mich selbst runterzuziehen.
Sehr gut. So kannst du ihr auch etwas mehr halt geben, wenn sie es denn benötigt.

Kugor hat geschrieben:Zum einen hört er auf Fremde besser als auf uns und es nimmt schonmal viel von dem Druck aus der Familie, sodass wir insgesamt wieder leichter als Familie zusammen finden können.
Jaja, wer kennt das nicht...es braucht dann oft eine neutrale Person die uns etwas die Augen öffnen kann. Weil Eltern ja generell nur rumnörgeln :wink: Das er nun so einsichtig ist ... :okay: einen erfreuliche Entwicklung.

Kugor hat geschrieben:Bin zwar noch etwas skeptisch, ob ich danach "geheilt" bin, bzw wie mir die Therapie so helfen kann, dass sie auch danach noch anwirkt, aber wir stehen ja gerade erst am Anfang und haben noch viel Zeit. In dem Punkt muss ich meine Ungeduld einfach mal einbremsen und abwarten.
Wichtiger letzter Satz..."abwarten und Tee trinken" Es bringt ja nichts es zu erzwingen...geht auch gar nicht. Wenn man so anfängt steigt höchstens die Frustration. Ich hoffe ihr könnt gute Ansätze finden, und das du für dich hilfreiche Strategien entwickeln kannst die du für später (ohne Therapie) einsetzten kannst. Das wird schon... :opti:

Kugor hat geschrieben:weswegen ich auch heute oft gar nicht weiß, wer ich eigentlich bin, was ich will und wie ich mich dafür einsetzen soll.
hmhm...das frage ich mich allerdings auch manchmal, und wusste bis vor ein paar Jahren auch nicht, dass es ein Problem ist. Ich finde es unheimlich schwer das herauszufinden...für seine Bedürfnisse einstehen, und zu erkennen welche das sind :|

Kugor hat geschrieben:Ansonsten, mal abseits von Therapien & Co, sind wir vor einer Woche umgezogen, was zwar zusätzlich Stress verursacht hat, aber sofern mal alles fertig ist in der neuen Wohnung, wird es sehr schön und eine gute Möglichkeit für einen Neuanfang. Aber bis dahin ist leider noch ne Menge Arbeit zu erledigen.
Cool :D Umzüge sind ja immer stressig, aber zumindest mit etwas positiven verbunden. Ich hoffe ihr bekommt das alles entspannt über die Bühne und lebt euch schnell in eurem neuen Heim ein.

Kugor hat geschrieben:Aber nun reden wir hier immer nur von mir, wie gehts dir denn eigentlich?
Das ist ja Sinn und Zweck von deinem Thread. Außerdem interessiert es mich ehrlich, aber danke der Nachfrage. Bei mir geht es mal rauf und runter. Im Moment etwas bescheiden, aber das wird schon...ich kann schon das Licht am Ende des Tunnels erkennen (hoffe das ist nun was gutes :wink: )

Ich wünsche dir das es weiter so gut für dich und deine Lieben läuft :cuddle:
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Fr. 20.06.2014, 10:06

Ohje Ohje, mein letzter Beitrag ist ja schon ne halbe Ewigkeit her *schäm* tut mir leid :(

 

Ich denke, dass es im Leben immer zwischen Auf's und Ab's wechselt ist fast normal, hoffe für Dich dass die Auf's überwiegen oder sich zumindest mit den Ab's ausgleichen :)

 

 

 

Aber dann bringe ich mal nen neuen Statusbericht. Wo fange ich denn nur an zu erzählen... Also im Großen und Ganzen kann man schon sagen, dass es mir wieder viel besser geht, was ich zu einem großen Teil der Therapie zu verdanken habe. Hab aber auch Glück mit meinem Therapeuten, das ist ja auch nicht unbedingt selbstverständlich, leider. Meine Angst, dass mir etwas zustoßen könnte, gerade auch im Hinblick auf die Gesellschaft, ist seit einigen Monaten komplett verschwunden. Daher habe ich auch meinen Wunsch nach Selbstverteidigungs- bzw Kampfsportkursen ad Acta gelegt. Nicht weil es nun nicht mehr machen möchte oder als unnütz empfinde, sondern weil mein Lieblingskurs Krav Maga leider nicht in der Nähe vorhanden ist, und ohne die Angst dass mir was angetan werden könnte, brauche ich das Gefühl mich verteidigen zu können ja auch nicht mehr zwingend.

 

Stattdessen ging es die letzten Sitzungen in der Therapie darum, etwas zu finden, durch das ich einen Ausgleich bekomme und mir Spaß macht. Was sich als schwieriger erwiesen hatte, als gedacht. Leider haben meine Eltern in meiner Kindheit nichts gefördert oder eventuelle Talente beobachtet etc. Meistens hieß es nur "geh weg das kannst du nicht". Daher ging ich selbst auch lange davon aus, nichts zu können. Aber auch das Problem hat sich schon etwas gebessert.

Auf der einen Seite will ich etwas mit Tieren machen. Wobei in nem Tierheim zu helfen wohl nicht so ganz das richtige ist, weil mir die ganzen Hunde und Katzen einfach nur tierisch leid tun und ich sie ja nicht alle mit nach Hause nehmen kann :D

Pferde würden mich da schon viel mehr reizen, aber das ist leider ein sehr kostspieliges Hobby und um ehrlich zu sein, ich hab auch noch keine Erfahrung damit, müsste also alles von Grund auf lernen. Da müsste man auch erstmal wen finden der sich die Mühe macht.

Zum anderen hab ich am Handwerken Spaß gefunden, wobei ich da Anfangs auch nicht so recht wusste was und wie ich das nun machen soll. Aber durch einen netten Zufall hat sich da etwas entwickelt.

Wir hatten für ne Woche meine Schwägerin (die Schwester meiner Frau) besucht, und obwohl wir beide immer gesagt haben, dass wir nie und nimmer auf einem Hof leben wollen, war die Woche einfach nur ein Traum. Meine Schwägerin wohnt nämlich auf einem Reiterhof :)   Dort konnte ich auch ersten Kontakt zu den Pferden aufnehmen und ihr Mann hat sich riesig gefreut dass endlich jemand da ist, der mit ihm in der Werkstatt rumbastelt. Obwohl dort eigentlich immer irgendeine Arbeit anfällt, fanden wir es dennoch nicht störend oder nervig, ganz im Gegenteil wir hatten riesen Spaß daran. Den letzten Tag stand ich fast durchgehend in der Werkstatt und hab einen Tisch für unseren Balkon daheim gebaut, und nicht genug damit, dass mir das Spaß gemacht hat, er sieht auch noch toll aus und passt perfekt :)

Wir sind auch jederzeit herzlich willkommen dort und wenn wir das nächste mal kommen, soll ich ein neues Projekt zum bauen mitbringen, hat ihr Mann gesagt :D  Mittlerweile schau ich zu hause nur noch was ich wo noch basteln könnte. Auch meine Frau bringt immer wieder Wünsche vor, welche Möbelstücke noch fehlen *g*

 

Danach gab es aber auch leider wieder einen kleinen Dämpfer und zwar kam der wieder mal von meiner Herkunftsfamilie. Vor zwei Wochen hatte ich meinen 30. Geburtstag, also habe ich zum Feiern eingeladen, alles vorbereitet, mich auch riesig darauf gefreut und letztendlich wars dann doch für die Katz. Nachdem es Kaffee und Kuchen gegeben hatte, merkte man spürbar wie sich meine Eltern und auch die Frau meines Bruders nur noch genervt rumsaßen und sich wohl innerlich gefragt haben wie lange sie des Anstands halber noch da bleiben müssen. Einzig mein Bruder versuchte die Stimmung nicht zu drücken, es gelang ihm aber auch nicht mehr. Das Abendessen haben dann meine Eltern bereits nicht mehr mitbekommen. Auch dass es ihrerseits nur Geld als Geschenk gab fand ich etwas schwach. Hätten sie nur einmal mit meiner Frau gesprochen, hätte sie ihnen genug Dinge sagen können über die ich mich freuen würde. Dabei geht es mir nicht um den materiellen Wert des Geschenks, sondern darum dass man darin sieht wieviel Gedanken man sich darüber macht. Das nächste mal feier ich dann entweder weit weg, also ohne Familie oder aber es wird von haus aus so kurz geplant dass es für alle Beteiligten erträglich bleibt.

 

Dafür hat mir meine Frau und meine Schwägerin einen Lebenstraum erfüllt zum Geburtstag. Von ihnen habe ich einen Gutschein für einen Fallschirm Tandemsprung bekommen. Das wollte ich schon immer mal machen. Ende Juli ist es dann soweit und es freut mich auch, dass meine Schwägerin und ihr Mann dabei sind. Denn um ehrlich zu sein, sind die beiden mir mittlerweile mehr Familie als meine eigene.

 

 

Ansonsten bin ich seit 3 Tagen wieder komplett ohne Antidepressiva unterwegs. Zwar war es mit meinem Arzt durchaus besprochen dass ich das demnächst mal absetze, aber da zuerst wir in Urlaub waren und dann er, und meine Tabletten so lange nicht gehalten hätten, habe ich alleine angefangen die Dinger abzusetzen. Scheinbar doch zu schnell, denn momentan leide ich an den Nebenwirkungen des Absetzens. Zum Glück keinerlei Gefühlsschwankungen oder ähnliches, sondern nur ein ewiges Schwindelgefühl und so eine Art leichte Stromstöße im Kopf wenn man die Augen bewegt. Soll aber bei Venlafaxin absetzen normal sein und zwischen 1 und 4 Wochen halten.

 

 

Jo, ich das wars vorerst wieder von meiner Seite aus. Ist ja doch wieder etwas zum lesen geworden :D

 

 

lg

Kugor
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Vanilla » Sa. 21.06.2014, 10:25

Huhu Kugor, wie schön wieder von dir zu lesen.
Abgesehen vom Besuch deiner Eltern. liest sich alles wirklich toll und ich freue mich, dass es dir besser geht.
Danke für das Update.

Kurz zum Venlafaxin. Ich nehme das auch schon ziemich lange.
Wie viel hast du genommen?
Es wäre besser, wenn du es langsam reduzierst.
Nicht allein wegen der körperlichen NW. Es könnte sein, das du sonst wieder in ein tiefes Loch fällst.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Sa. 21.06.2014, 10:44

Hi Vanilla,

ich hab seit nem knappen 3/4 Jahr 150 mg Venlafaxin genommen. Hab dann im Urlaub statt 2 nur noch 1 Tablette genommen, also 75 mg, weil ich nicht genug dabei hatte für die ganze Woche (es war nicht geplant so lange zu bleiben). Daheim habe ich dann noch 2 Wochen lang die 75 mg pro Tag genommen bis die Packung leer war.
Seit ein paar Tagen nehme ich nun gar nichts mehr. Eigentlich dachte ich ja dass das langsam genug abgesetzt wäre, aber nach allem was ich jetzt so gelesen habe darüber bin ich davon ja weit entfernt. Weiß nun nur nicht so recht ob ich die Zähne zusammen beissen soll, den Schwindel ignoriere und hoffe dass ich in kein Loch falle, oder ob ich am Dienstag zum Arzt gehe und ihn frage wie wir das nun lösen. Aber macht es sinn wenn ich jetzt plötzlich wieder Tabletten nehme zum absetzen?
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Sa. 21.06.2014, 17:49

Hi Kugor...schön wieder von dir zu lesen =)

Kugor hat geschrieben:Pferde würden mich da schon viel mehr reizen, aber das ist leider ein sehr kostspieliges Hobby und um ehrlich zu sein, ich hab auch noch keine Erfahrung damit, müsste also alles von Grund auf lernen. Da müsste man auch erstmal wen finden der sich die Mühe macht.
Ich habe als Kind/Teenager Reitstunden genommen, und bereue es bis heute aufgehört zu haben. Pferde und alles was damit verbunden ist, wären auch so mein Traum-Hobby, aber leider machen mir Zeit und Geld dabei einen Strich durch die Rechnung.

Kugor hat geschrieben:Wir hatten für ne Woche meine Schwägerin (die Schwester meiner Frau) besucht, und obwohl wir beide immer gesagt haben, dass wir nie und nimmer auf einem Hof leben wollen, war die Woche einfach nur ein Traum. Meine Schwägerin wohnt nämlich auf einem Reiterhof    Dort konnte ich auch ersten Kontakt zu den Pferden aufnehmen und ihr Mann hat sich riesig gefreut dass endlich jemand da ist, der mit ihm in der Werkstatt rumbastelt.
:okay: das klingt ja traumhaft =D Schön das du etwas gefunden hast, was dir so viel Spaß bereitet, und auch von Nutzen ist.

Kugor hat geschrieben:Dafür hat mir meine Frau und meine Schwägerin einen Lebenstraum erfüllt zum Geburtstag. Von ihnen habe ich einen Gutschein für einen Fallschirm Tandemsprung bekommen.
wow :D wie aufregend...für mich wäre das aber nichts *g* Höhen sind böse :wink: Würde mich freuen, wenn du davon berichten würdest =)

Ich würde wegen der Absetzung schon deinen Arzt befragen. Ich hab den Fehler auch oft gemacht -.- und es im nachhinein immer bereut. Leider merkt man erst wie die Tabletten geholfen haben, wenn man sie abgesetzt hat. Ansonsten merkt man ja keine große Veränderung. Ich hoffe das es sich bei dir einpendelt und du ohne auskommst, aber wenn nicht ist es doch auch ok. Besser du fühlst dich mit stabiler als dich ohne rumquälen.

Lieben Gruß...
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Sa. 21.06.2014, 18:53

Hi GLaDOS :)

GLaDOS hat geschrieben:Ich habe als Kind/Teenager Reitstunden genommen, und bereue es bis heute aufgehört zu haben. Pferde und alles was damit verbunden ist, wären auch so mein Traum-Hobby, aber leider machen mir Zeit und Geld dabei einen Strich durch die Rechnung.

Ja Pferde sind ansich leider ein sehr kostspieliges und zeitintensives Hobby. Mir persönlich geht es momentan ja noch nicht mal darum, dass ich ständig am reiten wäre oder so... müsste ich ja ohnehin erstmal lernen *g* mir macht auch die Arbeit drum herum Spaß, füttern, sauber machen, etc... einfach Kontakt damit haben. Ich finde Pferde strahlen eine unglaubliche Ruhe aus.

GLaDOS hat geschrieben:wow wie aufregend...für mich wäre das aber nichts *g* Höhen sind böse Würde mich freuen, wenn du davon berichten würdest =)

hehe, ja mal schauen wie ich mich dabei anstelle, immerhin habe ich durchaus Höhenangst, also eigentlich ein völliger Widerspruch :D aber solange der Tag noch entfernt ist und ich festen Boden unter den Füßen habe, kommen da noch keinerlei Ängste auf *g* ich denke spätestens im Flugzeug wenn die Tür aufgeht und ich am Abgrund von 4000 Meter Höhe sitze, frage ich mich sicher was ich hier eigentlich für einen Mist mache :lol:
Ich will ja sowieso ein Video machen lassen von meinem Sprung, muss nur gucken ob das klappt und wie ich dann darauf aussehe, ob ich das überhaupt Jemandem zeigen kann *g*

GLaDOS hat geschrieben:Ich hoffe das es sich bei dir einpendelt und du ohne auskommst, aber wenn nicht ist es doch auch ok. Besser du fühlst dich mit stabiler als dich ohne rumquälen.

Klar, wenn ich merke dass es ohne Tabletten nicht gut geht, nehme ich natürlich wieder welche. Ich denke es sind bei mir die selben Beweggründe wie bei den Meisten, weshalb ich die Tabletten absetzen möchte. Zum einen sind sie auf lange Sicht gesehen einfach nicht gut für den Körper und zum anderen möchte man doch auch mal wissen wo man aktuell steht und ob Medikamente überhaupt noch nötig sind.
Aber ich muss zugeben ich hab die kleinen Dinger ordentlich unterschätzt, hätte nicht damit gerechnet überhaupt Nebenwirkungen zu bekommen bei meinem "langsamen Absetzen" :D Dann werde ich meinem Arzt nächste Woche mal gestehen dass ich sie schon los geworden bin und mit welchen Nebenwirkungen. Mal schauen wir begeistert er davon ist ^^


lg
Kugor
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon GLaDOS » Sa. 21.06.2014, 22:02

Kugor hat geschrieben:...mir macht auch die Arbeit drum herum Spaß, füttern, sauber machen, etc... einfach Kontakt damit haben. Ich finde Pferde strahlen eine unglaubliche Ruhe aus.
Das sehe ich genau so =) Ich mag auch den Geruch so gerne Bild

Kugor hat geschrieben:...ich denke spätestens im Flugzeug wenn die Tür aufgeht und ich am Abgrund von 4000 Meter Höhe sitze, frage ich mich sicher was ich hier eigentlich für einen Mist mache...
*ggg* Da bin ich mir sicher.

Kugor hat geschrieben:Mal schauen wir begeistert er davon ist ^^
Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen. Bin trotzdem gespannt, was er sagt.
GLaDOS
 

Re: Verlustängste, Selbstzweifel etc

Beitragvon Kugor » Mo. 30.06.2014, 09:56

GLaDOS hat geschrieben:Das sehe ich genau so =) Ich mag auch den Geruch so gerne

hihi, ja da gehts mir genauso.



Das Schwindelgefühl ist übrigens seit ner knappen Woche komplett vorbei, ging also doch noch relativ gut über die Bühne mein Versuch das Venlafaxin langsam abzusetzen :D Dennoch kann ich Jedem der das hier liest, nur davon abraten meinem Beispiel zu folgen. Lieber seinen Arzt hinzuziehen und mit ihm gemeinsam absetzen.

Heute war ich dann auch bei meinem Arzt, hab ihm das erzählt und wie es mir seither so geht. Das Ende vom Lied, ich bin mit nem Rezept Venlafaxin heimgefahren und nehme sie ab jetzt wieder. Gerade die letzte Woche war es dann plötzlich auffällig, dass meine Abneigung auf die Gesellschaft, vor allem hier im Ort, und die Grübelneigung wieder zurückkam. Dadurch war ich wieder wegen Kleinigkeiten völlig niedergeschlagen. Allerdings fiel mir selbst es erst gestern im Gespräch mit meiner Frau auf, dass es wirklich nur Kleinigkeiten sind, die mich so sehr bedrücken. Das ständige auf und ab im Leben.

Na ja, egal. Wenn es mit Tabletten besser geht, dann nehme ich sie eben weiterhin. Dennoch bin ich froh um den Versuch sie abzusetzen, denn nun weiß ich in welchen Punkten die Therapie mich schon weiter gebracht hat, und was die Tabletten waren.

Von dem ganzen Psychokram mal abgesehen, haben wir dann gestern alle gemeinsam angefangen den Keller aufzuräumen, damit ich da meine kleine Werkstatt einrichten kann um endlich meinen Rückzugsort zu haben. Hab dann auch direkt meinen Schwippschwager angerufen und ihm mein geplantes Projekt für den Sommerurlaub bei ihnen mitgeteilt. Wir bauen eine Werkbank :D Mein alter Schreibtisch ist leider zu groß für den Keller, eine Werkbank kaufen ist zu teuer und selbst bauen ist ohnehin viel besser und schöner. Wie heißt es so schön, der Weg ist das Ziel 8)
Kugor
 

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