Wie hört das bloß auf?

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Wie hört das bloß auf?

Beitragvon Ica » Sa. 28.01.2012, 11:03

Hallo,

wie bereits im Vorstellungsthread angekündigt, habe ich eine etwas längere Geschichte mitgebracht.
Vielleicht hilft es mir, wenn ich es mir von der Seele schreibe, vielleicht habt ihr aber auch ein paar hilfreiche Worte für mich übrig.

Wo fange ich an?
Vielleicht mit dem, was mich letztlich auch hier her geführt hat.
Ich glaube, ich belaste meine Familie zu sehr. Mit meiner Familie meine ich in erster Linie meinen Mann und mein Kind.
Ich glaube, im "Alltag" funktioniere ich noch recht gut, - und ich schätze, für mein Umfeld bin ich ein netter Zeitgeist, der oft auch zu Scherzen aufgelegt ist, diszipliniert, organisiert, verantwortungsvoll etc. - in meinen vier Wänden ist das aber schon nicht mehr der Fall.
Ich glaube, manche würden es als lethargisch bezeichnen, weil es über ein normales Maß an "Trägheit" schon deutlich hinausgeht. Ich bin schlicht und einfach oft einfach nur antriebslos.
Ich schaffe es oft nicht, mich "aufzuraffen" - manchmal liege ich am Wochenende stundenlang noch im Bett und gelegentlich weine ich dabei "grundlos". Manchmal kapsle ich mich schon ziemlich ab, verbringe lieber nicht die Freizeit mit irgendwelchen Aktivitäten, weil ich sie meist als viel zu anstrengend empfinde (ich mein jetzt nicht solche kräftezehrenden Ausflüge an eine Kletterwand oder so, ich spreche hier von "Spaziergängen" oder einfachen Zoobesuchen usw.).
Ich muss - es liest sich total bescheuert, wenn ich es aufschreibe - ständig "reden" - ich mein damit nicht, dass ich mich ständig unterhalte. Ich rede, während ich den Haushalt mache, wenn ich Aufgaben erledige, ich rede und rede und rede.
Mein Kind sagt manchmal: "Darf ich dich was fragen, wenn du fertig bist mit selbstreden?" - ... mein Kind ist sechs Jahre alt. Ich bin dann manchmal ganz fassungslos, wie ignorant/weltabwesend ich wirken muss und unterlasse es dann einige Zeit wieder, um "aufmerksamer" und präsenter zu sein.
So - das ist mein "Allgemeinzustand", das, was eigentlich immer ist.

Dagegen habe ich auch schon versucht, anzugehen. Ich bin von Vollzeit auf Teilzeit gewechselt, um den Stress, den ich mir in meiner Ausbildung mache, (zumindest teilweise) zu nehmen. Manchmal ist es auch nun etwas stressfreier, - ich habe nun mehr Zeit für mein Kind und kann die Nachmittage "entspannter" angehen, weil sie nicht erst um halb fünf starten, sondern früher. So lassen sich Aufgaben wie Einkäufe, Aufräumen usw. zeitlich besser abarbeiten, ohne von der einen Aufgabe gleich zur nächsten zu hetzen oder alles gleichzeitig zu machen.

Nun bin ich aber gelegentlich an einem Punkt, an dem ich nicht mal das alltägliche Programm durchlaufen kann. Ich bin "ausgelaugt", gehe bei der kleinsten Herausforderung an die Decke und bin dann unausstehlich.
Mein Mann mag diese emotionalen Ausbrüche selbstverständlich nicht - er drängt mich dann oft dazu, sie zu lassen, was letztlich oft nur dazu führt, dass ich dann gänzlich die Kontrolle verliere und in Tobsuchtsanfälle gerate. Ich weiß nicht, ob das so recht "ankommt", wenn ich von Tobsuchtsanfällen schreibe, aber ich beschreibe sie besser noch:
Ich schreie, werde ziemlich biestig, heule und ...das kommt (leider) auch nicht selten vor: ich verbarrikadiere mich im Bad und schlucke Tabletten oder schneide mich.

Ich muss vielleicht hier kurz ausklinken und sagen, dass ich nicht so "selbstzerstörerisch" unterwegs bin, wie das jetzt vielleicht wirkt. Ich empfinde es sogar schon als sehr kontrolliert, weil es eben sehr selten geworden ist mit diesem Verhalten, - früher..also als ich jugendlich war, war ich in Therapie wegen dem Schneiden und den Tabletten usw.
Ich habe die dann aber nicht mehr weiter gemacht, weil ich mich eben auch schon sehr viel "verantwortungsbewusster" fühle - allein schon deshalb, weil ich ein kleines Kind daheim habe. Also, kontrolliert, so weit so gut.
Es passiert nur noch sehr, sehr selten. In Momenten, in denen ich mich verliere und nicht weiter weiß, weil ich oft das Gefühl habe, nicht mehr ernst genommen zu werden.

Es klingt vielleicht schon etwas an, aber ich schreibe es dann doch noch mal mit aller Deutlichkeit: wenn mein Mann und ich eine Meinungsverschiedenheit haben und eine Einigung einfach nicht in Sicht ist, wir uns im Kreis drehen und es letztlich zum Streit ausufert, kann es passieren, dass ich so aussticke.

Ich weiß nicht, vielleicht ist das nicht so selten, wie ich glaube. Aber letztlich fühle ich mich damit nicht wohl. Ich weiß, dass ich meine Familie damit belaste. Mein Kind "kennt" seine Mama natürlich nicht als "sooo" traurig, - wenn ich mich in einer Nacht und Nebelaktion so heftig geschnitten habe (was ich wirklich nicht wollte!), und wir in die Notaufnahme zum nähen müssen, dann war es "ein Unfall", und das sagen wir (damit meine ich meinen Mann und mich) auch anderen so, wenn gefragt wird.

Denn, wie man sicherlich vorstellen kann, ist es doch schon manchmal vorgekommen, dass gefragt wird, warum ich denn "schon wieder" so ein Unglücksrabe war, der sich im Haushalt verletzt hat. Ich glaube, - es ist noch recht überzeugend, ...zumindest wird nicht "nachgehakt". Auch nicht von meinen Geschwistern, meinen Eltern oder meiner Oma, die ja meine jugendliche Phase mitbekommen haben.

Ich bin mir schon bewusst darüber, dass das eigentlich nur ein Netz aus Lügen ist, was mich da schützt und auf längere Sicht, verliert so etwas an Glaubwürdigkeit und ... natürlich will ich (!) nicht, dass mein Kind irgendwie mal das Gefühl hat, dass die Mama "krank" ist, aber ich weiß ja nicht mal, was ich tun kann, damit das aufhört.

Ich bin total blockiert irgendwie. Und manchmal würde ich mir wünschen, mein Mann würde da nicht "mitziehen" und sich wieder irgendetwas ausdenken, warum Mama weint oder was auch immer, - manchmal ertappe ich mich bei dem Wunsch, dass er mich einweisen lässt.
Aber wofür, frage ich mich dann wieder. Was sollte er denn den Leuten sagen, die er zur Hilfe ruft? "Meine Frau spielt verrückt, nehmen Sie sie bitte mit und sperren Sie sie ruhig mal für ein paar Tage weg, damit sie wieder klardenkt!"? Das klingt doch herrlich.
Aber warum wünsche ich mir so etwas nur bloß?
Kann ich das nicht mal gebacken bekommen? Aufhören so wehleidig zu sein, aufhören immer alles "verbalisieren" zu müssen, was ich denke, aufhören bei einem Streit ins Bad zu stürmen?

Ich will mich nicht vor meinen Hausarzt in den Sessel setzen und sagen: "Körperliche Beschwerden schicken mich nicht zu Ihnen, ich glaube, ich bin im Kopf krank" - ich will nur, dass es aufhört.

Wie hört das auf?

Ich hoffe, irgendwer hat hier eine Antwort.

Danke für's Lesen.
Ica
 

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