Zuerst war da das Trauma...

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Mo. 14.11.2011, 22:24

... weiß ich jetzt, heute, seit ein paar Tagen...

Ich bin seit einigen Monaten krank geschrieben, wegen eines Zusammenbruchs und dann diagnostiziertem Burnout. Ich suchte dann Hilfe bei einem Psychologen, bei dem ich ein Bioenergetik Wochenende bestritt.

Und da kam raus, was der Therapeut schon vermutete: traumatisiert von der schicksalhaften Zwillingsschwangerschaft und der dreifach lebensbedrohlichen Geburt. Das sitzt...

Nun werde ich eine traumabewältigung mit meinem therapeuten machen, ich weiß so gar nicht, was mich erwartet? Zudem frage ich mich, ob es einen Zusammenhang mit dem Trauma und dem Burnout gibt?

Übrigens hält mich jeder für so schrecklich perfekt - das will ich nicht... :cry:

Ich denke, es sind viele baustellen, aber ich will mich verdammt nochmal einfach wieder gut fühlen, irgendwann.
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon planb » Di. 15.11.2011, 10:55

Wenn ich das richtig verstehe, bist du dir selber nicht sicher, ob die Geburt die Ursache für das Trauma ist? War es eine komplizierte Geburt?
planb
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 11:06

Dann hab ich mich etwas unverständlich ausgedrückt, sorry. :(

In der Zwillingsschwangerschaft wurde schon im Bauch operiert, da waren meine Jungs schon in lebensgefahr. Kurz drauf hatte ich in der 21. Woche einen blasenriss und musste im KH liegen, meine einjährige Tochter musste ich daheim zurücklassen.

9 Wochen später erlitt ich einen anaphylaktischen Schock, so dass die Zwillinge sehr schnell geholt werden mussten - der Professor hat nicht damit gerechnet, dass wir überleben, einer meiner Söhne musste reanimiert werden. Die Geburt war viel zu früh, 11 Wochen vor dem errechneten Termin.

Das ist die kurzversion, an der ich seit über 6 Jahren zu knabbern habe.

Ich merkte schon immer, dass es mich nicht loslässt, ich es nicht mit dem gesunden nötigen Abstand sehen kann. Aber im nahen Umfeld, Familie und teils freunde waren irgendwann genervt, dass ich immer wieder damit anfange - ich habe ja 2 gesunde kinder. Auch wenn ich dafür durch die Hölle gehen musste, monatelang.

Als unterband ich diese Ängste, dieses Gefühl in mir.

Ich bin nun eher erleichtert, dass es rauskam und ich wirklich traumatisiert bin und es mir nicht nur einbilde. Wobei es für mein Umfeld unbegreiflich bleibt.
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 11:51

Das alles hört sich wirkich sehr hart an.
Aber da du nun weißt was los ist, kannst du gezielt das Thema anpacken und es aufarbeiten.
Das ist etwas leichter, als wen man noch nach der Ursache forschen muss.

Die Aufarbeitung wird sicher nicht leicht, aber sie wird dir helfen damit besser umgehen zu können.

Maxi
Minni34
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minchen » Di. 15.11.2011, 12:21

Hallo appletini,
erst mal herzlich willkommen hier!
Erst mal hab ich noch eine kurze Frage, ich hab das grad nicht richtig verstanden (liegt aber an mir), Du hast aber jetzt drei Kinder? Falls ich daneben liege und jetzt ganz tief ins Fettnäpfchen getreten habe, entschuldige!! Das war nicht meine Absicht.
Ich kann Dich verstehen, habe zwar nicht das erlebt, was Du erlebt hast, bin aber durch die Geburt meines ersten Kindes retraumatisiert worden, ganz viele alte Wunden sind aufgerissen worden und sind immer noch nicht wieder geschlossen.
Gut, das Du für Dich endlich eine Bezeichnung für Deinen Zustand gefunden hast, es ist sehr schwierig etwas zu spüren, gefühlt allen damit auf die Nerven zu gehen und keine Ahnung zu haben, was das eigentlich alles soll!
Und jetzt wo es einen Namen hat, kann man ja auch daran arbeiten.
Ich wünsche Dir viel Kraft für Deinen Weg!!
Alles Liebe
Minchen
Minchen
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 12:32

Liebsten dank für eure Worte.

Ich habe auch gehört, dass das Trauma eine Art Energie im Körper freisetzt, die ich immer wieder durch arbeiten und noch mehr arbeiten und noch mehr stress versucht habe, zu verarbeiten.

Das Trauma ist sicherlich das grundlegende Problem, aber es gehören noch einige Faktoren zu dem schlussendlichen Burnout, wie zB mein angeblicher perfektionismus. Merkwürdigerweise sehe ich mich nicht als perfekt an, nur alle anderen tun dies...

@minchen: es stimmt schon. Ich habe drei Kinder. Es ist alles gut gegangen. Zudem sind auch die Zwillinge sehr gesund, bis auf einen Hydrocephalus bei einem der beiden. Der hat jedoch keinerlei Wirkung.

Wie bearbeitest du dieses Trauma für dich? Merkst du, dass du Abstand zu diesem erlebnis findest, es als dein leben, zu empfinden?
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 12:38

Bei einem Burnout ist es völlig normal das man seinen eigenen Perfektionismus nicht selbst bemerkt.
Auch ohne Burnout merkt man das nicht immer. Ich wollte auch immer alles perfekt machen, es musste zu 100% perfekt sein, sonst war ich unzufrieden und es ging mir richtig schlecht. Wenn nicht alles so war wie ich es wollte, hätte ich ausrasten können, da kam eine Wut auf, die war nicht mehr schön.

Ich habe herausgefunden an was es lag und konnte es bearbeiten.
Heute habe ich den Perfktionismus im Griff und ich sage wo es lang geht.

Merkst du denn, das du z.B. alles was du anfängst, auch zu Ende führen willst?
Das wenn dir was nicht gefällt, das es unbedingt geändert werden muss?
Und ähnliche Sachen?

Maxi
Minni34
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 12:51

Maxi hat geschrieben:Bei einem Burnout ist es völlig normal das man seinen eigenen Perfektionismus nicht selbst bemerkt.
Auch ohne Burnout merkt man das nicht immer. Ich wollte auch immer alles perfekt machen, es musste zu 100% perfekt sein, sonst war ich unzufrieden und es ging mir richtig schlecht. Wenn nicht alles so war wie ich es wollte, hätte ich ausrasten können, da kam eine Wut auf, die war nicht mehr schön.

Ich habe herausgefunden an was es lag und konnte es bearbeiten.
Heute habe ich den Perfktionismus im Griff und ich sage wo es lang geht.

Merkst du denn, das du z.B. alles was du anfängst, auch zu Ende führen willst?
Das wenn dir was nicht gefällt, das es unbedingt geändert werden muss?
Und ähnliche Sachen?

Maxi


Ich habe nun 3 Jahre gearbeitet, erst 20 Stunden, bis zum Schluss waren es dann neben drei Kindern und Haushalt über 40 Stunden, auch bis nachts um 0.30 Uhr. Wenn ich nichts zu arbeiten hatte, habe ich eben nachts Fenster geputzt. Es war eine Spirale, die sich immer schneller immer enger drehte.

Weil ich dieses Chaos dort lichten wollte, das dort herrschte. Alles von Grund auf strukturieren, organisieren. Ich wollte mehr, als alles zu Ende zu führen, ich wollte es von Grund auf sanieren.

Schlussendlich sagte mein Körper AUS! ENDE! SCHLUSS! Ich schlafe nachts nicht mehr, dauerübelkeit, herzrasen, immer das Gefühl, was tun zu müssen, keine Freundschaften mehr zu pflegen, ich war mir gänzlich unwichtig. Selbst mein heißgeliebter Sport findet keinen Platz mehr in meinem leben...
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 12:56

Du hast dir in deinem Beitrag eigentlich selber die Antwort gegeben das du ein Perfektionist bist.
Mit diesem Satz z.B. :

Weil ich dieses Chaos dort lichten wollte, das dort herrschte. Alles von Grund auf strukturieren, organisieren. Ich wollte mehr, als alles zu Ende zu führen, ich wollte es von Grund auf sanieren.

Das dies irgendwann zu viel wird, und dein Körper das merkt und sich bemerkbar macht, ist völlig klar.
Irgendwann hat man keine Kräfte mehr.

Liebe Grüße,
Maxi
Minni34
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 13:05

Ja, du hast recht!

Ich definiere mich auch über leistung, das ist auf jeden Fall auch ein grosses Problem. Ich bin der Meinung,dass ich nur ein toller Mensch bin, wenn ich auf alle Gebieten alles gebe und für jeden und alle da bin, weltretter, quasi....
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 13:19

Von jedem etwas, würde völlig ausreichen, denn du bist auf der Strecke geblieben, und das darf nicht passieren. Die Quittung hast du ja leider bekommen.

Kannst du denn nun etwas langsamer machen, oder hast du noch immer diesen Drang alles und jedem helfen zu wollen?

Maxi
Minni34
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 13:34

Maxi hat geschrieben:Von jedem etwas, würde völlig ausreichen, denn du bist auf der Strecke geblieben, und das darf nicht passieren. Die Quittung hast du ja leider bekommen.

Kannst du denn nun etwas langsamer machen, oder hast du noch immer diesen Drang alles und jedem helfen zu wollen?

Maxi


Ich kann von mir aus nicht langsamer machen, kürzer treten. Das schaffe ich nur, wenn mich mein Umfeld dazu zwingt. Sonst würde ich weiter versuchen, es allen recht zu machen, ganz klar :cry:

Ich habe auch meinen Job gekündigt. Das Chaos werde ich nie mit gesundem Abstand sehen können.
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 13:39

Sage nicht "NIE", sondern versuche ganz langsam mit kleinen Schritten und prof. Hilfe daran zu arbeiten.
Du hast ja geschrieben das du eine Trauma Therpie beginnst, bist du oder warst du wegen dem Burnout in behandung, und konntest das mit dem perfektionismus ansprechen?

Glaube mir, ich habe es auch geschafft, das mit dem perfektionismus meine ich.
Das kannst du auch schaffen. Es ist ein harter Weg, keine Frage, aber du hast ja anscheinend auch ein Umfeld was dir zur Seite zu steht. Du kannst es schaffen, wenn du es willst.

Auf Dauer machst du dich bzw. deinen Körper und Geist immer mehr kaputt, das kann nicht der Sinn des Lebens sein.

Ich möchte dir Mut machen. :cuddle:

Maxi
Minni34
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon appletini » Di. 15.11.2011, 13:52

Maxi hat geschrieben:Sage nicht "NIE", sondern versuche ganz langsam mit kleinen Schritten und prof. Hilfe daran zu arbeiten.
Du hast ja geschrieben das du eine Trauma Therpie beginnst, bist du oder warst du wegen dem Burnout in behandung, und konntest das mit dem perfektionismus ansprechen?

Glaube mir, ich habe es auch geschafft, das mit dem perfektionismus meine ich.
Das kannst du auch schaffen. Es ist ein harter Weg, keine Frage, aber du hast ja anscheinend auch ein Umfeld was dir zur Seite zu steht. Du kannst es schaffen, wenn du es willst.

Auf Dauer machst du dich bzw. deinen Körper und Geist immer mehr kaputt, das kann nicht der Sinn des Lebens sein.

Ich möchte dir Mut machen. :cuddle:

Maxi


Ganz ganz lieben dank, du tust mir unbekannterweise sehr gut :cuddle:

Ich hatte den schlimmen Zusammenbruch Anfang September. Ich bin noch nicht lange körperlich in der Lage, zu einer Therapie zu gehen. Ich war erst 2x dort. Beim 1. Mal besprachen wir, dass ich nicht einfach nur zu blöd bin, die doppelbelastung zu ertragen, sondern wirklich einen burnout habe. Das klingt blöd, aber so sieht man es im Büro. Und da kam auch mein perfektionismus auf. Schlimm ist, dass ich für alle, ausnahmslos immer perfekt wirke, auf den ersten Blick schon. Und ich bin es leid, sehr leid. Ich will nicht perfekt wirken und es schon gar nicht sein.

Beim 2. Mal ging es um meinen Lebenslauf und es kam eben diese traumatische situation zu Tage. Dann war jetzt schon dieses Bioenergetik Wochenende.
appletini
 

Re: Zuerst war da das Trauma...

Beitragvon Minni34 » Di. 15.11.2011, 14:11

Es ist aber der Anfang gemacht, du hattest schon zwei Gespräche, wo auch schon einiges ans Tageslicht kam. Das ist doch schon mal sehr gut.

Das man körperlich Kraft braucht um eine Therapie zu machen, kann ich verstehen. Es sind immer wieder harte Tage bzw. Stunden dabei. Aber im nachhinein ist es meistens gut, das man sie durch gestanden hat, weil sie einen wieder ein Schritt weiter in die richtige Richtung gebracht hat.

Gehtst du denn nun weiter zur Therpaie? Auch wenn es sicher schwer ist...?

Nichts zu Danken Appletini, ich höre (lese) dir gerne zu, und wenn ich helfen, freut mich das. :-)

Ich bin jetzt mal kurz weg, aber nachher wieder da.
Wenn du weiter schreiben magst, ich lese gerne nachher weiter.... :-)

Du bist stark!

Liebe Grüße,
Maxi
Minni34
 

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