Psychische Probleme

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Psychische Probleme

Beitragvon Jarl » Mi. 15.06.2011, 05:29

Hallo Community,

Ich habe diverse Probleme mit meiner Psyche...

Zunächst möchte ich erst einmal klarstellen, dass ich kein pubertierender Teenie bin der Aufmerksamkeitsstörungen hat - ganz im Gegenteil, ich (m/19) gebe meist mein bestes um für die meisten Menschen unsichtbar zu sein. Ich komme ja nicht einmal mit mir selbst ais, wie könnte ich mich also anderen Menschen zumuten?!

Ich denke es wäre das Beste, wenn ich einfach ganz von vorne anfange:

Es fing so im Alter von 13-14 Jahren an. Ich hatte schon damals leichte Depressionen. Seit früher Kindheit habe ich ein sehr schlechtes Immunsystem, ich hatte als Kleinkind !täglich! starke Kopfschmerzen, welche sich dann zu der Zeit als meine Depressionen begannen in Magenprobleme umwandelten. Ich hatte jeden Tag morgens sehr schlimme Magenkrämpfe welche sich dann auch immer im Verlaufe des Tages verflüchteten (im Klo). Ich war also ständig krank und fühlte mich wie ein Aussenseiter.

Es war aber nie so, dass jemand mir deutlich (für normal denkende Menschen) zu verstehen gegeben hätte der Aussenseiter zu sein. Ich nehme einfach Blicke und Tonveränderungen anderst wahr. So streite ich mich im innern mit mir selbst.
Ich frage mich meist "warum hat er das getan / warum schaut sie mich so an / ..... / " So denke ich mir zunächst, dass es willkürlich, keine böse Absicht war. Doch dann kommt immer mein selbstzerstörerisches Ich zu Wort und meint "Das tut er weil er dich nicht Leiden kann, nein, weil er dich HASST!". Das führt dazu dass ich mir im wahn selbst einrede, dass diese willkürliche Situation teil eines ganzen Planes ist mich loszuwerden/sabotieren o.ä.

Ich wünschte mir, dass es mir jetzt so gehen würde wie damals, denn heute geht es mir viel schlimmer !

Ich habe sehr extreme Gefühlsschwankungen, welche innerhalb von wenigen Minuten meine komplette Persönlichkeit verwandelt. So fällt es mir auch sehr schwer diesen Text zu schreiben, da es mir einfach vorkommt als hätte ich tausende Gesichter, welche sich auf ein Übel konzentrieren und andere Faktoren komplett ausschalten. Einfach ausgedrückt, mich belasten viele Dinge, doch im Moment belasten mich bestimmte Dinge besonders und alle anderen positive sowie negative Faktoren werden ausgeblendet, so kann ich (glaube ich) nie meine Probleme und Komplexe auf ein Papier zusammenfassen da ich immer nur meinen aktuellen Zustand beschreiben kann, und nicht alle auf einmal - was ich aber zumindest ansatzweise versuchen werde.


Mein häufigster und aktueller Zustand ist, dass ich wieder einmal bereits 2 Stunden im Bett lag und einfach nicht einschlafen konnte, ich kann einfach nicht aufhören nachzudenken, ich kann NIE abschalten, ich habe das Gefühl selbst kurz vor dem Einschlafen unter mehr Stress zu stehen als Schüler während ihren Abiturprüfungen.
Ich bin absolut unbelastbar was Stress angeht, kleinste Aufgaben überfordern mich sofort. Wenn ich unter Zeitdruck stehe wie z.B ich weiß dass ich in einer halben stunde Besuch bekomme und meine Wohnung aussieht wie bei Hempels unterm Sofa - fange ich an aufzuräumen und wenn nach 2 minuten keine sichtbar große veränderung an der Situation besteht bekomme ich einen nervenzusammenbruch, fange fast an zu heulen und muss eine pause einlegen.
Ich kann verstehen wenn ihr jetzt denkt "okaaaaaaay, hat der typ vielleicht probleme :D", aber es ging tatsächlig schon soweit, dass ich meine freunde einfach nicht hereingelassen habe, weil ich anstatt aufzuräumen die halbe stunde auf dem bett saß mit ausgebrannten nerven und darüber nachdachte wie es wohl wäre wenn meine "freunde" mich von der decke baumelnd auffinden würden...
Außerdem bin ich extrem antriebslos, ich verlasse manchmal tagelang mein bett nicht (nein ich bin nicht arbeitslos, sondern nur aushilfe bis schule im september losgeht - lange geschichte, gehört eigentlich auch dazu, aber das ist eher nebensächlig), trinke und esse nichts weil ich es nicht einmal schaffe aufzustehen. Fühle mich den ganzen Tag schlapp und würde am liebsten alldem ein Ende setzen.

Diese Phase ähnelt sich etwas mit der, in der mir alles auf gut deutsch - scheiß egal ist. In dieser Zeit bin ich einfach absolut Emotionslos, ich empfinde weder positive noch negative gefühle. In dieser Zeit könnte man mir sagen, dass meine Katze gestorben wäre, so wäre es mir egal.
In dieser Phase denke ich viel über den Sinn des Lebens nach. Sowie über gott (bin übrigends zum entschluss gekommen atheist zu sein, da ich mir diesen sadistisch, rassistischen "allmächtigen" gott einfach nicht vorstellen kann und will.) und die Welt. ich bin dann immer total philosophisch veranlagt. Oft mache ich auch etwas sehr dummes und lasse sozusagen das glück über mein überleben entscheiden (ja ich scheine ein glückskind zu sein, denn sonst müssten sich diese zeilen von selbst schreiben und nicht durch mich), nur aus neugier und um mich selbst zu testen wie weit ich gehe bis mein überlebensinstinkt einsetzt und ich angst bekomme etc. oder ich drehe zB. in der badewanne das pure heiße wasser auf und halte meinen fuß drunter nur um >etwas< zu spüren. Die meiste Zeit jedoch möchte ich alleine sein und philosophiere. Ich denke in dieser Zeit keineswegs viel über meine eigenen probleme nach, sondern eher an das leid der menscheit im allgemeinen.

Während ich über so sachen nachdenke wie ungerechtigkeit gegenüber benachteiligten menschen (3. welt) oder schändung der umwelt, natur, tierwelt - komme ich des öfteren ich meine hochphase, welche leider nicht oft erscheint und auch nicht lange hält. in dieser phase steigere ich mich hinein etwas verändern zu wollen, ich will die welt verbessern... am liebsten die natur und tierwelt retten und gleichzeitig allen armen menschen den wohlstand bringen, aber trotzdem selbst reich werden, viel freizeit haben mit frau und kindern... was sich alles gegenseitig widerspricht und ich trotz allem in dieser phase naiv genug bin und wirklich glaube das schaffen zu können. außerdem nehme ich mir immer vor mich gesund zu ernähren, abzunehmen (ich bin nicht wirklich fett, aber einen bauch habe ich schon). wenn dieser zustand ewig halten würde, glaube ich ich könnte es in meinem leben zu etwas bringen, nur leider hält dieser zustand meist nur wenige stunden. je höher mein "hoch" ist desto tiefer falle ich dann auch innerhalb weniger sekunden ins negative.

ich würd so gerne jemand haben an den ich mich anlehnen kann, doch ich kann einfach niemandem erzählen was in mir vorgeht aus angst dass diese(r) mich für einen psycho hält, was ich ja auch bin, und sich von mir abwendet...

ich denke dass meine psychischen probleme mitunter aufgrund meiner schwierigen kindheit entstanden sind, in der mitunter misshandlung durch die eltern (mein bruder ist mit 15 schon durchs jugendamt ausgezogen, ich habs 3 jahre länger durchgehalten...) und sexuelle übergriffe einer ehemaligen vertrauensperson eine große rolle gespielt haben. auf diese vorfälle werde ich aber jetzt auch nicht näher eingehen, auch wenn all das hier anonym ist geht das mir dann doch zu weit!

Es gibt noch so viel zu sagen aber meine konzentration lässt total nach (was mein schludern bei der rechtschreibung begründet) und ich bin ausgebrannt ...

therapie wäre wohl ein guter ansatz für mich, ich habe auch schon oft darüber nachgedacht, aber ich habe einfach angst wohin das führt und versuche mir dann einzureden mir würde es doch gut gehen, ich brauche das doch nicht...ich bin doch stark... =/

...ihr, die ihr euch die zeit genommen habt wenigstens den großteil meines textes zu lesen (respekt an die, die wirklich alles gelesen haben) seid die absolut ersten die über meinen zustand erfahrt.

für ALLE anderen bin ich einfach nur der inteligente, ruhige, nette, einfühlsamer junger mann der sich absolut nix anmerken lässt.

ich habe es einmal mit schlaftabletten/antidepressiva probiert, aber im endeffekt schlief ich dann 15 stunden am tag und die restliche zeit lag ich dann im bett mit nervenzusammenbruch - also nicht unbedingt eine verbesserung meiner situation.

hiermit erlöse ich euch vom lesen, denn ich werde jetzt schlafen gehen, während viele von euch warscheinlich gerade aufstehen...
Jarl
 

Re: Psychische Probleme

Beitragvon Vanilla » Mi. 15.06.2011, 06:47

Habe alles gelesen und finde es super, dass du mal einiges von der Seele geschrieben hast.
Du hast wirklich schlimmes erlebt und da ist es kein Wunder, dass es dir so schlecht geht.
Als Kind habe ich wie du, Gewalt + Mißbrauch erlebt. Und wie du, habe ich sehr lange nach außen die starke, stabile Frau gespielt, nur wenn ich allein war, immer mehr gelitten.
Eine lange Therapie, hat mir endlich geholfen und ich wünsche dir, dass du auch professionelle Hilfe annehmen kannst.
LG, Vanilla
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Psychische Probleme

Beitragvon Atisha » Mi. 15.06.2011, 07:15

Vieles von dem was du schreibst kommt mir für mein Leben bekannt vor.
Du bist mit deiner Kraft am Ende, hast meist Depression und kommst mit dem Leben nicht mehr richtig klar. Mit dem Philosophieren versuchst du wohl dich abzulenken und alles noch irgendwie begreifbar zu bekommen was die schlechte Welt betrifft.
Ich habe zwar keine solchen Mißbrauchs- oder Mißhandlungsschlüsselerlebnisse, aber mich belastete auch viel aus der Babyzeit und Kindheit, so das ich früher angstvoll und depressiv war und bis zu meinem 33 Lebensjahre nicht ganz normal. Mit 33 kam dann Schizophrenie und damit gings erstmal für viele Jahre ins totale Elend. Jetzt aber scheint vieles hinter mir und gelöst und mir gehts ganz gut. Ich habe relativ wenig Therapie hinter mir. Es hat sich alles so verbessert und gesundet, auf natürlichem Wege. heute bin ich nicht mehr so psychischen Verrücktheiten ausgesetzt, keine Depressionen mehr, kaum noch Ängste und ich komme viel besser mit der Welt klar.
Ich weiss nicht wie dein Weg aussehen wird, aber ich wünsche dir gute Besserung.
Atisha
 

Re: Psychische Probleme

Beitragvon martin » Mi. 15.06.2011, 08:38

du bist jung und intelligent, weisst das etwas nicht mit dir stimmt, hast sogar schon einen lösungsansatz parat.
wie lange willst du dich dann noch quälen? lass den netten jungen, von nebenan, mal zu einem beratungsgespräch beim psychater gehen. den ersten schritt hast du schon gewagt, dir deines problems bewusst zu sein, fehlt nur noch das umsetzen.

dies schreibt dir jemand der jahrelang wusste das etwas bei ihm nicht stimmt, der sich seine familie zum feinde machte, und nachdem alles zusammenbrach, den weg zur therapie fand.
ich weiss um die schwierigkeiten, doch ist die lösung weitaus einfacher zu bewältigen, als ein leben im ungewissen.

ich wünsche dir ruhige besonnen stunden, in denen du nachdenkst, und handelst.
viel glück auf deinem weg!
martin
 


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