weiß nicht mehr weiter

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

weiß nicht mehr weiter

Beitragvon Sentinel » Di. 19.10.2010, 11:20

hallo,

ich habe mich in diesem forum angemeldet weil ich mittlerweile selbst merke, dass mein leben so nicht mehr weitergehen kann. ich bin mittlerweile 42 jahre alt und lebe seit ich denken kann mit ängsten. mein ganzes leben begleiten sie mich schon. 1994-1997 war ich deswegen auch schon in einer gestalttherapie, was mir sehr geholfen hat. ich lernte meine ängste ernst zu nehmen und bekam "werkzeuge" in die hand gelegt, wie ich am besten mit diesen ängsten umgehen bzw. leben kann. dreizehn jahre nach beendigung dieser therapie fühle ich mich jetzt aber mittlerweile wieder total am boden. die werkzeuge funktionieren nicht mehr, weil sich meine ängste größtenteils verändert haben. sie irgendwie "mutiert". mein allergrößtes problem ist, dass ich probleme oder auch ganz normale alltagssituationen nicht richtig einordnen kann. soll heißen, jede aktion am tag ist ein richtiger berg für mich. probleme die eigentlich (vermutlich) ganz klein sein, werden bei mir im kopf zu monströsen gefahren. manche erledigen sich innerhalb ein paar stunden wieder, manch andere sind allgegenwärtig. ein beispiel: ich fahre auf der autobahn, merke plötzlich dass ich in einer 80er beschränkung über 100 fahre. im ersten moment reagiere ich noch wie wahrscheinlich jeder mensch, ich denke, ich muss jetzt langsamer fahren. ein paar sekunden später aber schon geht es los. ich bin bestimmt geblitzt worden. wahrscheinlich war ich sogar noch viel schneller dran als ich dachte. ich verliere meinen führerschein. wenn ich keinen führerschein mehr habe, bin ich nicht mehr mobil und kann das und das und das nicht mehr machen....usw. oftmals drehe ich dann sogar nochmals um mich zu vergewissern, dass es auch wirklich "nur" eine 80er zone war und vielleicht noch schlimmer eine 60er zone.
so oder so ähnlich laufen bei mir sehr viele situationen in meinem leben ab. ich kann einfach nicht rationell einschätzen, was durch diese vermeintlich bedrohliche situation auf mich zukommen könnte. ich nehme natürlich meistens das schlimmste an. das geht mir so im beruf, in der beziehung, in der freizeit überall. dazu kommen bei mir noch tiefe grundängste wie angst vor krankheit, tod..usw. erst gestern abend wurde mir wieder meine endlichkeit bewußt, einfach so auf der couch liegend und fernsehkuckend. diese gedanken schneiden mir dann richtig die luft ab und ich kann dann meistens nur noch schreien, was echt bei mir am besten hilft. diese ganzen probleme haben meine lebensqualität mittlerweile so beeinträchtig, dass mich mittlerweile auch schon freunde und bekannte darauf ansprechen. was denn mit mir los sei. eigentlich bin ich nämlich ein lustiger mensch (wenn das auch oft vorgespielt ist). seit ein paar wochen gelingt mir aber auch das vorspielen nicht mehr. ich weiss nicht so recht was ich machen soll....
Sentinel
 

Re: weiß nicht mehr weiter

Beitragvon Vanilla » Di. 19.10.2010, 11:32

hast du mal daran gedacht, wieder eine Therapie zu machen?
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: weiß nicht mehr weiter

Beitragvon Atisha » Di. 19.10.2010, 22:22

Vorweg ersteinmal ich leide auch mein ganzes Leben schon unter Ängsten, aber es wird immer besser mit mir. Wie ich das mache das kann ich kaum sagen. Ich mach keine spezielle Therapie jetzt dagegen. "Einfach so" versuche ich mehr Selbstbewusstsein zu bekommen und optimistischer alles zu nehmen.
Es gibt da so ein homöopatisches Mittel Zinkum Valerianicum, das soll beruhigen und Ängste nehmen. Ich selber habe es noch nicht genommen. Und andere Mittel habe ich auch noch nicht genommen. Ich weiss nicht obs gut ist überhaupt was zu nehmen, weil man dann davon abhängig wird.
Ein ganz schlechter Ratgeber ist Alkohol, denn wenn man dann da drinnen steckt mit einer gewissen Gewöhnung, dann verschlimmert sich das mit dem Angst haben nur noch.

Ich dachte immer gegen Ängste gibts nichts. Sonst hätte ich mir wohl schon mal was verschreiben lassen, denn ich hatte schon unaushaltbere Ängste und generalisierte Angst. Ich habe mir aber sagen lassen, das es da wirklich Medikamente gibt.

Also was mir generell hilft ist alles was jetzt zB. Behördenkram ist in die eigenen Hände zu nehmen, nicht angstvoll zu Hause abwarten ... sondern anrufen, nachfragen, hingehen und reden. Nichts an Problemen auf die lange bank schieben, sondern handeln und alles klären. Das macht den Kopf frei und entlastet die Gefühle.
Was mir auch immer hilft ist zB. wenn ich Angst vor Situationen sozialer Art habe, dann nehme ich mir einen Freund mit und gehe da nicht alleine hin.

Ich mache und werde auch in Zukunft Psychotherapien machen. Keine jetzt speziell gegen die Angst. Zur Zeit mache ich eine Gruppentherapie (Verhaltenstherapie), mir tut das richtig gut. Die findet innerhalb einer Reha (RPK) statt und die Reha läuft zwei Jahre. Also ich bin da wo eingebettet und die ganze Maßnahme tut mir nur gut.
Irgendwann und manchmal habe ich das schon, werde ich auch etwas tiefer gehen beim Psychologen. Also meine Angst hat etwas damit zu tun, daß ich Probleme mit meinem Gefühlsleben habe. Anstatt von bestimmbaren Gefühlen kommt alles als Angst durch.
Ich will damit auch nur auf die Möglichkeit der Psychotherapie hinweisen und sagen das ich gute Erfahrungen bisher gemacht habe. Auch wenn man vielleicht am Anfang denkt das mache ich nicht ... Angst davor hat.
Zuletzt geändert von Atisha am Di. 19.10.2010, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
Atisha
 

Re: weiß nicht mehr weiter

Beitragvon traumfängerin77 » So. 24.10.2010, 10:50

ich war 7 wochen in der klinik ebersberg, stationär, dort hat man bewegungstherapie, einzeltherapie, kunsttherapie und progressive muskelentspannung.

ich habe auch sehr viel mit ängsten zu tun, immer noch...aber der aufenthalt hat mir gut getan. vielleicht wär es ja auch was für dich?

was auch überlegenswert wär, es gibt auch therapeutische wohngemeinschaften...man führt ganz normal seinen alltag, arbeit, wie auch immer, und hat aber immer jemanden, mit dem man reden kann.

wär das was?

liebe grüße an dich
traumfängerin77
 


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