Habe ich vielleicht ADS?

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon Mai3 » So. 09.05.2010, 17:22

Hallo, liebe Leser und Leserinnen!

Ich bin 19 Jahre alt und schon lange habe ich das Gefühl, das mit meiner Psyche irgendetwas nicht ganz stimmen kann. Zuerst einmal zu mir und wie ich mich beschreiben würde: Ich bin relativ kreativ, sehr leidenschaftlich und sehr sensibel ,spiele Geige, Klavier und E-Gitarre und interessiere mich für sehr vieles. Mein Gerechtigkeitsempfinden ist stark ausgeprägt und ich versuche mich immer auf die Seite der Leidenden zu schlagen. So weit so gut, jetzt möchte ich ausführen was mir an mir selber komisch vorkommt:

Chaos/Vergesslichkeit
Bin so chaotisch, dass es mich stört. Das fängt an bei meinem Zimmer, was die Kleidung betrifft die überall am Boden liegt und hört im Wohnzimmer auf, wo ich Teller einfach liegen lasse. Das Problem bei dem Chaos ist, dass ich es selber oft nicht bemerke, dh. ich vergesse zb die Milch am Tisch nach dem Frühstück. Meine Mutter weist mich jedesmal daraufhin, aber es hilft nichts. Das betrifft natürlich auch Bücher, zb habe ich heute ein Buch gesucht, dass ich unbedingt lesen wollte. Das suche ich ungefähr eine 3/4 Stunde und merke dann, dass es die ganze Zeit auf meinem Tisch in meinem Zimmer liegt. Wenn ich mein Zimmer aufräume, dann räume ich es komplett auf und es sieht perfekt aus, am nächsten Tag ist dann aber wieder das Chaos am Werk. Früher habe ich mir eingeredet, dass ich das gut finde und das Chaos wichtig für meine künstlerische Seite an mir ist aber letztendlich stört es mich doch. Bezüglich der Vergesslichkeit: Mir ist aufgefallen, dass ich ab und zu sogar Wörter in einem Satz vergesse. Also ein Satz ist komplett, bis auf einen Satzbaustein, der dann einfach fehlt.

Konzentration
Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren. Wenn ich Geige übe, dann ist es spätestens nach 5 Minuten so, dass ich gedanklich ganz woanders bin und sozusagen unbewusst einfach weiterspiel. Das kann dann 10 Minuten so weitergehen, bis ich mich dabei selber ertappe und mir komisch wird. In der Schule, habe ich mir eingeredet, dass ich nur so schlechte Noten habe, weil ich nicht lernen will und wenn ich wollen würde, wär es ganz anders. Als die Noten immer schlechter wurden habe ich mir geschworen, mich hinzusetzen und dann beim Test zu zeigen was ich drauf habe, aber das Lernen ist nicht gegangen. Wenn ich 20 Minuten konzentriert war, war das schon sehr toll. Es war auch so, dass ich Absätze in einem Arbeitsbuch, die ich dann vor der Klasse erklären musste, zwar verstanden hatte, aber einfach nicht gut wiedergeben konnte. Manche Sachen fange ich an, und beende sie nicht. Ich habe etliche Stücke komponiert, die einfach nicht fertig geschrieben wurden. Jedesmal denke ich mir, setz dich hin und mach sie fertig aber es passiert nichts. Das ist auch mit Plänen so. Ich nehme mir sehr viel vor, und das meiste wird dann leider doch nicht gemacht und am liebsten schiebe ich alles auf. Ich bin sehr skeptisch gegenüber Plänen, aber wenn mir jemand einen Plan vorhält bin ich eigentlich geborgen.Mein Denken ist überhaupt sehr sprunghaft, also man kann allgemein sagen, dass ich nicht eine Linie habe, der ich bis zum Schluss folge, sobald mir ein Gedanke kommt muss ich dem nachgehen und ich kann nicht wirklich sagen: Nein, der Gedanke ist unwichtig.

Launen/Gedanken/Körperlichkeit
Es gibt Tage, an denen bin ich hochmotiviert und unternehme sehr viel, und ich strahle vor Freude, auch mit Freunden. Beispielsweise war ich auf Interrailreise vor einiger Zeit und habe ich mich um sehr vieles gekümmert, also was die Organisation betrifft, die ganze Reise über ist es mir richtig gut gegangen. An diesen Tagen will ich soviel wie möglich machen, und oft ist es nicht genug und ich mach mir Gedanken darüber, was ich an dem Tag noch unterbringen könnte. Und an anderen Tagen bin ich einfach nur antriebslos, willenslos, körperlich müde und habe düstere Gedanken. Da hilft nicht einmal das Schlafen, also an diesen Tagen will ich nicht einmal schlafen, um über den Tag zu kommen. An diesen Tagen ist es auch so, dass ich ständig das Gefühl habe weinen zu wollen, aber ich halte mich immer zurück. Ich bin draufgekommen, das diesbezüglich Sport wichtig für mich ist. Ich mache ihn zwar an diesen Tagen natürlich nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass mir das helfen würde. Mein Problem ist auch die Müdigkeit. Oft ist es so, dass ich plötzlich total müde werde und ich weiß nicht warum, oder an ganzen Tagen müde bin obwohl ich genug geschlafen habe. Manchmal habe ich auch Einschlafstörungen, das ist aber auch sehr selten, dafür dann aber sehr ausgeprägt. An manchen Tagen fühle ich mich extrem unruhig und gehetzt, natürlich auch körperlich da renne ich in der Wohnung herum, und ich kann keinen vernünftigen Grund dafür finden und dann bin ich in manchen Situationen total ruhig und Probleme, die man nicht lösen könnte gibt es nicht. Natürlich resultiert durch meine Launen auch die Frage, wer ich eigentlich wirklich bin, weil ich mir selber immer denke, Nein, es gibt keine Menschen die soviel Lebensfreude in sich tragen aber dann doch so destruktiv und lebensverneinend sind. Dadurch, dass ich mich auch an Leute anpasse, also ihnen sozusagen nur das von mir geben will, dass sie auch akzeptieren können wird das verstärkt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nur Beobachter bin, auch mir selber gegenüber. Ich lebe nicht, ein anderer lebt und ich beobachte und analysiere. Mich begleitet ständige Angst vor Wiederholungen. Alles was ich mache, soll neu sein und darf mir selber nicht bekannt vorkommen. Dabei ist diese Angst vor Wiederholungen schon eine Wiederholung in sich: Immerzu wird dieser Gedanke in meinem Kopf wiederholt. Ich verzweifle, wenn mein Vater anfängt zu reden. Was er sagt, ist mir schon bekannt, bevor er es sagt und dann werde ich aggressiv.

Freunde
Ich mache fast alles für meine Freunde und denke in erster Linie an die Leute, die ich schätze, bevor ich an mich denke. Wenn ich zb. Klavier üben müsste und ein Freund ruft mich an und fragt mich ob ich ihm beim Lernen helfen könnte, dann bin ich sofort bei ihm, auch wenn ich morgen Stunde hätte und üben müsste. Ich versuche so viele unterschiedliche Menschen wie möglich zu treffen, und kann sehr gut zuhören, die Leute fühlen sich bei mir gut aufgehoben. Dabei erzähle ich so wenig wie möglich von mir und höre einfach zu. Ich bin leicht kränkbar, zeige es aber nicht. Wenn ich mit mir allein bin, fühle ich meistens unwohl. ich habe lieber Menschen um mich, um die ich mich kümmern kann ,aber wenn es zu viele sind, bsp auf Einkaufstraßen beklemmt mich das und ich bekomme Angstschweiß.

Das ist so ungefähr das, was mir an meiner Psyche etwas seltsam vorkommt. Ich habe mich im Internet erkundigt und dabei herausgefunden, dass viele Symptome mit ADS zu tun haben, aber dem auch einiges widerspricht. Hoffentlich könnt ihr mir ein bisschen weiterhelfen. Ich weiß zwar, dass es viel schlimmere Fälle gibt denen man zuerst helfen muss. Aber langsam habe ich begriffen, dass ich auch Hilfe brauche.

Liebe Grüße, Mai3
Mai3
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon kratzetatze » So. 09.05.2010, 17:28

Hast du schon mit einem Psychiater oder Psychologen darüber gesprochen?
kratzetatze
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon senta » So. 09.05.2010, 19:11

es gibt Tests,
mit denen man sehr gut feststellen kann, ob es diese Beeinträchtigung ist,
das ist alles allerdings umstritten,
ein Gespräch bei einem Psychologen, der sich damit auskennt oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie ist bestimmt eine gute Sache, damit Du da etwas mehr erfährst.
senta
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon Mai3 » Mo. 10.05.2010, 14:32

Liebe Kratzetatze!

Bei einem Psychologen/Psychiater war ich wegen folgender Gründe noch nicht:

1. Gewisse Hemmung, Angst der Peinlichkeit ausgeliefert zu werden, wenn ich dann doch nicht ADS habe (ich weiß, völlig übertrieben und eigentlich sollte es umgekehrt sein)

2. Absurde Arroganz: Nur ich bin fähig, mich eindeutig zu bestimmen (Mit dem Argument Psychologen sind ja selber nur Psychos)

3. Bis jetzt habe ich nicht das Gefühl gehabt, auch wirklich den Rat eines Psychologen einholen zu müssen. (Hat sich geändert)

@ Senta:

Danke für die Hilfe!
Mai3
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon senta » Mo. 10.05.2010, 15:14

???
senta
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon kratzetatze » Mo. 10.05.2010, 15:15

Ich verstehe deine Gründe fürs Vermeiden von Profis auf dem Gebiet. Ich verstehe die nicht nur, zum Teil teile ich die sogar. Doch außer Psychiatern oder Psychologen kann dir niemand mit Sicherheit sagen, ob du nun AD(H)S hast oder nicht.

Es gibt tatsächlich dafür ausgerichtete psychologische Tests. Und außerdem muss ein Arzt (Psychiater) einen anderen möglichen organischen oder psychiatrischen Grund für deine Probleme ausschließen. Und das kann einfach niemand durchs Internet.

Bei meinem Sohn wurde im Alter von 5 Jahren ADHS diagnostiziert. Und das ging nun mal nur über Spezialisten. Einen anderen Weg für solche Diagnose finde ich höchst fragwürdig und gefährlich. Es gibt zwar gewisse Selbsttests, aber auf ihre Zuverlässigkeit würde ich nicht schwören, man sollte die lediglich als Hinweis zum Psychiater zu gehen betrachten. Vielleicht kannst du hier einwenig klicken.

Und glaub mir, Psychiater und Psychologen sind nicht alle selbst "Psychos", manchmal helfen die sogar wirklich :P
kratzetatze
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon senta » Mo. 10.05.2010, 15:19

da kann ich mich nur voll anschließen,

Würde es Dir denn helfen nur zu wissen, ob Du ADS hast?
Was wäre denn dann anders?
Vielleicht ist es nicht ADS, aber wenn es Dich so sehr beeinträchtigt, wie Du schreibst,
kann man Dir wahrscheinlich bei einem Facharzt trotzdem helfen?
senta
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon kratzetatze » Mo. 10.05.2010, 16:35

Es gibt auch verschiedene Aufmerksamkeits-, Konzentrations- und Verhaltensübungen, die man im Rahmen einer Verhaltenstherapie erlernen kann. Und die helfen wirklich!
kratzetatze
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon Mai3 » Mo. 10.05.2010, 18:28

@ Kratzetatze + Senta

Ich danke euch beiden recht herzlich für die Antworten! Dass mir nur ein Psychologe/Psychiater wirklich weiterhelfen kann war mir von Anfang an bewusst. Aber wie ich merke, habt ihr mir trotzdem helfen können.
Liebe Senta, wenn ich wüsste was mir fehlt oder wüsste ob es auch tatsächlich ADS ist, würde es mich doch weiterbringen, weil ich dann vielleicht besser einschätzen könnte wie ich mit mir selber umzugehen hätte. Und ich hätte dann wenigstens einen Namen dafür.

Liebe Grüße an euch beiden! :cuddle:
Mai3
 

Re: Habe ich vielleicht ADS?

Beitragvon kratzetatze » So. 16.05.2010, 01:57

Hallo Mai3,

ich weiss jetzt nicht, ob du es nochmal liest, aber ich habe einen Link ausgegraben. Es sind Infos und Tips bei ADS, vielleicht hilft es dir. Doch ersetzt dieser Link keinen Besuch beim Facharzt oder Psychologen.

LG.
kratzetatze
 


Zurück zu Allgemein

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste