Leiden unter Geräuschen

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Leiden unter Geräuschen

Beitragvon 02802103 » Fr. 20.02.2009, 18:36

Liebe Community,

ich möchte euch von dem Problem meiner Freundin (auch damit von unserem) schreiben.
Ich würde mich gerne aussprechen und vielleicht hat jemand Rat für uns.

Ich bin 20, meine Freundin 19, wir sind seit 2 Jahren zusammen.
(Ich schreibe, weil sie es wohl nicht tun würde.)

Meine Freundin stört sich massiv, ja leidet, unter Geräuschen wie: Schmatzen, Schlürfen, Atmen, Ess-, Trinkgeräusche u.ä.; nervöses mit dem Fuß wippen, mit dem Finger irgendwohin klopfen und den damit einhergehenden Geräuschen.

Wenn z.B. mein Vater in ihrer Anwesenheit genüsslich Wein trinkt, ist es als würde jedes Schmatzgeräusch sie foltern. In Situationen, in denen sie nicht gleich weg kann, wenn die Familie einen Film anschaut, verkrampft sich ihr ganzer Körper. Wir verlassen irgendwann den Raum, sie fängt zu weinen an.

Ich glaube, würde man sie länger solchen Geräuschen aussetzen, sie würde wirklich den Verstand verlieren.
Wenn ihr Vater sie wegen irgend einer Kleinigkeit tadelt, nebenbei isst und mit offenem Mund spricht, ist sie für die nächsten Stunden fertig.

Sie schläft immer mit Ohrenstöpseln, mit meinen normalen Atemgeräusch neben sich könnte sie nicht einschlafen.
Sie wünscht sich manchmal ihre Ohren abzuschneiden, einfach nichts mehr zu hören.

Es ist ihr, als würde jemand sie dadurch absichtlich quälen wollen. Sie hasst die Person in dem Moment.

Wir haben diesem Charakterzug von ihr einen extra Spitznamen gegeben, um auszudrücken, dass es nicht meine Freundin ist, die so reagieren möchte. Ich sag dann, „Na, ist die Ira wieder da?“

Sie meint, das Problem könnte seit dem letzten Jahr schlimmer geworden sein. Sie hatte es wohl schon seit ihrer Kindheit, ihre Eltern haben sie damit aber nicht richtig ernst genommen.

Es ist so, dass es unser Leben mitbestimmt. Wir können nicht mal einfach so, mit anderen essen. Film anschauen etc. wenn jemand im Raum mit offenem Mund Kaugummi kaut ist nicht möglich. Sie hat z.B. auch Angst, dass sie in ihrer Abiturprüfung hinter jemandem sitzen muss, der besonders laut atmet, nervös mit dem Fuß wippt usw. Sie könnte sich nicht konzentrieren.

Sie ist eine wahre Meisterin im Aufspüren von allen möglichen Geräuschen und Bewegungen, die ich nicht bemerken würde: Diese Person in der Ubahn schnalzt beim Reden mit der Zunge, jene tippt aus Zeitvertreib mit den Finger auf den Tisch usw. Sie kann solche Dinge nicht ignorieren, es fesselt sie.

Ich weiß nicht, ob ich sie dann zärtlich in den Arm nehmen und trösten soll, oder ob Aufmerksamkeit das Problem nicht noch verschlimmert.

Ich denke, wir haben inzwischen schon einige Nachmittage auf dem Sofa liegend verbracht, weil es ihr deshalb nicht gut ging.
Ich versuche in allem was ich tue rücksichtsvoll zu sein, was aber nicht immer gelingt. Wenn sie mich darauf anspricht, reagiere ich manchmal nachsichtig, aber auch oft genervt. „Kannst du bitte nicht soo trinken?“ „Kannst du bitte nicht so kauen?“ Wir liegen im Bett und unterhalten uns, plötzlich hält sie mir die Nase zu, weil sie irgendein störendes Geräusch erzeugt.

Zum Schluss: Sie ist gewillt zu nem Arzt zu gehen. War auch einmal schon bei einer Therapeutin. Sie frägt sich aber, was es überhaupt bringen soll, das Problem mit jemandem zu bereden. Wir können uns momentan keine Lösung vorstellen.
Gibt es des Problem meiner Freundin in der Form als behandelbare „Krankheit“? Andererseits ist es definitiv nicht das normale Es-stört-mich-wenn… das ich von anderen Menschen kenne. Gibt es andere Menschen, die das Problem haben? Gibt es Medikamente, die einen weniger sensibel auf störende Geräusche reagieren lassen?

Wir sind über jeglichen Zuspruch dankbar!

Liebe Grüße
Jürgen
02802103
 

Re: Leiden unter Geräuschen

Beitragvon planb » Fr. 20.02.2009, 20:43

Versteh mich nicht falsch, aber erstens hab ich von diesem Phänomen noch nie was gehört und zweitens finde ich es erstaunlich, dass sie es unter diesen Umständen überhaupt mit dir aushält. Warum denk sie, dass es ihr nicht hilft, darüber zu reden? Das muß für sie doch enorm belastend sein, denk ich mir. Will sie da keine Veränderung?
planb
 

Re: Leiden unter Geräuschen

Beitragvon Mulle » Fr. 20.02.2009, 22:14

hallo,
also ich bin da eher der meinung dass das was deine freundin da zeigt, schon ein teil mit hysterie zu tun hat. ich mag es auch nicht wenn jemand schmatzt, mit vollem mund redet, mit offenem mund kaugummi kaut oder sich sonstwie benimmt. ich finds ekelig, aber deshalb kann ich das meinem gegenüber sagen und muß nicht gleich ne krise bekommen.
ein gewisses ekelgefühl von ihr kann ich nachempfinden. nur hat sie wohl irgendwo ihre persönliche grenze verloren in bezug auf toleranz. es ist einfach völlig übertrieben und (bitte sei mir jetzt nicht böse, BITTE) zickig. ich denke sie sollte sich mal mit sich selbst ein wenig auseinandersetzen. gegen bestimmte dinge gibt es keine medizin, außer vielleicht mal eine spiegelung ihres verhaltens.
meines erachtens übertreibt sie ihre überempfindlichkeit maßlos. vielleicht fühlt sie sich ja auch besonders beachtet wenn sie sich aus bestimmten solcher situationen herausnimmt und deinen schutz und zuneigung spürt.
wenn ich meine persönliche meinung auch unmissverständlich darstellen darf, wohlgemerkt: ich möchte nicht beleidigen oder verletzen: deine freundin sollte an ihrem entwicklungsstand und der eigenen reife und toleranschwelle arbeiten und aufhören sich in eine hysterie hineinzusteigern. für gewisse charaktermerkmale gibts keine andere lösung als an sich selbst zu arbeiten.
Mulle
 


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