Wie kann ich meine Arbeitsunfähigkeit stichhaltig begründen?

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Wie kann ich meine Arbeitsunfähigkeit stichhaltig begründen?

Beitragvon Florian » Mo. 11.06.2007, 11:27

Hallo

Da ich seit längerem arbeitslos bin, will mich die Behörde in ein Arbeitsprogamm setzen, dass ein ganzes Jahr dauern soll. Falls ich dieses Programm nicht antreten würde, will mir das Sozialamt sämtliche Unterhaltszahlungen streichen und mir nur noch ca. 200 Euro ausbezahlen. Davon hätte ich dann Miete, Strom, Verpflegung und Bekleidung zu bezahlen, was mit diesem Betrag jedoch nicht mehr nachvollziehbar ist, was folglich auf eine Bettelexistenz hinauslaufen würde. Um diesem Arbeitsprogramm dennoch entgehen zu können, was auch mein Ziel ist, müsste ich mich von meinem Psychiater auf unbestimmte Zeit arbeitsunfähig schreiben lassen. Mit der ärztlichen Bescheinigung hätte ich dann wieder die volle Unterstützungsleistungen zugut und müsste nicht mehr an dem sinnlosen Programm teilnehmen.


In ein paar Tagen steht mir ein Termin bei einem Psychiater bevor. Um ihm stichhaltige Argumente vorbringen zu können, die eine Arbeitsunfähigkeit rechtfertigen würde, sind schwerwiegende Gründe
nötig. Ihm bloss über meine Depression zu erzählen, klingt ein wenig abgedroschen. Wie soll ich ihn am besten davon überzeugen? Körperlich bin ich gesund, jedoch wäre ein solches Programm eine erhebliche Belastung, wo ich mich einem sinnlosen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt fühle. Meine Rückzugsstrategie hat sich bis anhin für mich immer bewährt, vorallem was meine psychische Verfassung angeht. Suche dringend guten Rat.

Danke für alle überzeugenden Argumente

Florian
Florian
 

Beitragvon CrazyKiwi » Mo. 11.06.2007, 17:05

Herzlich Willkommen Florian,

es freut mich, dass du zu uns gefunden hast und uns sogar direkt um Rat bittest. Es gibt hier sicherlich einige Leute die dir weiterhelfen könnten Gründe zu finden, ich hoffe aber eher dass es hier Leute gibt die sich beim Lesen deines Beitrages das gleiche denken wie ich: "Wie kommt der auf die Idee sich eine psychische Krankheit auszudenken um auf der faulen Haut zu liegen und dabe noch dreist genug ist bei wirklich psychisch Kranken, bzw psychisch stark Belasteten nachzufragen wie man das am realistischsten darstellt"
Wenn du nicht arbeitsfähig wärst wird der Psychiater das auch feststellen (wovon ich aber gerade nicht ausgehen kann) ansonsten wundert es mich, dass du dich nicht freust, dass du auf Kosten von Vater Staat ein weiteres Jahr versorgt wirst und dabei noch den Kurs besuchen kannst der dir helfen soll wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden.

Das ganze mag jetzt nicht sonderlich positiv klingen und ich hoffe wahrlich ich habe irgendetwas in deinem Beitrag überlesen, bzw du was vergessen.

Gruß

Crazy KiwiBild
CrazyKiwi
 

Beitragvon Florian » Mo. 11.06.2007, 18:39

Hallo Kiwi

Tja, die Arbeitswelt ist keine Welt wo ich mich wohl fühle. Auf die Dauer macht sie mich krank und unzufrieden. Ich bin ein melancholischer Mensch mit zeitweise depressiver Stimmung und dem Hang zur Lethargie. Bin mit wenig sehr zufrieden und kann damit im Einklang leben. Mit meinem Beitrag möchte ich natürlich die "wirklich psychisch Kranken", wozu auch ich mich zähle, nicht verhöhnen. Es ist aber gerade eine Tatsache, dass wir psychisch Kranken es sehr schwierig haben, unser Handicap im Arbeitsleben glaubhaft geltend zu machen. Die Medizin ist halt nicht eine exakte Wissenschaft und was psychische Probleme anbetrifft eben erst recht nicht.

Populistische Diskurse üben derzeit einen grossen Einfluss auf die Bewohner eines Landes aus, das bis zur Krise in den 90er Jahren glaubte, von Arbeitslosigkeit und finanziellen Problemen verschont zu bleiben. Mit diesen Äusserungen wird bezweckt, schwächere Bevölkerungsgruppen – AsylbewerberInnen oder arbeitslose und invalide Menschen – zu diskreditieren, indem man die Leute glauben macht, eine grosse Zahl von Personen betrüge, um vom Angebot des solidarischen Sozialversicherungssystems zu profitieren. Tatsächlich verbreiten sich solche feindseligen Diskurse heute mit einer Geschwindigkeit, die zur Vereinfachung der Realität und den Erwartungen unzufriedener Menschen passt. Im vorliegenden Zusammenhang weisen psychische Krankheit und Behinderung die Besonderheit auf, dass sie auf den ersten Blick nicht erkennbar sind. Zudem könnte die Banalisierung des psychologischen Diskurses glauben lassen, dass jede und jeder ein psychisches Problem haben kann – da das Leben für alle schwierig geworden sei – und es lediglich einer gewissen Willenskraft und Charakterstärke bedürfe, um es zu beheben. Äusserungen, wonach Personen mit psychischen Problemen sich nur etwas anstrengen müssten, um daraus herauszufinden, verbreiten sich schleichend. Das wiedererwachte Interesse an der Idee der Eigenverantwortung erstreckt sich heute auch auf Personen, die unter Beeinträchtigungen der – namentlich psychischen – Gesundheit leiden. Mit dem Gedanken der Eigenverantwortung geht in diesem Zusammenhang auch eine Schuldzuschreibung einher.

Da ich davon ausgehe, das wirklich psychisch Kranke mir authentische Ratschläge vermitteln können auch mit Hinblick auf korrekte Formulierungen gegenüber Behörden und Vertrauensärzte, wende ich mich an euer Forum.

In diesem Sinne sind alle Ratschläge erbeten.

Gruss
Florian
Florian
 

Beitragvon verrückte-nudel1981 » Di. 12.06.2007, 10:17

Hallo Florian!

Warum versucht Du nicht zumindest, diesen Kurs zu machen? Wenn es nicht klappt, kannst Du Dich immer noch arbeitsunfähig schreiben lassen. Du hast Dich, meiner Meinung nach, schon zu sehr aufgegeben.
Schade!
verrückte-nudel1981
 

Beitragvon Florian » Di. 12.06.2007, 14:03

Hallo Nudel

Es handelt sich hier nicht um einen Kurs, sondern um ein
Arbeitsprogramm mit realer Arbeit im geschützten Rahmen. Hab es schon versucht aber die Teilnahme daran nach kurzer Zeit wieder abgebrochen. Die Belastung war zu gross und die Sinnlosigkeit sich hier zu integrieren bewusst geworden. Es ist im weiteren unzumutbar sich immer wieder der Eigenverantwortung stellen zu müssen, da es später ohnehin auf einen Leerlauf hinauslaufen wird. Eine weitere Teilnahme ist für mich völlig ausgeschlossen. Für mich sind nur konkrete Problemschilderungen an den Psychiater von relevantem Interesse. Nur Personen die mir hierzu sachdienliche Ratschläge mitteilen können, möchte ich in diesem Forum ansprechen.

Jeder ist seines Glückes Schmied

Und Glück sei mit Euch

Florian
Florian
 

Arbeit oder nicht? Was ist dein Problem?

Beitragvon a.Schatten » Fr. 22.06.2007, 12:06

Kann es vielleicht sein daß du ein Motivationsproblem hast? Ich mein auch im normalen Arbeitsleben kommt einem das manchmal vor, idiotische oder unsinnige Sachen wiederholt zu machen, das geht von Fließbandarbeit bis hin zu stupiden Bürotätigkeiten. Wenn ich meine Arbeit morgen nicht mehr tu krieg ich auch kein Geld, und 3 monate Sperre vom A-Amt.

Da muß man durch, und das ist auch meine Message an dich. Wenn niemand dir ne ernsthafte Diagnose stellt dann tun die Leute weil da einfach nichts ist außer einem kleinen Motivationsproblem.

Alternative wär natürlich irgend ein 'normaler' Job, und wenns nur halbtags ist.
a.Schatten
 

Beitragvon Schnix » Fr. 22.06.2007, 15:44

Hallo Florian. Wenn du mit wenig sehr zufrieden bist und damit im Einklang leben kannst, dann freue dich doch auf deine Bettelexistenz.

Wenn dir keine Argumente einfallen, um deinen Psychiater zu überzeugen zu können, dann würde ich mal aus dem Stand heraus tippen, dass es keine gibt.
Sicher, dass die Arbeitswelt einen krank machen kann, ist ein nachgewiesenes psychisches Problem.
Solltest du dich nicht stattdessen dahingehend behandeln lassen, als dich damit abzufinden? Anscheinend scheint es dir ja ganz gut damit zu gehen. Dann wundere dich aber nicht, dass dir der Staat kein geld mehr zahlen will.
Schnix
 

Beitragvon Florian » Fr. 22.06.2007, 22:22

@schnix
Sollte ich mich mit Psychopharmaka vollpumpen lassen, um all den wirtschaftlichen Zwängen zu genügen? Ja, du hast Recht mir geht es bislang recht gut. Dies ist aber dank meinen Überzeugungen und Grundsätzen zuzuschreiben. Ich habe ein Recht auf ein menschenwürdiges Dasein und dieses Recht will und werde ich auch weiterhin gerne sicherstellen. Ich lasse mir mein Leben durch die Arbeitsswelt nicht ruinieren. Der Staat als Gesetzgeber billigt und fördert eine perverse Gangart in der Arbeitswelt und presst die Berufstätigen wie Zitronen aus. Darum habe ich auch keine Bedenken den Staat in die Pflicht zu nehmen und Ansprüche zu fordern. Um dies weiterhin konkret umsetzen zu können, müssen stichhaltige Argumente vorgebracht werden können. Gelingt mir oder einem anderen Opfer das nicht, wird der Staat aus seinem eigenen Interesse jedem einen Strick drehen, der keine für ihn überzeugenden Argumente vorbringen kann. Gewisse Eliten verschwören sich systematisch gegen die missliebige Gesellschaftsschicht, indem ihnen nach und nach unscheinbar Steine in den Weg gelegt werden. Der Staat engagiert schliesslich auch seine eigenen Vertrauensärzte, die tendenziell zu seinen Gunsten entscheiden werden. Wieso sollten wir, die Opfer, denn nicht auch unsere Anträge rethorisch brillianter und dramatischer vorbringen dürfen? Recht haben und Recht bekommen sind zwei ganz verschiedene Dinge und hat sehr viel mit Überzeugungskraft zu tun.

"Sicher, dass die Arbeitswelt einen krank machen kann, ist ein nachgewiesenes psychisches Problem."
Und, hat dieses Problem auch einen medizinischen Namen? Wie wäre es mit Wahnvorstellungen oder Suizidgedanken, ist das bei den Behörden schwerwiegend genug?


@a.Schatten
Für mich kommt nur noch der vollständige Rückzug aus dem Arbeitsleben in Frage. Jeder, der sich entgegen seiner Überzeugung und seinem Willen aus den von mir geschilderten Argumente dennoch zu einer Arbeitstätigkeit hinreissen lässt, mangelt es an persönlichem Format und/oder Bildung, indem er/sie den Staat nicht in die Pflicht nimmt.

Florian
Florian
 

Beitragvon verrückte-nudel1981 » Sa. 23.06.2007, 10:36

@Florian: Also wenn Du wirklich weiterhin arbeitsunfähig sein willst, überleg doch mit Deinem Psychiater zusammen, was ihr für Argumente für eine gerechtfertigte Arbeitsunfähigkeit nehmen könntet.
Mir scheint es jedoch selber so, dass Du gerne auf Staatskosten lebst. Wie wäre es denn, wenn Du Dir selbst eine Arbeit suchst, auch wenn es nur eine Teilzeitstelle oder ein Mini Job ist? Denn da suchst Du Dir ja selbst aus, wo Du arbeitest. Wäre das keine Alternative? Ich finde, Du siehst alles zu schwarz. Arbeiten gehen kann einem auch helfen, seelisch stabiler zu werden. Das war bei mir so. Man ist unter Menschen, hat eine Aufgabe und das Gefühl, den Staat zu entlasten finde ich gut. :wink:
verrückte-nudel1981
 

Beitragvon MutedStoryteller » Sa. 23.06.2007, 12:18

Für mich kommt nur noch der vollständige Rückzug aus dem Arbeitsleben in Frage. Jeder, der sich entgegen seiner Überzeugung und seinem Willen aus den von mir geschilderten Argumente dennoch zu einer Arbeitstätigkeit hinreißen lässt, mangelt es an persönlichem Format und/oder Bildung, indem er/sie den Staat nicht in die Pflicht nimmt.


Den Staat? Und persönliches Format?
Also, das möchte ich aber nochmal klarstellen: Der Staat besteht aus Menschen denen deine Versorgung immerhin vom eigenen erarbeiteten Gehalt abgezogen wird. Ich kenne viele die Arbeiter und dabei schwerstes unmotiviert sind, die sich aber durchbeißen. Auch sind mir Menschen mit psychischen Krankheiten bekannt die sich trotzdem aufraffen und versuchen was zu versuchen ist. Und auch solche die dabei schon sehr an der Grenze schleifen oder die arbeitslos sind und sich mit allem um eine Stelle bemühen! Keiner von denen würde ein kostenloses Eingliederungsprogramm ablehnen.
Denk mal an das diese Menschen auch für dich bezahlen müssen solange du nicht arbeiten kannst. Wenn du eine etwas soziale Ader hast, würde ich mir mal an deiner Stelle überlegen ob du nicht anderen sogar aktiv hilfst indem du selber zu arbeiten versuchst.
Der Versuch reicht doch völlig aus, mehr erwarte ich als Bürger nicht von meinem nächsten, aber der muss auch da sein!

Und das der Staat (Nein, die Menschen) dich nicht weiter durchfüttert wenn du diese CHANCE systematisch ausschlägt ist nicht falsch denn das Geld fehlt sonst Anderen die zb. im Rollstuhl sitzen und deren Leben durch jeden Pfennig/Cent etwas Lebenswerter werden kann. (Meine Großmutter hatte dieses Problem. Querschnittlähmung und kein Geld für ein neues Rollstuhl Modell das sie dringend benötigt hätte.)

Und wenn mein du doch komplett arbeitsunfähig sein solltest dann wird der Psychiater das schon bescheinigen.

Aber nagut, ein sogar Zeitlich begrenztes Programm zu streichen (Im Job sitzt du ja manchmal 20 - 30 Jahre!) fände ich nur in absoluten EXtemfällen OK. Du solltest einfach hingehen und wenn es nach einem Jahr nichts geworden ist kannst du wenigstens behaubten das du es aktiv versucht hast wieder einzusteigen.


Grüße

Muted Storyteller
MutedStoryteller
 


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