Extreme Tagträume?

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Extreme Tagträume?

Beitragvon Dana » Sa. 04.02.2006, 22:38

Hallo, ich bin, wie man sieht, neu hier und hoffe auf einen Rat.
Damit ihr euch ein besseres Bild machen könnt, sollte ich mich besser ein wenig beschreiben. Ich bin 15 und gehe auf's Gymnasium. Familiäre Probleme habe ich eigentlich keine (nur eben das Übliche in diesem Alter) und auch in der Schule habe ich Freunde.

Ich hatte schon als Kind eine lebhafte Phantasie. Ich habe nie etwas getan, "ohne eine Geschichte dahinter." Ich bin nicht aus Spaß, auf einen Baum geklettert, sondern weil "gerade Hochwasser herrschte" und all solche Sachen. Das was ich hier beschreibe geht ungefähr 4-5 Jahre schon so.

Es ist schwer, in meine Problem einzusteigen, aber wie ihr schon an der Überschrift erkennen könnt: Es geht um Tagträume.
Nicht schwärmerische Tagträume, die man ab und zu hat, sondern eher ein Zwang, sich in eine andere Welt denken zu müssen. Es passiert mir ständig - bin ich eine Sekunde lang nicht auf etwas bestimmtes konzentriert - zum Beispiel auf Schulaufgaben, oder im Gespräch mit jemanden - bin ich mit den Gedanken in einer anderen Welt. Es vergeht keine Stunde - wenn nicht, weniger - in der ich nicht kurz "aus der Realität aussteige", sei es auch nur für wenige Sekunden.

Nun, was ist das für eine Welt, in die ich mich hineindenke?
Zunächst waren es nur ganz normale Tagträume, solche, in denen man sich vorstellt, beliebt zu sein und ähnliches. Doch mit der Zeit ging es gar nicht mehr um mich, sondern um andere Charaktere dieser Traumwelt, z. Bsp. um einen erfundenen besten Freund. Ich beschäftigte mich in meiner Traumwelt nicht mehr mit meinen Wünschen, sondern kümmerte mich ausschließlich um die erfundenen Figuren. Eine zeitlang hatten meine 'Traumweltfiguren' noch eine Verbindung zu mir selbst, z. Bsp. war 'ich' mit ihnen befreundet oder so, doch je mehr ich in diese Welt (besser gesagt Welten, denn es kamen immer mehr Figuren hinzu, und jede hatte eine andere Geschichte) eintauchte, desto weniger Bezug hatte sie zu mir. Sie hatten urplötzlich Probleme und Wünsche auf die ich nie gekommen wäre. Und sie verändern sich. Wenn eine Figur am Anfang z. Bsp. 30 Jahre alt ist, existiert in meinem Kopf ein paar Wochen später die komplette Lebensgeschichte dieses Charakters, sie haben Namen, Freunde, Kindheitserinnerungen...

'Sie' (diese Figuren in meinem Kopf) entwickeln sich gewissermaßen mit meinen Eindrücken aus der Umwelt. Das klingt alles sehr, sehr seltsam und ich versuche, es anhand eines Beispiels zu beschreiben:
Ich sehe durch Zufall ein Fußballspiel, dazu muss man wissen, dass ich Fußball ansonsten nicht schaue und auch keine Ahnung davon habe. Trotzdem, irgendetwas gefällt mir daran, ich muss es festhalten. Mein Kopf versucht "Fußball" irgendwo in meiner Traumwelt einzuordnen. Und so geschieht es, dass ein Charakter plötzlich das Hobby Fußball hat.

Und in etwa der Form wird alles andere in meiner Umwelt verarbeitet. Sagt irgendjemand einen coolen Spruch, lasse ich eine Figur dasselbe sagen. Gibt es etwas, das mir nicht gefällt, wird eine Figur da sein, die etwas dagegen tut.
Das widerspricht sich mit der Aussage, diese Figuren hätten nichts mit mir zu tun, aber damit meine ich eher, dass ICH nicht in diesen Welten existiere. Es sind eigenständige 'Universen', wenn man das so sagen könnte.

Puh, das ist alles sehr kompliziert, und ich habe keine Ahnung wie es auf andere wirkt. Ich habe das alles nie jemandem erzählt und kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderes ähnliche Gedanken wie ich haben könnte.

Diese ganzen Tagträume nehmen auch mehr oder weniger Einfluss auf äußere Umstände. Sobald ich Musik höre, bin ich "weg". Ich kann nichts tun, ich assoziiere die Musik sofort mit der Traumwelt. Dann hört ein Charakter das Lied plötzlich oder hat es gar geschrieben/gesungen oder sonst irgendeine Verbindung damit.

Einschlafen ohne die Welt kann ich mir gar nicht vorstellen. Vor dem Einschlafen denke andere Leute vielleicht über den Tag oder so nach, ich kann das nicht. Ich muss zuerst in diese Welt um einschlafen zu könne. Andersrum ist das erste, was ich am Morgen tue tagträumen.

Um was geht es nun in diesen Tagträumen?
Wie gesagt, um diese Charaktere. Manchmal in ganz normalen Szenarien, wie in der Schule, bei der Familie... Manchmal auch unter Extrembedienungen wie ein Überlebenskampf...

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles noch normal ist. Ich könnte mir vornehmen, es für eine zeitlang zu unterdrücken, doch ratet mal was dann passiert? Ich stelle mir vor, dass eine Traumfigur dasselbe oder etwas ähnliches macht und bin gleich wieder "weg".

Das war jetzt ein sehr langer Text, besonders für meine Verhältnisse.
Meine Frage nun, wisst ihr was das ist? Ist es normal? Aber wenn das so ist, warum redet niemand darüber? Ich finde nirgendwo Informationen über das ganze, ich weiß nicht, ob es Leute gibt, die dasselbe erleben.
Das hier ist kein Scherz und ich bin kein Teenager, der verzweifelt Aufmerksamkeit sucht. Ich will nur wissen, was das mit mir ist.
Für Logikfehler und Wortwiederholungen entschuldige ich mich, ich habe den Text sehr hastig geschrieben, weil es wirlich das erste Mal ist, dass ich das anspreche. Niemand weiß sonst davon, ist ja auch seltsam zu besprechen...
Um Antworten würde ich mich natürlich besonders freuen...
Danke Danke, dass ihr das überhaupt bis hier hin durchgelesen habt!
Dana
 

Beitragvon Amon » Sa. 04.02.2006, 22:47

Hallo erstmal und Herzlich Willkommen!

Du stellst das alles sehr rational und logisch dar. Das ist schon mal gut denn die Fähigkeit darüber zu reflektieren hast du ja.

Dein Verstand sagt dir auch das es eine Traumwelt ist. Auch wenn sie sehr detailiert konstruiert ist.

Ist es so das du dadurch massive Probleme befürchtest? Kannst du dich noch auf das Wesentliche konzentrieren oder ist es ein Muß - DORT - in deiner Traumwelt zu sein?

Ich bin ähnlich veranlagt deshalb kann ich mich ein wenig da hinein versetzen. Ich träume aber nicht von bestimmten Dingen sondern träume mich z.B. in Vorfreude oder gute Gedanken aus meiner Vergangenheit hinein.

Hoffe ich konnte dir ein wenig beistehen.

Gruß

Amon
Amon
 

Beitragvon Mondschein » Sa. 04.02.2006, 22:49

Hallo Dana
bin auch recht neu hier :P

Diese Tagträume kenne ich, ich tauche auch ab in meine Welt und stelle mir dann bestimmte Situationen vor, die mir gut gefallen würden, beispielsweise einen Wettbewerb zu gewinnen und alle wären stolz auf mich o.ä.
Allerdings spielen dabei fast nur Personen mit, die ich aus dem wirklichen Leben auch kenne.

Sehr oft finde ich auch nicht schnell genug den Weg wieder zurück in die Realität, das ist gerade im Unterricht ziemlich peinlich :oops: .

Mir passiert das immer, wenn ich Musik höre, mit meinem MP3 irgendwo unterwegs bin.
Ich brauche nicht unbedingt Musik dazu, wenn ich keinen Gesprächspartner habe oder mich langweile, drifte ich auch ab.

Diese Situationen trösten mich über den ganzen Mist, der in der "realen Welt" passiert, hinweg, ist quasi ein Fluchtweg für mich.
Ich weiß, dass das nicht gut ist, dass ich eher lernen sollte, mit meinem Leben zurechtzukommen, aber das ist leichter gesagt, als getan :roll:
Mondschein
 

Beitragvon Lingenia » Sa. 04.02.2006, 22:57

Hallo Dana,

viel weiter helfen kann ich dir leider nicht.
Ich kann dir sagen, dass ich mich auch wegträume, ALLERDINGS auf eine ganz andere art wie du, zum einen bin ich eigentlich immer die Hauptperson und es sind bei mir immer dramatische, unangenehme sachen wo ich mich "hinträume" :(, worauf ich aber nich näher eingehen will ... außerdem ist es bei mir wohl lange nicht in so extremer Form wie bei dir.

Sry, dass ich nix zu sagen kann :/ ... aber ich habs gelesen :/

Alles Liebe
Lingenia
Lingenia
 

Beitragvon MutedStoryteller » So. 05.02.2006, 14:43

hallo Dana,

hmm da kann ich dir zur Seite stehen. Ich bin auch ein großer Träumer. Allerdings kann ich Realität ganz Klar von Traum trennen. Meine Träume dagegen nicht ganz klar von der Realität frei zu machen...
Aber das macht ja nichts...

Hast du schon einmal versucht alles ( sagen wir einen Teil^^) aufzuschreiben?
ich könnte mir vorstellen das das zwingen deiner Träume in Schrift (so gut es geht.) Dir helfen würde sie von deinem Leben zu trennen...
Ich wäre auch bereit mir das dann mal durchzulesen... Denn ich weiß Schreiben ohne gelsen werden ist nahezu überflüssig...

naja Du kannst mich auf jeden Fall anspechen wenn du Hilfe brauchst. Auf dieser ebene meine ich mich ziehmlich gut auszukennen^^

Grüße

Dein Muted Storyteller
MutedStoryteller
 

Beitragvon severin » So. 05.02.2006, 20:51

hi,
als ich deinen beitrag gelesen hab, musst ich fast schmunzeln vor erleichterung, weils fast genau das beschreibt, was ich auch tagtäglich mache. ich kann dir zwar vermutlich nicht wirklich weiterhelfen, aber du hast mir weitergeholfen. ich fühl mich nämlich jetzt nicht mehr so alleine mit meinem "problem" :wink:

ich hab vor einigen tagen auch versucht, zu erklären, was mit mir so los ist (siehe "multiple persönlichkeit oder stiller begleiter"), aber ich muss sagen, du hast es viel besser auf den punkt gebracht... :roll:

so blöd/seltsam ich mir auch vorkomme beim "tagträumen" - ich weiss, dass es mir extrem fehleen würde, wenn ichs nicht machen würde. ich habs auch schon mehrfach versucht, es zu lassen, aber irgendwie fehlt mir dann regelrecht was - es macht mich richtig traurig, so als ob ich nen sehr guten freund verloren hätte. :(
weiss grad nicht, wie ichs ausdrücken soll (wie immer, wenns um dieses thema geht :roll: )

danke, dass du mir das gefühl gibst, nicht alleine zu sein :cuddle:
severin
 

Beitragvon Dana » Mo. 06.02.2006, 22:09

Vielen Dank für eure Antworten... und dass ihr mich ernst nehmt.

@severin
ah danke, ich bin also nicht allein :) tut gut, soetwas zu hören.
Ja, ich weiß auch selber, dass es doch im Grunde vollkommen doof ist, aber es geht nicht ohne, wie beschrieben, allein der Gedanke damit aufzuhören ruft nur neune Träume hervor.
Mir geht's irgendwie so, dass ich mich dann noch einsamer fühle, als mit Tagträumen.

Ich kann noch sehr gut zwischen Realität und Traum unterscheiden... nun ja, manchmal rutscht mir auch ein dummer Kommentar wie "Ich kenne jemanden, der das nicht so gemacht hätte", wobei ich mich natürlich auf niemand reales, sondern auf eine Phantasiefigur beziehe.
Ich bin so eigentlich auch ein vernünftiger Mensch.
Wovor ich mich fürchte, ist dass es irgendwann einmal nicht mehr so sein wird. Ich merke schließlich, dass es mir wahnsinnig fehlen würde, nicht in eine (meine) andere Welt abzutauchen. Und da es über die paar Jahre ja schlimmer geworden ist (also die ganzen Details, die dazu gekommen sind), fürchte ich mich davor, irgendwann ganz "weg" zu sein.

Das mit dem Aufschreiben ist eine gute Idee... doch es klappt nicht.
Am Anfang diente das Tagträumen mir ja sogar nur dazu, um Geschichten zu erfinden. Doch diese Geschichten in meinem Kopf klingen auf Papier immer hohl und ... wie soll ich das sagen? Sie verlieren ihren Zauber.
Ich habe bereits Sachen niedergeschrieben und wenn ich erkannt habe, dass es doch doof klingt, hat es mich im Gegenteil noch dazu angespornt, mehr zu erfinden, alles weiter auszubauen...

Glaubt ihr, dass es ein Problem ist? Oder etwas, dass sich mit der Zeit legen kann? Ich bin ganz verwirrt bei der Sache...
Dana
 

Beitragvon severin » Mo. 06.02.2006, 22:27

ich will dich ja nicht beunruhigen, aber ich hab dieses problem schon seit deinem alter ungefähr - nur dass ichs da nicht so wahrgenommen hab, weil ichs halt für ne teeniespinnerei gehalten hab - inzwischen bin ich schon fast 32... :roll:

es gibt phasen, da ist es nicht so präsent und dann wiedermal ists total schlimm. je mehr stress ich hab, desto weniger zeit hab ich zum tagträumen - das verschiebt sich das dann auf so kurze etappen vorm einschlafen oder so, aber sobald ich wieder etwas mehr zeit hab, drifte ich wieder total ab.
und wenn ichs ganz lasse, werd ich richtig launisch und unaustehlich. manchmal glaub ich, das ganze ist für mich sowas wie urlaub. 8)
severin
 

Beitragvon Gast » Mo. 06.02.2006, 23:02

hallo Du,
sorry das ich gerade mal so antworte, aber Deine Traumwelt, wie Du sie beschrieben hast, ist bei mir nicht nur ähnlich, sondern fast identisch. Hatte ich Anfangs die Spielregeln bestimmt, werden meine sogenannten Freunde immer stärkere Persönlichkeiten, die sich selbst an meinen Eindrücken des Tages über zu bedienen scheinen.
eigendlich ist diese Traumwelt nicht weiter, als eine "Sucht", man geht hinein - fühlt sich wohl - warum dann gehen?
Ich habe mir diese Welt schon mit 7 Jahren aufgebaut, allerdings nur zu dem Zweck der Realität zu entfliehen, und darum geht es mir heute leider auch noch. Doch schade ich mir damit auch sehr, da die Traumwelt wichtiger geworden ist als mein Leben in der Realität.
Solange Dir das nicht passiert, und Du das reale Leben genießen kannst, sind Träume doch einfach was schönes und haben auch oft noch Überraschungen aus unserem Unterbewußtsein parat :)
Gast
 


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