Jeder zieht und zerrt an mir

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Fr. 29.05.2015, 08:59

Hallo zusammen,

ich hoffe hier vielleicht ein paar Tips oder Ratschläge zu bekommen, wie ich mich besser schützen kann.

Das Gesamtpaket wird einfach viel zu viel und ich merke, wie es immer schwieriger wird meine Tage überhaupt zu meistern.
Seit 3 Jahren habe ich nun Probleme mit Schmerzen, mal die Hand, mal der Fuß, dann die Schulter....
Verschiedene Ärzte haben alle möglichen Diagnosen gestellt, mich behandelt und operiert.
Im Dezember ist nun endlich der Grund für die Schmerzen erkannt worden. Ich habe Rheuma, eine besondere Form, die nicht nur Gelenke, sondern auch Muskeln, Sehnen und innere Organe befallen kann.
Durch die ständigen Schmerzen sowieso schon angeschlagen, wurde auch das Familienleben immer schwieriger. Ich habe 2 angenomme große Kinder und eine kleine Tochter (4), mein Mann und ich arbeiten beide Schicht.

Nachdem ich nun die Diagnose hatte begann die Medikamenten Einstellung mit MTX, das wird vorwiegend in der Chemotherapie eingesetzt und eben bei Rheuma. Die Einstellung War hart, ich habe sehr unter den Nebenwirkungen gelitten und das Verständnis innerhalb der Familie wurde langsam immer weniger und ich immer anfälliger.
Am 29.12. kam der nächste Schlag. Ich habe meinen Papa bei sich zu Hause gefunden, kaum ansprechbar mit starken Schmerzen. Ich habe wirklich gedacht er stirbt, noch nie habe ich mich so Hilflos gefühlt.
Er ist seit Jahren chronisch krank und ich kümmer mich um ihn, also Einkäufe erledigen, zu Ärzten fahren und sowas.
Er kam dann sofort mit dem RTW ins Krankenhaus auf die Intensivstation, es wurde eine schwere Sepsis festgestellt. Am ersten Tag war er noch ansprechbar, dann ging es steil Bergab. Akkutes Nierenversagen, Herz Aussetzer, Athemaussetzer und Koma. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten ist. Dazu ein Teenager, der mir jeden Tag das Leben so gut er konnte zur Hölle macht...

Ich musste bei meinem Vater die Finanzen übernehmen, die Post, die Pflege der Katze und dabei hat sich ein Chaos aufgetan, was echt unfassbar für mich War. Er hatte keine Akten sortiert, teilweise die Post ungeöffnet in irgendwelchen Schränken versteckt, ich habe 3 Umzugskartons Post aus der Wohnung geholt, mich Tagelang da durch gekämpft und immer nur mehr Schulden und unerledigtes gefunden.
Seine Überweisungen dürfte ich nicht durchführen, hatte ja keine Vollmacht. Er dafür nicht mal einen Dauerauftrag für die Miete.

Ich muss leider später weiter schreiben, da die Kindergarten in Hessen ja streiken habe ich meine Tochter hier und sie braucht ja auch ein Stück Mama....
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hannace » Fr. 29.05.2015, 11:10

He du,
das klingt nach einer heftigen Aufgabe die du auf dich geladen hast, neben deinen eigenen Problemen und leiden die du eigentlich selber schon hast. Wie geht es dir gerade damit? Was hilft dir gut damit klarukommen und unter der Last nicht zusammenzubrechen? Wie geht es deinem Papa jetzt?
Vielleicht wäre es sinnvoll die Verantwortung für die rechtlichen Angelegenheiten deines Vaters abzulegen und dich vielleicht, je nachdem wie es ihm geht, dich wegen einer rechtlichen Betreuung für ihn bei deinem Zuständigem Betreuungsgericht zu informieren. Mit denen könntest du sonst auch klären, dass du dich offiziell um seine Angelegenheiten klären darfst.
Da ist ein Monster in meinem Zimmer
Und es starrt mich immer an
Es wird wirklich immer schlimmer
Weil ich nicht selbst entscheiden kann:
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Blamiert mich,
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Und lacht mich aus
Da ist ein Monster in meinem Zimmer
Ich verliere schon die Geduld
Das Monster in meinem Zimmer Ist an allen Schuld
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Fr. 29.05.2015, 15:30

Nachdem er im Koma lag, habe ich über das Gericht die vorläufige Betreuung bekommen.
zusammengefasst habe ich ein riesiges Chaos, 6000 Euro Schulden und ein Haufen Dreck und Müll gefunden.
Um ihn nicht in den absoluten Finanziellen Rubin gleiten zu lassen habe ich ihm das Geld geliehen, seine Gläubiger ausgezahlt, Versicherungen gekündigt, Versicherungen abgeschlossen (er hatte nicht mal eine Haftpflichtversicherung) und angefangen die Wohnung zu entrümpeln. Ich suche eine Wohnung für ihn, besuchte ihn zu Anfang täglich. Als es ihm langsam besser ging, habe ich die Besuche reduziert, zumal er dann auch in eine Klinik weiter weg verlegt wurde.
Nach vielen kämpfen, unfähigen Soziadiensten und jede Menge Telefonaten ist er nun in der Rehabilitation angekommen. Ich kümmere mich nach wie vor um seine Wäsche, seine Katze, habe seine Wohnung gekündigt, weil er die nicht mehr bewohnen kann, habe jetzt wohl auch endlich eine Wohnung für ihn gefunden und ärgere mich jeden Tag über ihn.
Die Ansprüche werden immer größer, er kann ja nicht nur Wasser trinken, bringe ich ihm 2 Flaschen Zuckerfreie Limonade mit ist es zu wenig. Ich musste ihm sogar erstmal Klamotten kaufen gehen, weil er fast nichts mehr im Schrank hatte. Aber er braucht ja noch Unterhosen, die muss ich kaufen, ich soll dafür sorgen, dass sein PC öfter angeschaltet wird, wegen den updates, wie konnte ich es wagen Daueraufträge für Miete, GEZ und Krankenversicherung ein zu richten.

Am Mittwoch hatte mein Mann einennen Arzttermin, dabei kam heraus, dass er einen operationsbedürftigen Bandscheibenvorfall hat. Auch da haben wir schon mehrere Ärzte zu Rate gezogen. Er wurde heute operiert.
Gerade im Moment sitze ich hier, mit meiner 4 jährigen Tochter, die natürlich mit ins Krankenhaus und die Rehabilitation musste, dabei total unendlich wird. Mein Mann im Krankenhaus, ein zickigen 19 jährigen, der mit mir jetzt stickig ist, weil ich heute keinen Nerv habe Essen zu kochen.

Dazu ruft mich noch meines Vaters Vermieterin an, dass für nächste Woche 2 Wohnungsbesichtigungen anstehen, mein Personalplaner, ob ich nächste Woche noch eine zusätzliche Schicht übernehmen kann...
Es reißt nicht ab und wehe, ich sage Nein. ...

Im Februar hatte ich einen ziemlich heftigen Zusammenbruch, ich bin selbst in die Psychiatrie gefahren, weiß aber bis heute nicht wie ich dort hin gekommen bin.
Dort hätte man mich Stationär aufgenommen, wenn ich kein so kleines Kind hätte.
Dafür hatte ich dann 3 Notfallsitzungen, mit der Diagnose Depression und vorübergehende starke Belastungsstörung.
Man empfahl mir eine Therapie. Ich weiß nicht bei wievielen Therapeuten ich mittlerweile angerufen habe, einen Platz habe ich immer noch nicht.
Bei 3 stehe ich irgendwo auf der Warteliste, von einem habe ich heute eine endgültige Absage bekommen.

Zeitweise leide ich unter Appetitlosigkeit bis hin zum Geschmacksverlust, Herzrasen, Angstattacken, Zittern, Schlafstörungen.
Ich hatte Medikamente bekommen, die machten es noch schlimmer, die Medis, die helfen, kann ich wegen meinem Job nicht nehmen und der ist momentan fast das Einzige was mir noch Spaß macht.

Es ist einfach zu k*tzen.

Wie es mir geht.... ich warte eigentlich jeden Tag nur darauf, wann es endlich soweit ist, dass ich unter der Last zusammen breche. Dann bräuchte ich mir wenigstens keine Gedanken mehr machen und es hätte keiner mehr Erwartungen an mich.
Ich kann 10 mal sagen, es wird mir zu viel. Solange ich noch einigermaßen stehen kann, scheint das keiner zu glauben.
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Lightning » Fr. 29.05.2015, 18:22

Ich kann 10 mal sagen, es wird mir zu viel. Solange ich noch einigermaßen stehen kann, scheint das keiner zu glauben.


Ja.. hauptsache man funktioniert. Keine Ahnung, was manche Menschen sich denken.. anscheinend nicht viel. Ich hoffe, dein Mann unterstützt dich wenigstens bei einigen Dingen.. also ich meine, wenn er nicht im Krankenhaus liegt.

Es reißt nicht ab und wehe, ich sage Nein. ...


Irgendwann muss man wohl mutig genug sein, auch mal "nein" zu sagen.. vor allem, was Arbeit betrifft. Dort trifft das "hauptsache man funktioniert" wohl am ehesten zu.. bzw.. hauptsache, man sorgt für viel Gewinn. Ich sagte damals auch nie nein.. und was war das Ende vom Lied? Ich durfte als Steinmetz regelmäßig Samstags und auch oft Sonntags arbeiten.. oft 3-4 Wochen ohne einen Tag Pause und zudem fast täglich Überstunden. Im Sommer teilweise von 8 bis 22/23 Uhr. Das brachte zwar auch um einiges mehr Geld.. aber eben nur, bis ich bereits mit 21 arbeitsunfähig wurde. Seit dem hat sich das mit dem Geld ziemlich erledigt. Wenn du nie "nein" sagst, wird man immer mehr von dir wollen.. vor allem, wenn du gut bist in deinem Job.

Gibt es keine Möglichkeit, die Dinge irgendwie mit deinem Chef zu besprechen und evtl. vorerst ein paar Wochen Urlaub zu nehmen? Oder krank zu machen?

Auch bezüglich deines Vaters würde ich evtl. überlegen, ob Hilfe von außen angebracht wäre. Dankbar scheint er ja auch nicht gerade zu sein.. was die Sache nicht einfacher macht. Deine Gesundheit und deine kleine Tochter sollten erstmal das Wichtigste für dich sein. Wie gesagt.. ich hoffe, dass du die schwere Zeit bald hinter dir hast und ganz schnell wieder bessere Zeiten anbrechen :troest:

Und ja.. die Wartezeiten bei psychischen Problemen.. sind wirklich viel zu hoch.
Lightning
 

Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Fr. 29.05.2015, 19:20

Im großen und ganzen unterstützt mich mein Mann schon, nur kann er eben viele meiner Gedankengänge nicht nachvollziehen. Und ich habe tausende davon!!
Wenn ich nicht abends was zum Lesen mit ins Bett nehme, dann kann ich überhaupt nicht abschalten, so sehr rattert es in meinem Kopf.
Nur ist glaube ich mein Mann langsam auch an den Grenzen seiner Geduld angekommen.

Eigentlich wäre der Bereich Familie hier nochmal ein Thema extra für sich selbst.
Wir leben das Model Patchworkfamilie, mein Mann, Vater von zwei Jungs, beide zwar erwachsen, aber noch im Haus lebend, unsere gemeinsame Tochter und ich.

Die Mutter der Jungs ist in deren (somit auch unserem Leben) nicht mehr Existent. Der große von beiden hat nach der Trennung von Mutter und Vater direkt beim Vater gewohnt, der jüngere blieb bei der Mutter, mußte dann aber vor 4 Jahren auch zu uns ziehen, obwohl er das so eigentlich nicht wollte.
Er hatte von Anfang an mehr oder weniger Schwierigkeiten mit mir. Immer, wenn es anfing besser zu werden, hat einer gegen uns gearbeitet, meist die Mutter des Jungen, die mir unter anderem verbieten wollte zum Sport des Kindes zu gehen, obwohl der mich gefragt hatte. Oder sie hat versucht den Vater schlecht da stehen zu lassen. Aber, als sie dann keine Lust mehr hatte, waren wir natürlich die perfekte Lösung ihrer Probleme.

Da ich selbst Scheidungskind bin und auf Grund verschiedener Dinge aus der Kindheit ein sehr gutes Feingefühl habe, gab es sehr viele Situationen, wo ich wirklich mit dem jungen Mann mitfühlen konnte, wo er dankbar auch meinen Rat gesucht hat.
Ich kann wirklich behaupten, dass ich von meiner Seite zwar nicht alles richtig gemacht habe, aber alles versucht habe, was in meiner Macht steht um ihn zu unterstützen, sei es bei Schule, bei anderen Problemen, oder auch beim durchsetzen seiner Interessen beim Vater.
Da wir beide, wie schon erwähnt Schicht arbeiten und ich eben durch die gemeinsame Kleine mehr zu Hause bin, blieb und bleibt auch eben einiges der Erziehungsarbeit an mir hängen. Ich habe immer so gehandelt, wie ich es mir früher von meinen Eltern und meinem Stiefvater gewünscht hätte.
Der Große ist wirklich klasse, wir haben ein super Mütterlich-Freundschaftliches verhältnis, aber bei dem mittleren ging das wohl bündig in die Hose.
Nicht nur, dass ich mir sehr viel über seine Zukunft den Kopf zerbrochen habe, ich habe auch immer wieder den Vater mehr oder weniger animiert, mehr auf den Jungen ein zu gehen. Das hat dann einige Wochen funktioniert, dann wieder nicht mehr.
Er ging einfach zu sehr davon aus, das regelt sich alles wie bei dem Großen ein.
Aber so war es nicht. Leider fing der Sohn meines Mannes an mich immer mehr zu schickanieren.
Egal was ich gesagt habe, es war falsch. Er fing an zu provozieren und was für mich ganz schlimm war, massiv in die Erziehung unseres Kindes einzu greifen. Vorwiegend dann, wenn mein Mann ausser Haus war.

Ich weiß nicht wie oft ich mit meinem Mann darüber geredet habe, manchmal auch gestritten.
Der Junior hat sich dann sehr oft hin gestellt, das ich lügen würde und alles garnicht wahr wäre. Ich würde ihn raus ekeln wollen und der Vater solle sich genau überlegen, wem er denn glauben wolle.
Oft hat er sich später selbst verraten, dass er gelogen hat um mir eins aus zu wischen. Manchmal unter Druck zugegeben.
Selbst da hatte ich noch viel Verständnis für ihn. Die Umstände, unter denen er zu uns kam, waren bei weitem nicht optimal und am einfachsten ist es immer die Stiefmutter das spüren zu lassen, die Wut, die Hilflosigkeit.

Bei mir ging es da los mit den Schmerzen. Manchmal konnte ich Tage lang nicht richtig laufen, dann nicht greifen, dann den Arm nicht heben... Und das mit nem Lauffaulen Kleinkind.
Langsam aber sicher merkte ich, dass meine Nerven nun doch nicht mehr so belastbar sind, erst recht nicht für die Spirenzchen eines fast Erwachsenen.
Also habe ich verucht auf einer Ebene mit ihm zu reden. Ihm gleichzeitig verucht mut zu machen, aber eben auch auf meine Schwindenden Kräfte und Nerven hingewiesen und dass mich das nun langsam doch sehr belastet.
Ich glaube heute manchmal, das war der Startschuss für ihn.
Seit dem wurde es immer schlimmer, jede Schwäche die er Erkannte nutzte er gegen mich.
Selbst mein Kind veruchte er gegen mich ein zu setzen.

Wir haben dann eine Beratung mit anschliessenden Sitzungen bei einer Eltern-Jugend-Beratung angestrebt.
Diese hat der Junge nach 5 Sitzungen abgebrochen, vielleicht war es auch besser so.
So langsam kann ich nämlich das gedöns von wegen das arme verlassene Bubchen nicht mehr hören. Er hat sich jetzt 4 Jahre darauf ausgeruht, eben reicht es.
Ich habe dann für mich die Handbremse angezogen und mich mehr und mehr von ihm zurück gezogen und die Berantwortung meinem Mann überlassen, der sich aber doch sehr häufig wohl auch überfordert sah und nicht verstehen konnte, warum ich ihn dabei im Stich lasse und dann trotzdem noch so stark seelisch belastet bin.
Oft ist es so, die Kleine sitzt auf ihrem Teppich, spielt in aller Ruhe, dann kommt er dazu, stubst sie in die Seite, nimmt ihr etwas weg.... die Kleine versucht es dann, ganz so wie ich er ihr beigebracht habe erstmal mit reden. Bitte lass das, gib mir das wieder, hör auf... und irgendwann weiß sie sich dann auch nicht mehr anders zu helfen und haut dann auch mal. Dann erwartet er, dass ich mein Kind schimpfe, weil man ja nicht haut. Mache ich das nicht, bin ich wieder die Böse.
Das sind teilweise Dinge hier, die sind unglaublich.
Alleine das ist mitlerweile so eine Belastung, das hätte ich nie für möglich gehalten.

Aus heutiger Sicht würde ich mich nicht nochmal auf einen Mann mit 2 Kindern einlassen, nie wieder.

Heute leben wir weitgehend aneinander vorbei. Das paßt dem jungen Mann natürlich auch nicht.
Aber zumindest hat mein Mann jetzt eingesehen, dass es so nicht weiter geht.
Ich halte mich mitlerweile raus, aber alleine da würde ich mir gerne Hilfe holen, denn innerlich kann ich mcih oft nicht distanzieren. Ich mache mir sorgen, ob aus dem Jungen was wird, ob er die Kurve bekommt... Ich kann das einfach nicht abschalten.

Mein Mann hingegen ist einer, der eher Probleme aussitzt, als sie an zu packen und durch meine ständigen Schmerzen, den Stress mit dem Mittleren, die Situation mit meinem Vater schlägt sich das natürlich auch auf uns als Paar aus. Freizeit zu zweit.... Was ist das?
Wir haben oft ja nicht mal mehr Zeit intim zu werden. Ist die Kleine vielleicht mal bei der Oma (was jetzt nicht wirklich oft vorkommt) hängen uns die anderen beiden permanent auf der Pelle.
Wir können oft nicht mal in Ruhe auch nur ein Gespräch führen.
Die Kleine hat ihr Zimmer direkt neben unserem Schlafzimmer, durch das man durch muss um in ihres zu kommen. Dadurch kann man sich dort nicht einfach mal unterhalten, wenn sie im Bett ist.
Das Wohnzimmer ist offen und permanent kommt einer von den anderen beiden runter.
Ich habe schon mal um eine Ruhezeit gebeten, aber da schießt wieder der mittlere quer, der nicht einsieht, dass er an einem Abend im Monat zwischen 9 und 11 mal nicht in die Küche zu gehen braucht. Das kann man ja ihm nicht verbieten und schliesslich wäre das Wohnzimmer ja ein Gemeinschaftsraum.
Intimität fast nur noch nach Stundenplan.... Seit der Kiga streikt garnicht mehr möglich.
Zumal ich eine der Frauen bin, die unter Stress und Druck alles nur keine Lust auf Sex hat.
Das frustriert meinen Mann wiederum oft so sehr, dass er alles in Frage stellt.
Für ihn ist im Moment alles scheiße. Das es nicht toll ist, das glaube ich ihm, aber bin ich nicht diejenige mit den Schmerzen? Bin ich nicht die, deren Vater im KH liegt? Bin ich nicht die, die sich um Wohnung, Wäsche, Kind, Garten, Tiere, Haushalt, Essen, Einkauf kümmert und dazu noch halb arbeiten geht?
Bin ich nicht diejenige, die den Terror von seinem Sohn ertragen muss? Und den Terror von meinem Vater?
Und trotzdem sieht er vieles so, als wenn ihm das passieren würde.
Ja, er hat mir toll den Rücken frei gehalten, als ich so häufig im KH war und ich will wirklich nicht undankbar erscheinen.
Aber ich bin nicht der Typ, der sich hier hin setzt und jeden Tag am jammern ist, wie schlimm alles, wie weh alles tut, wie schlimm die Nebenwirkungen der Medis sind und und und.
Aber sobald ich mal ne Woche nicht über mein aktuelles befinden geredet habe, ist mein Mann der Meinung, dass alles wieder in Ordnung wäre... Das ist es nicht, das wird noch lange dauern.
Aber ich habe eigentlich schon den Wunsch, wieder auf die Beine zu kommen, ich war schon immer optimistisch.
Manchmal zieht es mich ganz doll runter und ich komme auf Ideen, wie, vielleicht hätte ich doch nie ein Kind bekommen sollen, oder eigentlich wäre meine Familie ohne mich besser dran.

Aber eigentlich will ich doch auch nur gehört werden, ich will, dass man gerade im Familäre Umfeld sieht, wie schwierig das manchmal ist und man sich gegenseitig unterstützt und nicht, dass ich immer die bin, die für alles und jeden Verständnis hat und auf jeden Rücksicht nimmt.

Ich glaube das ganze mit meinem Papa muss ich auch nochmal etwas entwirren.

Und ich habe schon aussortiert und bei einigem Nein gesagt, auf arbeit, im privaten Umfeld...
Aber ich muss sagen, gerade auf Arbeit ist es so, dass sie mir sehr viel entgegen gekommen sind, ich war ja dieses Jahr schon viel krank und mir wurden immer Möglichkeiten eingeräumt, alternative Arbeitsplätze angeboten, bis ich eben wieder an meinen Platz zurück konnte.
Ich habe auch die zusätzliche Schicht für nächste Woche abgelehnt und fühle mich damit überhaupt nicht schlecht.
Aber ich würde das in anderen Dingen eben auch gerne hin bekommen.
Gerade wenn das nervige Kind zum X-ten mal anruft ob ich ihn von irgendwo her abholen kann... Oder den Druck den ich mir selbst mache, ich muß ein warmes Essen bereit stellen, ich muss den Teppich wegen den Katzenhaaren meines Vaters Katze täglich saugen...

Ich fühle mich so durcheinander und bekomme einfach nicht mehr sortiert, was ist wichtig, was nicht, was muss ich wirklich, was nicht und wie stehe ich am besten zu mir.
Wie bekomme ich mich wieder in den Griff?
Sorry, ist schon wieder so lang geworden und das ist wieder nur ein Teil des Ganzen :(
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Fr. 29.05.2015, 19:23

Ach ja, ich suche ja Hilfe von aussen.
Leider ist das auch garnicht so einfach.
Die einen sind nicht zuständig, die nächsten wollen nicht, wieder andere würden wollen, wenn man genug bezahlen kann.... oder die Obligatorische Warteliste :shock:
Ich kann das schon langsam nicht mehr hören.

Wer hilfe will, bevor vielleicht schlimmeres passiert bekommt sie nicht! Wenn aber dann tatsächlich was passiert fragt jeder warum hast du nicht früher .... Scheiß System! :x
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon MajorSamCater » Sa. 30.05.2015, 01:06

Hanie hat geschrieben:Wer hilfe will, bevor vielleicht schlimmeres passiert bekommt sie nicht! Wenn aber dann tatsächlich was passiert fragt jeder warum hast du nicht früher .... Scheiß System! :x


Ein Stück weit muss man auch sagen, dass man oft viel zu lange wartet, bis man sich Hilfe holt...im Notfall ist der Gang in eine Klinik ja möglich, aber diesen Mut bringt man leider oft nicht auf - ich selbst habe das auch nicht können.

Viele deiner Probleme kann ich nachvollziehen (Konzentrationsprobleme, tausende von Gedanken die gleichzeitig durch den Kopf schwirren...das verantwortlich fühlen für alles und jeden (hier dein Vater, der Haushalt usw.). Und auch die Überlastung durch die Kinder (auch wenn meine kleiner sind). Stell dir die Frage, warum du nicht "nein" sagen kannst in privaten Dingen, das macht es manchmal leichter logisch über das "nein" nachzudenken und sich dafür zu entscheiden. Hast du Angst nicht mehr geliebt zu werden? Bist du deshalb weniger wert in deinen Augen oder vllt. in den Augen von jemand anderem - gerne übernimmt man das ja aus der Jugend...?

Ich hoffe, dass du bald die Hilfe bekommst, die du suchst. Meine Mom hat seit meiner Kindheit Rheuma, ich weiß wie belastend das ist (bei ihr dauerte die Diagnose auch Jahre). Schmerzen sind ziemlich uncool für das seelische Wohlbefinden...

Sammy
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Mo. 01.06.2015, 10:55

Das ist wirklich eine interessante Frage, warum kann ich nicht nein sagen.
Vielen Dank für den Gedankenanstoß.

Ich habe viel darüber nach gedacht und denke, dass es viel damit zu tun hat, dass ich Angst vor Zurückweisung habe, dass man mich nicht mehr mag.
Früher musste ich durch meine Mutter viel mit meiner Schwester konkurrieren. Ihr ist vieles leicht gefallen und Sätze wie, nimm dir mal ein Beispiel an ihr, waren an der Tagesordnung.
Nur wer Leistung brachte wurde auch mal in den Arm genommen.
Meine Eltern waren damals schon lange geschieden.

Selbst heute noch habe ich Probleme damit. Ich identifiziere mich über Leistung, muss mehr machen als nötig, muss helfen, muss für jeden da sein, nur dann kann ich mit mir klar kommen...

Um so mehr ich hier schreibe um so schlimmer kommt mir das gerade alles vor.
Ich will das eigentlich nicht sehen. Bin ich wirklich so kaputt?
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon MajorSamCater » Mo. 01.06.2015, 11:16

Hanie hat geschrieben:Ich identifiziere mich über Leistung, muss mehr machen als nötig, muss helfen, muss für jeden da sein, nur dann kann ich mit mir klar kommen...

Um so mehr ich hier schreibe um so schlimmer kommt mir das gerade alles vor.
Ich will das eigentlich nicht sehen. Bin ich wirklich so kaputt?


Das ist einer der Knackpunkt - Belohnung bei Leistung. Liebe bei Leistung. Aber nur wer dich bedingungslos liebt, ist es wert von dir etwas zu erwarten und von dem du etwas annehmen solltest.

Versuch in manchen Situationen nochmal ganz bewusst über das "nein" nachzudenken, notfalls auch nachträglich - auch du darfst deine Meinung ändern. Du wirst dennoch von den Menschen geliebt, die es wert sind, dass du sie liebst.

Sammy
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Mo. 01.06.2015, 12:43

Da stellt sich mir allerdings die Frage, was ist moralisch vertretbar...

Ich hatte ja geschrieben, dass mein Papa im Krankenhaus, bzw. mitlerweile in der Reha ist.
Jetzt kann es in seine Wohnung nicht mehr zurück, also muss die aufgelöst werden.
Geld um das von einer Firma machen zu lassen ist halt auch nicht da.

Morgen muss ich die alte Wohnung verschiedenen möglichen Nachmietern zeigen und ich stehe echt mit mir total in Konflikt.
Einerseits die Wut, dass mein Vater über Jahre nie versucht hat sein Leben, seine Wohnung und alles, was damit in Verbindung steht in den Griff zu bekommen, andereseits, dass er auch so oft die Hilfe, die man ihm gegeben hat nicht wirklich angenommen hat. Aber auch, dass er erfolgreich mindestens 4 mal eine Haushaltshilfe, die man ihm besorgt hat vergrault hat. Durch seine Art, seinen merkwürdigen Humor und sein Unverögen sich auch mal ein wenig zusammen zu reißen.
Wie gesagt, jetzt muss ich morgen die Wohnung vorführen und ich schäme mich so, dass diese Wohnung in so einem Katastrophalen Zustand ist. Der Staub von Jahren unter Möbeln, die ich mitlerweile auf den Sperrmüll geschafft habe, im WOhnzimmer auf dem Boden zerbrochene Teller, überall Zentimeterdick eine Schicht aus Katzenhaaren und Staub. Es tropft war runter, egal, tritt sich schon fest. Die Möbel größtenteils zerschlissen. Hautschuppen auf dem Boden, im Bett....
Ich könnte heulen. Ich will das nicht sauber machen müssen und fühle mich gleichzeitig so schuldig, dass ich nicht mehr gemacht habe... Vielleicht hätte ich schon früher für ihn eine Pflegestufe beantragen können um so vielleicht eine proffesionelle Haushaltfhilfe zu organisieren, die vielleicht besser mit ihm hätten umgehen können.
Vielleicht hätte ich auch selbst mehr machen müssen, wie regelmäßig mit ihm einkaufen, mal das Bad etwas sauber machen, ihn zu verschiedenen Ärzten fahren, zwischen drin mal Betten abziehen, ab und an mal saugen, täglich zu ihm fahren, um ihm Füße zu waschen, die Beine ein zu cremen und dann die Kompressionsstrümpfe anziehen um ihm später dafür einen Häuslichen Pflegedienst zu organisieren....
Ich habe das Gefühl ich werde an den Pranger gestellt, was seine Vermieterin ja auch schon öffentlich gemacht hat.
Überall rum erzählt, ich würde mich nicht kümmern, ich wäre Schuld, dass es mit ihm soweit gekommen wäre, ich wäre eine schlechte Tochter, weil ich ihn nicht zu mir nach Hause nehme...
Ich habe sie danach zur REde gestellt, habe ihr gesagt, dass sie das nichts angeht und wenn sie weiter macht, zeige ich sie an, wegen übler Nachrede.
Ich habe zwar ein Haus, aber 3 Kinder und 2 davon teilen sich schon mehr oder weniger ein Zimmer, wo soll ich mit ihm da noch hin? Mal abgesehen davon, das könnte ich nicht auch noch ertragen.
Ich versorge Haus, gehe arbeiten, kümmere mich um die Kinder und mache nebenher noch einiges für meinen Vater.

Ist es nicht moralisch verwerflich, wenn ich jetzt sage, ich will das nicht?
Lasse ich ihn nicht im Stich, wenn ich ihm jetzt sage, das mache ich nicht?
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon cats47 » Di. 02.06.2015, 08:00

Nein, ich finde das überhaupt nicht verwerflich. :troest:
Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben.
Und nur wenn es dir gut geht, du achtsam mit dir
umgehst und für dich sorgst dann kannst du auch
etwas für andere tun.
Ich finde du tust schon sehr viel.
Niemandem ist damit gedient wenn du dauerhaft
über deine Grenzen gehst und daran zerbrichst.
Auch deinem Vater nicht.
Ich habe meine Mutter in ihren letzten Monaten
pflegen müssen. Ich wollte das nicht.
Nach dieser Zeit war in mir nur noch Hass.
Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan aber
lass dich nicht von außen zu etwas drängen wozu dein
Herz nein sagt. Das Gefühl sagt die Wahrheit.
Pass auf dich auf. :cuddle:
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Di. 02.06.2015, 13:47

Dankeschön cats.
Mein Mann hat mir für heute erstmal die Wohnungsbesichtigungen abgenommen. Er macht das nachher.
Ich bin darüber so unendlich erleichtert.

Die Allgemeinstimmung ist dennoch ziemlich mies.
Hatte heute Termin beim Rheumatologen und muss wohl die Basistherapie umstellen.
Wieder was neues, wieder Nebenwirkungen, wieder nicht arbeiten gehen können für die Einstellzeit...
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Re: Jeder zieht und zerrt an mir

Beitragvon Hanie » Di. 02.06.2015, 19:35

Die Wohnungsbesichtigung ist einigermaßen gut über die Bühne gegangen jetzt stressen alle anderen wieder rum.
Mein Vater hat schon 3 mal angerufen, jedesmal wenn ich den Versuch starte ihm meine Lage zu schildern, wie schlimm das für mich ist, wie sehr ich mich schäme, werde ich einfach nur ignoriert.
Jetzt hat die Klinik einen Entlassungstermin für nächste Woche festgelegt und ich stehe vor der großen Unbekannten, was dann?
Mein Mann sagt dazu nur, jetzt entspann Dich doch mal. Alleine bei dem Satz könnte ich aus der Haut fahren! Wenn das so einfach wäre, würde ich das einfach machen.
Dann kommt der mittlere und meint auch noch rumzustressen. Und wehe man wehrt sich, zeigt Grenzen oder versucht es zumindest. Das macht die Sache noch schlimmer.

Geendet hat es jetzt damit, dass ich mich 2 Stunden verkrochen und geheult habe, jetzt zwar wieder gefasst bin, aber besser geht es mir damit nicht wirklich
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