Unbewusste Beziehungssmuster

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Di. 07.10.2014, 18:20

Hallo

im Lauf der letzten Jahre habe ich sehr viel (vielleicht zuviel) über mich selbst nachgedacht bzw. mich, mein leben und mein Verhalten reflektiert. Und man kommt ja nicht immer gleich auf alles. Manchmal bedarf es gewisser Erfahrungen, z.B. Konfliktsituationen, um sich danach aus einem neuen Blickwinkel betrachten zu können.

Ich nehme mir immer jegliches Feedback oder Kritik zu Herzen, denn selbst, wenn ein Problem nicht richtig interpretiert wurde, so wurde aber zumindest ein Problem in etwas gesehen. Sendet ein Mensch Signale aus, dann können sie also aufgrund von Erfahrungen und der Fähigkeit zu verstehen, entweder richtig, teilweise richtig oder nicht richtig gedeutet und interpretiert werden, aber das Signal selbst, das war ja da. Das unangenehme Gefühl, welches durch ein Signal ausgelöst wird (gleich wie man es interpretiert) war ja da.

Und so kann ich es dann reflektieren und mir überlegen, woran das gelegen haben könnte, daß ich mich unbewusst in verschiedenen Situationen verschiedenartig verhielt. Ursachenforschung könnte man es bezeichnen.

Und jetzt komm ich zu meinem eigentlichen Problem bzw. meinen eigentlichen Fragen, worauf ich Antworten suche.

Soweit ich gelernt habe, sucht man ja im Lauf des Lebens im künftigen Partner (oder auch Freunde), unter anderem das, was man als Kind z.B. vermisst hat bzw. nicht bekommen hat, von den eigenen Eltern. Was einem emotional gefehlt hatte.

Nun gibt es aber Menschen, die sind sehr empfindlich und sensibel, und tendieren da stärker dazu. Ich denke, daß ich so eine Person bin.

Mir fiel z.B. auf, daß ich mich immer wieder auf Menschen einließ, die sehr ähnliche Charaktermerkmale gemein hatten. Leider weiß ich nicht, wie man dieses Phänomen bezeichnet, daß man sozusagen immer wieder "auf die gleichen Typen reinfällt."

Ich denke nicht, daß das in erster Linie an diesen "Typen" liegt, sondern erst in zweiter Linie. In erster Linie hat es höchstwahrscheinlich mit mir selbst zu tun.

Bei mir sind es Menschen, gleich ob Beziehungspartner oder ob Freundschaften, denen ich anscheinend unbewusste Signale aussende (während wir uns kennenlernen), daß ich a) hilfsbedürftig wäre, b) Hilfe und Unterstützung brauche und c) mir das von ihnen erhoffe, was mir bei meinen Eltern gefehlt hat: (kurz gesagt) das Gefühl und Gewissen angenommen werden und sich mit mir zu beschäftigen, weil man mich gern hat und meine Angelegenheiten ernst zu nehmen.

Anscheinend merke ich auch unbewusst, wer in Frage kommen könnte und diese Menschen wiederum sind dann Menschen, die z.B. ein Helfersyndrom haben oder sonst irgendwie dazu tendieren, sich um schwache Gemüter sorgen zu wollen.

Die Folgen sind verständlich. Das endet in Abhängigkeit usw. Das wäre aber nicht so schlimm, da es mir persönlich nichts ausmacht, (denn ich hab mal gelesen, man sollte seine Persönlichkeitsanteile ausleben anstatt zu verdrängen.) Das schlimme kommt noch.

Da ich ja ein so starkes Verlangen bzw. Bedürfnis danach habe, endlich angenommen zu werden (inkl. aller damit zusammenhängenden Attribute), löse ich bei diesen Menschen Druck aus, indem sie an mir manipulatives Verhalten spüren, da meine Hoffnung und Erwartungshaltung dann so hoch ist, daß ich von der jeweiligen Person genau das bekomme, was mir früher fehlte und dann immer noch fehlt.

Meine Gefühle sind dann so intensiv, daß ich mir mehr Sorgen darüber mache, ob alles so wird, wie ich es brauche als alles andere, z.B. wichtiges Dinge, die zur Pflege der Freundschaft dienen würden.

Das dürfe jetzt alles ziemlich tiefenpsychologisch sein, da ich hier Dinge beschreibe, die hauptsächlich auf unbewusster Ebene geschehen und mir aber bewußt erst heute aufgefallen sind, einige Stunden, bevor ich hier zu schreiben begann.

Bewußt aber versuche ich aber ganz anders zu sein. Ich habe gute Absichten. Ich möchte für andere da sein. Ich arbeite an meine Schwächen und Stärken.

Aber es fällt einem ja nicht immer jedes Verhalten auf, welches man an den Tag legt und dann wundert man sich, warum man z.B. immer noch nicht das positive Verhalten von anderen bekommt, was man braucht.

Ich lande bei Menschen, die selbst Probleme haben und die mich nicht mal so behandeln, wie richtige Freunde es tun würden, aufgrund ihrer eigenen Probleme und daraus resultierende Verhaltensmuster, aber vielleicht auch teilweise aufgrund meines Verhaltens.

Scheinbar erhoffen sie sich durch ihre Unterstützung ein Gegenleistung. Zumindest ist es ja so, daß zu dem Zeitpunkt, wo die Verhältnisse zu diesen Personen beginnen, sie mich ja noch nicht mal richtig kennen und ich sie auch nicht.

Diese Gegenleistungen bekommen sie auch, z.B. emotionale oder ebenfalls Unterstützung dort, wo ich helfen kann, aber ich glaube, sie fühlen sich gleichzeitig durch mein Verhalten unter Druck gesetzt, auch wenn ich mich nicht daneben benehme. Es dürften schon Signale oder Körpersprache sein etc.

Gleichzeitig werde ich auch mehr oder minder wie ein Kind behandelt. Denn ich versuche ja nicht mein Wesen zu verdrängen. Das wäre auch nicht mein Problem.

Das Problem finde ich, ist die Art, wie ich auf andere wirke und ich würde sehr gerne wissen, wo ich das denn her bekomme, was mir in meiner Kindheit gefehlt hat.

Vermutlich lerne ich deshalb so gut wie nie wen kennen, der nicht in dieses Muster fällt, weil vermutlich auch solche Menschen sich ebenfalls unbewusst gegen meine Signale zur Wehr setzen oder es könnte sein, daß mich solche Menschen nicht anziehen, weil sie nicht genau die Verhaltensweisen aufweisen, die ich unbewusst suche.

Ich gehe mal davon aus, daß wenn ich die Quelle verschieben kann (also nicht mehr bei anderen suche, was mir fehlt, sondern z.B. bei mir selbst) und es mir dann auch selbst geben würde, daß ich genau solche Menschen nicht mehr anziehe und sie mich nicht mehr anziehen.

Hat sich wer von euch schon mal damit auseinandergesetzt? Weiß von euch wer, wie ich mit anderen und mir selbst umgehen könnte? Oder gäbe es da vielleicht eine ganz andere Möglichkeit? Was könnte der Grund dafür sein, weshalb ich ein solch starkes Bedürfnis danach habe? Was konkret könnte mir immer gefehlt haben? Wie könnte ich an mir selbst weiter arbeiten? Und wie könnte man diese Ursachen und Symptome bezeichnen?

Mich belastet das alles nämlich auch ziemlich und dann fehlt mir wiederum die Kraft.

Danke, daß ihr euch die Zeit genommen habt, es zu lesen.

Liebe Grüße
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Zuletzt geändert von wissbegierige am Di. 07.10.2014, 18:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Di. 07.10.2014, 18:25

Hallo,

spontan fällt mir die "Reviktimisierung" ein.

Allerdings ist es auch oft so, dass Menschen sich Partner/Freunde/ein Umfeld/.... suchen, bei denen sie altbekannte Muster entdecken.
Also wenn Deine Eltern Dich nicht beachtet haben, KANN es sein, Du suchst Dir Menschen, die Dir von sich aus auch keine Beachtung schenken würden. Und Du versuchst sie dann, einzufordern. Das mag sich auf rationaler Ebene vielleicht unlogisch anhören....aber den Kampf, Anerkennung einzufordern, kennst Du. Das ist dann eine gewisse "Sicherheit". Wenn jetzt einer daherkommt und Dir all die Gefühle gibt, nach denen Du Dich sehnst, KANN es sein, dass Du diesen Menschen aus Überforderung von Dir stößt.
Das sind nur Mutmaßungen, ich bin weder Psychologin noch irgendwie in dem Bereich irgendwie besonders "begabt". Das sind nur so meine spontanen Gedanken.
Kleiner Elefant
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Di. 07.10.2014, 22:56

Hallo kleiner Elefant

das bedeutet, eine Mischung aus beidem wäre ideal. Aus warm und kalt, charakterlich. Dann würde ich ihn (wenn ich mich als Labormäuschen sehen würde) von mir nicht stößen?

Mich würde noch interessieren, was diese Menschen wiederum bei mir suchen. Was ist das, was mich wiederspiegelt? So könnte ich ihnen genau das geben, wonach sie sich sehnen bzw. ihnen das nicht geben, was sie eigentlich nicht möchten.

Was mich auch interessieren würde, ob ich diese Attribute auch bei mir selbst finden kann (zb indem ich sie mir aneigne) oder diese immer in anderen Menschen bzw. Partnern suche?


Liebe Grüße
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon lautlos » Mi. 08.10.2014, 21:43

es bringt nicht zu überlegen, was jemand bei dir sucht, um dir das anzueigenen, du kannst nur du selbst sein.
lautlos
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Mi. 08.10.2014, 22:47

Hallo Wissbegierige,

nun habe ich heute total vergessen, darauf einzugehen :?

Ich finde es erstaunlich, wie Du versuchst, Dich zu verbiegen, um es den Anderen Recht zu machen. Das ist, glaube ich, der erste und einzige Gedanke, den ich dazu habe.
Natürlich muss man auch mal Kompromisse eingehen oder die Beziehungsgestaltung reflektieren. Aber Dein Text klingt für mich so, als würdest Du Alles an Dir verbiegen, um zu gefallen.
Kleiner Elefant
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Do. 09.10.2014, 15:12

Ja, das liest sich ja wirklich so, kleiner Elefant.

Aber so meinte ich das nicht.
Ich meinte es etwas spezieller. Also nicht in eine Rolle schlüpfen und etwas vorspielen, was ich nicht bin, um es anderen Recht zu machen.
Sondern...

Na super. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.

Im Internet gibt es viele Webseiten, die einem dabei helfen wollen (Tipps etc.) wie man an seinen Stärken und Schwächen arbeiten kann, damit man sich wohler fühlt, mit sich selbst. Das fiele dann in die Kategorie Persönlichkeitsentwicklung. (Wie z.B. Selbstakzeptanz, Selbstachtung usw.)

Davon ab fällt es mir relativ einfach (durchs viele Nachdenken über die Jahre), Details komplexer Probleme zu verstehen. Ich bin da sehr feinfühlig. Die Ratgeberseiten dienen also nur als Unterstützung.

Mir geht es aber nicht darum, anders zu werden. Sondern mehr und mehr ich selbst zu sein, jedoch ohne jene Verhaltensweisen, die mich selbst und andere belasten. Das bedeutet also zu lernen, mit den Schwächen umzugehen oder sie anders zur Geltung zu bringen und die positiven zu stärken.

Auf diese Weise kann ich an mich arbeiten, ohne mich zu verstellen. Wenn man sich z.B. eine Sportart beibringt, dann wäre es in etwa dasselbe. Man spielt nicht wer, der man nicht ist. Sondern arbeitet an den Eigenschaften, die man bereits hat und heilt andere Eigenschaften, die einem bis dahin belasteten.

Aber schön. Wie man es letztlich macht, wäre zweitranging.

Das was du mir z.B. sagen möchtest, wäre, glaube ich, daß ich zu gefallen versuche. Und da kann ich dir nur recht geben, denn mir tun diese Menschen leid. Ich möchte ja, daß es ihnen gut geht. Darum arbeite ich an mir selbst, damit sie sich durch mich wohl fühlen. (Natürlich auch, damit ich mich selbst wohl fühle, denn wenn es ihnen gut geht, geht es mir auch gut.)

Wäre es besser, wenn ich das alles nicht tun würde? Hätte es vielleicht gute Folgen? Und welche?

(Falls wer noch Ideen auf die Fragen in meinem ersten Beitrag hier hätte, würde ich mich auch freuen.)

Liebe Grüße
wissbegierige
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Do. 09.10.2014, 15:37

Aber bist Du denn dafür verantwortlich, dass es dem Anderen gut geht?
Bist Du für die Stimmung des Anderen verantwortlich?

Ich rede bestimmt an Dir vorbei. Du scheinst sehr intelligent zu sein und gerne zu philosophieren. Ich glaube nicht, dass wir da auf einer Ebene sind. Ich sehe manches oft.....anders. Vielleicht kann das aber auch zum Denken anrwgen, wenn man einfach mal nicht so tiefgehend denkt.
Ich meine, wenn Du ehrlich bist und empathisch, dann ist alles Andere, was es braucht, um eine beständige und ausgeglichene zwischenmenschliche Beziehung zu haben, ein automatischer Prozess. Es entwickelt sich in Reflektion und Interaktion mit dem Anderen. Das kann manchmal Arbeit sein. Und Zeit brauchen.
Ich habe ein halbes Jahr gebraucht, um annehmen zu können, dass, wenn eine Freundin sagt, sie mag nicht reden, ich das auch akzeptiere und weiß, sie mag mich trotzdem noch. Das ist in Reflektion und Zeit geschehen. Und wenn Jemand ehrliches Interesse an Dir hat, geschieht es, ohne, dass Du darüber nachdenken musst.
Ich hoffe, ich konnte vermitteln, was ich meine.
Tue Dich und die Anderen nicht ausklamüsern. Menschen sind nicht immer rational zu betrachten.
Kleiner Elefant
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Do. 09.10.2014, 16:24

Danke und keine Sorge, kleiner Elefant.

Deine Gedanken sind wertvoll, denn in jeder Reaktion steckt was sinnvolles, insbesondere, weil du ja zu helfen versuchst und es nicht böse meinst. Außerdem verstehe ich dich (hoffentlich).

Eigentlich versuche ich nicht zu philosophieren. Sondern ganz nah bei der Sache zu bleiben.

Es bedeutet ja eigentlich jenes, was ich tue, viel geistige Anstrengung (die ich aber schon gewohnt bin und es wird mir schwer fallen, es mir wieder abzugewöhnen. Vielleicht klappt es durch Ablenkung).

Aber warum tue ich mir diese Anstrengung überhaupt an? Denn, du hast sicher recht, wenn du meinst, daß man vieles einfach der Natur überläßt anstatt, wie ich, aktiv daran zu arbeiten.

Ich glaube, ich tue mir die Anstrengung an, weil ich Angst habe. Zu meinem Schutz. Warum sollte man sonst, während des Lebens, auf präventive Methoden zurückgreifen, wenn es keinen driftigen Grund dazu gäbe?

Angst, daß man mich nicht so mag, wie ich bin, wenn ich die Kontrolle über meine Persönlichkeit fallen lasse und sie der Natur überlasse. (Meine Eltern waren ja auch selten mit etwas zufrieden.)

Natürlich könnte man nun sagen, daß ich keine Angst haben bräuchte. Aber wenn das so einfach wäre.

Aber nun kurz zu deinem Gedanken über die Verantwortlichkeit:

Wäre das nicht egoistisch von mir, wenn es mir gleich wäre, wie sich die andere Person, mit der ich es zu tun habe, fühlt? Verläßt du dich ganz darauf, daß dir andere schon sagen werden, wenn ihnen etwas stört? Was wäre, wenn sie es nicht sagen?

Könntest du mir, kleiner Elefant, vielleicht noch sagen, wie du das meinst, damit, daß ich mich und andere nicht ausklamüsieren sollte?
Was mich auch interessieren würde, wäre, wie du manches siehst? Vielleicht würde es mir helfen, die Dinge auch etwas einfacher zu sehen.

Liebe Grüße
wissbegierige
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Do. 09.10.2014, 16:42

Wissbegierige hat geschrieben:Aber warum tue ich mir diese Anstrengung überhaupt an? Denn, du hast sicher recht, wenn du meinst, daß man vieles einfach der Natur überläßt anstatt, wie ich, aktiv daran zu arbeiten.

Hm, der Unterschied ist mir zu gravierend. Ich finde, eine zwischenmenschliche Beziehung, die positiv gestaltet wird, ist irgendwo aktive Arbeit an sich und der Beziehung selber. Aber ich habe gerade am Anfang Alles hinterfragt, alles reflektiert, alles ausklamüsert. Und dabei ganz vergessen, dass ich das gar nicht brauche. Nicht andauernd und immer. Aber das war ein langer Lernprozess. Ich habe durch Interaktion erfahren, dass es den gegenüber ermüdet, wenn man immer und immer wieder versucht, noch mehr Sicherheit einzubauen. Denn klar, wenn Du den Anderen kennst, die Stärken und Schwächen wahrnimmst, weißt, wie der Andere tickt, dann bedeutet das Sicherheit. Und daran aktiv zu arbeiten finde ich sehr wichtig. Aber zu einer zwischenmenschlichen Beziehung gehören zwei Menschen. Was bringt es Dir, alles auszuklamüsern, wenn es einfach nicht passt? Wenn der Andere nicht aktiv an sich und der Beziehung arbeitet? Ich glaube, die Kunst einer positiven Beziehungsgestaltung ist die, das nicht als "Arbeit" zu empfinden.

Wissbegierige hat geschrieben:Angst, daß man mich nicht so mag, wie ich bin, wenn ich die Kontrolle über meine Persönlichkeit fallen lasse und sie der Natur überlasse.

Die Angst kenne und verstehe ich. Aber wenn Du nur damit beschäftigt bist, Dich zu kontrollieren....wo bleibt denn da die Zeit für den Anderen? Wie soll er DICH kennen lernen, wenn Du Dich verbiegst, um nicht fallen gelassen zu werden?
Das ist nicht leicht, ich weiß das. Ich glaube, dazu brauchst Du einen Gegenüber, der Dich mag und geduldig Dir immer und immer wieder Sicherheiten anbietet.

Wissbegierige hat geschrieben:Wäre das nicht egoistisch von mir, wenn es mir gleich wäre, wie sich die andere Person, mit der ich es zu tun habe, fühlt? Verläßt du dich ganz darauf, daß dir andere schon sagen werden, wenn ihnen etwas stört? Was wäre, wenn sie es nicht sagen?

Das kam jetzt falsch rüber.
Ich erkläre das mal an einem Beispiel:
Wenn Deine Freundin total im Loch steckt, und Du stellst Dich auf den Kopf und pupst regenbogenkotzende Einhörner, und ihr geht es immer noch schlecht - wie fühlst Du Dich dann?
Das meine ich damit, dass Du nicht verantwortlich bist. Natürlich sollst Du nicht nur nach Deinen Bedürfnissen und so schauen. Aber ich kann Dir aus genügend Erfahrung sagen, dass es belastend wird, wenn Du immer versuchst, Dich für die Stimmung des Anderen verantwortlich zu machen. Denn dann ist die zwischenmenschliche Beziehung wieder Arbeit, die Du ausklamüserst. So sehe ich das zumindest.

Wissbegierige hat geschrieben:Was mich auch interessieren würde, wäre, wie du manches siehst?

Schwierige Frage.....
Ich glaube, manchmal denke ich sehr tiefsinnig. Und manchmal...pragmatisch und oberflächlich. Und sehr kindlich. So empfinde ich mich zumindest. Ich überlege gerade, ob mir ein konkretes Beispiel einfällt......aber so auf die Schnelle nicht. Ich glaube, ich denke manchmal zu viel und manchmal zu wenig^^
Kleiner Elefant
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon warum ich » Do. 09.10.2014, 18:09

wissbegierige hat geschrieben: ... Was konkret könnte mir immer gefehlt haben?


nun, ich würde denken, wen solche fragen "quälen", und findet selbst keine antworten darauf, dem fehlt eigentlich ...

... eben nichts :mrgreen:

dein thema ist wohl zu komplex, um - für dich zufriedenstellend - drauf eingehen zu können.

vielleicht aber doch mal dieses:
was einer meint zu entbehren oder entbehren gemußt zu haben, ist nicht unbedingt nachher auch immer das, was ihm wirklich abgeht.

mir ist dieser bereich hier etwas zu öffentlich, um dir ein anschauliches beispiel geben zu wollen, wie genau man sich selbst auf etwas fixiert - ... was insofern nachher so wohl auch stimmt, daß man ebenjenes nicht hatte erfahren dürfen -, aber anstelle dessen vielleicht ja doch ganz andere wertvolle dinge hatte gewinnen können, die einem selber nur nicht als "gewinn statt dessen" ins bewußtsein gelangen konnten, weil man eben auf dieses stärker wirkende entbehrungsgefühl noch abgestellt war (und weiterhin ist).

das mit dem, daß "ähnlich veranlagte" in ihrem bestreben und erleben-wollen einander anziehen, ist nachher auch wieder schnell erklärt, weil kein so arg unverständliches phänomen: man selber will für das, was man - selbstlos - anderen zu geben bereit und in der lage ist, ja unterschwellig zumindest eine gewisse anerkennung, nachdem man den eigenen selbstwert darüber definiert. und dies eben ist noch am ehesten wahrscheinlich, wo man denjenigen auch "durchschaut" und "berechnen" kann, nachdem man halt diese parallelen am gegenüber dann erspüren zu können in der lage ist. wo ich hingegen bemerke, einer tickt ganz anders, investier' ich auch nichts da hinein. den bestaun' ich allenfalls, wo ich dann aber zumindest noch zu erkennen in der lage sein sollte, daß der- oder diejenige ein anderes "kaliber" dann wäre.

alle anderen konstellationen wären eh schon im vorhinein zum scheitern verurteilt; zumindest kann nichts "homogenes", nichts "harmonisches" daraus entstehen.

und da wären wir bei dem, was du als entstehung von abhängigkeiten fürchtest ...

dafür würde ich dann die metapher vom buch, einem dir etwas geben gekonnt habenden, und dem autoren bemühen:

auch dem bestgeschriebensten buch entnimmst du gerade das nur, was zur auffüllung deiner "schlaglöcher" im moment nötig ist. dem autoren / autorin selber begegnest du dabei nur so weit, wie er es zugelassen hat. für weitere "nachfragen" werden er oder sie dir kaum zur verfügung stehen. dies nicht wollen - aber zumeist auch gar nicht können. denn - falls sie es gut gemacht haben - steckt ja alles, was sie zu dem thema hatten vermitteln können, schon in dem buch.

und siehst du dich nun etwa abhängig von einem buch, das du gelesen hast ... ?

jene, die man zuweilen in der öffentlichkeit mit büchern unterwegs bemerken kann, sind alles nur zwanghafte, die da hinein eintragen, was sie ansonst fürchten, vergessen zu können ... ;)

noch nie aber habe ich von jemandem gehört oder gelesen, der zur bewältigung der täglichen eindrücke stets ein (anleitungs-)buch zur hand hatte, wo er dann ersteinmal nachlesen wollte, wie er sich in der jeweiligen situation am besten zu verhalten hätte.

nicht anders ist es generell mit erlerntem, und nicht anders auch mit denen, die man befragen vielleicht könnte. im moment, wo man es braucht, sind jene eh zumeist nicht verfügbar. und dann stünde dem ja auch das eigene selbstwertempfinden entgegen, wenn man sich derart abhängig zeigen würde.

dein (vielleicht) doktor-titel und genossener ruf irgendwann einmal nützt dir einen feuchten staub nur noch, sobald in deinem hirn die dinge sich zu verflüchtigen beginnen würden.

so wie du also auch das dir wichtigste buch aus der hand legen wirst und nur das dir zur eigenen lebensbewältigung dauerhaft verbleibt, das du daraus hattest lernen / verinnerlichen können, so wenig bist du in wahrheit auch von anderen leuten abhängig, nachdem deine entscheidungen letztlich noch immer du ganz allein für dich treffen mußt.

keiner trägt die irgendwann mal als wertvoll empfundenen bücher sein ganzes weiteres leben mit sich umher, und genauso wenig wird einem ein wirklicher verlust erwachsen, wenn man menschen, denen man irgendwann begegnet war, von denen man hatte etwas lernen oder sich von ihnen annehmen können, irgendwann dann später auch mal wieder aus den augen verlieren wird.

man empfindet es nur so.

es bleibt, was einem keiner mehr nehmen kann: das, was in den momenten des jeweils akuten bedarfs hatte überspringen können - bestenfalls ein paar der "schlaglöcher" hatte ausfüllen können.

gut ... das hätt' ich alles jetzt vielleicht auch prägnanter ausdrücken können:

suche nicht länger nach diesen dingen, von denen du noch nichteinmal sicher sein kannst, daß sie dir überhaupt abgehen, nur, weil du dieses gefühl irgendwann so mal konserviert hattest, daß da noch irgendwas fehlen würde ...

dein leben ist zu kurz dafür und das "ergebnis" stünde jedenfalls wohl in keinem verhältnis zur aufgewendeten zeit, die vielmehr als eine verschwendete irgendwann vielleicht mal erkannt werden müßte.

in den momenten, wo du einfach nur bist wie du bist, bist du deiner mitwelt weit wertvoller, als wäre dieser punkt überhaupt irgendwann einmal erreichbar, an dem du mit allem und für immer dann zufrieden wärest.

wenn "die" es nicht zu erkennen und zu nutzen verstehen, ist das deren problem, nicht mehr deines.
warum ich
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Mo. 13.10.2014, 22:04

Schönen Abend, kleiner Elefant.
(Leider konnte ich einige Tage nicht antworten.)

Ich verstehe deine Meinung nur zu gut.
Aber eines würde mich brennend interessieren. Zum ersten Absatz: Wenn ich nicht schon im vornherein ausklamüsiere, wie kann ich dann sicher gehen, daß es der richtige ist? Was, wenn es der falsche ist und das aber erst zu spät merke? Wäre es nicht besser, wenn ich mir von Anfang an sicher sein könnte? Außerdem wäre das ja für die Beziehungsart, die ich bevorzuge, ziemlich notwendig, es so früh als möglich zu wissen, wie der andere tickt. Vielleicht könntest du einpaar Alternativen dazu kennen?

Zum zweiten kann ich nicht mehr viel dazu sagen, außer daß ich mir Mühe gebe, die Verantwortung, wie sich mein Gegenüber fühlt, dem Zufall zu überlassen.

Zum dritten möchte ich gerne dazu sagen, daß wir da wohl doch etwas gemein haben. Ich bin da genauso. Aber ich glaube, bei mir überwiegt das zuviele denken.

Liebe Grüße
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Mo. 13.10.2014, 22:08

Mache Dir keinen Druck (:
ich antworte Dir morgen, ja?
Kleiner Elefant
 

Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Mo. 13.10.2014, 22:17

Kleiner Elefant hat geschrieben:Mache Dir keinen Druck (:
ich antworte Dir morgen, ja?


:) Ist gut.
Ist ja auch schon spät.
Schlaf gut.

Liebe Grüße
wissbegierige
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon wissbegierige » Mo. 13.10.2014, 22:47

Hallo, warum ich.
Vielen Dank für deine Beschreibung.

Kurz gesagt: Es war mehr so, daß ich nicht aktiv danach gesucht habe. Sondern mir fiel erst vor einigen Tagen bewusst auf, daß ich wahrscheinlich (so meinen Schlussfolgerungen) mein Leben lang unterbewusst danach suchte. Es dürfte also etwas sein, was ich bewusst nicht steuern kann und ich "fall" demnach automatisch (bzw. naturbedingt) immer wieder auf dieselben Personen "rein". Denn nur so konnte ich es mir erklären. Darum war ich daran interessiert, ob man vielleicht eine Idee hätte, was mir gefehlt haben könnte. Zum Beispiel Beachtung. Irgendwas müsste es ja gewesen sein. Sonst würde ich mich ja nicht immer wieder bei dieserart Persönlichkeiten wiederfinden, bei welcher ich wiederum (aufgrund meinen ebenso unterbewusst ausgelösten Verhaltensweisen) gewisse Verhaltensweisen (anscheinend) einfordere, wie ich jetzt im nachhinein feststellen konnte als es mir (aufgrund eines anderen Ereignisses) bewusst wurde.

Nicht die Abhängigkeit wäre es, die ich zu vermeiden versuche, dafür aber der Druck, den ich durch mein (hierüber beschriebenes) Verhalten bei solcherart Personen auslöse. Den möchte ich vermeiden.

Liebe Grüße
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Re: Unbewusste Beziehungssmuster

Beitragvon Kleiner Elefant » Di. 14.10.2014, 19:12

Wissbegierige hat geschrieben:Zum ersten Absatz: Wenn ich nicht schon im vornherein ausklamüsiere, wie kann ich dann sicher gehen, daß es der richtige ist? Was, wenn es der falsche ist und das aber erst zu spät merke? Wäre es nicht besser, wenn ich mir von Anfang an sicher sein könnte? Außerdem wäre das ja für die Beziehungsart, die ich bevorzuge, ziemlich notwendig, es so früh als möglich zu wissen, wie der andere tickt. Vielleicht könntest du einpaar Alternativen dazu kennen?

Na aber, wenn Du die ganze Zeit versuchst, den Anderen vollends zu "lesen".....wann hast Du denn da noch Zeit, die zwischenmenschliche Beziehung zu pflegen und zu genießen?
Es gibt keine Garantie für Menschen. Dazu sind wir ja auch Menschen.
Alternative....hm....."lebe". Ja, das ist mein "Rat". Lebe und genieße, was Du dann hast. Natürlich geht es auch um Reflexion und so, das steht außer Frage. Und manchmal kann es helfen, wenn man zu Beginn die Grenzen absteckt. Eine aus dem Forum meinte am Anfang mal "Ich bin gerne für Dich da, aber ich möchte nicht, dass Du versuchst, in meinem Leben rumzuwühlen". Also sinngemäß. Das war dann eine Grenze.

Wissbegierige hat geschrieben:Zum zweiten kann ich nicht mehr viel dazu sagen, außer daß ich mir Mühe gebe, die Verantwortung, wie sich mein Gegenüber fühlt, dem Zufall zu überlassen.

Es scheint mir, es gäbe es bei Dir nur schwarz oder weiß. Entweder ganz verantwortlich sein, oder gar nicht. Aber so meine ich das nicht. Wenn es Jemandem schlecht geht, und er keine Kraft hat, sich aufmuntern zu lassen, dann fühle Dich nicht verantwortlich, es noch ewig weiter zu versuchen und Dich nachher womöglich als Versagerin zu empfinden. Finde den Mittelweg zwischen Deinen Gefühlen, und den des Gegenübers.
Kleiner Elefant
 

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