Nochmal: Depressionen & Liebe & Problembewältigung?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Nochmal: Depressionen & Liebe & Problembewältigung?

Beitragvon Barbara K. » So. 21.09.2003, 20:51

Hallo!
Ich hatte vor ein paar Tagen eine Frage gestellt. Es ging um darum, ob man in einer
Depression plötzlich keine Liebe mehr empfinden kann für den Partner. Dank für
die lieben Antworten, die ich bekommen habe!
Eine wichtige Frage ist da noch. Das Ereignis, was uns beide depressiv gemacht
hat steht jetzt wie eine Wand zwischen uns. Im Grunde war es nichts schlimmes, aber
bei meinem Partner sind alte Erinnerungen aus seiner vorherigen Ehe hochgekommen,
die er nie ganz verarbeitet hat. Deshalb hatte er sich von mir zurückgezogen, und ich
bekam Angst, dass er mich nicht mehr lieben würde. Aus dieser Angst heraus bin ich
dann depressiv geworden, weil er sich plötzlich ganz merkwürdig verhalten hat mir
gegenüber. Dann hab ich plötzlich nicht mehr gemerkt, ob ich ihn noch liebe, weil
meine Gedanken wochenlang Amok gelaufen sind und ich nur noch in Angst und
Schrecken verbracht habe. Und das hat mir dann den Rest gegeben. Es ist alles nur
noch tot in mir, kein Gefühl mehr da, weinen kann ich nicht mehr, Freude nicht mehr
empfinden, nichts als Trauer und Verzweiflung ist da. Geht das wieder weg mit den
Medikamenten? Braucht es nur Zeit, bis ich wieder fühlen kann, was ich vorher gefühlt
habe?
Ich habe voriges mal geschrieben „mein Mann“, aber
das war aus Versehen. Wir sind noch nicht verheiratet, leben 150 km entfernt und
sehen uns auch nur am Wochenende, was die Sache nicht gerade einfach macht.
Meine Frage ist: Sollten wir versuchen jetzt dieses „Problem“ zu lösen und einen
Neuanfang suchen oder warten, bis wir beide ohne Angst und Depressionen sind.
Es ist eine ganz schreckliche Zeit, und ich weiss nicht, wie ich damit umgehen
soll. Er verschließt sich immer mehr vor mir, wird immer unruhiger und verzweifelter,
weil wir so eine schöne Zeit davor hatten. Es passte alles perfekt, bis ich eine Sache
in ihm ausgelöst habe, die ihn an damals erinnert; aber nicht mit böser Absicht!
Er kann nicht mal darüber reden mit mir ohne in Panik zu verfallen. Muss ich einfach
Geduld haben, bis er wieder der Mensch ist, der er mal war?
Es ist so als wäre jemand gestorben. So empfinde ich das im Moment. Den Mensch,
den ich mal hatte, erkenne ich nur noch ganz selten wieder. Er wird ab morgen auch
mit Antidepressiva behandelt, eine Gesprächstherapie macht er schon seit ein paar
Wochen. Es hat sich alles so hochgeschaukelt, dass wir keinen Weg mehr sehen.
Sollten wir beide erst wieder zur Ruhe kommen, um dann einen neuen Anfang zu
machen? Ist es besser, wenn man in einer Depression die aktuellen Probleme, die
einem ja in die D. gebracht haben, verdrängt, damit man nicht noch tiefer
rutscht? Oder ist das eben nur Verdrängung? Aber hole ich mir die Bilder bewusst
vor Augen, dann ist es kaum auszuhalten im Moment.
Diese tiefe Verbundenheit, die wir mal hatten, ist wie weggewischt. Wenn wir uns
sehen, dann ist nur noch eine Art Beklommenheit zwischen uns, und der hilflose
Versuch alte Zeiten wieder aufleben zu lassen, was nicht gelingt. Das macht uns
noch hilfloser. Aber das eigentliche Problem können wir einfach nicht angehen
im Moment. Es geht einfach nicht.
Sollte man wirklich warten mit der Problembewältigung bis man wieder gesund ist?
Vielen Dank und liebe Grüße
Barbara
Barbara K.
 

Re: Nochmal: Depressionen, Liebe & Problembewältigung?

Beitragvon gaby » Mo. 22.09.2003, 12:43

hallo barbara,
es würde mich mal, nur so für mich, interessieren, wie alt ihr beide seid. also ich finde, die entfernung kann euch im moment doch eigentlich nur zuträglich sein. ich persönlich finde, dass man vieles besser beurteilen kann, wenn man abstand hat. ich denke mal, jeder von euch muss sich jetzt intensiv um sich kümmern. aber natürlich sollte er den anderen darüber nicht vergessen. ich habe eine erwachsene tochter. bei ihr kam der psychische zusammenbruch vor etwas 3 monaten. und ich muss sagen, manchmal kenne ich mein kind nicht mehr und ich habe auch die hoffnung, wenn die nebel sich lichten, kommt wieder die tochter zum vorschein, die ich kenne. oder auch nicht. so sagte mir ihr therapeut. dass sie, auch wenn sie gesund ist, nicht mehr dieselbe sein könnte wie vorher. aber man sollte diese tatsache nicht negativ sehen. ein abschnitt ist vorüber, der neue beginnt. wir müssen lernen, die beziehung auf anderer basis weiterzuführen, sofern einem daran gelegen ist.
liebe grüße gaby
gaby
 

Re: Nochmal: Depressionen, Liebe & Problembewältigung?

Beitragvon Barbara K. » Di. 23.09.2003, 08:25

Liebe Gaby,
danke für deine Antwort. Ich bin übrigens 33 J. und er 36 J.. Ich weiss nicht
genau, ob es gut ist, dass wir so weit auseinander sind. Im Moment will er mich
auch nicht sehen. Ich denke mal, weil er sich schämt vor mir. Denn vorher war
er so der Fels in der Brandung, ruhig und ausgeglichen. Aber je mehr ich darüber
nachdenke, desto mehr sehe ich, dass unsere "Unstimmigkeit" nur der Tropfen war,
der ein "alten Fass" zum Überlaufen gebracht hat.
Zum Glück wirken die Antidepressiva jetzt bei mir. Meine Gedanken werden klarer,
und ich versuche jetzt ihm zu helfen und ihm Mut zu machen, weil er erst seit
gestern medikamentös behandelt wird.
Ich hoffe wir schaffen das irgendwie.
Dir und Deiner Tochter wünsche ich alles, alles Gute für die Zukunft. Ich denke
mal, dass Deine Tochter nicht weg ist. Sie wird, wie du schon richtig erkannt
hast, die "Alte und Neue" sein.
Liebe Grüße
Barbara
Barbara K.
 


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