"Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch schon

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

"Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch schon

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 18:04

Hallo,

Dieser Text hier wird vermutlich sehr lang, weil ich noch gar nicht weiß, was ich alles schreiben soll, wo ich anfangen und wieder aufhören soll. Dafür bitte ich schon jetzt um Entschuldigung.

Vor …. Nun etwa 2,5 Jahren lernte ich einen Mann über das Internet kennen. Eigentlich wollte ich nichts von ihm und so führten wir über mehr als ein Jahr eine tolle virtuelle Freundschaft. Ich lernte ihn als offen und warmherzig und einfach einen tollen Freund kennen, wie ich noch nie einen hatte (aber das ist wieder eine andere Baustelle, die ich hier erst mal so wenig wie möglich auf machen möchte).

Irgendwann traf man sich dann doch, weil er das unbedingt wollte. Soweit ich das überhaupt beurteilen kann, wirkte er schon in dieser virtuellen Phase, die irgendwann auch durch Skype und Telefon ergänzt wurde, ziemlich „verschossen“ und auch ich war einfach neugierig. Es entwickelten sich Gefühle und obwohl das ganze schon aufgrund großer räumlicher Distanz usw. usf. unter keinem guten Stern stand, schwebten wir danach für einige Wochen auf Wolke 7.

Nach etwa 4-5 Monaten fing es damit an, dass er Treffen erst immer wieder verschob, dann absagte, sich immer weiter zurückzog. Wahrscheinlich hätte ich damals gehen sollen, ihn einfach machen lassen, damals hätte ich es vielleicht noch einfach so geschafft, auch wenn es auch da schon wehgetan hätte. Aber ich hab mir Sorgen gemacht, wollte wissen, was los ist.

Ich erfuhr es, nachdem dieses Verschieb-Spiel etwa weitere 2 Monate so gelaufen war (auch das hätte sich wohl schon kein „normaler“ Mensch so lange angeschaut). Er war (und ist selbstverständlich noch immer) depressiv (davon hatte ich vorher nie etwas gemerkt) und hatte wohl versucht, diese in Alkohol zu ertränken, woraus sich ein Alkohlproblem entwickelte (auch das habe ich nicht bemerkt, angeblich deshalb, weil es erst in der Zeit, in der es keine Treffen mehr gab, zum Problem wurde, aber auch da hätte ich es merken können, in seltsamen Situationen auf Skype oder am Telefon – sei’s drum. Was hätte mir diese Erkenntnis gebracht?). Er ging dann in den Entzug, blieb aber nur ganze zwei Wochen in der Klinik. Man ist ja ein ganzer Kerl und kriegt seine Probleme, die einen zum Saufen gebracht haben schon selbst wieder auf die Reihe. Dass er sich nach dem körperlichen Entzug erst mal überhaupt nicht weiterhelfen ließ, wusste ich auch lange nicht. Ich bekam nach seinem Klinik-Aufenthalt nur eine Mail von ihm, in der er einige seiner Probleme andeutete und mich bat, ihm Zeit zu geben, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das wollte ich auch tun, ich liebte ihn ja.

Darauf folgte ein weiteres halbes Jahr, mit eher schwierigem, rein virtuellem Kontakt. Es gab immer mehr Konflikte und Reibereien zwischen uns, ein Kontaktabbruch stand immer wieder im Raum, aber keiner von uns hat das fertig gebracht – ein Punkt, auf den ich vielleicht später noch mal zurück komme.

Im Mai diesen Jahres war er dann noch einmal hier, auf der Durchreise sozusagen, er hatte eine Dienstreise hierher zu machen, es war schön, wie zuvor und ich dachte „Ja, jetzt geht es wieder aufwärts.“ Aber ich hatte mich getäuscht, danach gab es ganz schnell wieder Stress und Streit und ausweichen von ihm.

Ich litt immer mehr unter dem wenigen Kontakt, entwickelte auch so eine Art „Helfersyndrom“, wollte unbedingt da sein und ihm helfen. Es hat lange gedauert, bis ich eingesehen habe, dass ich das nicht kann und er sich selbst Hilfe suchen muss. Das tat er auch, irgendwann in diesem Sommer. Genaueres weiß ich nicht, weil er erst jetzt nach und nach anfängt, überhaupt darüber zu sprechen.

Aber was aus unserer „Beziehung“ wohl werden wird? Es gibt schöne Momenten, die wir auch beide so empfinden, in denen er, wenn ich frage, was wohl mit uns wird, ob er mich noch liebt, wir uns vielleicht einmal wiedersehen, antwortet, dass er mich lieb hat, wir uns sicher wiedersehen und ich dem Schönen doch mal ein wenig Zeit lassen soll. Das ist ok, ich habe verstanden und akzeptiert, dass er im Moment eben Zeit für sich braucht. Anderentags aber hat er mich immer noch lieb, möchte auch immer noch Kontakt, schließt eine mögliche erneute Beziehung aber kategorisch aus.

Und da sind wir wieder bei meinem Problem: ich liebe ihn noch und sollte mich deshalb wohl nicht auf freundschaftlichen Kontakt einlassen, weil ich auch merke, dass es mich kaputt macht. Aber ich kann auch nicht loslassen, zum einen, weil es ja immer wieder (und in letzter Zeit wieder zunehmend) diese schönen Momente gibt, in denen Hoffnung aufkommt und er den Kontakt ja selbst unbedingt will. Dann frage ich mich, wie viel von diesem Gefühls Hin und Her dadurch bedingt ist, dass er auch im Moment viel durchmacht, im Rahmen seiner Therapie, eben selbst vielleicht noch gar nicht weiß, was er möchte. Und zu guter Letzt kommt dann noch die Tatsache, dass ich wohl einfach nicht loslassen kann. Freunde und Bekannte haben mir schon häufig empfohlen, das zu beenden, aber ich kann es nicht. In letzter Zeit höre ich immer wieder die Empfehlung mir deswegen selbst therapeutische Hilfe zu suchen (übrigens auch von ihm selbst, zusammen mit dem Kommentar „Ja, kenne ich.“, was wiederum vielleicht auch einen Teil der Probleme erklärt)…. Ich weiß es nicht genau.

Hat das alles noch Sinn? Sind diese Schwierigkeiten vielleicht wirklich nur durch seine Krankheit bedingt und lohnt sich das Kämpfen und Warten? Oder bin ich wirklich selbst krank und brauche Hilfe, um mich von ihm zu lösen? – Ich freu mich auf euren „Input“. :)

Übrigens mache ich mir vielleicht auch gerade ganz umsonst Gedanken oder zumindest die falschen. Im Moment befindet er sich nämlich mit seiner Therapiegruppe auf einer Art … „Selbstfindungstrip“. Wer weiß, ob er sich danach überhaupt noch mal meldet? Aber auch dann muss ich ja einen Weg für mich finden, damit umzugehen …

Schon mal danke.
neverever
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon Atisha » Fr. 22.11.2013, 18:26

Ich würde mich auch von ihm lösen, das hin und her macht dich nur kaputt. Das du krank bist, das denke ich nicht, so ist das eben mit den Gefühlen. Aber wenn du nicht weißt wie du da wieder herauskommen kannst, dann wre ja psychotherapeutische Hilfe gut. Ohne das gleich Therapie zu nennen.
Atisha
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 18:42

Hallo Atisha,

danke, für deine Antwort :).

Naja, dass ich da ein Problem habe, ist, denke ich, sehr offensichtlich, sonst hätte ich mich wohl kaum so lange und so weit da hinein ziehen lassen und würde jetzt auch nicht hier sitzen und darüber schreiben. Ob man das dann Therapie nennt, oder sonst wie, das kommt wohl auf dasselbe.
Aber vielleicht hilft es mir ja auch schon, dass er jetzt eben erst mal weg ist - und vielleicht auch nicht wieder auftaucht. Und natürlich ein paar unvoreingenommene Meinungen, von Außenstehenden wie dir, zu hören.

*Seufz* Ich weiß einfach noch nicht so recht, was ich damit anfangen soll. Zu gehen wird auf jeden Fall schwer, sehr schwer :cry:....
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon Grille0815 » Fr. 22.11.2013, 19:09

Hallo neverever,

ich kenne deine Geschichte. Von mir selbst.
Ich habe in meinem Leben zahlreiche Beziehungen dieser Art geführt.
Bis jetzt sind alle gescheitert...
Das ulkige daran ist, das i.d.R. diese Menschen die Beziehung beenden, weil sie, wie du oben auch schon vermutet hast, oft mit sich selber so im "unreinen" sind und sich garnicht wirklich klar werden können, was sie überhaupt wollen, das eine Beziehung auf lange Sicht, von ihrer Seite als "schlecht" empfunden wird.
Gleichzeitig habe ich aber auch zu den meisten meiner Ex-Beziehungen heute noch Kontakt und ein paar räumten ein, das die Zeit für sie trotz allen Problemen sehr hilfreich und schön war.
Ja, das sie ohne mich und meine Liebe zu ihnen, sogar vermutlich heute schlechter dastehen würden oder vielleicht tod wären...
Mein Rat an dich ist also... höre tief in dich hinein und beantworte zu allererst dir selber folgende Fragen:

Liebst du diesen Menschen, mit all seinen Problemen?
Willst du diesen Menschen in seiner schwierigen Zeit begleiten, auch wenn du nicht wissen kannst, ob sie von Dauer ist?
Könntest du akzeptieren, das dein Weg mit ihm begrenzt seien könnte, er dich aber vielleicht gerade jetzt braucht?
Willst du ihm helfen, ihn "retten", ihn "befreien" so das er mit dir eine normale Beziehung führen kann?
Ist der Mensch mit seinen Problemen, ein Weg für dich "gutes" zutun?
Lenkt er dich von deinen eigenen Sorgen und Nöten ab, wenn du dich ganz auf ihn konzentrierst?
Tuen die guten Momente dir selber gut und bringen dich "weiter"?
Sind die bösen Momente, tatsächlich so böse oder misst du anhand von der Reaktion Aussenstehender?
Welche Gefühle überwiegen? Gut oder Böse?
Was bringt und gibt dir der Kontakt mit ihm?
Was erwartest du von ihm?
Was erwartest du von dir selber?

Vielleicht weißt du nach deinen Antworten schon ein wenig mehr über dich selber und wie du zu ihm stehst.
Interessieren würden mich deine Antworten natürlich auch, wenn ich ehrlich bin.
Da könnte ich hergehen und sie mit meinen Erfahrungen vergleichen und dich "analysieren" :D
Aber das musst du natürlich nicht offen machen oder mit mir/uns teilen.
Die Antworten kannst du mit solchen Fragestellungen auch einfach für dich finden.

Und nein, du bist nicht krank.
Du bist verliebt, in einen Menschen der krank ist.
Das sind mehr Menschen als du glaubst. :D
Es kommt nur drauf an, wie du damit umgehst.

Liebe Grüße,

Grille0815
Grille0815
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 20:34

Hallo Grille,

… hm, habe kurz überlegt, ob ich dir per PN auf deine Nachricht antworten soll. Aber warum eigentlich? Meine Identität kennt hier (hoffentlich auch anhand dessen, was ich geschrieben habe :D) sowieso niemand und wenn ich es öffentlich schreibe, gibt es vielleicht noch ein paar Reaktionen, von dir und anderen darauf.

Erst einmal möchte ich auch dir für deine Antwort danken und zugeben, dass ich, so nach der zweiten oder dritten deiner Fragen, hier saß und mir die Tränen liefen. Dabei dachte ich, über die „Heul-Phase“ schon langsam hinaus zu sein. Aber es tut einfach mal richtig gut, hier von jemandem zu lesen, der das alles selbst kennt. Denn meine Freunde im realen Leben, die haben alle gut reden, mit ihrem „schieß ihn doch einfach ab“. Das würde ich wohl auch einfach machen, wenn es sich hier um einen „gesunden“ Menschen handeln würde, denn dann würde ich mir einfach denken: „Ok, der Kerl liebt mich nicht mehr, ist möglicherweise ein ziemliches A...loch und das war’s einfach.“ Aber so einfach ist das hier glaube ich nicht.

Beendet ist ja auch meine Beziehung mehr oder weniger (falls das aus dem Eingangspost nicht so ganz klar wurde). Wir haben einfach – wie du ja auch – noch Kontakt. Mal nach dem Motto „Vielleicht wird es ja noch mal, wir sehen einfach mal, was die Zukunft bringt.“ Mal nach dem Motto: „Definitiv keine Beziehung mehr, aber ich möchte einfach deinen Kontakt nicht missen.“ Ganz nach seiner Lust und Laune könnte man sagen. Nein, eigentlich nicht nur könnte man sagen, sondern definitiv. Der letzte Umschwung vom Ersten auf das Zweite erfolgte nach einer für ihn „schwierigen“ (was auch immer ich mir jetzt genau darunter vorzustellen habe) Therapiestunde. Mit anderen Worten: immer wenn er unter besonderer psychischer Belastung steht – sei’s nun, dass der aus seiner Therapie kommt, aus unserer „Beziehung“ oder sonst aus seinem Alltag – ist eine Beziehung völlig unvorstellbar, sonst vielleicht schon („Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?“). Diese ganze Auseinanderentwicklung ging auch bei mir von seiner Seite aus. Dazu dann noch zeitweise mal, dass ich einfach nerve, mal dass er doch nicht gut für mich ist und ich mir doch lieber jemand anderen, in meiner Nähe suchen soll, weil er mir einfach nicht das geben kann, was ich mir wünsche (ah ja, is klar. Und das fällt dann nach so langer Zeit auf?).

Aber kommen wir endlich mal zum Wesentlichen:
„Liebst du diesen Menschen, mit all seinen Problemen?“ – Ja, definitiv. Das bedeutet für mich das Wort Liebe. Den anderen Menschen so nehmen, wie er ist, mit allen Ecken und Kanten und Problemen und sonst was.

„Willst du diesen Menschen in seiner schwierigen Zeit begleiten, auch wenn du nicht wissen kannst, ob sie von Dauer ist?“ – Ja! Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Bin ich Hellseherin? Aber ich wünsche in allererster Linie ihm, dass ihm seine Therapie hilft und seine Probleme eben nicht von Dauer sind. … Und klar, ein bisschen auch mir selbst. Irgendwo steckt schon noch die Hoffnung dahinter, dass es einmal wieder … ein bisschen mehr Nähe zwischen uns geben wird.

„Könntest du akzeptieren, das dein Weg mit ihm begrenzt seien könnte, er dich aber vielleicht gerade jetzt braucht?“ – Naja, dass der Weg begrenzt ist, haben Beziehungen nun einmal so an sich. Wüsste ich nicht, woher das ganze Hin und Her kommt, wäre wohl auch unser gemeinsamer Weg hier schon zu Ende, aber ich möchte dem Ganzen vielleicht doch noch eine Chance geben, muss aber schauen, dass ich mich dabei nicht selbst völlig kaputt mache.

„Willst du ihm helfen, ihn "retten", ihn "befreien" so das er mit dir eine normale Beziehung führen kann?“ – Ich würde mir wünschen, mit ihm eines Tages wieder eine normale Beziehung führen zu können, ja. Aber retten, befreien oder dergleichen mehr kann ich ihn nicht. Das soll mal schön sein Therapeut machen bzw. er selbst. Ich habe abseits von dem, was ich hier geschrieben habe, auch noch genug Probleme mit mir selbst, die ich irgendwie mal auf die Reihe bekommen muss (und die übrigens wohl auch irgendwie in mein Verhältnis zu ihm rein spielen, aber das nur am Rande).Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich nicht für ihn da wäre, wenn er das wollte. Das habe ich ihm auch schon mehrmals gesagt, aber als Antwort lange nur zu hören bekommen „Meine Probleme haben nichts mit dir / uns zu tun.“. Übrigens spricht er, außer mit seinem Therapeuten und eben in der Therapiegruppe, wohl mit niemandem über seine Probleme, nicht mit Eltern, nicht mit Freunden, einfach mit niemandem. Ich habe zwar seine Eltern nie kennengelernt, musste aber aus seinen eigenen Aussagen schließen, dass die mindestens so wenig, wenn nicht noch weniger als ich über seine Probleme und seine Therapie und alles was damit zusammen hängt, wissen.

„Ist der Mensch mit seinen Problemen, ein Weg für dich "gutes" zutun?“ – Du meinst, ob ich den Kontakt zu ihm nur suche, damit ich jemandem helfen kann? Falls das aus meinen bisherigen Antworten noch nicht deutlich geworden ist: Ganz definitiv nein. Ich suche den Kontakt zu ihm, weil ich ihn liebe und mir eigentlich nur wünsche, die normale Beziehung, die seinerzeit gerade dabei war, sich zu entwickeln, irgendwann wieder „zurück zu bekommen“.
„Lenkt er dich von deinen eigenen Sorgen und Nöten ab, wenn du dich ganz auf ihn konzentrierst?“ – Von meinen Sorgen und Nöten eher nicht. Mir ist im Kontakt mit ihm im Gegenteil eher deutlich geworden, an welchen Stellen in meinem eigenen Leben ich mal kehren und aufräumen müsste. Trotzdem ist es aber schon vorgekommen, dass er mich von wichtigen Dingen in meinem Leben abgelenkt hat. Eine wichtige Prüfung zum Beispiel, die ich nur mit viel Glück, Hilfe und Zuspruch von Freunden nicht in den Sand gesetzt habe. Ich habe das Problem an dieser Stelle aber erkannt und mir vorgenommen, da was zu ändern. Mit wie viel Erfolg wird man noch sehen.

„Tuen die guten Momente dir selber gut und bringen dich "weiter"?“ – Ja, definitiv. Ohne ihn – es tut mir leid, aber ich muss an dieser Stelle wieder eine deiner Aussagen aufgreifen – würde auch ich vielleicht heute nicht mehr leben, oder jedenfalls nicht da stehen, wo ich heute stehe.
„Sind die bösen Momente, tatsächlich so böse oder misst du anhand von der Reaktion Aussenstehender?“ – Sowohl, als auch, würde ich sagen. Es tut schon weh, dieses ständige Schluss – ja – nein – doch nicht. Auf der anderen Seite bin ich mir aber auch sicher, dass viele Dinge anders, vielleicht einfacher wären, wenn da eben nicht dauernd meine Freunde und andere Außenstehende wären, die mir dauernd erzählen, wie negativ doch alles ist, wann ich denn endlich mal aufwachen und einsehen will, dass er mich nicht liebt und vielleicht nie geliebt hat etc. pp.

„Welche Gefühle überwiegen? Gut oder Böse?“ – Keine Ahnung. Wäre ich denn hier, wenn ich das wüsste? Es ist eben mal so und mal so.

„Was bringt und gibt dir der Kontakt mit ihm?“ – Ich denke, das habe ich oben schon ein wenig angedeutet. Er hat mir verschiedentlich schon sehr geholfen. Aber um das genauer zu erklären, müsste ich hier noch sehr viel mehr über mich selbst schreiben, als ich eigentlich möchte.

Dein letzter Absatz hat mir übrigens nach den Tränen vorhin direkt wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ich danke dir :).

Oh weh, die Antwort ist schon wieder so schrecklich lang geworden. Ob hier wohl noch jemand lesen wird, bei dieser ganzen Textflut :D? Aber ich fürchte, das erforderte Grilles Nachricht, vor allem seine Fragen...
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon GefallenerEngel » Fr. 22.11.2013, 20:45

Hallo neverever,

hmmm... ja. Kommt natürlich ganz darauf an, wie du dir eine sog. "Beziehung" vorstellst. Da sind doch die Menschen so unglaublich verschieden! Für mich persönlich wäre eine "Standardbeziehung", wenn man unter einem Dach wohnen muss und (fast) alles gemeinsam macht, sowieso nichts. Das würde mich erdrücken und in einen Zustand von Dauerstress versetzen. Ich bin es gewohnt allein zu sein und könnte eine andere Person in meiner nächsten Nähe nicht ertragen. Im Prinzip würde ich mir tatsächlich genau das wünschen, wovor du dich fürchtest: mit einer Frau "nur" befreundet zu sein, in die ich verliebt wäre. Das wäre eine perfekte Lösung, aber gerade diese Konstellation wird von euch Frauen sonderbarerweise nicht akzeptiert...

Nicht lange ist es her, da hatte auch ich jemand im Internet kennengelernt. Alles verlief sehr schön, nette EMails, die mich sogar dazu verleiteten mehr über mich preiszugeben, als ich eigentlich wollte... bis sie eines Tages aus ihrem Urlaub zurückkam und mir mitteilte sie hätte einen anderen Mann kennengelernt. Das ich darüber nicht sonderlich erfreut war, ist wohl verständlich. Auch dass der Schriftwechsel in den Stunden und Tagen danach weniger freundlich geworden ist, kann man wohl leicht begreifen. Aber ich bin ein Mensch, der die Lösung in Kompromissen sucht. Warum kann man sich nicht auf einer freundschaftlichen Basis einigen? Lange Rede, kurzer Sinn: sie hat unter einem geradezu lächerlichen Vorwand jeglichen Kontakt abgebrochen, hat mir verboten ihr weiter zu schreiben. Und dabei war sie diejenige, die am Anfang den Kontakt zu mir gesucht hatte und nicht etwa umgekehrt!!! So viel zu dem Thema Fairness und Verhältnismäßigkeit!

Nein, Kontaktabbruch ist keine Lösung! Niemals! So geht man nicht mit Menschen um, nicht einmal mit Tieren. Muß man denn gleich das Schwert auspacken und dem Gegenüber den Kopf abschlagen?

Ich glaube es ist dieses Klischeedenken, welches die Leute dazu veranlasst derart zu handeln. Solche dummen Gedanken wie "eine Freundschaft zwischen Mann und Frau ist nicht möglich oder zumindest sehr schwierig", "von einer verheirateten Frau will der Mann doch nur das Eine", "wenn man in einer Beziehung ist, sind andere Männer/Frauen tabu, auch wenn sie nichts unanständiges unternehmen". Alle diese blöden Verallgemeinerungen, die doch gar nicht stimmen... mir wird schlecht, wenn ich daran denke.

Wenn man nur das Geschlecht über Bord werfen würde und sich normal begegnen könnte, wie zwei Menschen und nicht wie Mann und Frau! Denn Menschen sind wir in erster Linie! Das Geschlecht folgt weit abgeschlagen irgendwo auf Platz 100. Dementsprechend sollte es auch bewertet werden.

Versuche eure Verbindung als eine nette Freundschaft und gegenseitige Hilfsbereitschaft zu betrachten. Dann wirst du Wunder über Wunder erleben. Empathie, Mitgefühl, Barmherzigkeit, vor allem jedoch das Verantwortungsbewusstsein - das sind die wahren Werte, nicht Leidenschaft und Gefühl.

LG Gefallener Engel
GefallenerEngel
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 21:17

Hallo Gefallener Engel,

vielen Dank auch für deine Antwort.

Was soll ich dazu sagen? Vielleicht das: an den starren Begrifflichkeiten Freundschaft / Beziehung muss ich vielleicht auch gar nicht unbedingt festhalten. Darum geht es mir gar nicht. Aber ich glaube, wenn ich mit ihm dauerhaft nur den Kontakt hätte, den ich jetzt habe, nämlich einen rein virtuellen, wäre mir das (vielleicht) nicht genug. Ich glaube, da würden mir auf Dauer ein paar Dinge fehlen: eben Gefühle, Nähe, Wärme, Geborgenheit … Klar, viel davon kann man auch virtuell und auf Distanz geben. Das habe ich seinerzeit auch sehr genossen und genieße es noch heute, wenn es zwischen allen Problemen mal wieder aufblitzt.
Und ob eine Freundschaft zu ihm dauerhaft gehen könnte? Ich weiß es nicht. Ich kann mir irgendwie gerade nicht vorstellen, ihm bei unserem nächsten Treffen, falls es das überhaupt gibt, übertrieben gesagt höflich die Hand zu schütteln, mit ihm ein Tässchen Tee zu trinken und ihm hinterher die Luftmatratze zum Übernachten anzubieten. (Das konnte er sich übrigens, als ich das im Spaß mal angesprochen habe, auch nicht vorstellen. Ich rede ja soo einen Schwachsinn) Da aber liegt doch irgendwo der „standardmäßige“ Unterschied zwischen Beziehung und Freundschaft, oder nicht? – Also, verstehst du, was ich mit damit sagen will?
Und mir persönlich fehlt bei meinem oben beschriebenen Bild einfach ein gerüttelt Maß (auch körperlicher) Nähe. Das hat gar nichts damit zu tun, dass er ein Mann ist und ich eine Frau (ich küsse – ja tatsächlich – auch meine Mutter und sie ist eine Frau), sondern damit, dass ich für ihn etwas besonderes empfinde, das irgendwie anders ist, als Freundschaft, oder als Freundschaft, so wie ich sie definieren würde. Was genau es ist, kann ich im Moment irgendwie auch nicht (mehr) sagen. Keine Ahnung übrigens, ob das jetzt im Widerspruch zu dem steht, was ich vorhin Grille0815 geschrieben habe, aber es ist das, was mir jetzt spontan bei deiner Nachricht in den Sinn kommt.

Einfach so den Kontakt abzubrechen und ihn im Regen stehen zu lassen habe ich übrigens auch nicht vor. Deswegen bin ich ja hier und suche nach Rat :).
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon Grille0815 » Fr. 22.11.2013, 22:02

Hallo nochmal neverever,

vielen Dank erstmal, für dein Vertrauen. Das ist ja nicht selbstverständlich :)
Das du geweint hast, wollte ich nicht. Aber es zeigt, vor allem dir selber, wie involviert du tatsächlich bist.
Somit ist es ein gutes Zeichen, das dich das Nachdenken über ihn und deinen Standpunkt zu einer Gefühlsregung bringt. Siehe es positiv, nicht als deinen Feind, ja?
Damit kannst du dir selber viel klarer und bewusster darüber werden, wie du wirklich, tief in dir drinnen zu allem, was diesen Menschen betrifft, stehst.
Deine Antworten zeichnen ein Bild...
Es gibt ja viele Leute die tatsächlich unter einem "Helfersyndrom" leiden, ich zum Beispiel habe Tendenzen dazu... bei dir, sieht das nicht ganz so dramatisch aus.
Du kannst klar, rational beschreiben, was dich an dem Menschen hält und was nicht. Deine Beweggründe sind, laut deinen Antworten, nicht auf dich bezogen, dienen dir also nicht als Ventil um deine Sorgen zu "vergessen", wie es bei vielen mit waschechtem Helfersyndrom der Fall ist.

Ich bleibe bei meiner vorherigen Meinung... du bist nicht krank. :D
Selbst mit Helfersyndrom wärst du nicht krank im Sinne des Wortes. Du wärst einfach übermäßig hilfsbereit.

Was ich dir nun raten soll... mit meiner Erfahrung in dem Thema... hmm..
Das kommt natürlich auf deine persönliche Stärke an. Wie gefestigt du bist.
Darüber weiß ich nichts oder nicht viel, außer Andeutungen von dir.

Hmm...
Ich würde den Kontakt nicht abbrechen, solange ich solche Gefühle für den Menschen habe und ich immer wieder Signale bekomme, das meine Anwesenheit im Leben des anderen wichtig, hilfreich, erwünscht und gebraucht ist.
Diese Signale sind oft unterschwellig. Man braucht ein feines Gehör...
Die ständige Wiederaufnahme des Kontaktes seinerseits, ist z.B. ein solches Zeichen, meiner Ansicht nach.
Denn wenn du ihm egal wärst, dein Dasein ihm nichts bedeuten würde und er keine Hoffnung mit eurem Kontakt verbinden würde, würde er sich auch nicht mehr bei dir melden. Dann würdest du "lediglich" mit deinen Gefühlen zurechtkommen müssen, wüsstest aber "woran du bist".
Ich schätze ihn von deinen Erzählungen so ein, das er wirklich in, für ihn, schwerwiegenden Problemen steckt. Der Kontakt zu dir ist wie eine Leine für ihn. Er kann zwar seine Probleme nur bedingt mit dir teilen, weil er dich vermutlich auch nicht belasten will (folgere ich aus deinen Andeutungen zum Thema Hilfe seinerseits). Das ist vermutlich auch der Grund, weshalb seine Familie nichts weiß. Oder er macht diese für seine Situation verantwortlich.... who knows.
Vermutlich bist du sogar der Mensch, der neben seinen Therapeuten und seiner Gruppe "am meisten" über ihn und seine Sorgen und Probleme weiß, auch wenn dein Wissen nicht vollständig ist.
Dazu gehört seinerseits eine riesige Menge Vertrauen, vergiss das nicht.
Die Probleme mit seiner Familie sind im übrigen nicht deine, auch das ist wichtig.
Dein "Problem" ist er und seine Krankheit, die er ja im Begriff ist, zu bekämpfen.
Auch das ist wichtig für Entscheidungen die du triffst, treffen willst oder musst.

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.
Ich steh dir gerne weiter zur Verfügung :)

Viele Grüße,

Grille0815
Grille0815
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon GefallenerEngel » Fr. 22.11.2013, 22:09

neverever hat geschrieben:Ich weiß es nicht. Ich kann mir irgendwie gerade nicht vorstellen, ihm bei unserem nächsten Treffen, falls es das überhaupt gibt, übertrieben gesagt höflich die Hand zu schütteln, mit ihm ein Tässchen Tee zu trinken und ihm hinterher die Luftmatratze zum Übernachten anzubieten. (Das konnte er sich übrigens, als ich das im Spaß mal angesprochen habe, auch nicht vorstellen. Ich rede ja soo einen Schwachsinn) Da aber liegt doch irgendwo der „standardmäßige“ Unterschied zwischen Beziehung und Freundschaft, oder nicht?


Ich denke dieser Unterschied existiert nur in unseren Köpfen. Ist es nicht so, daß die allermeisten "Beziehungen" nach einpaar Jahren in einer Freundschaft enden? Der Spuk ist dann vorüber und man/frau wird wieder normal. Die Leidenschaft, der Drang nach körperlicher Nähe, was man gern als Liebe bezeichnet, ist sowieso nicht von Dauer. Je öfter man sich diese Tatsache vor Augen führt, desto klarer lernt man die wahren und ewigen Werte von den vergänglichen Trieben zu unterscheiden.

Ihr müsst ja nicht ausschließlich virtuell in Kontakt bleiben. Ihr könnt euch treffen wann und wo ihr wollt, vllt nicht jeden Tag, nicht jede Woche, aber muss das wirklich so oft sein?

Mir ist schon bewusst, dass die meisten Menschen es lieber intensiv haben möchten. Das ist wirklich ein Problem.
GefallenerEngel
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 23:20

@Grille0815

Dir auch nochmals einen lieben Gruß Grille0815,

Das du geweint hast, wollte ich nicht. Aber es zeigt, vor allem dir selber, wie involviert du tatsächlich bist.
Somit ist es ein gutes Zeichen, das dich das Nachdenken über ihn und deinen Standpunkt zu einer Gefühlsregung bringt. Siehe es positiv, nicht als deinen Feind, ja?


Nein, ich sehe Tränen nicht als meinen Feind, vor allem dann nicht, wenn sie aus Rührung geschehen – und irgendwie war ich gerührt. Das ist übrigens auch etwas, dass er mir erst beigebracht hat, dass Tränen „erlaubt“ und manchmal auch gut sind, auch für - mehr oder weniger – erwachsene Menschen (ich bin „erst“ 23 und manchmal fühle ich mich durchaus nicht erwachsen, sondern eher wie ein hilfloses Kleinkind, dass so gar nichts auf die Reihe kriegt. Aber da gerate ich schon wieder auf ein Pflaster, auf das ich hier eigentlich nur bedingt will. Es soll hier um mein Verhältnis zu diesem Mann gehen und nicht um diverse andere Baustellen).

Es gibt ja viele Leute die tatsächlich unter einem "Helfersyndrom" leiden, ich zum Beispiel habe Tendenzen dazu... bei dir, sieht das nicht ganz so dramatisch aus.


Oh doch, ich glaube, so ein klein wenig Helfersyndrom steckt auch in mir, denn vieles von dem, was ich in meinem letzten Beitrag, der sich auf dich bezog, geschrieben habe, musste ich im Laufe des letzten Jahres erst sehr mühevoll lernen, dass ich ihm eben nicht helfen kann z.B., dass er erst selbst so tief fallen muss, dass er sich Hilfe sucht (nach der Klinik, als er ja lange noch nicht in Therapie war) und vieles mehr.

Das kommt natürlich auf deine persönliche Stärke an. Wie gefestigt du bist.
Darüber weiß ich nichts oder nicht viel, außer Andeutungen von dir


Das ist in der Tat eine Frage, mit der ich mich selbst noch beschäftigen muss. Bis vor einiger Zeit hielt ich mich für gefestigt und ich weiß auch noch immer, wer ich bin, woher ich komme und wo ich hin will, das ist nicht mein Problem (und vermutlich interessiert dich nun langsam immer mehr, was denn nun eigentlich mein Problem ist. Sorry, ich kann ja sooo gemein sein :D). Und in Bezug auf ihn suche ich gerade noch nach der richtigen Balance, zwischen Stärke für ihn und Eingestehen meiner eigenen Schwächen, um wiederum selbst … ja, so albern es klingt…. Hilfe von ihm zu erfahren. Aber er hilft auch tatsächlich.

Diese Signale sind oft unterschwellig. Man braucht ein feines Gehör...


Diese Signale sind oft unterschwellig. Man braucht ein feines Gehör...

Nein, in meinem Fall sind sie nicht einmal sooo unterschwellig, denke ich. Das was du schreibst, dass er sich immer wieder selbst meldet, sehe ich z.B. auch als ein solches.

und er keine Hoffnung mit eurem Kontakt verbinden würde


Die Frage ist nur, welche Hoffnung er damit wohl verbindet und ob die sich wohl mit meinen Wünschen, Träumen und Hoffnungen deckt.

Er kann zwar seine Probleme nur bedingt mit dir teilen, weil er dich vermutlich auch nicht belasten will


Ja, da bin ich mir sogar sicher. Auf der anderen Seite macht das unseren Kontakt so viel schwieriger, weil er einfach so viele – wichtige – Dinge aus seinem Leben vor mir verbirgt. Außerdem steht das eigentlich im eklatanten Widerspruch zu dem, was Liebe und Beziehung für mich eigentlich ausmacht. … Ich weiß, da wird sicher gleich jemand aufschreien und sagen, dass auch dieses Verbergen und mich schützen Wollen eine Art Liebe ist. Nur eben eigentlich nicht meine….

Vermutlich bist du sogar der Mensch, der neben seinen Therapeuten und seiner Gruppe "am meisten" über ihn und seine Sorgen und Probleme weiß, auch wenn dein Wissen nicht vollständig ist.


Das habe ich mich schon so oft gefragt. Eigentlich kann ich mir kaum vorstellen, dass es noch jemanden gibt, der noch weniger weiß, als ich. Und dabei bin (oder war ich mal) seine Freundin und will doch eigentlich nur für ihn da sein. … Bis er dann meinte „Ich bin dann mal bei meinen Eltern. Muss mit denen mal noch über meine Therapie reden. Die wissen darüber nämlich noch nix.“ – Nicht ganz klar wurde dabei, ob er damit seine Therapie überhaupt, oder dieses Wochenende jetzt meint. Aber das ist ja auch recht unerheblich. Das sind seine Eltern, die sind direkt daneben, wollen ihm sicher auch nur helfen und wissen noch weniger, als ich? Ich bin irgendwie fast vom Stuhl gefallen… (auf der anderen Seite sollte vielleicht gerade ich beim Stichwort Eltern nicht vom Stuhl fallen, aber da sind wir schon wieder wo anders).

Dazu gehört seinerseits eine riesige Menge Vertrauen, vergiss das nicht.
Die Probleme mit seiner Familie sind im übrigen nicht deine, auch das ist wichtig


Beides ist mir bewusst :).

Dein "Problem" ist er und seine Krankheit, die er ja im Begriff ist, zu bekämpfen


Allerdings. Das ist mein Problem, sogar ganz ohne Anführungszeichen. Und dass er im Begriff ist, seine Krankheit zu bekämpfen … Ja, das ist der Grund, warum ich überhaupt noch da bin. Aber wer sagt mir denn, dass er diesen Kampf auch gewinnen wird? – Eben, niemand.
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Fr. 22.11.2013, 23:27

@ Gefallener Engel

Hallo Gefallener Engel,

nun, hier teile ich deine Meinung nur bedingt. Vielleicht bin ich, um das zu verstehen und zu teilen, was du in deinem ersten Absatz schreibst auch einfach noch zu jung :oops: ....

Die Frage der Intensität einer wie auch immer gearteten Beziehung misst sich in der Tat nicht unbedingt an der Häufigkeit der Treffen, das ist mir schon bewusst. Diese Intensität kann man durchaus auch anders erzeugen. Aber dennoch sind sie für mich ein wichtiger Bestandteil einer funktionierenden Beziehung – gerade nach dem, was ich im letzten Jahr erlebt habe, sogar ein sehr wichtiger. Ohne Treffen funktioniert das einfach nicht….
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Sa. 23.11.2013, 01:05

Muss gerade mal noch ein paar Gedanken hier ausschütteln:

Also die von mir im Eingangspost aufgeworfene Frage, ob er sich wohl überhaupt noch mal meldet, hat gerade ihre Antwort gefunden: Ja :D (und nein, ich freu mich gaaaaar nicht darüber, ich tu‘ nur so ;) ). Und das, obwohl er mir bis heute Mittag noch gepredigt hat, wie wichtig dieses Wochenende ist, dass es dabei darum geht, sich auf sich selbst und seine eigenen Gedanken zu konzentrieren und möglichst wenig Kontakt zur Außenwelt zu haben, weshalb er sich erst Sonntag wieder melden wird (is klar). Damit wären wir wieder bei den Zeichen, von @Grille0815, dafür, ob ich ihm irgendwie wichtig bin.
Nachdem spätestens jetzt dann wohl auch alle gemerkt haben, dass einfach gehen und den Kontakt abbrechen eben nicht nach meinem Geschmack ist, konzentriert sich die Frage wohl darauf, wie ich den Kontakt zu ihm so in den Griff kriege, dass ich eben nicht daran kaputt gehe, dass ich mir eigentlich Liebe von ihm wünsche, diese aber vielleicht niemals wieder bekommen werde. Und das ist ein so ernsthaftes Problem, dass ich dann doch wieder bei der Frage bin, ob Kontakt abbrechen nicht doch besser wäre.

Übrigens @Gefallener Engel:
Mir ist da gerade noch etwas an deiner Nachricht aufgefallen. Du hast geschrieben, dass eine „normale“ Beziehung, mit unter einem Dach wohnen nichts für dich wäre…. Ich frage mich gerade, ob ich das alles hier so öffentlich schreiben soll, oder einem Leser möglicherweise klar werden könnte, von wem hier die Rede ist, was ich natürlich, insbesondere da es um die Aufdeckung seiner Person (mehr als meiner) geht nicht möchte. Aber das scheint bei ihm, sehr extrem, auch der Fall zu sein: Er und ich wohnen räumlich weit voneinander entfernt, ebenso wie in seiner vorhergehenden Beziehung. Außerdem hat er sich mit mir nun auch noch gerade „die Richtige“ ausgesucht, in dem Sinne, dass ich nicht allzu mobil bin und ihm erst mal ganz dankbar war, dass er mir das Pendeln abgenommen hat, ohne Fragen zu stellen. Seine Wohnung habe ich in all der Zeit, auch in der, die wirklich sehr harmonisch war, nie betreten. Als ich ihn dann doch gefragt habe, warum eigentlich nicht, kam von ihm nur, er könne mir das nicht sagen, aber auch seine Ex, mit der er so einige Jahre zusammen war – oder was er sich so unter zusammen sein vorstellt - (auch sie übrigens nicht sehr mobil, wenn auch aus anderen Gründen, als ich) sei nie in seiner Wohnung gewesen. Das fand ich persönlich damals schon reichlich seltsam, dachte mir da aber nur „Na gut, was nicht ist, kann ja noch werden.“.
Aus heutiger Sicht ist das für mich aber etwas, was für mich eine Beziehung, so wie ich sie mir eigentlich vorstellte, erschwert, wenn es denn langfristig so bliebe und nicht (was ich mir nach dem wenigen, was ich darüber weiß, auch gut vorstellen kann) das auch zu den Problemen gehört, die in seiner Therapie „durchgekaut“ werden und sich dann, zumindest möglicherweise, ändern.

Irgendwie eine schwierige Abwägung, was ich denn nun mache, ob das was ist, vor allem mit meinen eigenen Vorstellungen irgendwie kompatibel ist ….
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon whatsoever » Sa. 23.11.2013, 01:23

Was willst du hören? Sieh es einfach mal realistisch. Du rennst jemandem hinterher
den du wirklich liebst und doch ist es eine einseitige Beziehung. " Ich hab dich lieb "
das ist eine Aussage die dir klar machen sollte dass er vielleicht eine schöne Zeit mit
dir haben möchte, es aber nicht für eine gemeinsame Zukunft reichen wird. Du solltest
einfach deinen eigenen Weg gehen. Wenn du ihm wirklich wichtig bist wird er um dich
kämpfen, egal was kommt. Und wenn halt eben nicht dann sei einfach froh drüber. Ja,
es tut eh weil du ja Gefühle für ihn hast aber besser als mit leeren Erwartungen und
Wünschen dazustehen. Dort draußen wartet jemand auf dich der bis ans Ende der Welt
für dich gehen würde und du bleibst bei einem kleinen Jungen der sich nicht in den Griff
kriegt und keine Entscheidung treffen kann? Armselig.
whatsoever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon neverever » Sa. 23.11.2013, 13:14

Hallo whatsoever,

vielen Dank, auch für deine Antwort. Auch da ist sicher viel Wahres dran. Dass es da zahlreiche Probleme gibt, ist mir ja durchaus auch bewusst. Deswegen denke ich ja gerade darüber nach, welche Konsequenzen ich daraus ziehe und ob ich mit dieser Konsequenz dann auch leben kann. Dabei helfen mir auch deine Aussagen wirklich sehr.

Trotzdem muss ich ein paar Dinge wohl noch mal näher erklären:

Dieses „ich hab dich lieb“, das gab es in unserer – wie auch immer gearteten – Beziehung schon immer, gemixt mit „ich liebe dich“ oder „je t’aime“ oder anderen Dingen. Trotzdem stieß mir das genauso auf, wie dir. Ich hab ihn gefragt, was das solle. Immerhin will ich ihm keine Kumpel-Freundin sein und ich bin auch nicht seine Schwester. Dabei habe ich für mich gelernt, dass es offenbar Menschen gibt, für die „ich liebe dich“ und „ich hab dich lieb“ gleichbedeutend ist. Daran würde ich mich jetzt also nicht grundsätzlich „aufhängen“ wollen. Auch wenn sich auch mir in letzter Zeit immer öfter die Frage aufdrängt, wie er das nun meint und ob es diesen Unterschied für ihn wirklich nicht gibt. Aber vielleicht ist das ja nur wieder unser schönes „Schubladendenken“, wie es @Gefallener Engel angesprochen hat? Das ist auf jeden Fall etwas, das ich in meine Überlegungen mit einbeziehe.

Und was das um mich Kämpfen betrifft: Ja, da sind wir dann irgendwie schon beim nächsten Problem. Wie soll dieses um mich Kämpfen denn aussehen, also was darf ich denn von einem Menschen in seiner Situation überhaupt erwarten? Wenn ich die Tatsache, dass er den Kontakt zu mir immer wieder selbst sucht, als Kampf um mich betrachte … es gab auch schon Zeiten, da hatten wir eine Weile gar keinen Kontakt. Das hat dann immer wieder er gebrochen, zum Teil einfach nur mit einem Kuss-Smiley. Und er sagt auch bis heute, dass er nicht einfach so aus meinem Leben verschwinden wird, wenn ich ihn nicht zum Teufel schicke. – Und da sind wir wieder bei der Frage, ob ich das tun sollte. … Wenn ich das alles also als Kampf um mich betrachte, dann tut er das ja. Das ist aber sicherlich nicht die Art von Kampf, die du meinst und eigentlich auch nicht unbedingt das, was ich mir darunter vorstelle. Auf der anderen Seite hat mir ein Bekannter, der in diesem Bereich arbeitet, mal gesagt, es sei schon ziemlich viel, dass er sich immer und egal, wie dreckig es ihm gerade gehen mag, von selbst meldet. Manche Depressive könnten nicht einmal das, sondern hätten im Gegenteil schon Schwierigkeiten, auf Kontaktversuche anderer adäquat zu reagieren. Was ich davon halten soll, weiß ich natürlich nicht, weil mir selbst da die Erfahrung fehlt.

Die Art und Weise, wie du das schreibst, mit dem kleinen Jungen, der sich selbst nicht in den Griff kriegt, finde ich ehrlich gesagt irgendwie ziemlich unfair. Wir reden hier weiß Gott nicht von einem kleinen, hilflosen Jungen oder jedenfalls nicht von jemandem, der – gefühlsmäßig betrachtet – kleiner und hilfloser ist, als ich. Eher im Gegenteil. Daran, sich selbst in den Griff zu kriegen, arbeitet er ja. Die Frage ist, ob das auch was bringen wird.

Auf der anderen Seite wieder: leere Erwartungen und Hoffnungen – das ist es ja gerade, was mir so weh tut im Moment. Auch, dass er eben anscheinend keine Entscheidungen treffen kann. Das habe ich früher mit Sicherheit auch nicht so empfunden. Und da sind wir schon wieder bei dem, was mich derzeit so beschäftigt: Sollte ich nicht vielleicht noch mehr Rücksicht darauf nehmen, dass er derzeit krank ist und eben keine Entscheidungen treffen kann und dergleichen? Aber das zieht sich ja jetzt auch schon über ein Jahr und irgendwann muss es dann doch auch mal wieder gut sein und mein Geduldsfaden solle zu Ende sein.

Als weiterer Aspekt kommt dann bei mir irgendwie auch noch dazu, dass es eben nicht nur einfach so weh tun würde zu gehen, sondern ich – mehr oder weniger – das Gefühl habe, dass mir selbst dann eine wichtige Stütze fehlen würde, um mein eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen oder in Ordnung zu halten, denn er war es ja schließlich, der mir irgendwo meine eigenen Defizite aufgezeigt und bisher bei ihrer Bewältigung geholfen hat.
neverever
 

Re: "Freund" psychisch krank - und selbst vielleicht auch sc

Beitragvon whatsoever » Sa. 23.11.2013, 14:37

Wie alt seid ihr beiden eigentlich? Das ist ja immer ein ausschlaggebender Aspekt
um zu beurteilen wie man an ein Problem / Thema ran geht. Als Beispiel: Du bist 16,
du findest deine erste Liebe und egal wie sehr dich dein geliebter nicht beachtet oder
dir schadet du bist blind vor Liebe und siehst nur die guten Seiten an ihm. // Mit 30
hast du deine Erfahrungen schon mehr oder weniger gesammelt und obwohl es schmerzt
weißt du, wenn du realistisch bleibst, dass es einfach keinen Sinn mehr hat. Okay auch
wenn für mich dein Fall ganz klar ist und es aus meiner Sicht nur einen vernünftigen
Ausweg gibt will ich dich fragen: Wo siehst du dich in ein paar Jahren mit ihm? Glaubst
du er wird die Entschlossenheit dazu haben sich zu bessern? Ist es das wirklich wert,
oder soll ich lieber meinen eigenen Weg gehen, mein Leben in vollen Zügen genießen
und mich später erst an jemanden binden der mindestens genauso viel Erfahrung hat
wie ich und es ernst meint? Die Fragen solltest du dir selber ersteinmal stellen und be-
antworten ich denke, dass sollte dir helfen. Im Endeffekt bist du die Einzige die eine
Entscheidung treffen kann. Ich kann dir nur deine Perspektiven nennen und
dir Ratschläge geben. Ich glaube aber daran, dass du die einzig richtige Entscheidung
treffen wirst. Viel Glück.
whatsoever
 

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