Soziale Isolation

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Di. 05.11.2013, 14:40

Da ich momentan niemanden habe, an den ich mich wenden könnte, habe ich mich entschlossen, hier mal über meine derzeitige Situation zu schreiben.

Ich fühle mich sozial fast vollkommen isoliert. Meine einzigen nennenswerten sozialen Kontakte sind derzeit meine Eltern und das kann es als 25-jähriger doch echt nicht sein.

Ich habe schon soviel probiert, um neue Leute kennenzulernen, war eine Zeit lang viel aus, habe versucht, mehr aus mir herauszugehen (ich bin eigentlich total introvertiert und scheu), habe versucht, bei meinen sonstigen Aktivitäten mit Leuten in Kontakt zu kommen, treibe mich seit geraumer Zeit auf diversen Online-Plattformen herum...

Nichts hat mir irgendwas gebracht. Ich bin eigentlich fast nur noch alleine. Es fühlt sich für mich so an, als geht das Leben "draußen" irgendwie weiter und bei mir steht die Zeit still. Nichts passiert, ich habe dementsprechend nichts zu erzählen, was mich natürlich nur noch uninteressanter macht.

Zum Glück habe ich wenigstens die Musik. Das ist das Einzige, was derzeit noch da ist...

So, genug gejammert, ich musste das nur mal los werden. Falls es jemandem ähnlich gehen sollte (und auch sonst) sind Kommentare ausdrücklich erwünscht!
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Mirai » Di. 05.11.2013, 17:42

Hallo! Was machst du denn momentan beruflich? Ausbildung, Studium, Arbeit?

Mir ging es in der Schulzeit oft so, dass ich mich selbst isoliert habe und manchmal tat das schon weh, aber ich denke, das ist bei mir auch ein typisches Verhalten.
Was machst du denn so hobbymäßig? Bei mir ist es so, dass ich kein einziges Hobby habe, bei dem ich mich mit irgendeinem anderen Menschen treffen müsste.

Interessant wäre es zu wissen, was du momentan so beruflich machst, denn da ist die Chance sehr groß, irgendwie Kontakte zu knüpfen.
Ich bin jetzt seit kurzem Student und merke, wie gut es mir tut, endlich mal wieder unter Menschen zu kommen. Das hilft schon sehr.
In den Monaten zwischen Abitur und Studium habe ich fast nur Animes geschaut und gelesen, aber das kann natürlich kein Dauerzustand sein.

So, das war mal ein kurzer Kommentar mit meinen persönlichen Erfahrungen zu dem Thema.
Ich hoffe, du bekommst noch einige Rückmeldungen hier, denn es gibt ja viele introvertierte Menschen (vor allem im Internet).

Liebe Grüße! :wink:
Mirai
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Bombay » Di. 05.11.2013, 19:34

Hallo Canis,
das Problem der sozialen Isolation kenne ich leider nur zu gut. Bis vor ca. 2-3 Jahren habe ich mich ebenfalls fast komplett von der Außenwelt abgeschottet. Außer zur Schule ging ich nirgendwo hin, da mich auch irgendwie niemand mochte; dieses Gefühl hatte ich zumindest.
Mit einer einzigen guten Freundin habe ich mich nur ganz selten mal getroffen. Ansonsten war ich auch viel im Internet unterwegs, vor allem in einem bestimmten Chatroom, einer 3D-Welt, in der man mit seiner eigenen erstellten Figur herumlaufen und sich mit Leuten "unterhalten" kann. Dort fühlte ich mich verstanden und nicht allein. Ich habe sogar eine "Chatbeziehung" geführt, und genau das brachte mich zur Chatsucht. Diese Person machte es mir auch nicht gerade einfacher, denn immer, wenn ich den Chat verlassen wollte, oder nicht zur verabredeten Uhrzeit im Chat erschien, wurde er immer sauer. Da ich ihn aber leider mochte, war ich Tag für Tag bis zu 8 Stunden im Internet. Mein Rekord an einem Wochenende waren 21 (!) Onlinestunden.
Doch irgendwann merkten meine Eltern und ich selbst auch, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Aus verschiedenen Gründen wurde ich dann auf ein Zentrum für psychisch kranke Menschen aufmerksam.
Dort gibt es unter anderem ein Café mit einer großen Auswahl an Freizeitangeboten, die ich bis heute gerne und regelmäßig wahrnehme. Die Menschen dort sind auch sehr nett und es sind auch Gleichaltrige dabei. So habe ich es vor etwa 2 Jahren geschafft, aus meinem Schneckenhaus rauszukommen. Am Wochenende habe ich zwar immer noch Schwierigkeiten, da ich mich leider immer noch nicht so recht traue, mich mit jemandem zu verabreden, aber wenn mich dann mal jemand fragt, ob ich etwas machen möchte, sage ich auf jeden Fall nicht mehr Nein, so wie es früher war.

Auch, wenn du vielleicht nicht psychisch krank bist, könntest du ja vielleicht mal nach einem solchen Zentrum in deiner Nähe googlen und dich informieren. Das ist ein Ratschlag, den ich dir geben kann. :)

Liebe Grüße, Bombay
Bombay
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Di. 05.11.2013, 20:50

Mirai hat geschrieben:Hallo! Was machst du denn momentan beruflich? Ausbildung, Studium, Arbeit?


Ich bin schon länger zuhause. Das ist ja das Hauptproblem...
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Di. 05.11.2013, 20:53

Bombay hat geschrieben:Auch, wenn du vielleicht nicht psychisch krank bist, könntest du ja vielleicht mal nach einem solchen Zentrum in deiner Nähe googlen und dich informieren.


Vielen Dank erst mal. Also ich bin leider schon krank. Ich bin auch im betreuten Wohnen des psychossozialen Zentrums bei uns in der Stadt und besuche zusätzlich einmal die Woche 'ne Skills-Gruppe. Aber irgendwie finde ich zu niemandem den richtigen Draht. Ich bin wohl einfach zu scheu geworden
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon EwigeMutter » Di. 05.11.2013, 22:26

Es ist sicherlich schwer für andere, mit Dir Kontakt aufzunehmen,wenn Du keinerlei diesbezügliche Signale aussendest.
Jemand der so scheu ist,hat es sicherlich schwer.Du musst aber in einer Gruppe auch das Signal aussenden: "Hey,ich will mit Euch reden!"....sonst denkt jeder,Du möchtest für Dich bleiben.
Hast Du keine Themen,über die Du in einer Gruppe einfach mal mit jemandem "quasseln" könntest? Musik zum Beispiel? Einfach mal jemanden fragen:" Kennst Du die Gruppe XY? Ich bin ein totaler Fan von dieser Musik.....was hörst Du denn so? "
Über lockere Gespräche kann man in Kontakt mit anderen Menschen kommen.
Du wohnst doch in einer Art Wohngruppe,oder?
Hast Du denn dort niemanden,mit dem Du Dich anfreunden könntest?
Magst Du allgemein die Menschen nicht so leiden? Hast Du viele schlechte Erfahrungen
mit Deinen Mitmenschen machen müssen?

Was hast Du denn außer Musik noch für Interessen?
Vielleicht kannst Du über ein Hobby oder über eine Sportgruppe in Kontakt mit anderen kommen.
Du schreibst,dass Deine bisherigen Versuche was die Kontaktsuche angeht, nichts gebracht haben....was meinst Du damit? Wurdest Du abgelehnt ? Waren die Leute ,die Du getroffen hast nicht "in Ordnung"?
Vielleicht erwartest Du zu viel.Es dauert immer eine Weile,bis aus einem losen Kontakt eine Freundschaft wird.Man muss etwas gemeinsames haben,das einen irgendwie verbindet....ein Hobby,eine Vorliebe oder ein gemeinsames Erlebnis.
Kann es sein,dass Du zu schnell aufgibst oder dass Du es nicht schaffst, immer wieder auf die Leute zuzugehen?
EwigeMutter
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Mi. 06.11.2013, 10:07

Nun ja, ehrlich gesagt habe ich das alles schon durch. Ich bin auf Leute zugegangen, hab versucht, mich mit ihnen über Musik oder andere Interessen zu unterhalten und so weiter...

In der Gruppe sind außer mir nur Frauen, die aufgrund ihrer Vergangenheit Angst vor Männern haben. Die reden fast gar nicht mit mir.

Es stimmt auch, dass ich kein großer Menschenfreund bin, allerdings weiß ich auch, dass wir von Natur aus keine Einzelgänger sind.

Bisher hatte von den Personen, mit denen ich in den letzten Jahren Kontakt hatte, niemand Interesse daran, sich mit mir anzufreunden. Und ich renne keinem mehr hinterher, ein ganz klein wenig Würde habe ich ja nun auch noch.

Klar gebe ich inzwischen schneller auf. Ich weiß, dass sich sowas nicht in zwei Tagen entwickeln kann, aber ich habe Angst, mich zu sehr reinzuhängen...
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon TickTack » Mi. 06.11.2013, 15:26

Hey Canis_Lupus,

du magst Musik-sind Konzerte und Festivals für dich interessant? Da könnte man Kontakte knüpfen.

Ich kann deine Meinung verstehen, dass du nicht hinterher rennen magst und auch, dass du dich nicht zu viel reinhängen willst.

Könntest du dir was in Sachen Verein oder Ehrenamt vorstellen?
TickTack
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Mi. 06.11.2013, 15:36

TickTack hat geschrieben:Du magst Musik-sind Konzerte und Festivals für dich interessant? Da könnte man Kontakte knüpfen.

Klar, ich bin öfter auf Konzerten. Allerdings eigentlich immer alleine. Da die meisten Leute zu zweit oder in der Gruppe da hingehen, ist das auch nicht gerade ideal für mich. Ich will mich da nicht reindrängen. Wollen viele auch gar nicht.

TickTack hat geschrieben:Könntest du dir was in Sachen Verein oder Ehrenamt vorstellen?

Ich hab über zehn Jahre Fußball gespielt, aber richtigen Anschluss habe ich da auch nie gefunden.
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon EwigeMutter » Mi. 06.11.2013, 20:48

Hmmm....das hört sich irgendwie an,als ob Du ehr so der Typ "Einsamer Steppenwolf" bist....(und sein möchtest?)
Hinterherlaufen hört sich so negativ an....ich denke aber,wenn man einen Freund gewinnen möchte,braucht man einen langen Atem.Natürlich muss auf beiden Seiten Sympathie da sein.
Hast Du Sympathie für jemanden?
Vielleicht wirkst Du (unbewusst) ablehnend auf Deine Mitmenschen?
Was sagen denn die Therapeuten/Betreuer zu Deinem Problem?
EwigeMutter
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Do. 07.11.2013, 09:08

EwigeMutter hat geschrieben:Hmmm....das hört sich irgendwie an,als ob Du ehr so der Typ "Einsamer Steppenwolf" bist....(und sein möchtest?)

Das ich zum Wolf einen besonderen Bezug habe, ist, denke ich, offensichtlich. ;) Aber das ich das sein möchte... Ich denke nicht, dass das der Fall ist. Sonst würde ich ja nicht so sehr darunter leiden.

EwigeMutter hat geschrieben:Hast Du Sympathie für jemanden?

Natürlich gibt es schon Menschen, die mir sympathisch sind. Aber das scheint irgendwie nie so richtig auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

EwigeMutter hat geschrieben:Vielleicht wirkst Du (unbewusst) ablehnend auf Deine Mitmenschen?
Was sagen denn die Therapeuten/Betreuer zu Deinem Problem?

Ich versuche eigentlich, aus mir herauszugehen und achte bewusst darauf, nicht zu negativ rüberzukommen. Ob mir das gelingt, kann ich nicht beurteilen, sieht aber eher nicht danach aus. ^^
Meine Therapeutin sagt, dass ich eigentlich schon alle Dinge beherzige, die sie mir auch an's Herz legen würde.
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Berenice » Do. 07.11.2013, 15:01

Du brauchst eine große Portion Durchhaltevermögen!

Das was dir fehlt, kannst du nicht "im Kopf" erreichen; es geht halt NUR über Kontakte, über das aktive Anknüpfen - und da kaum jemand an deiner Tür klingeln wird, um dich kennenzulernen, wirst du erst einmal gegen dein Gefühl weiter raus in die Löwengrube *Scherz* :) gehen müssen.

Überleg dir, vielleicht zusammen mit deiner Therapeutin, noch mal genau, welche Orte dir am wenigsten Angst einflößend erscheinen und wozu du eine Affinität hast. Es nützt dir ja wenig, wenn dir hier jemand empfiehlt, dich z. B. einem Gospelchor anzuschließen, wenn du weder gern singen noch eine Kirche von innen sehen magst.

Übrigens: Wo auch immer du hingehst, zu welcher Gruppe du Kontakt aufnimmst - du musst schon eine Weile dabei bleiben und einfach mitmachen, damit sich überhaupt Näheres ergeben kann. Ein häufiger Fehler ist, nur nur kurz irgendwo rein zu gucken, um gleich festzustellen: "Das ist für mich nichts" und nie wieder hinzugehen. Kontakte brauchen aber oft eine Weile, um sich aufzubauen.

Erst wenn du aufgibst und dich noch weiter zurückziehst, hast du verloren; solange du die Herausforderung annimmst und weiter und immer wieder weiter machst, sind Chancen da, und irgendwann wirst du auch Treffer landen, ganz sicher. Betrachte es als wichtigste derzeitige Aufgabe in deinem Leben - vor allem FÜR dein Leben und steck deine ganze Kraft hinein, dann wird - nein, dann muss es klappen.
Berenice
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Canis_Lupus » Do. 07.11.2013, 15:43

Berenice hat geschrieben:Überleg dir, vielleicht zusammen mit deiner Therapeutin, noch mal genau, welche Orte dir am wenigsten Angst einflößend erscheinen und wozu du eine Affinität hast.

Orte machen mir keine Angst, das schaffen wenn überhaupt nur die dazugehörigen Menschen. Im Moment fehlt mir ehrlich gesagt die Kraft, um einfach weiterzumachen. Ich bin echt am Ende, sowohl psychisch als auch physisch. Ich wüsste auch gar nicht, was ich noch probieren könnte, mir fällt nix Neues mehr ein... ;(
Canis_Lupus
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon Berenice » Do. 07.11.2013, 15:49

Ich meinte mit "Orten" die dazugehörigen Menschen, die sich dort einfinden, natürlich keine Häuser oder Plätze o. ä. :)

Allerdings, so wie du jetzt zuletzt antwortest, klingt es schon sehr entmutigt und deprimiert. Hast du mit deiner Therapeutin schon einmal darüber gesprochen, ob sich für dich eine entsprechende Therapie- bzw. Kurklinik finden ließe, in der du einige Wochen verbringen und auftanken könntest?

Dort, in dieser geschützten Atmosphäre, würdest du im übrigen auch Menschen kennenlernen ....
Berenice
 

Re: Soziale Isolation

Beitragvon EwigeMutter » Do. 07.11.2013, 16:01

Ach,das alles scheint ein wenig verfahren und Du bist so entmutigt.... :troest:
Vielleicht musst Du einfach mal eine Weile zu Atem kommen.
Ein Ortswechsel vielleicht?
Mal wegfahren und andere Luft schnuppern? Einfach mal eine kleine Pause von den Problemen nehmen?

Ich habe vor kuzem einen neuen Kurs angefangen,- Entspannung im Wasser sozusagen und da gibts sehr nette Leute und wir verstehen uns nach wenigen Malen schon sehr gut.
Vielleicht wäre doch noch mal ein Kurs zu einem interessanten Thema eine Möglichkeit?
Etwas neues lernen,- eine Sprache,ein Instrument eine Handwerkstechnik und das Ganze möglichst mit Gleichgesinnten?
Der Mann einer Freundin hat zum Beispiel eine Foto-Gruppe.Die treffen sich regelmässig,reden über ihre Bilder, gehen ins Labor (die machen noch einiges analog!) und machen auch Ausflüge zusammen.Das ist eine richtig nette Truppe,der älteste ist fast 80 ,der jüngste Mitte zwanzig.
Vielleicht möchtest Du Goldschmieden lernen oder Programmieren ?
Es gibt so viele Angebote....
Oft sind es gemeinsame Interessen,die einen verbinden.

Ansonsten kann ich Dir nur sagen: Gib nicht auf!....und:
Wir sind ja auch noch da,also hast Du doch wenigstens ein paar Ansprechpartner.... :wink:
EwigeMutter
 

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